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Veröffentlicht am 05.09.2024

Manipulation, Gewalt und seelischer Zerfall – Lana Lux’ Blick auf eine toxische Beziehung

Geordnete Verhältnisse
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"Geordnete Verhältnisse" ist ein Roman von Lana Lux, in dem sich die Autorin tiefgehenden Themen wie Identität, Gewalt, psychischen Erkrankungen und zwischenmenschlichen Abgründen widmet. Der Roman erzählt ...

"Geordnete Verhältnisse" ist ein Roman von Lana Lux, in dem sich die Autorin tiefgehenden Themen wie Identität, Gewalt, psychischen Erkrankungen und zwischenmenschlichen Abgründen widmet. Der Roman erzählt die Geschichte zweier Protagonist:innen– Philipp und Faina – und beleuchtet ihre Beziehung zueinander aus wechselnden Perspektiven. Lux, die 1986 in der Ukraine geboren wurde und als Autorin und Künstlerin in Berlin lebt, erregte bereits mit ihrem Debütroman »Kukolka« Aufmerksamkeit. Auch in ihrem aktuellen Werk nimmt sie sich gesellschaftlich relevanter Themen an und greift schwierige, oft tabuisierte Fragen auf.

Worum geht's konkret?

Der Roman beginnt mit Philipp, einem Mann, der auf den ersten Blick ein geordnetes Leben führt, aber innerlich mit tiefen Abgründen kämpft. Er trifft als Kind in der Schule auf Faina, eine junge Frau, die von Traumata und Unsicherheiten geprägt ist. Während sie zunächst den Kontakt im Erwachsenenalter verlieren, finden sie sich später wieder. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich auf unheilvolle Weise. Während Philipp versucht, Kontrolle und Halt zu gewinnen, zerbricht Faina zunehmend an den emotionalen Belastungen, die sich aus ihrer Vergangenheit und ihrem Umfeld ergeben. Im Laufe des Romans wird die Beziehung immer toxischer, und es entspinnt sich ein dunkles Netz aus Manipulation, Isolation und psychischer Gewalt.

Meine Meinung

"Geordnete Verhältnisse" war mein erster Roman von Lana Lux, und ich war sowohl von der Erzählstruktur als auch von den angesprochenen Themen beeindruckt. Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt: Zuerst begleitet man Philipp, dann Faina, und im letzten Teil werden beide Sichtweisen miteinander verwoben. Diese Erzählweise verleiht der Geschichte eine interessante Dynamik, auch wenn sie gleichzeitig einige Schwächen aufweist.

So waren der Anfang und das Ende des Romans für mich extrem spannend, aber der Mittelteil zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Oft war mir nicht klar, wohin die Handlung führen soll, und die Entscheidungen der Protagonist:innen wirkten teilweise irrational und schwer nachvollziehbar. Vielleicht ist genau das von der Autorin so beabsichtigt, um die innere Zerrissenheit und die psychischen Probleme der Figuren darzustellen. Dennoch hat mich diese Unklarheit manchmal aus der Geschichte herausgerissen.

Positiv hervorzuheben sind die vielen wichtigen Themen, die Lux in ihrem Roman anspricht, darunter Alkoholismus, Rassismus, Suizid und körperliche Gewalt. Es ist kein leichtes Buch, das einem ein gutes Gefühl hinterlässt – im Gegenteil: Es ist emotional stellenweise sehr fordernd. Der Schreibstil ist modern und ansprechend, auch wenn mir die Dialoge oft zu nichtssagend erschienen und für die Handlung wenig Relevanz hatten. Die Kapitel waren für meinen Geschmack zu lang und hätten kürzer und prägnanter sein können.

Was mich besonders gestört hat, waren die häufigen Zeitsprünge, die nicht immer klar gekennzeichnet waren. Dadurch wirkte die Handlung oft abgehackt, und ich hatte das Gefühl, dass die emotionale Entwicklung der Figuren nicht vollständig ausgearbeitet war. Besonders in Bezug auf die Beziehung zwischen Philipp und Faina fehlte mir die notwendige Tiefe, um ihre Dynamik wirklich zu verstehen. Die Entwicklung von einer scheinbaren Freundschaft hin zu einer Besitzergreifung durch Philipp und Fainas seelischer Zerfall durch Manipulation und Isolation hätte mehr Raum zur Entfaltung gebraucht, um mich emotional zu berühren.

Der abrupte Schluss hingegen fand ich sehr gelungen. Er war unerwartet, aber gleichzeitig passend und hat der Geschichte einen starken Abschluss verliehen.

Fazit

Lana Lux schafft es, in Geordnete Verhältnisse wichtige Themen aufzugreifen und sie auf eine düstere, aber intensive Weise darzustellen. Auch wenn mich der Roman emotional nicht ganz packen konnte, was vor allem an der sprunghaften Erzählweise lag, bleibt die Geschichte eindrucksvoll und zum Nachdenken anregend. Für den tiefgründigen Inhalt und den gelungenen Schluss vergebe ich 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Tabubrecherin mit Potenzial: Ein Blick auf Joy Delima

Komm doch mal
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In "Komm doch mal" spricht Joy Delima radikal offen und mit viel Humor über ihre persönliche Reise durch die Themen Sexualität, Orgasmusschwierigkeiten und Online-Dating. Dabei räumt sie mit gängigen Mythen ...

In "Komm doch mal" spricht Joy Delima radikal offen und mit viel Humor über ihre persönliche Reise durch die Themen Sexualität, Orgasmusschwierigkeiten und Online-Dating. Dabei räumt sie mit gängigen Mythen über weibliche Lust und Sexualität auf und schafft Raum für eine ehrliche Auseinandersetzung mit Tabuthemen. Sie erzählt von schmerzhaften Erfahrungen, wie Gewalt und Missverständnissen in sexuellen Beziehungen, und davon, wie wichtig Einvernehmlichkeit und Offenheit sind. Dabei ermutigt sie Frauen und Menschen mit Vulva, ihren sexuellen Appetit zu entdecken und darüber zu sprechen. In kurzen Kapiteln beleuchtet sie Themen wie Entjungferung, weibliche Lustlosigkeit und die Rolle des männlichen Gegenübers in der sexuellen Begegnung.

Delima, Jahrgang 1994, ist nicht nur Autorin, sondern auch Schauspielerin und Theatermacherin. Sie hatte Hauptrollen in Netflix-Produktionen wie „Dirty Lines“ und „Happy Ending“ und schreibt Kolumnen für die niederländische Zeitschrift Volkskrant.

Meine Meinung

Zunächst einmal muss ich die Offenheit von Joy Delima hervorheben. Es erfordert viel Mut, solch intime und oft schmerzhafte Erfahrungen öffentlich zu teilen. Ihr Ansatz, wichtige Tabuthemen anzusprechen und dabei ihre persönlichen Erlebnisse als Grundlage zu nutzen, ist beeindruckend und hat sicherlich das Potenzial, Gespräche anzustoßen, die lange überfällig sind.

Allerdings hat mir beim Lesen etwas gefehlt: Fakten und Zahlen, die Delimas Aussagen zusätzliches Gewicht verliehen hätten. Sie erwähnt zwar hin und wieder Studien, doch es fehlen die konkreten Quellenangaben. Ein Vergleich zu Anika Landsteiners Buch "Sorry not Sorry" zeigt, wie eine gute Mischung aus persönlichem Bericht und wissenschaftlichen Erkenntnissen aussehen könnte. Dort sind persönliche Erfahrungen mit fundiertem Wissen unterlegt, was den Aussagen zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Diese Ebene habe ich bei Delima vermisst.

Positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin durchgehend gendergerechte Sprache verwendet, was mir gut gefallen hat. Auch der Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig, die kurzen Kapitel machen das Buch sehr kurzweilig und leicht lesbar. Trotz der Leichtigkeit der Sprache werden extrem wichtige Themen zur weiblichen Sexualität angesprochen – von Lustscham bis hin zur Rolle des Partners oder der Partnerin. Es gibt viele wertvolle Stellen, die ich mir während des Lesens markiert habe.

Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich einige Themen und Aussagen wiederholen, was dem Buch stellenweise etwas die Dynamik genommen hat. Es wirkte teilweise, als ob das Buch in einem Kreislauf feststeckt, ohne wirklich weiterzukommen. Dies führte bei mir dazu, dass sich gewisse Passagen langweiliger angefühlt haben.

Obwohl Delima viele relevante Themen behandelt und die Mischung aus Essay und Sachbuch ein interessantes Konzept ist, hat sie bei mir nicht vollständig funktioniert. Vielleicht lag es an meiner eigenen Erwartungshaltung, die sich mehr auf ein klassisches Sachbuch eingestellt hatte. Dennoch bleiben die angesprochenen Inhalte wichtig und wertvoll, weshalb das Buch durchaus lesenswert ist – auch wenn es für mich persönlich nicht vollends „klick“ gemacht hat. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Wenn der Thrill nicht ganz zündet – Ein packender, aber nicht der beste Thriller von Ethan Cross

Im Labyrinth der Rache
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In „Im Labyrinth der Rache“, dem neuesten Thriller von Ethan Cross, entführt uns der Autor nach Europa, wo der berüchtigte Serienmörder Francis Ackerman jr. auf eine gefährliche Mission geschickt wird. ...

In „Im Labyrinth der Rache“, dem neuesten Thriller von Ethan Cross, entführt uns der Autor nach Europa, wo der berüchtigte Serienmörder Francis Ackerman jr. auf eine gefährliche Mission geschickt wird. Er muss eine Liste in die Hände bekommen, die die Namen der Mitglieder eines mächtigen Verbrechersyndikats enthält. Dabei muss er sich nicht nur gegen seine Feinde durchsetzen, sondern auch gegen die Geister seiner Vergangenheit kämpfen. Ethan Cross, ein US-amerikanischer Thriller-Autor, ist bekannt für seine packenden und oft brutalen Geschichten. Seit 2011 hat er sich mit der „Shepherd-Reihe“, in der auch dieses Buch angesiedelt ist, eine weltweite Fangemeinde aufgebaut.

Worum geht's?

Francis Ackerman jr., der berühmte Serienmörder, betritt erstmals europäischen Boden. In Glasgow wartet eine entscheidende Mission auf ihn: Eine Liste mit den Namen der gefährlichsten Kriminellen der Welt. Doch das Tablet, auf dem diese gespeichert ist, kann nur gemeinsam mit der Tochter seines verstorbenen Erzfeindes entsperrt werden. Während er verzweifelt versucht, die Frau zu erreichen, bevor seine Feinde es tun, entwickelt sich eine gnadenlose Jagd durch Schottland. Ackerman muss sich nicht nur mit den Unterweltbossen und der Polizei auseinandersetzen, sondern auch mit einem alten Feind, der ihn in ein tödliches Labyrinth aus Intrigen gelockt hat.

Meine Meinung

Zunächst einmal hatte ich hohe Erwartungen an das Buch, da ich alle vorherigen Bücher von Ethan Cross aus der „Shepherd-Reihe“ gehört und sehr genossen habe. Der Einstieg in dieses Buch fiel mir allerdings schwerer als erwartet. Die Handlung beginnt recht verworren, und es war anfangs unklar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Die Einführung zahlreicher neuer Charaktere, von denen ich abgesehen von Marcus, Nadia und Francis niemanden kannte, trug zur Verwirrung bei. Vermutlich lag das daran, dass ich die letzten Bücher (Shirazi-Reihe) nicht gelesen hatte. Und auch die Stimme von Thomas Balou Martin hab ich vermisst - die bisherigen Bücher hab ich alle in der Hörbuchversion "gelesen".

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Darstellung von ethnischen Minderheiten. Es wird explizit erwähnt, wenn eine Figur Schwarz oder Asiatisch (was bitte ist asiatisch? Chinesisch? Iranisch? Russisch? Indisch?) ist, während weiße Figuren einfach nur beschrieben werden. Dies wirkte auf mich unnötig und stereotypisierend. Solche Vorurteile tauchen immer mal wieder auf, was ich als unangenehm empfand.

Positiv hervorzuheben sind die Dialoge zwischen den Brüdern Ackerman aka Francis und Marcus, die oft humorvoll und bissig sind. Eindeutig die Höhepunkte des Buches, insbesondere Ackermans sarkastische Bemerkungen während seiner Folter. Diese Passagen fangen den schwarzen Humor und die Unerschrockenheit ein, die Fans der Reihe so schätzen.

Der Action-geprägte Verlauf der Geschichte erinnert stark an einen Hollywood-Blockbuster, was durchaus unterhaltsam war, aber leider auch die Tiefe der Storyline beeinträchtigte. Charaktere wie Jessie und Samantha blieben blass und konnten mich nicht überzeugen. Besonders enttäuschend fand ich das offene Ende, das mehr Fragen offenließ, als es beantwortete.

Insgesamt war „Im Labyrinth der Rache“ unterhaltsam, aber es konnte für mich nicht an die Qualität der vorherigen Bücher von Ethan Cross anknüpfen. Die Handlung war oft flach, und viele Charaktere blieben undeutlich gezeichnet. Trotz dieser Schwächen hoffe ich jedoch, dass die Serie eines Tages verfilmt wird, da die actionreichen Szenen sich hervorragend für die Leinwand eignen würden.

Fazit

„Im Labyrinth der Rache“ bietet zwar unterhaltsame und actiongeladene Momente, kann aber in puncto Storytiefe und Charakterentwicklung nicht überzeugen. Das Buch bleibt hinter den Erwartungen zurück und erreicht nicht das Niveau früherer Werke von Ethan Cross. Für Fans der Reihe dennoch ein Muss, auch wenn es nur bedingt begeistert. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Samtene Scheidung – Ein Roman über Identität und Verlust, der schwer zugänglich bleibt

Samtene Scheidung
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In „Samtene Scheidung“, dem Debütroman von Jana Karšaiová, begleiten wir die Protagonistin Katarína auf einer Reise in ihre Vergangenheit. Katarína kehrt aus Prag nach Bratislava zurück, um Weihnachten ...

In „Samtene Scheidung“, dem Debütroman von Jana Karšaiová, begleiten wir die Protagonistin Katarína auf einer Reise in ihre Vergangenheit. Katarína kehrt aus Prag nach Bratislava zurück, um Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen, und wird dort mit alten Konflikten und dem Verlust ihres Mannes Eugen konfrontiert. Die Autorin, Jana Karšaiová, wurde 1978 in Bratislava geboren und hat als Schauspielerin in Prag, Ostia und Verona gearbeitet. „Samtene Scheidung“ ist ihr erster Roman und wurde bereits für mehrere Literaturpreise nominiert, darunter der Premio Strega 2022.

​Worum geht's?

„Samtene Scheidung“ erzählt die Geschichte von Katarína, die nach der Trennung von ihrem Mann Eugen in ihre Heimatstadt Bratislava zurückkehrt. Dort trifft sie auf ihre alten Freundinnen Mirka, Daniela und Viera, und tauscht sich mit ihnen über die Herausforderungen ihres Lebens aus. Während Katarína versucht, den Schmerz über das Verlassenwerden zu verarbeiten, reflektiert sie über ihre Beziehung zu Eugen, die von der ersten Begegnung bis zur Trennung von vielen Höhen und Tiefen geprägt war. Parallel dazu durchzieht der Roman Themen wie Freundschaft, Identität, Heimat und die Suche nach Selbstfindung, eingebettet in die politischen Umwälzungen der „Samtenen Revolution“ und der Teilung der Tschechoslowakei.

Meine Meinung

Leider konnte ich keinen richtigen Zugang zu „Samtene Scheidung“ und den Charakteren finden. Der Roman enthält zwar einige schöne Passagen, doch insgesamt empfand ich die Handlung als recht schleppend. Oft hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte eher vor sich hin dümpelt, wie es bei leisen, introspektiven Büchern manchmal der Fall ist. Wenn ich das Buch nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen, da es mich ziemlich gelangweilt hat. Allerdings war es interessant, mehr über die Geschichte Tschechiens und der Slowakei zu erfahren – dieser Aspekt des Romans hat mir gut gefallen.

Ein Problem, das ich beim Lesen hatte, waren die häufigen Zeitsprünge, die für mich nicht immer eindeutig waren. Die Geschichte scheint sich über den Zeitraum von 1978 bis 2005 zu erstrecken, was jedoch oft nicht klar herausgearbeitet wurde. Zwar ist Katarína die Protagonistin des Romans, doch fand ich die Erzählung über ihre Freundin Viera und deren Leben spannender und vielschichtiger.

Die Themen, die im Buch behandelt werden – Freundschaft, Integration, Identität, Familie, Heimat, Fehlgeburt, Gewalt, Verlust und Beziehung – sind zweifellos tiefgründig und wichtig. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass der Roman diese Themen nicht immer überzeugend zusammenführt. Besonders unangenehm fiel mir eine Stelle auf, in der das Z-Wort verwendet wird, was auf antiziganistische Vorurteile hinweist und für mich einen deutlichen Kritikpunkt darstellt.

Fazit

„Samtene Scheidung“ ist ein Roman mit wichtigen Themen und einigen schönen Passagen, der jedoch durch seine langsame Erzählweise und die schwer zugänglichen Charaktere an Spannung verliert. Trotz der interessanten Einblicke in die Geschichte der Tschechoslowakei konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Beklemmende Dystopie, die zum Nachdenken anregt

Der Report der Magd
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Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ entführt uns in eine beklemmende dystopische Welt, in der Frauen auf ihre Rolle als Gebärmaschinen reduziert werden und ein totalitärer Staat jegliche Freiheit unterdrückt. ...

Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ entführt uns in eine beklemmende dystopische Welt, in der Frauen auf ihre Rolle als Gebärmaschinen reduziert werden und ein totalitärer Staat jegliche Freiheit unterdrückt. Atwood, geboren 1939 in Ottawa, Kanada, ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen unserer Zeit und bekannt für ihre tiefgründigen Auseinandersetzungen mit feministischen und gesellschaftlichen Themen. Ihr Werk „Der Report der Magd“ hat sich seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1985 zu einem modernen Klassiker entwickelt und wurde durch die gleichnamige Fernsehserie einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Inhaltsangabe

In „Der Report der Magd“ schildert Atwood die düstere Zukunftsvision der Republik Gilead, die nach einer atomaren Katastrophe aus den USA hervorgegangen ist. In diesem totalitären Staat sind Frauen jeglicher Rechte beraubt und werden in strenge soziale Klassen eingeteilt. Fruchtbare Frauen, wie die Protagonistin Desfred, werden zur Fortpflanzung rekrutiert und gezwungen, Kinder für die unfruchtbaren Ehefrauen der Elite zu gebären. Desfred, die sich noch an ihr früheres Leben mit Freiheit und Familie erinnert, lebt nun in ständiger Überwachung und Unterdrückung, doch tief in ihr bleibt die Hoffnung auf ein Entkommen und eine bessere Zukunft bestehen.

Meine Meinung

Als Leserin, die zuerst die TV-Serie gesehen hat, hat „Der Report der Magd“ für mich einen Teil seines Überraschungseffekts eingebüßt. Die düstere und realistische Darstellung der Welt von Gilead ist ohne Zweifel beeindruckend und erschreckend zugleich. Die Geschichte zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie schnell eine Gesellschaft in totalitäre Strukturen abrutschen kann, und hinterlässt hat mich nachdenklich gestimmt: Wie zerbrechlich sind unserer eigenen Freiheiten? Doch obwohl die Thematik wichtig und erschütternd ist, hat sich das Buch für mich einige Längen gehabt und soich entsprechend gezogen.

Sprachlich ist Atwoods Werk präzise und durchdacht, aber auch sehr trocken, was wohl der Form eines „Reports“ geschuldet ist. Diese distanzierte Erzählweise hat es mir jedoch schwer gemacht, eine tiefere emotionale Verbindung zu der Protagonistin June aka Desfred aufzubauen. Besonders im Vergleich zur Serie, die einige Ereignisse und Emotionen intensiver darstellt, wirkte der Roman manchmal weniger fesselnd.

Interessant fand ich die Unterschiede in der Erzählgeschwindigkeit zwischen Buch und Serie: Manche Szenen, die in der Serie ausgiebig behandelt werden, kommen im Buch schnell zur Sprache, während andere Passagen eher in die Länge gezogen wirken. Ohne das Vorwissen aus der Serie hätte ich mir vermutlich schwergetan, mir die Welt von Gilead in ihrer vollen Grausamkeit vorzustellen.

Ein weiterer Aspekt, der mir beim Lesen auffiel, war die starke Fokussierung auf Desfreds Perspektive. Obwohl dies der Geschichte eine gewisse Intensität verleiht, hätte ich es spannender gefunden, auch andere Figuren und deren Blickwinkel kennenzulernen. Dies hätte dem Roman zusätzliche Tiefe gegeben und die Vielschichtigkeit der unterdrückten Gesellschaft Gileads noch deutlicher hervorgehoben. Dennoch hat mich der Charakter von Desfred, oder June, wie sie vor Gilead hieß, fasziniert – ihre stille Rebellion und der innere Widerstand gegen das Unrecht machen sie zu einer starken, wenn auch manchmal schwer zugänglichen Protagonistin.

Fazit

„Der Report der Magd“ ist ein wichtiges und kraftvolles Buch, das die Leser zu Recht zum Nachdenken über Macht, Freiheit und Unterdrückung anregt. Trotz der beeindruckenden Thematik und der tiefgründigen gesellschaftlichen Fragen, die Atwood aufwirft, konnte mich das Buch aufgrund seiner trockenen Erzählweise und der teilweise schleppenden Handlung nicht vollständig überzeugen. Daher vergebe ich 3 von 5 Sternen. Es bleibt jedoch ein Werk, das gelesen werden sollte – besonders für diejenigen, die sich mit feministischen und dystopischen Themen auseinandersetzen möchten.

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