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Veröffentlicht am 29.08.2024

Immer wieder

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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Die 19jährige Minna Wolf lebt mit ihrer Mutter in Düsseldorf. Sie ist Schneiderin und mit ihrer guten Freundin Anni will sie an einem Tag des Jahres 1924 durch die Gegend flanieren. Deshalb holt sie die ...

Die 19jährige Minna Wolf lebt mit ihrer Mutter in Düsseldorf. Sie ist Schneiderin und mit ihrer guten Freundin Anni will sie an einem Tag des Jahres 1924 durch die Gegend flanieren. Deshalb holt sie die Freundin von deren Arbeit im Schuhgeschäft ab. Und Minna ist nicht auf den Mund gefallen. Das merkt auch ein Kunde, der ihr nicht weiter auffällt. Doch nur wenig später vermittelt Anni den Kontakt und Minna verliebt sich in Fred. Ihre Mutter warnt sie gleich, kleine Männer mit braunen Augen tun nicht gut. Wer will das schon wissen? Allerdings sind auch Freds wohlhabende Eltern gegen die Verbindung.

Bei dem Roman Minna - Kopf hoch, Schultern zurück handelt es sich um den ersten Band einer Trilogie. Minna hat den großen Krieg miterleben müssen, noch 1918 ist ihr Vater gefallen und ihre Mutter wollte der Familie einen Vater geben. Leider war der Stiefvater nichts gegen den Vater und die Familie war froh, als er sich irgendwann einfach vom Acker gemacht hat. In Düsseldorf soll es nun einen Neustart geben. Die Stadt pulsiert vor Leben, das kann einfach nur gut werden. Dass Minna dann so schnell einen Verehrer hat, ist war unerwartet, aber doch erfreulich. Nur um ihre kleine Schwester Adele sorgt sich Minna manchmal.

Zu Beginn könnte man denken, Minnas Geschichte ist die einer jungen Frau, die ihrer Zeit etwas voraus ist, die forsch ihren Weg macht. Doch der Roman umfasst schon eine größere Lebensspanne und es ist nicht immer eitel Sonnenschein in Minnas Leben. Sie hat ihr Päckchen zu tragen und sie boxt sich durch. Und natürlich geht es auch im die Zeit in Deutschland. Zunächst die des Aufbruchs in der jungen Demokratie und dann auch wie diese durch die Nazis abgewürgt und in eine Diktatur verwandelt wurde. Die schleichende Entwicklung, in der leider der Moment verpasst wird, nein zu sagen. Minna ist wie so viele keine Heldin, aber sie überlebt. Das ist packend geschildert und man wird neugierig auf die weiteren Bände der Reihe.

Veröffentlicht am 24.08.2024

Kömpferin

When The Moon Hatched
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Seit langem kämpft Raeve für die Rebellen. Sie will Rache und sie kann niemanden an sich heranlassen. Nur Essi, die sie von der Straße aufgelesen hat. Doch wie wichtig ihr Essi ist, kann Raeve ihr nicht ...

Seit langem kämpft Raeve für die Rebellen. Sie will Rache und sie kann niemanden an sich heranlassen. Nur Essi, die sie von der Straße aufgelesen hat. Doch wie wichtig ihr Essi ist, kann Raeve ihr nicht sagen. Bis es zu spät ist, Essi wird hinterhältig überfallen und stirbt. Ein einziges Versprechen kann Raeve einhalten. Und sie schwört Rache. Als sie zur Tat schreiten will, wird sie selbst gefangen genommen und in eine Zelle gesteckt. Sie sehnt den Tod herbei und doch bleibt der Gedanke an die Rache. Völlig unerwartet wird Raeve gerettet. Von Kaan, einem Herrscher, mit dem Raeve all ihr Leid verbindet.

Mit dem ersten Band einer Reihe beginnt Raeves Odyssee auf der Suche nach Rache aber auch nach Ganzheit. Raeves Leben besteht aus der Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit. Doch sie lebt nur mit dem Wunsch nach Rache an denen, die ihr Leben zerstört haben. Als dann auch noch ihre beste Freundin Essi grausam ermordet wird, kennt Raeve kein Halten mehr. Essis Mörder soll büßen. Und nie wieder soll jemand Raeve nahe sein. Nie wieder soll jemand, der Raeve nahe ist, sterben oder wegen ihr in Gefahr geraten. Kaan passt nicht in diesem Plan und doch ist Raeve auf ihn angewiesen, wenn sie solange leben will, dass sie den Mörder bestrafen kann.

Packend geht es los und schon muss man sich von der sympathischen Essi verabschieden. Man tritt ein in das Spannungsfeld zwischen Kaan und Raeve. Bald ahnt man, dass Raeve einiges verbirgt. Und Kaan? Langsam nähert man sich zumindest einem Teil der Geschichte. Raeve und Kaan und die Drachen. Drachen, die sich am Himmel zusammenrollen und sterben. Manchmal ufern die Erzählungen schon etwas aus und man hätte sich eine gewisse Straffung gewünscht. Dann wieder ist die Handlung so mitreißend, dass man die Seiten garnicht schnell genug umblättern kann. Doch wie bei einem ersten Band zu erwarten, werden etliche Rätsel nicht gelöst. Manchmal überbordenden Emotionen und eine sehr interessante Handlung. Ein lesenswerter Reihenbeginn mit einem wunderschönen Cover.

Veröffentlicht am 17.08.2024

Zwei Seiten

Der Ire
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Kurz nach dem zweiten Weltkrieg werden zwei Manuskripte gefunden, die vom US-Militär ausgewertet werden sollen. Zunächst ist nicht klar, dass es sich um unterschiedliche Schriftstücke handelt. Das stellt ...

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg werden zwei Manuskripte gefunden, die vom US-Militär ausgewertet werden sollen. Zunächst ist nicht klar, dass es sich um unterschiedliche Schriftstücke handelt. Das stellt sich jedoch schnell heraus. Zum einen berichtet der deutsche Adrian de Groot, der in verschiedene Geheimoperationen involviert war. Bei dem anderen handelt es sich um den Iren Frank Pike, der sich nach einem Gefängnisaufenthalt in Spanien den Deutschen angeschlossen hat, um die Invasion Groß Britannien zu unterstützen. Die Berichte unterscheiden sich doch erheblich, obwohl es um die selben Ereignisse geht.

Zwei ausgesprochen unterschiedliche Typen, ein Deutscher, der sich natürlich nicht als Nazi versteht und dennoch für diesen Staat arbeitet. Ein Ire, der während des Bürgerkrieges in Spanien verhaftet wurde und der quasi in letzter Sekunde von dem Deutschen aus dem Gefängnis befreit wird. Bedingung ist, dass er sich einer deutschen Geheimoperation anschließt, um die Briten zu besiegen. Natürlich ergreift Pike die Chance rauszukommen, auch wenn er möglicherweise noch eigene Ziele verfolgt. Nur knapp ist er dem Tod entronnen, da ist so ein Angebot schon überzeugend. Zwar schlägt der erste Versuch, über den Kanal zu kommen, fehl, aber man kann es sicher nochmal versuchen.

Das ist mal eine ungewöhnliche Geschichte. Natürlich, fragt man zwei Personen, wie sie Ereignisse erleben, wird man bestimmt sehr unterschiedliche Darstellungen bekommen. Diesem Roman gibt es einen besonderen Kniff. Da gibt es auch noch weitere Kleinigkeiten zu entdecken, die die Lektüre sehr interessant machen. Nur die mitunter etwas rüde Sprache, hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen. Die Handlung ist spannend, besonders wenn es darum geht, die geheimen Pläne zu verfolgen und zu erfahren, ob sie von Erfolg gekrönt sind. Immer wieder gibt es neue Versuche, etwas zu erreichen. Dabei wird auch deutlich angesprochen, dass es mit dem sogenannten Reich merklich bergab geht. In Teilen wirkt der Roman wie ein Schelmenstück, dass vor einem bitterernsten Hintergrund einzuordnen ist.

Wie möglicherweise mit dem Titelbild dargestellt, bleibt der Ire eine Gestalt im Schatten wie es sich für einen Spion gehört.

Veröffentlicht am 15.08.2024

Hand in Hand

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Warum Sharon und Miv beste Freundinnen sind, wissen sie nicht mehr so genau, aber eben das sind sie. Es ist die Zeit als der Yorkshire Ripper umgeht, Nicht nur die jungen Mädchen haben Angst, alleine auf ...

Warum Sharon und Miv beste Freundinnen sind, wissen sie nicht mehr so genau, aber eben das sind sie. Es ist die Zeit als der Yorkshire Ripper umgeht, Nicht nur die jungen Mädchen haben Angst, alleine auf die Straße zu gehen. Man muss etwas dagegen unternehmen. Was wäre, wenn Miv und Sharon den Ripper finden und das Leben wieder sicher ist. Beobachtung ist alles. Wer könnte ein so übles Geheimnis verbergen. Der erste Verdächtige ist der Mann, dem der Eckladen gehört. Da lässt es sich leicht ermitteln, denn sein Sohn geht mit den Mädchen in die selbe Klasse.

Zwei junge Mädchen am Beginn der Pubertät, für die die Jagd nach dem Mörder ein Abenteuer zu sein scheint. Besonders Miv ist von dem Gedanken angetan, ein Verbrechen aufzuklären. Was Sharon und Miv jedoch zunächst eher erreichen ist, dass sie ihre Nachbarschaft besser kennenlernen. So ist der Mann aus dem Eckladen ein netter verwitweter Familienvater und sein Sohn ein toller Kamerad. Dass Vater und Sohn aus Pakistan stammen, stört dabei nur die Idioten. Die drei Jugendlichen kommen gut miteinander aus. Doch so langsam merkt Miv, dass sich die Zeit der Kindheit langsam dem Ende entgegen neigt.

Ein Coming of Age Roman, der einen mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Die Freundschaft von Miv und Sharon ist einfach sehr schön beschrieben. Man kann genau nachempfinden, wie sie ein eingespieltes Team sind, dass sich jedoch mit den Monaten leicht auseinander entwickelt. Sie werden eben älter und besonders für Sharon ist das Detektiv spielen nicht mehr ganz so interessant. Sie überlegt, was sie mit ihren Ermittlungen vielleicht anrichten könnten und manchmal ist sie auch einfach lieber mit Ishtiaq zusammen. Die klaren Gedanken von Miv gehen da eher in Richtung Nachforschungen. Sie braucht eben eine Ablenkung von Daheim. Zwei tolle Mädchen, die für immer beste Freundinnen bleiben wollen, auch wenn die Zeiten sich ändern und sie älter werden. Eine Lektüre mit Charakteren zum gerne haben. In einem Moment hätte man sich einen anderen Schritt gewünscht. Aber schließlich ist der Ripper wie allgemein bekannt gefunden und das Leben der jungen Menschen hat sich geändert. Besonders mit hat einen großen Schritt Richtung Erwachsen sein getan.

Die Liste der seltsamen Dinge wird in einem Notizbuch eingetragen, was gut zum Cover passt. Dieses widerum hat so etwas Britisches mit den Milchflaschen, die damals regelmäßig vor die Türen gestellt wurden.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Edndlich Kommissarin

Freunderlwirtschaft
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Alma Oberkofler wollte schon als Kind Polizistin werden und sie hat sich durchgesetzt. Endlich ist sie leitende Ermittlerin bei der Leib und Leben Wien, sprich der Mordkommission. Dass ihr als erstes ein ...

Alma Oberkofler wollte schon als Kind Polizistin werden und sie hat sich durchgesetzt. Endlich ist sie leitende Ermittlerin bei der Leib und Leben Wien, sprich der Mordkommission. Dass ihr als erstes ein toter Minister vor die Füße fällt, kommt doch etwas unerwartet. Unklar, ob es ein Unfall gewesen sein könnte oder Mord. Verdächtig macht sich allerdings die Lebensgefährtin des Verstorbenen. Die ist nämlich plötzlich verschwunden. Alma und ihr Team beschäftigen sich zunächst mit der Suche nach der jungen Frau und mit den Lebensumständen des schicken jungen Politikers.

Mit ihrem ersten eigenen Kriminalroman beschäftigt sich Petra Hartlieb gleich mit der hohen Politik. Ihre Kommissarin Alma Oberkofler ist eine überzeugte Polizistin. Mit ihrer Haltung macht sie sich nicht immer beliebt. So soll Wien ein Neuanfang sein. Ob sie mit ihrem Team zusammenwächst wird sich finden. Ein weniger brisanter Fall wäre ihr für den Beginn schon lieber gewesen. Hilft ja nichts. Also ran ans Werk. Alma ist gespannt, wie lange man sie ihre Untersuchungen anstellen lässt. Schließlich geht es in die höchsten politischen Kreise. Und siehe da, bald bekommt sie einen einen Kollegen vom Verfassungsschutz zur Seite gestellt. Entzogen wird ihr und ihren Kollegen der Fall jedoch nicht.

Bekannt ist Petra Hartlieb wohl auch von ihrer Buchhandlung in Wien. Auch darüber hat sie sich bereits in liebenswürdig erfrischender Weise geäußert. Und nun gibt es einen Kriminalroman mit einer spannenden Kommissarin, deren Fähigkeiten sicher noch nicht ganz ausgereizt sind. Nicht ganz klar ist, ob es sich bei dem Fall überhaupt um einen Fall handelt. Schließlich kann ein Sturz auch ein Unfall sein. Spannend wird es, wenn es um den Hintergrund des Politikers geht. Sollte es da doch einen Grund gegeben haben, ihn aus dem Weg zu schaffen. Auch die gewitzte Art und Weise, wie es die Verlobte des Toten schafft, zu verschwinden, gefällt. Am Schluss hätte man sich möglicherweise etwas mehr Geradlinigkeit gewünscht, aber vielleicht passt es gerade so wie es ist in die Welt der Politik, in die Alma da unversehens hereingeraten ist. Ein lesenswerter erster Fall mit einem auffälligen Cover, den man gerne in seinem Buchregal aufnimmt.