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Veröffentlicht am 11.09.2017

Charmantes Buch über geplatzte und erfüllte Träume

Die Melodie meines Lebens
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Ist es möglich, der Gesellschaft auf charmante Art einen Spiegel vorzuhalten? Fragen wir doch mal Antoine Laurain.

"Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du alles noch mal genauso machen?" (Zitat ...

Ist es möglich, der Gesellschaft auf charmante Art einen Spiegel vorzuhalten? Fragen wir doch mal Antoine Laurain.

"Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du alles noch mal genauso machen?" (Zitat Buchrücken)

Nach 33 Jahren findet ein Brief der Firma Polydor seinen Weg in die Hände Alains: Seine Band "The Hologrammes" wurden zwecks Aufnahmen für einen Plattenvertrag eingeladen. Alain Massoulier, mittlerweile über fünfzig und praktizierender Arzt, beginnt, in Erinnerungen zu schwelgen und die ehemaligen Bandmitglieder nach langer Zeit zu kontaktieren.

"Wenn man jemanden ansieht, sieht man nur die Hälfte" (Zitat S. 128)

Anfangs ist der Roman sehr verwirrend, da viele Personen auf einmal vorkommen, diese aber uneinheitlich mal mit Vor-, mal mit Nachnamen genannt werden. Zudem wirkt das Ganze erstmal wie eine Aneinanderreihung von Personenbeschreibungen vergleichbar den Perlen auf einer Kette. Dadurch verkommt der rote Faden der Erzählung zu vielen kleinen roten Fäden, welche erstmal wieder zu einem Strang verknüpft werden müssen. Das Ziel des Buchs scheint vielmehr, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Die Geschichte um den nicht zustande gekommenen Plattenvertrag ist hierbei nur das Gerüst. So werden einzelne Charaktere und deren Schicksale teils doch recht überspitzt dargestellt, und das Spiegelbild, welches im Roman sichtbar wird, zeigt eine bunte Mischung aus Respektlosigkeit, schnell beleidigten und schlecht gelaunten Menschen, Oberflächlichkeit und Gehetzheit.

"... dass wir tatsächlich alle aus demselben Material wie unsere Träume sind und dass es an und ist, sie zu verwirklichen" (Zitat S. 253)

Die Auflösung, was es mit dem verpatzten Plattenvertrag auf sich hat, ließ mich zum Ende hin ein zweites Mal schmunzeln (beim ersten Mal war es das defensive Verhalten des Postbeamten auf den unter ein Regal gerutschen Brief). Leider fällt der Schluss des ohnehin bereits ein wenig überspitzt dargestellten Romans mir zu überzogen aus. Hier hat der Autor für meinen Geschmack die Chance vertan, dem Roman ein realistisches Ende zu verleihen. Doch der Refrain des Songs der "Hologrammes" bleibt als Kernaussage zu erkennen: Wir sind aus demselben Material unserer Träume und es ist an uns, sie zu verwirklichen.

Ein charmantes, kleines Buch über geplatzte Träume und "was wäre, wenn..."-Gedanken. Leider lässt die Buchbeschreibung einen anderen Verlauf erhoffen und wird dadurch wohl nicht nur bei mir zu Enttäuschungen führen.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Solide Story, unnötige Längen, mir fehlten wirkliche Highlights

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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Die Urban Promise Prep School gilt als Vorzeigeprojekt, um sozial gefährdete junge Männer in die Gesellschaft zu integrieren. Dass der Alltag an der Schule mittlerweile aus überzogenem, teils sogar entwürdigendem ...

Die Urban Promise Prep School gilt als Vorzeigeprojekt, um sozial gefährdete junge Männer in die Gesellschaft zu integrieren. Dass der Alltag an der Schule mittlerweile aus überzogenem, teils sogar entwürdigendem Drill besteht, wird nach außen nicht thematisiert. Erst der gewaltsame Tod des Schuldirektors, welcher am Schluss wie ein Despot über die Einrichtung herrschte, setzt etwas in Gang. Denn verdächtigt werden drei Schüler, die vehement ihre Unschuld beteuern. Da ihnen niemand glaubt nehmen sie die Ermittlungen eben selbst in die Hand.
Gleich zu Beginn wird man in einen Haufen aus Meinungen geworfen von Menschen, die sich herausnehmen, ein Bild von den Verdächtigen zu haben, ohne diese teilweise überhaupt zu kennen. Durch diesen Wust an Vorurteile und Vermutungen oder Auszügen aus Verhören bekommt das Thema gleich zu Beginn eine größere Dimension. In weiteren Perspektivwechseln begleitet man die drei Jungs, wie sie versuchen, erst sich gegenseitig zu überführen und dann, gemeinsam den wahren Täter zu finden. Das sich entwickelnde Teamwork war schön zu lesen, es gab einige Längen, die Auflösung war etwas vorhersehbar. Auch gibt es keine wirklichen Höhen und Tiefen, ein wenig fehlte mir das gewisse Etwas, um meine Begeisterung anzufachen. Vielleicht lag es auch an den Jungs selbst.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Fängt stark an, lässt stark nach

Anna O.
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An diesem Buch hat mich tatsächlich die Fragestellung gereizt, welche der Autor in seinem Buch thematisiert: Kann im Schlaf ein Verbrechen begangen werden?
Als Spezialist zu diesem Thema erhält Psychologe ...

An diesem Buch hat mich tatsächlich die Fragestellung gereizt, welche der Autor in seinem Buch thematisiert: Kann im Schlaf ein Verbrechen begangen werden?
Als Spezialist zu diesem Thema erhält Psychologe Dr Benedict Prince in der Schlafklinik The Abbey die Aufgabe, die seit Jahren im Dauerschlaf liegende Anna Ogilvy aufzuwecken. Anna O. steht im Verdacht, vor vier Jahren ihre Freunde erstochen zu haben, bevor sie in ihren Dauerschlaf fiel. Dabei steht die Frage im Raum, ob sie die Tat bewusst ausführte, während sie schlafwandelte, oder ob sie die Tat gar nicht begangen hat.
Das Buch fällt in die Kategorie der Bücher, in denen Personen, deren Job es nicht ist, einen Fall aufzuklären, sich mit überzogenem Eifer in die Aufklärung des Falles stürzen. Die kleinen Details rund ums Thema selbst und wie Benedict Prince versucht, Anna O. wieder in den Wachzustand zu bringen, fand ich ganz interessant zu lesen, wenn bisweilen etwas langatmig. Den Tatort aufwendig abgehen und die Morde rekonstruieren war jedoch in keinster Weise mehr sein Job, das wurd mir in dem Maße zu unrealistisch wie mich sein Privatleben mit seiner Exfrau irgendwann nicht mehr interessierte. Das Ende mit dem Twist war an sich thematisch ganz gut, jedoch fragte ich mich da auch nur in Bezug auf Benedict Prince, wie blöd muss man sein.
An sich hätte mir das Buch gefallen können, wenn dieser Benedict sich auf das Wesentliche fokussiert hätte. Stattdessen wurd er mehr und mehr zu einem planlos herumlaufenden Spielball für andere, was mir das Ganze zu sehr verleidet hat. Schade.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Slowburner mit zuviel Drama und Mimimi

Broken Heart Summer – Sunset Days
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Die zwei Freundinnen Rea und Maya verbringen den Sommer auf Hawaii, weil Maya dort ihren Vater suchen möchte, welchen sie nie kennengelernt hat. Zum Ende des Urlaubs ist es jedoch Rea, deren Leben komplett ...

Die zwei Freundinnen Rea und Maya verbringen den Sommer auf Hawaii, weil Maya dort ihren Vater suchen möchte, welchen sie nie kennengelernt hat. Zum Ende des Urlaubs ist es jedoch Rea, deren Leben komplett auf den Kopf gestellt wird. Ein Grund hierfür ist Cam, der mit Freunden und Familie auf Hawaii lebt.
Das Buch sorgt auf jeden Fall für Fernweh, manche Orte sind sehr schön beschrieben, für manche mag es evtl etwas zuviel sein. Rea und Maya sind sehr unterschiedliche Menschen: Während Maya in meinen Augen auf hohem Niveau nörgelt, wie doof ihre Mutter doch ist, obwohl diese Maya finanziell alles ermöglicht wie Reisen, Parties, Shoppingtouren und Hobbies nach Wunsch, projiziert sie so eine Art Wundervater in den Menschen, der sie wohl damals gezeugt hat und der nun eine Surfschule auf Hawaii betreibt. Dem gegenüber steht die bodenständige und übervorsichtige Rea, der ihre Mutter in den Kopf gesetzt hat, sie müsse Medizin studieren, damit sie die Familienschulden tilgen kann. Entsprechend kommt Rea mit einem Koffer voller Lehrbücher nach Hawaii, eine Reise, welche sie sich von ihrem letzten Ersparten abgeknapst hat.
Man merkt schon, die eine ist verwöhnt und naiv, die andere in ihrem Pflichtbewusstsein gefangen und einem Studium, welches sie gar nicht studieren will. Entsprechend ist vor allem bei Rea viel Entwicklungspotential, welches die Autorin auch nutzt, indem sie Rea auf Cam treffen lässt, der sie aus dieser Unglücksfalle befreit.
Was mir nicht gefiel ist die Vorhersehbarkeit vieler Handlungen, die Naivität und Überdramatisierung hier und da, Mayas Allüren auch Rea gegenüber und dass vieles wie nochmal explizit erklärt wirkt. So oft, wie Cams Vergangenheit erzählt wird, hätt ich schon eine Strichliste führen können. Insbesondere Mayas Perspektive verlor für mich schnell ihren Reiz, sie empfand ich schnell als unsympathische Egozentrikerin mit Hang zum Mimimi, unfähig zur Selbstreflexion. Reas Handlung hätte vollauf gereicht für eine Slowborn Romance, doch auch hier war zuviel unnötiges Drama, zuwenig Romance. Warum reden die Leute nicht einfach mal miteinander?! Mir war die Handlung zu langatmig und für eine Romance war mit der Rea-Anteil zu wenig, während Mayas Part fast schon störend wirkte.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Unlogisch agierender Protagonist

Mörderfinder – Stimme der Angst
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Dies ist der vierte Band der Reihe um Fallanalytiker Max Bischoff, welcher seinen Job bei der Polizei an den Nagel hing und seitdem selbstständig sowie im Lehrbereich tätig ist. Bisher mochte ich die Bände ...

Dies ist der vierte Band der Reihe um Fallanalytiker Max Bischoff, welcher seinen Job bei der Polizei an den Nagel hing und seitdem selbstständig sowie im Lehrbereich tätig ist. Bisher mochte ich die Bände ganz gern, insbesondere seitdem der psychologische Forensiker Marvin mit dabei ist. Letzterer hat diesmal das Ruder in meinen Augen nochmal gewaltig rumgerissen, denn das Verhalten von Max Bischoff empfand ich als absolut unlogisch und unglaubwürdig. Warum?
Nun, bei der Beerdigung seines früheren Mentors begegnet Max einer Frau, welche seiner früheren Liebe Jennifer Sommer erstaunlich ähnlich sieht. Zudem zeigt sie Merkmale häuslicher Gewalt, weitere Überschneidungen mit der einst brutal getöteten Jennifer folgen. Dass da was nicht so ganz stimmen kann, zumal diese plötzlich aufgetauchte Frau sich fortan regelrecht an Max ranschmeißt und ihm sonst was erzählt, um seinen Beschützerinstinkt zu triggern, sollte jedem klar sein. Auch Max, sollte man meinen. Ausgerechnet der Fallanalytiker ist hier leider doppelblind, während alle anderen um ihn herum Skepsis zeigen. Und dann gehen weitere Anschläge auf für Max wichtige Personen los, aber er trägt weiterhin 360-Grad-Scheuklappen. Da frag ich mich doch zu recht, ob so ein Typ nicht seinen Job verfehlt hat. Das hat mein Lesevergnügen jedenfalls gewaltig geschmälert, ist eben nicht so gut, wenn besagter Protagonist einem wiederholt auf den Keks geht.
Ich verbuch es mal unter dem Band, in dem Max Bischoffs belastende Vergangenheit einmal zur Sprache kommen sollte inklusive was seiner damaligen Liebe sowie seiner Schwester geschah. Und harre der Dinge auf einen hoffentlich wieder spannenderen Folgeband.

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