Der neue große Roman von Judith W. Taschler, die es „versteht, den Leser zu fesseln.“ Sebastian Fasthuber, Falter
Elisabeth ist das jüngste der vier Brugger-Kinder. Im Ersten Weltkrieg arbeitet sie als Lazarettschwester, nach dem Krieg studiert sie Medizin. Sie heiratet den Sohn einer alteingesessenen Wiener Ärztefamilie, der versehrt von der Südfront zurückgekehrt ist. Die beiden führen gemeinsam eine Praxis. Elisabeth kann die Augen nicht verschließen vor dem Elend der Frauen, die in ihrer Verzweiflung eine Engelmacherin aufsuchen. Sie muss sich die Frage stellen, wie weit sie bereit ist zu gehen … Eine besonders enge Beziehung hat sie zu ihrem Bruder Eugen, sie ist die Einzige, die von seiner Affäre mit der Frau seines Zwillingsbruders Carl weiß. Als Eugen eine Familie vor der SS versteckt, wird er selbst zum Gesuchten. War es Carl, der ihn verraten hat?
Die Autorin Judith W. Taschler ist mir nicht unbekannt.
Das Buchcover hat mich sofort angesprochen. Auf mich wirkt es fast ein wenig verspielt, harmonisch, friedvoll und doch auch ein wenig düster.
Zur ...
Die Autorin Judith W. Taschler ist mir nicht unbekannt.
Das Buchcover hat mich sofort angesprochen. Auf mich wirkt es fast ein wenig verspielt, harmonisch, friedvoll und doch auch ein wenig düster.
Zur Geschichte: Trotz aller Schwierigkeiten studiert Elisabeth während des ersten Weltkrieges Medizin.
Unterstützt wird sie nur von ihrem Bruder Eugen. Sie teilen Geheimnisse, die sie auch vor dem Zwillingsbruder Carl verbergen.
Mich hat das Buch total gefesselt. Es ist eine außergewöhnliche Lebensgeschichte.
Fazit: Das Buch sollte man unbedingt lesen. Ich dachte eine romantische Liebesgeschichte erwartet. Bekommen habe ich eine Familiengeschichte und ihre Geheimnisse in Kriegszeiten, sowie eine starke junge Frau, die ihren Weg trotz aller Widrigkeiten geht.
Ich würde doch jedem Leser empfehlen vorher mit der Familiengeschichte: Über Carl reden wir morgen, zu beginnen. Das ist aber persönliches Empfinden von mir.
Das neue Buch kann selbstverständlich auch separat gelesen werden. Es ist eine interessante Familiengeschichte.
Am packendsten an dem Roman „Nur nachts ist es hell“ von Judith W. Taschler fand ich den Erzählstil der Autorin. Sie schildert das Leben der Elisabeth Burger, die gegen alle Widerstände der Zeit Medizin ...
Am packendsten an dem Roman „Nur nachts ist es hell“ von Judith W. Taschler fand ich den Erzählstil der Autorin. Sie schildert das Leben der Elisabeth Burger, die gegen alle Widerstände der Zeit Medizin studieren und als Ärztin arbeiten kann. Sie muss sich aber nicht nur mit den gesellschaftlichen und politischen der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts auseinandersetzen, sondern auch mit den Geheimnissen ihrer Familie. So birgt fast jedes ihrer Mitglieder sein eigenes Geheimnis, das seinem Leben eine entscheidende Wendung gibt.
Erzählt wird aus Sicht Elisabeths selbst. Sie richtet sich dabei, wie man nach und nach erfährt, rückblickend an die Enkelin ihres Bruders Eugen.
Geschickt beginnt die Autorin mit einer Kurzversion des Lebens von Elisabeth, in der dem Leser blitzlichtartig einige Stationen ihres Lebens vor Augen aufflammen und mehr Fragen hinterlassen als Übersicht zu geben. Damit ist die Neugier geweckt, was sich hinter den Geschehnissen verbirgt, in der Ahnung, dass da noch mehr sein müsse als die Fakten eines Lebenslaufes.
Die Autorin wählt einen Erzählstil, dem ich sehr viel abgewinnen kann. Indem sie die Protagonistin selbst zu Wort kommen lässt, vermittelt sie dem Leser ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Man sieht die Ereignisse der Zeit in den Augen der sympathischen und interessanten Frauenfigur vorüberziehen. Reizvoll daneben stehen die Lebensausschnitte der anderen Familienmitglieder wie der Mutter oder des Bruders Eugen, die über Briefe oder wiedergegebene Gespräche vermittelt werden, sodass trotz der Ich-Perspektive auch die Innensicht in andere Figuren dieser exzeptionellen Familienkonstellation möglich ist.
Dabei enthüllt sich dem Leser oft Ungeheuerliches, das dem Leben der Figuren eine bisweilen grausame Wendung des Lebens zuteil werden lässt. Dabei handelt es sich nur periphär um die zeitgeschichtlichen Gegebenheiten, die die Autorin geschickt, eher en passant in die Geschichte einfließen lässt, mit denen sie aber zugleich mit interessantem Detailswissen ein lebendiges Porträt der Zeit erschafft. Es sind vielmehr die persönlichen Geschicke und Entscheidungen, die auch der Romanhandlung immer wieder unvermutet Wendung geben.
Gerade dadurch, dass die Autorin sehr sparsam mit Gefühlsäußerungen und Wertungen ist, lässt sie dem Leser Raum für eigene Gedanken und dafür, den Gefühlen selbst nachzuspüren. So kann er – insbesondere mit der Hauptfigur – eine zarte Bindung aufbauen und fühlt sich durch die eingestreuten Anreden an die Enkelin des Bruders selbst als Adressat der Erzählung.
Wunderbar zu lesen, mit großer Sympathie für die Figuren und von daher berührend!
1972
Nach einer Protestaktion auf der Straße, die sich damit auseinandersetzte "Kinder sollen glücklich sein", entschließt sich Elisabeth, ein Buch über ihr Leben zu schreiben, was sie eigentlich schon ...
1972
Nach einer Protestaktion auf der Straße, die sich damit auseinandersetzte "Kinder sollen glücklich sein", entschließt sich Elisabeth, ein Buch über ihr Leben zu schreiben, was sie eigentlich schon lange vor hatte. Sie selbst, eigentlich wohlgehütet aufgewachsen, sie hatte drei Brüder, dabei ein Zwilling, Eugen und Carl. Mit 19 begann sie als Krankenschwester in einem Lazarett zu arbeiten, schaffte es sogar später Medizin zu studieren und wurde Ärztin. Sie arbeitete mit ihrem Mann in einer Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin. Früher gab es oft Zwischenfälle bei den sogenannten Engelmacherinnen, das bewegte Elisabeth sehr und sie unterstützte diese Frauen, bei ihnen wurde sie als Engel angesehen. Sie selbst kam dadurch in Gefahr, wurde sogar eimal verhaftet. Aber das sollte nicht alles sein, es gab viele Ereignisse in ihrem Leben die nicht einfach waren. Ihr Bruder Eugen hatte ebenso ein sehr bewegtes Leben, mitunter auch Geheimnisse, die er nur Elisabeth anvertraute. Auch das Leben ihrer Mutter verlief nicht immer geradlinig. Im Hintergrund der erste und zweite Weltkrieg und die Zeit der Auswanderungswelle, sowie der kurzzeitige Aufschwung in den zwanziger Jahren.
Die Autorin nimmt uns mit in ein geschichtlich schwierige Zeit, in ihren Ausführungen erhalten wir einen Tiefen Einblick in die damalige Zeit und darüber das die Menschen es nicht so einfach hatten. Der Schreibstil ist fließend und die Spannung von Anfang an gegeben. Die Darstellung der Geschehnisse ist fesselnd, so das man das Buch garnicht mehr zur Seite legen kann.
Dieses Buch kann man sehr gerne weiter empfehlen. Besonders gut geeignet für Leser die historische Romane lieben und sich mit unserer Geschichte auseinandersetzen wollen.
"Nur nachts ist es hell" von Judith W. Taschler hat mich sehr bewegt. Ich habe direkt davor den ersten Band gelesen, was ich auch empfehlen würde, da die Geschichte recht komplex ist und sich ...
"Nur nachts ist es hell" von Judith W. Taschler hat mich sehr bewegt. Ich habe direkt davor den ersten Band gelesen, was ich auch empfehlen würde, da die Geschichte recht komplex ist und sich das Verständnis dadurch erleichtert. Es handelt sich um eine große Familiensaga, die über drei Generationen einfühlsam und ergreifend erzählt wird. Elisabeth kann das Leid der Frauen, die in ihrer Not eine Engelmacherin aufsuchen, nicht ignorieren und steht vor der schwierigen Frage, wie weit sie bereit ist, ihnen zu helfen. Die Protagonistin ist eine unglaublich starke und mutige Frau, die sehr authentisch dargestellt wird und in die man sich gut einfühlen konnte. Ihre Herausforderung, Frauen in Not zu helfen, hat mich emotional tief berührt. Der Roman ist gut recherchiert, spielt auf verschiedenen Zeitebenen und erfordert Konzentration beim Lesen. Auch dieser Teil war mitreißend, sprachlich toll geschrieben und behandelt eine tiefgehende Thematik. Die Autorin Judith W. Taschler war mir vor diesen Büchern unbekannt, aber sie werde ich mir definitiv merken.
Nach ihrem historischen Roman „Über Carl reden wir morgen“ setzt die österreichische Autorin Judith W. Taschler mit „Nur nachts ist es hell“ ihre fesselnde Familiensaga rund um die Bruggers ...
MEINE MEINUNG
Nach ihrem historischen Roman „Über Carl reden wir morgen“ setzt die österreichische Autorin Judith W. Taschler mit „Nur nachts ist es hell“ ihre fesselnde Familiensaga rund um die Bruggers aus der Mühlviertler Provinz fort. Während der erste Band die Generationen über eine Zeitspanne von 100 Jahren zwischen dem frühen 19. und dem 20. Jahrhundert beleuchtet, konzentriert sich der neue Roman auf die Lebenswege der nachfolgenden Generationen des Brugger-Clans im neuen ereignisreichen Jahrhundert.
Im Mittelpunkt der Fortsetzung des bewegenden Generationenromans steht Elisabeth, die jüngste Schwester der vier Brugger-Kinder, die rückblickend ihre Lebenserinnerungen und das Schicksal ihrer Familie erzählt.
Um die generationenübergreifende Familiengeschichte verstehen zu können, ist es zwar empfehlenswert, aber sicher nicht zwingend notwendig, den ersten Band gelesen zu haben, da die Autorin zum Verständnis wichtige Zusammenhänge geschickt in die Handlung eingeflochten hat. Ein Familienstammbaum der Bruggers im Anhang erleichtert die Zuordnung der zahlreichen Namen und Verwandtschaftsverhältnisse.
Taschler gelingt es hervorragend, viele sorgsam recherchierte, historische Ereignisse mit den persönlichen Schicksalen ihrer Charaktere zu einer fesselnden Geschichte zu verweben.
In ihrem Roman führt die Autorin uns sehr nachdrücklich die weitreichenden beklemmenden Auswirkungen der beiden Weltkriege und wirtschaftlichen Krisen auf die Geschicke der verschiedenen Mitglieder der Familie vor Augen. So werden insbesondere die Schicksale der so unterschiedlichen Zwillingsbrüder Carl und Eugen Brugger immer wieder hervorgehoben.
Durch den einfühlsamen, ansprechenden Schreibstil wird man von Beginn an in die emotional aufwühlenden Geschehnisse hinein gezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang der nicht chronologisch geschilderten Episoden.
Erzählt wird die Geschichte rückblickend aus der Ich-Erzählperspektive der Protagonistin Elisabeth, so dass es nicht schwerfällt, sich in ihre komplexe Gedanken- und Gefühlswelt hineinzuversetzen und eine unmittelbare Verbindung zur ihr aufzubauen. Immer wieder spricht sie einen zunächst unbekannten Charakter an, dem sie ihre teilweise sehr intimen Erinnerungen mitteilen möchte, so dass man gespannt der Enthüllung von dessen Identität entgegenfiebert.
Elisabeths Lebenserinnerungen umfassen ihre persönliche und berufliche Entwicklung als Ehefrau, Mutter und Ärztin, ihren Umgang mit Schicksalsschlägen und dem Verlust geliebter Menschen, den besonderen familiären Zusammenhalt, Gewissenskonflikte, Verrat und Schuld, ihren Einsatz für ein selbstbestimmtes Leben der Frauen sowie schließlich das Geheimnis um ihre große Liebe.
Die Autorin hat mit Elisabeth eine beeindruckende starke Frauenfigur geschaffen. Ob nun ihre Zeit als junge Lazarettschwester während des Ersten Weltkriegs, die vielfältigen Herausforderungen als Frau ein Medizinstudium anzustreben und sich als Ärztin später in dieser Männerdomäne zu behaupten oder ihr moralisches Dilemma verzweifelten schwangeren Frauen zu helfen – wir lernen Elisabeth in den verschiedenen Episoden als eine facettenreiche, empathische Persönlichkeit kennen, die sich vielen Widrigkeiten und emotionalen Verstrickungen stellen muss.
Die Autorin veranschaulicht glaubhaft die Entwicklung ihrer vielschichtigen Figuren und die Motive für ihr Handeln. Überraschende Wendungen und erstaunliche Enthüllungen halten die Spannung aufrecht.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin nicht nur Elisabeths persönliche Geschichte erzählt, sondern auch ein wichtiges Stück Medizingeschichte beleuchtet und uns interessante Einblicke in die Herausforderungen und Errungenschaften von Frauen in der Medizin sowie in die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewährt.
Abgerundet wird der Roman schließlich mit einem kurzen Literaturhinweis auf vier für die Recherche verwendete Bücher.
Ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung der fesselnden Familiensaga bis in die Gegenwart geben wird, und würde mich sehr über ein Wiedersehen mit einigen faszinierenden Charakteren freuen.
FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der Brugger-Familiensaga - bewegend und historisch fundiert mit spannenden Einblicken in die Medizingeschichte.