Zauberhaft und berührend - ein Highlight
Mr. Parnassus' Heim für magisch BegabteLinus Baker ist Sachbearbeiter in der Sonderabteilung des Jugendamtes für magisch begabte Kinder. Er ist ein vorbildlicher Mitarbeiter, immer pünktlich, immer schnell, lässt sich nichts zu Schulden kommen. ...
Linus Baker ist Sachbearbeiter in der Sonderabteilung des Jugendamtes für magisch begabte Kinder. Er ist ein vorbildlicher Mitarbeiter, immer pünktlich, immer schnell, lässt sich nichts zu Schulden kommen. Für einen neuen, sehr geheimen Auftrag wird er für mehrere Wochen in ein Waisenhaus auf eine einsame Insel geschickt. Dort ist Mr. Parnassus der Leiter und betreut Kinder und Jugendliche, die in kein Raster zu passen scheinen. Mit seiner sonst so regelkonformen Arbeitsweise kommt er dort nicht weit. Er lässt sich ein auf die ihm völlig fremde Welt und erlebt das größte Abenteuer seines Lebens.
Am Anfang dachte ich, dass das Buch eher für Jugendliche und Fantasyliebhaber geschrieben ist aufgrund des verspielten Covers. Ich wurde eines Besseren belehrt und habe ein neues Highlight entdeckt!
Zu Beginn bin ich noch nicht in den Bann der Geschichte gezogen worden, da erst einmal Linus Leben als Beamter und seine Einsamkeit und Stille zu Hause beschrieben wurden. Das war auch wichtig für die Geschichte, zeigt es doch Linus eintöniges und trockenes Leben, das er schon sein Leben lang führt. Sobald es allerdings zu dem Spezialauftrag kommt, den Linus betreuen soll, nimmt die Geschichte direkt an Fahrt auf. Der Autor beschreibt die Geschichte, die Charaktere und die Umgebung mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Die Kinder des Waisenhauses und Mr. Parnassus muten zuerst seltsam an und man kann Linus Beklemmung und sein Hadern mit der Situation nachvollziehen. Er als strikter Beamter kommt mit seinem Regelwerk der Behörde hier nicht weiter. Die Kinder werden einzeln beschrieben und sind einem sofort sympathisch trotz ihrer Eigenheiten. Sie sind einfach zauberhaft und man schaudert richtig mit, wenn ihre Geschichten und Vergangenheiten erzählt werden. Sie sind alles andere als "normal", aber im Verlauf der Geschichte merkt man selbst: was ist schon normal? Sollten wir nicht alle gleich behandeln und uns auf neue Gegebenheiten, Personen und Orte einlassen? Wie Kinder nun mal sind, nähern sie sich auch Linus an und schließen ihn ins Herz.
Die Veränderung in Linus Sicht- und Denkweise wird im Verlauf unglaublich gut beschrieben, denn er lässt sich auf diesen Prozess ein, nimmt sich die Zeit ohne Vorurteile sein Gegenüber kennenzulernen.
Auch Mr. Parnassus ist ein ganz wundervoller Charakter: herzensgut, geduldig und ruhig kümmert er sich um Kinder, die sonst durch das Raster der Gesellschaft fallen und verstoßen werden. Er ist stets um das Wohl der Kinder bemüht und schafft es mit seiner ihm ganz eigenen Art auch Linus "weichzuklopfen" und ihm zu zeigen, dass das Leben mehr bereit hält als sein Regelwerk und die Arbeit in der Behörde, wenn man sich darauf einlässt.
Als Leser schließt man jeden Charakter ins Herz und wünscht sich vor allem für die Kinder mehr Toleranz und Akzeptanz. Auch das Ende passt perfekt zur Geschichte und hätte nicht besser beschrieben werden können.
Für mich ein Jahreshighlight und eine ganz klare Empfehlung! Die Geschichte hallt nach und lässt einen mit Hoffnung zurück auf ein besseres Miteinander, wenn jeder einen kleinen Schritt nach vorne auf den anderen zugeht.