Frankie oder das Mädchen, dass die Welt verändern wollte
Die Frauen jenseits des FlussesBei Kristin Hannah's Neuerscheinungen greife ich meist blind zu und lasse mich von den abwechslungsreichen Inhalten überraschen. Auch diesmal war ich schnell mitten im Geschehen, genauer gesagt: mit Hauptprotagonistin ...
Bei Kristin Hannah's Neuerscheinungen greife ich meist blind zu und lasse mich von den abwechslungsreichen Inhalten überraschen. Auch diesmal war ich schnell mitten im Geschehen, genauer gesagt: mit Hauptprotagonistin Frankie auf dem Weg von den USA ins südvietnamesische Kriegsgebiet...
»Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frag, was du für dein Land tun kannst.« Patriotismus, (falsche) Entscheidungen oder Pflichtbewusstsein? Lässt sich damit wirklich die Welt verbessern? Auf diese und andere Fragen liefert die Autorin auf 542 Seiten bzw. innerhalb von 17,5 Hörstunden Antworten. Nach der Leseprobe habe ich mich diesmal für das Hörbuch entschieden, kann jedoch beide Versionen empfehlen. Den Klappentext finde ich passend. Es wird nicht zu viel vom Inhalt des Buches verraten. Bei Titel und Cover bevorzuge ich die US-Ausgabe. ("The women")
Frankie's Weltbild der Frauen im Kalifornien kurz nach Kennedy's Ermordung löst sich (etwas zu) schnell in Wohlgefallen auf. Natürlich sind auch mir impulsive Entscheidungen nicht fremd, aber sich nach 2 kurzen Begegnungen für den Kriegsdienst zu melden, erscheint etwas blauäugig - vor allem mit Blick auf ihren familiären Hintergrund. Vielleicht sorgt aber gerade dieser Umstand dafür, dass ich umso gespannter Frankie's Weg begleitet habe, nachdem die Realität sie - rasch & unbarmherzig - eingeholt hat... Trotz der Schilderung des harten Krankenhausalltags im Kriegsgebiet, gelingt der Autorin eine realistische Darstellung der Geschehnisse. Statt ins Negative abzudriften und sich in Klischees zu verlieren, gibt es Lichtblicke und Hoffnungsschimmer. Der Zeitgeist der 60er und 70er Jahre wurde gut getroffen. Die gelegentliche Erwähnung der Musiktitel hat mich an den Soundtrack von Forrest Gump erinnert.
Nachdem ich Vietnam vor der Pandemie bereisen durfte, war ich besonders an den Schauplätzen und Einblicken in den (Kriegs-)Alltag interessiert. Der erste Teil hat diesbezüglich meine Erwartungen voll erfüllt. (****) Die knapp 2/3 des Buches umfassen Frankie's Rekrutierung, Stationierung und Rückkehr. Der 2. Teil setzt 1971 ein und schildert Frankie's Alltag nach der Rückkehr in die USA. Der Grat zwischen Erinnerungen und Schuld sowie Heilung und Heldentum ist schmal. Hier fiel das Buch leider für mich ab. (**) Manches wurde zu schnell abgehandelt, bei einigen Charakteren und dem Ende wurde Potential verschenkt.
Vorkenntnisse sind für die Lektüre nicht erforderlich, aber evtl. mit Blick auf die geschichtlichen Hintergründe von Vorteil. (Hinweis: Nachdem ich das Kriegsopfermuseum in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, besichtigt habe, empfand ich die Beschreibungen im Buch als authentisch - Zartbesaitete seien jedoch vor den Kriegsverletzungen gewarnt. Außerdem könnte das Buch noch weitere Themen triggern. Ich möchte hier jedoch nicht spoilern.)