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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2024

Sprachlich ein Genuss

Nur nachts ist es hell
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Nach „Über Carl reden wir später“ ist dies nun der zweite Teil der Familien-Saga rund um die Familie Brugger. Diesmal steht Elisabeth, die einzige Tochter im Mittelpunkt. Die Geschichte wird aus ihrer ...

Nach „Über Carl reden wir später“ ist dies nun der zweite Teil der Familien-Saga rund um die Familie Brugger. Diesmal steht Elisabeth, die einzige Tochter im Mittelpunkt. Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt, wobei Elisabeth auch gleichzeitig als Erzählerin fungiert.

Vater Albert Brugger, scheint ein moderner Vater zu sein, denn die aufgeweckte Elisabeth darf nach der Volksschule eine höhere Schule besuchen. Dazu muss ein Teil der Familie nach Wien übersiedeln: Bruder Gustav, der Medizin studieren will und Elisabeth übersiedeln mit der Mutter in die Großstadt. Der Vater und Bruder Carl bleiben im Mühlviertel, Eugen, sein Zwillingsbruder wandert in die USA aus. Elisabeth maturiert 1913 in der Rahlgasse, einem der ersten Mädchengymnasien Wiens, beginnt ihr Medizinstudium. Wenig später bricht der Erste Weltkrieg aus und sie verpflichtet sich als Krankenschwester. Gustav kehrt aus dem Krieg nicht zurück. Dafür steht plötzlich Georg, einer seiner Studienkollegen und Nachfahre einer Ärztedynastie, kriegsversehrt, vor ihrer Tür. Man heiratet, Elisabeth absolviert zwischen zwei Schwangerschaften ihr Studium, macht die Facharztausbildung zur Gynäkologin und teilt später sich mit ihrem Mann eine Praxis.

Elisabeth liebt ihren Beruf und die Anliegen der Frauen sind ihr wichtig. Vor allem jene, der benachteiligten, die
für Hungerlöhne arbeiten müssen und Jahr um Jahr ein Kind bekommen. Diese Haltung bringt ihr dann auch einen kurzen Gefängnisaufenthalt ein.

Der Zweite Weltkrieg bringt den Selbstmord ihres Mannes und das Nichtwissen über den Verbleib des älteren Sohnes sowie die ärztliche Tätigkeit an der Ostfront.

Nun, wir sind in den 1970er-Jahren angekommen, rekapituliert sie ihr Leben, schreibt es für ihre Großnichte, die bei ihr lebt, auf.

Meine Meinung:

Dieser zweite Teil der Familiengeschichte ist penibel recherchiert und gekonnt in die Weltgeschichte eingebettet. Wir erfahren so manches Familiengeheimnis wie den Tausch der Lebensläufe der Zwillingsbrüder Carl und Eugen sowie die daraus entstehenden Komplikationen. Warum der Identitätstausch? Das müsst ihr selbst lesen.

Sehr gut haben mir die vielen Details, die der feinen Beobachtungsgabe von Elisabeth geschuldet sind, gefallen. Mit ihren Emotionen hält sie sich ein wenig zurück. So ist sie erzogen worden und passt ausgezeichnet zu ihrem Charakter.

Der Erzählstil ist ausgewogen und bezieht auch ihre Eltern und die Brüder, sowie Ehemann und Schwiegerfamilie in ihre Betrachtungen ein. Geschickt wird der Eindruck erweckt, dass Elisabeth wirklich neben dem Leser sitzt und erzählt. Als Hörbuch muss das grandios sein! Und genau wie in gesprochenen Erinnerungen wird nicht alles chronologisch erzählt. Manchmal springt sie in ihrem Leben nach vor und dann gibt es einen Gedanken, der sie an ein lange zurück liegendes Ereignis erinnert. Das katapultiert Elisabeth weit in ihre Vergangenheit zurück. Auch die eine oder andere Wiederholung kommt vor, was aber aus meiner Sicht nicht störend ist. Das passiert einfach in der Rückschau auf ein langes Leben.

Sprachlich ist der Roman ein Genuss. Nun muss ich mir noch den Vorgänger besorgen

Fazit:

Gerne gebe ich diese wunderbar erzählten Familien-Saga 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.08.2024

Schwere Kost!

Die Toten vom Phoenix-See
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„Die junge Mutter Marie flieht zusammen mit ihrer kleinen Tochter Olga vor dem gewalttätigen Vater ihres Kindes, einem katholischen Priester, nach Dortmund. Auf dem Gebiet eines ehemaligen Stahlwerks, ...

„Die junge Mutter Marie flieht zusammen mit ihrer kleinen Tochter Olga vor dem gewalttätigen Vater ihres Kindes, einem katholischen Priester, nach Dortmund. Auf dem Gebiet eines ehemaligen Stahlwerks, wo die Bauarbeiten für den Phoenix-See im Gange sind, finden sie in einem Wohnwagen Unterschlupf. Um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten, fängt Marie in einer heruntergekommenen Bar als Tänzerin an – bis sie eines Tages grausam ermordet wird. Jahre später entschließt sich Olga, den Mörder ihrer Mutter endlich zu finden.“

Mit diesem Klappentext kündigt der Grafit-Verlag den neuesten Krimi von Gabriella Wollenhaupt, die einer Vielzahl von Lesern als Schöpferin der Reporterin Maria Grappa ist, an.

Dieser Krimi, der uns Leser bis zur letzten Seite in Atem hält, ist nichts für schwache Nerven. Er bringt ein brisantes Thema wieder ans Tageslicht: Missbrauch an Kindern, egal ob Bub oder Mädchen, durch Angehörige der Katholischen Kirche.

Als Marie mit Olga 2008 vor ihrem Peiniger flüchtet, wird der Täter von der Kirche geschützt, in dem sie auf einen anderen Kontinent versetzt werden. Dort machen sie mit ihren Verbrechen einfach weiter. „Frischfleisch“ wie Marie nüchtern feststellt.

Doch 15 Jahre später, nach Maries grausamem Feuertod, lassen sich die Schandtaten der Täter, auch wenn es sich um einen Erzbischof handelt, nicht mehr verheimlichen. Scharenweise laufen der Kirche ihre Mitglieder davon.

Fazit:

Dieser Krimi ist schwere Kost und wird sicherlich eine Menge Staub aufwirbeln, auch, wenn es sich „nur“ um eine Geschichte handelt. Der eine oder andere wahre Kern ist jedenfalls dabei. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.08.2024

Penibel recherchiert und gekonnt erzählt

Keine Schonzeit für Mörder
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Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant ...

Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant der Gendarmerie, und der junge Revierjäger Johann Freidl einen Wilderer im Wald stellen. Wenig später sind zwei der drei Männer tot. Birnstingl vom Wilderer erschossen, der Wilderer durch zwei Stiche ins Herz vom Aufsichtsjäger in Notwehr - wie er behauptet - getötet. Einigen Dorfbewohnern kommt die Geschichte nicht geheuer vor und der Freispruch des jungen Revierjägers beim nachfolgenden Prozess, spaltet das Dorf.

Doch die weltpolitischen Ereignisse, also der Mord an Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau und der daraufhin folgende Ausbruch des Großen Krieges, sowie die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung übertüncht zunächst das lokale Ereignis.

Erst als der Nachfolger des getöteten Birnstingl sich der Sache annimmt, kommen die Intrigen innerhalb der Dorfgemeinschaft ans Tageslicht.

Meine Meinung:

In seinem dritten Krimi, der in der Gegend rund um Mürzzuschlag spielt, hat Autor Franz Preitler wieder zahlreiche historische Fakten mit fiktiven Elementen kombiniert. Er nimmt seine Leser in eine vielschichtige Dorfgemeinschaft mit. Zahlreiche verdeckt und offen geführte Fehden bestimmen den Alltag. Auch das Thema Fortschritt versus Tradition finden ebenso Platz wie die verbotene Liebe zwischen zwei Männern und die Herabwürdigung der Töchter als Spielball zur Vermehrung des Besitzes der Väter.

Sehr gut ist die Stimmung im Dorf beschrieben. Manch einer sympathisiert mit dem Wilderer, denn der verbotenen Abschuss des Wildes gilt bei manchen als Mutprobe und dient anderen zum Überleben.

Geschickt integriert Franz Preitler historische Persönlichkeiten in seine Geschichte. So darf der Dichter Peter Rossegger (1843-1918) wieder auftreten und setzt dessen Freund, dem Fotografen Franz Josef Böhm (1874-1938), der das Heimatmuseum in Mürzzuschlag gegründet hat, ein Denkmal. Auch das fiktive Postwirtsehepaar Pfandl hat mit Sophie (1873-1963) und Toni Schruf (1863-1932) ein reales Vorbild.

Fazit:

„Keine Schonzeit für Mörder“ ist ein eindringlicher historischer Kriminalroman, der gekonnt Fakten mit Fiktion verquickt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Eintunkt
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In ihrem 5. Gartenkrimi entführt uns Martina Parker nach Bildein, einem 350-Seelen-Dorf im nordöstlichsten Zipfel des burgenländischen Bezirks Güssing. der nur wenige hundert Meter von der ungarischen ...

In ihrem 5. Gartenkrimi entführt uns Martina Parker nach Bildein, einem 350-Seelen-Dorf im nordöstlichsten Zipfel des burgenländischen Bezirks Güssing. der nur wenige hundert Meter von der ungarischen Grenze entfernt ist. Bekannt ist Bildein durch das Musikfestival „picture on“, das seit 2000 alljährlich Anfang August stattfindet.

Und dieses Musikfestival bildet auch den Hintergrund für diesen Krimi, der wie alle seine Vorgänger durch die Beschreibung von Land und Leute, die durchaus schrullig sein dürfen, Tipps und Tricks für den Garten sowie für humorige Einlagen, die immer wieder im tiefsten burgenländischen Dialekt von sich gegeben werden, punktet. Keine Sorge, die Dialektpassagen werden in Fußnoten gleich übersetzt, sodass auch Leser aus anderen Regionen keine Mühe haben, das Gesagte zu verstehen.

Herzlich lachen musste ich nicht nur über „Gut gebettet mit Betty“, dem Werbeslogan des Bestattungsunternehmens, sondern auch über die illustre Schar der Gartenfreundinnen.

Über den Inhalt verrate ich nichts, sonst ginge die Spannung flöten.

Dass wir jetzt bis 2026 (!) auf die Fortsetzung mit dem Titel „Anbandelt“ warten müssen, ist betrüblich, doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.

Das Cover passt zu den Vorgängern.

Fazit:

Eine perfekte Fortsetzung dieser Reihe, die hoffentlich noch lange weitergehen wird. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ein heißer Tipp: unbedingt bei Band 1 („Zuagroast“) beginnen.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Nach Motiven von Walt Disney

Baby Nelson (unkaputtbar) 3: Disney: Dschungelbuch: Balu liebt Bäume
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Dieses Buch, das als unzerstörbares Baby-Buch im Carlsen Verlag erschienen ist, wurde nach Motiven von Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ (in der Disney-Version) gestaltet.

Balu der Bär liebt ja bekanntlich ...

Dieses Buch, das als unzerstörbares Baby-Buch im Carlsen Verlag erschienen ist, wurde nach Motiven von Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ (in der Disney-Version) gestaltet.

Balu der Bär liebt ja bekanntlich Bäume, um sich daran den Rücken zu kratzen. Hier erklärt er dem kleinen Mogli welche Bäume essbare Früchte hervorbringen und welche Eigenschaften Bäume haben.

Der Text erscheint mir für Babys ab 12 Monaten noch ein wenig zu schwierig, aber da das Buch ja nicht kaputt gehen soll, kann es ja später auch noch vorgelesen werden. Die Illustrationen sind sehr gut gelungen.

Genau das Richtige für zukünftige Leser, die aktuell die Welt noch mit allen Sinnen kennen lernen.

Überrascht hat mich allerdings, dass der Carlsen Verlag damit wirbt, dass das für das Buch verwendete Material „von unabhängigen, akkreditierten Prüflabors getestet und freigegeben“ ist. Das sollte doch selbstverständlich sein!