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Veröffentlicht am 18.10.2024

Harter Tobak

Das Kind
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Strafverteidiger Robert Stern ist erstaunt, als seine Exfreundin Carina anruft. Die junge Krankenschwester bittet ihn, sich mit einem ihrer Patienten zu treffen.

Simon Sachs ist schwer krank, möchte ...

Strafverteidiger Robert Stern ist erstaunt, als seine Exfreundin Carina anruft. Die junge Krankenschwester bittet ihn, sich mit einem ihrer Patienten zu treffen.

Simon Sachs ist schwer krank, möchte vor seinem Tod noch sein Gewissen erleichtern und vergangene Morde, die er verübt hat, gestehen.

Einer dieser Morde ist 15 Jahre her und Simon Sachs führt Stern zu dem Skelett. Nur wie kann das sein? Denn Simon Sachs ist zehn Jahre alt und war also zum Zeitpunkt des Mordes noch gar nicht geboren.


Sebastian Fitzek und ich, das ist so eine Hassliebe. Bei bisher neun Büchern, die ich von ihm gelesen habe, konnte keines die volle Punktezahl erreichen. Auch hier bei Nummer zehn reicht es nicht für fünf Sterne. Dafür sind mir seine Geschichten einfach oftmals und stellenweise zu wirr. Auch in "Das Kind" setzt er wieder Wendungen ein, die die Handlung leicht chaotisch machen.

Das Thema Seelenwanderung und Reinkarnation steht stark im Vordergrund und ist im ersten Teil plotgebend. So wusste ich nie, ob die Story doch noch Richtung Wiedergeburt abdriftet. Denn Fitzek würde wohl ohne Skrupel dem Leser eine Lösung in diese Richtung präsentieren. Ich hatte über weite Teile keine Idee, in welche Richtung die Handlung gehen wird und das hat mir gut gefallen. Bei Fitzek ist eben nie etwas vorhersehbar. Er dreht an der Handlung, bis man komplett überrascht da sitzt und staunt über so viel Einfallsreichtum. Allerdings war mir die Lösung in der Frage, wie es sein kann, dass ein Junge Morde gesteht, die vor seiner Geburt verübt wurden, zu einfach gestrickt und etwas mager.

Das zweite zentrale Thema ist harter Tobak und für mich eines der abscheulichsten Verbrechen, die die gestörten Täter auf dieser Welt begehen. Fitzek hat etliche Passagen so geschrieben, dass einem wortwörtlich das Blut in den Adern gefriert. Psychothriller von der härtesten Sorte.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Was ist wahr?

Ohne jeden Zweifel
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Als Einzelkind hat Daniel eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Tilda und Chris haben alle Zelte in London abgebrochen und sich eine Farm in Schweden gekauft, auf der sie ihren Lebensabend verbringen wollen. ...

Als Einzelkind hat Daniel eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Tilda und Chris haben alle Zelte in London abgebrochen und sich eine Farm in Schweden gekauft, auf der sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Sie scheinen glücklich und zufrieden. Deshalb fällt Daniel aus allen Wolken, als sein Vater ihn anruft. Tilda musste hospitalisiert werden, denn sie leidet unter Wahnvorstellungen. Tilda, die sich selbst aus der Klinik entlösst und zu Daniel nach London flieht, erzählt eine ganz andere Version. Sie werde in dem kleinen Ort und in der engen Gemeinschaft unterdrückt und drangsaliert. Die Tochter des Gemeindeoberhauptes sei verschwunden, denn diese habe sich ebenfalls gewehrt.

Wem soll Daniel glauben?


Die Geschichte, die die Zerrissenheit von Daniel in den Mittelpunkt stellt, hat mich von der ersten Seite an gepackt. Einerseits erfährt er von seinem Vater, wie krank und psychotisch Tilda ist. Andererseits erzählt seine Mutter Tilda, wie sie ihr Leben in Schweden erlebt. Als Beweis zieht sie Briefe, Listen, Aufzeichnungen und Fotos aus ihrer mitgebrachten Ledertasche. Fast die ganze Geschichte ist wie ein langes Gespräch zwischen Daniel und Tilda aufgebaut. Die Vorkommnisse in Schweden erfährt man aus der Erzählung Tildas. Sehr oft enden die Kapitel mit einem Cliffhanger, diese verleiten dazu schnellstens weiterzulesen.

Man ahnt es, Daniel ist hin - und hergerissen und fragt sich, was Tildas Wahnvorstellungen geschuldet ist und was sich tatsächlich ereignet hat. Wie Daniel ging es auch mir. Ich wusste lange nicht, was ich glauben soll. Diese Zweifel sind ganz klar der starke Kern der Geschichte. Einige der Beweise, die Tilda da aus der Ledertasche zaubert, empfand ich als langatmig. Ich denke da an Tagebucheinträge, die Holzsammeln, entdeckte Fussabdrücke und Elchsichtungen im Wald betreffen.

Immer wieder gibt es ganz viel Schweden-Feeling mit mystischen Wesen, wie Trolle oder Bootsfahrten auf dem Fluss. Die letzten Kapitel sind in der Gegenwart geschrieben und mehr als überraschend. Damit wirft der Autor meine ganzen Annahmen über Bord und diese Wendung hat mich sehr begeistert.

Dies war mein erstes Buch von Tom Rob Smith und wird sicher nicht mein letztes sein. Ich mochte sehr, wie er durch den ungewöhnlichen Aufbau die Handlung mit nur wenigen Passagen in der Gegenwart trotzdem fesselnd behält.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Die Grube, die man gräbt ...

Dunkler Abgrund
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Als neue Justizministerin Norwegens muss Clara Lofthus den Spagat zwischen Karriere und Kindern vollbringen. Ihre beiden Jungs, die Zwillinge Andreas und Nikolei, erzieht sie seit dem Tod von Haavard alleine. ...

Als neue Justizministerin Norwegens muss Clara Lofthus den Spagat zwischen Karriere und Kindern vollbringen. Ihre beiden Jungs, die Zwillinge Andreas und Nikolei, erzieht sie seit dem Tod von Haavard alleine. Drohbriefe, die kurz nach ihrer Wahl eintreffen, machen ihr Angst. Trotzdem will sie ihren Söhnen ein möglichst normales Leben ermöglichen. An einem Freitagabend, als sie nach einem langen Arbeitstag endlich zu Hause in Oslo ankommt, sind Andreas und Nikolei verschwunden. Ein Brief, der in der Wohnung liegt, bestätigt Claras Befürchtungen: ihre Söhne wurden entführt. Clara macht sich mithilfe ihres Chauffeurs auf die Suche und erkennt sehr rasch, dass ihre Vergangenheit mit der Entführung der Zwillinge zusammenhängt.


Nach "Tiefer Fjord" ist dieses Buch der zweite Band mit Clara Lofthus. Im ersten Band war vor allem ihr Mann Haavard im Vordergrund, dieser ist ja nun tot und Clara bekommt mehr Präsenz. Die Umstände von Haavards Tod sind ...sagen wir es mal so ... mehr als überraschend und eine eigentlich logische Entwicklung nach Band eins. Den Start in die Geschichte empfand ich als zu sehr in die Länge gezogen, dafür wird es nach einem Drittel spannend und entwickelt Sog. Dieser zweite Band kann meiner Meinung nach auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band gelesen werden.

Ruth Lillegraven hat durch ihre Perspektivwechsel, die kapitelweise eine andere Figur in Ich Perspektive erzählen lassen, einen lebendigen und abwechslungsreichen Thriller geschaffen. Einerseits erzählen die Zwillinge ihre Sicht der Dinge, dann wieder Carla selbst oder Personen aus ihrem Umfeld. Gerade Letztere zeigen, wie sehr Carla ihr Umfeld zu täuschen weiss und wie gut, sie die Fassade aufrecht hält. Die Kriminalität geschieht hinter der Fassade der herausragenden Karriere und der Sorge für die Kinder.

Ich war sehr gespannt zu erfahren, wie Carla sich aus der Grube, die sie sich gegraben hat, wieder hinaus manövrieren will.

Die Protagonistin Carla ist sicher eine Figur, die polarisiert. Auch bei mir. Denn zeitweise hat sie mir leidgetan, dann hat mich ihre kalte und unnahbare Art wieder sehr geschockt.

Ruth Lillegraven hat wieder einen Thriller mit einem neuartigen Aufbau zu einem bekannten Thema " Kinder einer Person, die in der Oeffentlicheit steht, werden entführt" geschaffen. Neu ist die Entführung mit der Verbindung zu der Vergangenheit und wie die Geschichte aufgebaut und strukturiert ist. Auch neu ist die Auflösung der Entführung. Diese hat mich regelrecht begeistert und ist schlussendlich sehr stimmig mit dem Vorlauf der Entführung.

Die Botschaft der Geschichte, dass man immer bekommt, was man verdient, passt wie die Faust aufs Auge.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Gut!

Finsterhaus
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Der 42-jährige Immobilienmakler Thomas Ahlström und sein kleiner Sohn werden von Frau und Mutter Jenny vermisst gemeldet.

Sie war beruflich unterwegs und Thomas, der in Elternzeit ist, war währenddessen ...

Der 42-jährige Immobilienmakler Thomas Ahlström und sein kleiner Sohn werden von Frau und Mutter Jenny vermisst gemeldet.

Sie war beruflich unterwegs und Thomas, der in Elternzeit ist, war währenddessen bei dem 14 Monate alten Hugo. Als Jenny abends nach Hause kommt, sind ihr Mann und Sohn spurlos verschwunden.

Kommissarin Hannah Duncker und ihr Kollege Erik Lindgren drehen auf Oelland jeden Stein um. In einem leerstehenden Haus machen sie eine schreckliche Entdeckung.


Nachdem ich Teil eins, "Nachttod" regelrecht verschlungen habe, freute ich mich sehr auf diesen zweiten Teil. Der Aufbau und die Kapiteleinteilungen verlaufen in ähnlichem Schema wie der erste Teil. Wieder wird in eingeschobenen und eher kurzen Kapiteln, ebenfalls wieder mit "der letzte Tag" gekennzeichnet, die letzten Stunden der Opfer nacherzählt. Die restliche Handlung wird in Tagen strukturiert aus der Sicht verschiedener Figuren, chronologisch erzählt. Dabei steht Hannah, die noch nicht lange zurück auf Oelland, wo sie aufgewachsen ist, im Mittelpunkt. Ihre private Geschichte, die Vergangenheit, in der ihr Vater eines Verbrechens für schuldig erklärt wurde, geht nahtlos weiter, wo Teil eins geendet hat. Ich erachte es als wichtig "Nachttod" gelesen zu haben, bevor "Finsterhaus" gelesen wird.

Der Fall um den verschwundenen Immobilienmakler und seinen kleinen Sohn empfand ich als etwas lahm. Zwar habe ich mich oft gefragt, was denn genau geschehen ist und nach dem bedeutungsvollen Fund in dem alten Haus, wird diese Frage noch drängender. Aber irgendwie wird das Ganze zu wenig eindringlich erzählt. Auf dem Klappentext steht "Eine Insel sucht einen Mörder und ein entführtes Kind"... etwas, was doch Stoff bietet für Gänsehautpassagen? Diese habe ich leider nicht so richtig gespürt. Meiner Meinung nach hätte da mehr Dramatik hineingehört. Positiv empfand ich die überzeugenden ( und schlussendlich falschen) Fährten, die die Autorin gelegt hat.

Zum Schluss wird der Uebergang zu Teil drei " Dunkelwald" eingeleitet. Dies mit der über alle Teile gehenden Geschichte rund um Hannah und ihren Vater und dies mit einem Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Cold Cases!

All das Böse, das wir tun
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Teenager Amala Cavalcante steht schon vor der Haustüre ihres Elternhauses, den Schlüssel hat sie bereits in das Türschloss gesteckt, als der Entführer sie schnappt.

Diese Tat erinnert an die Entführungen ...

Teenager Amala Cavalcante steht schon vor der Haustüre ihres Elternhauses, den Schlüssel hat sie bereits in das Türschloss gesteckt, als der Entführer sie schnappt.

Diese Tat erinnert an die Entführungen zahlreicher junger Mädchen 30 Jahre zuvor.

Der Serientäter, der "Perser" genannt wurde, wurde Dank der Polizistin Itala Caruso gefasst und dingfest gemacht. Hat ein Nachahmungstäter Amala entführt? Ihre Tante, Anwältin Francesca Cavalcante, versucht Verbindungen zwischen den alten Fällen und der Entführung von Amalia zu ziehen.


Auf zwei Zeitebenen, säuberlich getrennt in eigenen Kapiteln und klar deklariert, wird dieser Thriller erzählt. Ein Thriller, der abscheuliche Verbrechen enthält. Sehr junge, 14 bis 17- jährige Mädchen werden entführt und gefangen gehalten. Diese Entführungen ereignen sich in der Gegenwart sowie dreissig Jahre zuvor! In der Vergangenheit nur mit Distanz und Blick der Polizistin Itala Caruso. Sie hat so einiges auf dem Kerbholz und war massgeblich beteiligt, dass der Serientäter, der "der Perser" genannt wird, überführt wurde. Itala ist zudem alleinerziehend und fürchtet, dass ihr kleiner Sohn Cesare seinem Vater nachschlägt. Im Dauerclinch mit ihrer Schwiegermutter, die den kleinen Cesare beaufsichtigt, fährt Itala öfters einmal die Krallen aus. Ehrlich gesagt, war mir die Ispettrice Caruso, wie sie gerne genannt wird, nicht sonderlich sympathisch. War sie doch massgeblich beteiligt daran, dass einem Unschuldigen belastende Beweise untergejubelt werden.

30 Jahre und mehr danach ereignet sich ein erneuter Entführungsfall. In Citta del Fume wird Amala Cavalvante vor der Haustüre ihres Elternhauses entführt. Der Täter hält sie gefangen und anders als in der Vergangenheit erfährt man als Leser nun, was das Opfer alles durchmachen muss. Diese Kapitel sind Thriller und Gänsehaut pur. Nicht nur, dass die Verzweiflung des Opfers richtig durchsickert, es gibt auch einige Gänsehaut-Szenen, die wohl niemanden kaltlassen.

Wie immer möchte ich auch den Schreibstil und den Plot bewerten. Die Idee hinter der Geschichte finde ich sehr gut und durchdacht. Die scheinbar gelösten Verbrechen der Vergangenheit, die sich indessen in der Gegenwart als Cold Cases entpuppen, lassen eine hervorragende Verbindung der beiden Zeitebenen zu. Sehr viel italienisches Flair, da die Story in der Lombardei handelt, wurde eingewoben. Leicht negativ aufgefallen ist mir der teilweise überbordende und detailverliebte Schreibstil. Manchmal hätte sich der Autor kürzer fassen können in Beschreibungen der örtlichen Details und in der Anzahl Figuren. Dies ist zeitweise doch sehr anspruchsvoll und hat mich den Blick auf die zentralen Bestandteile manchmal verlieren lassen.

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