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Veröffentlicht am 17.03.2019

Wenn Dein "Freund und Helfer" zu Deinem ärgsten Feind wird

Systemfehler
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Nachdem ich den Klappentext des Buches studiert hatte und feststellte, dass die Geschichte in Hamburg spielt, dachte ich, es könnte sich lohnen, dieses Buch zu lesen. Ich kenne die Vorgänger-Fehler nicht, ...

Nachdem ich den Klappentext des Buches studiert hatte und feststellte, dass die Geschichte in Hamburg spielt, dachte ich, es könnte sich lohnen, dieses Buch zu lesen. Ich kenne die Vorgänger-Fehler nicht, weshalb ich wenige Erwartungen haben konnte und völlig unvoreingenommen begann das Buch zu lesen.

Handlung

Frederik kommt in seine Heimatstadt Hamburg zurück, hat Vorsätze, was er verändern und welchen Erlebnissen er sich stellen will, nachdem er vor ihnen geflohen war. Hier erwarten ihn neben seinem besten Freund Niklas unterschiedlichste Menschen. Neue Kollegen, die seinen Vater und dessen furchtbare Machenschaften kannten und ihn immer wieder darauf ansprechen, seine Mutter, die offenbar ihr Leben völlig umkrempeln will und jemand, der sein Leben zerstören will.
Zunächst nehmen die Dinge ihren Lauf, er behauptet sich in der neuen Klinik durch Fachwissen und Engagement und findet auch den Weg zu seinem Freund zurück. Dieser hat seine ganz eigenen Probleme, die aus der gemeinsamen Vergangenheit resultieren, aber dennoch erhalten sich die beiden Männer ihre Freundschaft, die im Verlauf der Zeit schon viele Hürden überstehen musste.
Immer öfter und intensiver wird er jedoch mit seiner Vergangenheit konfrontiert bis sich die Situation dahin gehend zuspitzt, dass ihn seine Vergangenheit mit ganzer Wucht einholt und diese Begegnung beinahe tödlich verläuft.

Meine Meinung

Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend! Selbst wenn man die Vorgänger-Fehler nicht kennt, kann man der Geschichte folgen. Sie ist mit Rückblenden gespickt, die einen ahnen lassen, was in der Vergangenheit passiert sein muss, wie nachhaltig Frederiks und Niklas‘ gemeinsame Vergangenheit ist. Natürlich sind die Rückblenden nicht so ausführlich, dass man darauf verzichten könnte, die anderen Bücher zu lesen, aber sie genügen um die aktuelle Story zu verstehen und sich nicht in Unverständnis zu verheddern.
Frederik und Niklas verbindet eine lange Freundschaft, die aufgrund gemeinsamer Erlebnisse so massiv zu sein scheint, dass nichts sie ernsthaft erschüttern könnte. Diesen Umstand bringt die Autorin mit gekonnten Formulierungen und der Inszenierung von Situationen zum Ausdruck, in denen sich jeder wiederfinden kann. Frederik und Niklas sind so normal wie Du und ich, haben einen Beruf und ein privates Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Nach ein paar Seiten bekommt der Leser das Gefühl, als könnte man ihnen an der nächsten Straßenecke – oder eben in der Notaufnahme von St Georg oder im UKE – begegnen.
Das Krankenhausleben scheint mir – als jemandem, der mal Patient war, aber ansonsten keinen Einblick hinter die Kulissen hat – glaubhaft beschrieben. Fachbegriffe werden am Ende des Buches erklärt und die Hektik auf den Fluren der Notaufnahme bzw. bei den Einsätzen des Notarztes wird toll beschrieben. Man kann kaum so schnell lesen, wie sich die Spannungsbögen aufbauen.
Die ganz persönlichen Probleme und Konflikte kann man ausgesprochen gut nachempfinden. Es gelingt A.R. Klier ohne viele ausschmückende oder dramatische Details intensive Emotionen zu beschreiben, sodass der Leser mit den Protagonisten mitfühlen kann.

Die Welle der Vergangenheit baut sich über Frederik immer weiter auf. Der Leser kann diesem Verlauf wunderbar folgen und mitfiebern und in dem Moment, in dem die Welle über ihm zusammen bricht, möchte man nur noch, dass Frederik überlebt, denn DAS hat er gewiss nicht verdient. Bis zu einem bestimmten Punkt im Buch bleibt auch der Leser im Ungewissen, wer diese Welle maßgeblich aufbaut. Irgendwann kommt der aha-Effekt und danach möchte man nur die Frage nach dem Warum beantwortet haben.

Die Autorin arbeitet mit ständigen Perspektivwechseln, die Figuren entwickeln sich alle parallel bis der Moment kommt, an dem sich ihre Wege kreuzen. Es gelingt ihr, die einzelnen Passagen ausführlich genug zu halten, damit der Leser etwas Neues erfährt, aber dennoch kurz genug, dass er den roten Faden nicht verloren hat, wenn die Geschichte an anderer Stelle wieder einsetzt. Ich mag diese Art der parallelen Entwicklung sehr.

A.R. Kliers Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Man kann sich auf die Geschichte konzentrieren und in sie eintauchen, anstatt verschachtelte Sätze mehrfach lesen zu müssen, um ihren Sinn zu verstehen.
Details streut sie gekonnt ein, ohne ihnen den Vorrang zu geben. Wer in Hamburg lebt, weiß ziemlich genau, wo sie sich gerade befindet. Aber sie bleibt im Vordergrund immer bei der Handlung. Das gefällt mir ausgesprochen gut.

Die charakteristischen Eigenschaften von Mann und Frau werden perfekt beschrieben. Ich fand es herrlich beim Lesen öfter mal den Gedanken zu haben „Typisch Mann“ oder „Typisch Frau“ – wir kennen es alle und finden uns wohl gerade deshalb in ihren Figuren wieder.

Fazit

Alles in allem ein Roman, der sich zu lesen lohnt, selbst wenn man mit Krankenhäusern vielleicht nicht allzu viel anfangen kann und die Vorgänger-Fehler nicht kennt. Es geht um menschliche Höhen und Tiefen, um das Verarbeiten (oder auch das Verdrängen) von Traumata und in aller erster Linie um die Freundschaft zweier Männer und wie viel wert diese ist.

Es ist eine gänzlich neue Erfahrung einen Krimi zu lesen, bei dem die Tat am Ende passiert! Ein Grund mehr den nächsten Teil dringend in die Hand zu nehmen, denn es gibt noch so viel, was ich wissen will.

Veröffentlicht am 03.03.2021

Kein neues Konzept, aber toll erzählt.

Tale of Magic: Die Legende der Magie 1 – Eine geheime Akademie
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Das Buch:
Ich hatte im Vorfeld viel von den Land of Stories Büchern gehört, sie aber leider bisher nicht gelesen. Deshalb freut es mich jetzt umso mehr, dass ich mit diesem ersten Teil der Tale of Magic ...

Das Buch:
Ich hatte im Vorfeld viel von den Land of Stories Büchern gehört, sie aber leider bisher nicht gelesen. Deshalb freut es mich jetzt umso mehr, dass ich mit diesem ersten Teil der Tale of Magic Reihe beginnen konnte. Vielen Dank an den Verlag für das Leseexemplar.

Worum geht’s?
Brystal Evergreen wächst in nicht besonders liebevollen Verhältnissen auf. Während ihre beiden Brüder studieren dürfen, ist es ihr sogar untersagt zu lesen und das obwohl sie nichts lieber tut. Ohne die Erlaubnis ihrer Eltern verschafft sich Brystal eine Putzstelle in der hiesigen Bibliothek und kann fortan Nacht für Nacht lesen. Eines Tages findet sie die Abteilung der verbotenen Bücher und hier ein Buch, das sie besonders fesselt – nicht zuletzt, weil die Autorin des Buches noch lebt. Ohne wirklich daran zu glauben, liest sie den magischen Spruch, der bestimmen soll ob jemand magische Fähigkeiten besitzt oder nicht. Und dann ändert sich alles!

Charaktere:
Brystal Evergreen ist ein sympathisches Mädchen, mit dem der Leser wegen der ihr zugefügten Ungerechtigkeiten mitfühlen kann. Und die Ungerechtigkeiten sind bisweilen wirklich haarsträubend. Angefangen damit, dass Mädchen ausschließlich zu Ehefrauen und Müttern erzogen werden bis hin zu der Tatsache, dass Bildung den Mädchen vorenthalten wird. Hin und wieder ist mir diese Figur vielleicht etwas zu weich und zu sehr auf das Wohl anderer bedacht, aber es gehört zu dieser Figur dazu.

Madame Weatherberry ist eine Fee, die der Ungerechtigkeit in ihrer Welt den Kampf angesagt hat. Die Ungerechtigkeit besteht in erster Linie darin, dass Magie in allen 4 Königreichen verboten ist und als Verbrechen verfolgt wird. Also hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu beweisen, dass sie die magisch Begabten unbedingt brauchen und ihnen wieder den Respekt entgegenbringen, den diese verdienen. Als Leiterin ihrer eigenen Akademie versucht sie diese Einstellung weiterzugeben und ist dabei sehr beharrlich. Ich mag diese Figur, insbesondere weil sich zum Ende des Buches eine ganz andere Seite von ihr offenbart. Und obwohl der Leser damit vielleicht nicht rechnet, bleibt die Sympathie für Madame Weatherberry bestehen. Ich konnte sie sogar sehr gut verstehen.

Wie es in solchen Geschichten üblich ist, bekommt die Protagonistin eine beste Freundin. Lucy könnte nicht weniger ähnlich sein und gerade das macht den Reiz aus, wie ich finde. Während Brystal immer nett ist und immer für alle das Beste will, erscheint Lucy anfänglich als die Böse, als jene, die die anderen weniger wertschätzt als sich selbst. Sie wirkt irgendwie hochnäsig, abwertend und sehr, sehr eitel. Tief in ihrem Inneren steckt aber auch hier ein herzensgutes Mädchen, welches sich perfekt in das Geflecht einfügt. Dies ergibt sich jedoch erst im Laufe der Geschichte. Am Anfang mochte ich sie so gar nicht.

Die Namen der Figuren finde ich wunderbar gewählt. Immer wieder musste ich grinsen, wenn klar wurde, dass die Namen irgendwie immer zur Person passen. Es rundet die Geschichte auf eine schöne Weise ab.

Schreibstil:
Das Buch lässt sich durchweg leicht lesen und hat keine Längen. Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers und bereits am Anfang kann man sich gut vorstellen, dass Oma im Schaukelstuhl sitzt und ihren aufmerksamen Zuhörern von den alten Zeiten erzählt.

Selbst wenn der Aufbau der Geschichte nicht neu ist, so ist sie doch wundervoll erzählt. Der Autor versteht es, seinen Leser für die Ziele seiner Protagonisten zu begeistern und sie ihnen nahe zu bringen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich gerade junge Leserinnen mit Brystal identifizieren können. Immerhin schafft sie es, von einem unterdrückten Mädchen zur Anführerin zu werden.

Auch hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass leise Sozialkritik deutlich wird. Gerade in den Passagen in denen die Königreiche vorgestellt werden, macht Colfer die Doppelmoral ihrer Herrscher deutlich. Ich empfand es als spannend und es machte sich der Gedanke breit, dass es in der Realität gar nicht so viel anders ist.

Am Ende wird es mir dann etwas zu pathetisch. Es ist die Rede davon, dass Brystal die Welt rettet und natürlich bekommen die Freunde alle ihre Forderungen bei König Champion durch, ohne dass dieser auch nur in Erwägung zieht, dagegen zu intervenieren. Das ging mir dann etwas zu leicht und zu schnell – auch wenn ich mich natürlich über den Erfolg gefreut habe und es auch zum Grundtenor passte, nach dem Madame Weatherberry erreichen wollte, dass die Menschen wieder daran glauben, dass sie die magisch Begabten brauchen. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt und andere mögen vielleicht genau das. Verdient haben die Freunde nach den vielen Abenteuern und Kämpfen diesen Sieg auf jeden Fall.

Die Geschichte ist für die Altersklasse ab 11 Jahre durchaus empfehlenswert. Der Autor schreibt sehr bildlich, sodass man sich seine Welt gut vorstellen kann und das finde ich gerade für Kinder- und Jugendbücher sehr wichtig. Auf den letzten Seiten im Dank erwähnt der Autor Illustrationen, die im e-book allerdings nicht zu finden sind. Lediglich die Karte der Welt taucht dort auf.

Fazit:
Lesenswertes Abenteuer mit sympathischen Protagonisten, die ein ehrenwertes Ziel verfolgen und natürlich am Ende siegreich sind. Leichter Schreibstil und vor allem tolle Namen machen die Geschichte zu einem Lese-Genuss für große und kleine Leser. Ich freue mich auf den 2. Teil!
4,5 von 5 Sternen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2024

Wie eine Reise zu sich selbst

Das größte Rätsel aller Zeiten
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Nach der Leseprobe hat mir besonders gefallen, dass die Geschichte auf 2 Zeitsträngen erzählt wird, die ganz offensichtlich irgendwann zusammentreffen müssen. Darüber hinaus wollte ich unbedingt herausfinden, ...

Nach der Leseprobe hat mir besonders gefallen, dass die Geschichte auf 2 Zeitsträngen erzählt wird, die ganz offensichtlich irgendwann zusammentreffen müssen. Darüber hinaus wollte ich unbedingt herausfinden, was es mit Pippa und Clayton auf sich hat.

Clayton wird im Klappentext als der älteste 25jährige beschrieben und diesen Eindruck hat man auch anfänglich von ihm. Er lebt in der Gemeinschaft der Rätselmacher, einer Gruppe älterer Menschen, deren Lebensinhalt es ist, Rätsel aller Art zu erschaffen. Er selbst ist zwar rätselaffin, er liebt Rätsel, aber erschaffen würde Clayton sie wohl nicht. Dennoch gehört er vom Anfang seines Lebens an zu dieser Gemeinschaft und fühlt sich dort auch wohl. Besonders hängt er an Pippa, die er als seine Mutter betrachtet, und Earl. Bis zu Pippas Tod hat Clayton sich nicht sonderlich dafür interessiert, wer seine richtigen Eltern sind, aber als er sich von Pippa verabschieden muss, drängt sich diese Frage plötzlich in den Vordergrund. Und Pippa bringt ihn dazu, sich auf eine Reise zu sich selbst zu begeben.

Anfänglich ist er nicht so sonderlich begeistert davon, aber je länger er auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit ist und dabei Menschen begegnet, die zunächst zwar Fremde für ihn sind, aber dennoch auch immer eine Verbindung zu ihm haben, desto mehr taut Clayton auf und will irgendwann das Rätsel um sich selbst lösen.

Clayton ist ein liebenswerter Mensch und ich kann ihn sehr gut verstehen, dass er das Geheimnis um seine Herkunft lüften möchte. Mir gefällt es besonders, dass er offen ist für Dinge, die ihm begegnen. Er bewertet nicht, sondern nimmt die Menschen, wie sie eben sind. Eine Charaktereigenschaft, die ich auch im wahren Leben sehr schätze.

Auf dem zweiten Handlungsstrang lernen wir Pippa kennen. Sie hat die Gemeinschaft der Rätselmacher überhaupt erst gegründet. Während man den Werdegang der Gemeinschaft mitverfolgen kann, lernt man die einzelnen Mitglieder besser kennen. Jedes einzelne hat ein Leben und eine Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das macht es für den Leser spannend, wie ich finde. Am Ende des Buches hat man einen guten Einblick in die Gemeinschaft gewonnen und kann sich vorstellen, wie die Menschen zusammenleben. Ich habe sie lieb gewonnen und fand es fast ein bisschen schade, Abschied zu nehmen.

Pippa ist die zentrale Figur in der Gemeinschaft. Sie hält sie zusammen, kümmert sich um alles und jeden. Es ist ihre Familie. Auch die Freundschaft zu Nancy ist tiefgehend. Hier gefällt mir besonders gut, dass beide Frauen sich in einer Zeit, in der das noch nicht so üblich war, in Männerdomänen behaupten und dabei sehr erfolgreich sind. Dennoch fehlt mir das letzte Quäntchen bei Pippa, um mich mit ihr identifizieren zu können. Es fällt mir schwer, durch ihre Augen zu sehen, obwohl ich viele ihrer Handlungsweisen durchaus nachvollziehen kann.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte sehr gut. Einzig der Einstieg erschien mir etwas langatmig. Es dauerte mir etwas zu lange, bis Clayton auf seinem Abenteuer unterwegs war. Dennoch hat man während dieser Zeit schon einiges über die Gemeinschaft herausgefunden. Ebenfalls etwas sparsam erscheinen mir am Anfang die Dialoge. Ich mag Bücher, die von ihren Dialogen leben, das macht sie lebendig. Allerdings erzählt der Autor zumindest am Anfang mehr, als dass er seine Charaktere sprechen lässt. Das empfand ich beim Lesen bisweilen etwas anstrengend. Im weiteren Verlauf des Buches gibt sich das aber und dann wird die Geschichte auch lebendiger und schreitet flotter voran. Die Schreibweise als solches ist aber angenehm zu lesen.

Als wirklich positives Schmankerl habe ich die Rätsel im Buch empfunden. Wer möchte, kann mitraten und die Auflösung folgt natürlich auch. Da Rätsel der Mittelpunkt des Lebens in der Gemeinschaft sind, macht es für mich auch Sinn, von diesen nicht nur zu erzählen, sondern den Leser daran teilhaben zu lassen.

Fazit:
Das Buch in seiner Gesamtheit ist absolut lesenswert. Der Autor schafft es, dass man sich hin und wieder selbst die Frage stellt, was einen glücklich macht, oder was einem im Leben vielleicht fehlt, was man sich wünscht. Und während man Clayton begleitet, stellt man fest, dass es oft die kleinen Dinge sind. Mit Ausnahme der fehlenden Dialoge am Anfang ist auch der Schreibstil sehr eingängig und leicht. Von mir gibt es deshalb gute 4 Sterne.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2024

Eine Geschichte über Neuanfang und Hoffnungen

Die Bahnhofsmission
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Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor ...

Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor dem ersten Teil zu lesen. Da zwischen beiden Bänden ein riesiger Zeitsprung liegt, steht der zweite Teil quasi als alleiniges Werk. Darüber hinaus bindet die Autorin viele Rückblenden ein, sodass die Geschichte der Figuren aus dem ersten Teil zumindest in Ansätzen dargelegt wird und die zweite Geschichte so verständlich bleibt.

Die Geschichte um den Wiederaufbau der Bahnhofsmission nach dem 2. Weltkrieg beinhaltet viele unterschiedliche Handlungsstränge, die am Ende zwar alle aufgelöst werden, aus meiner Sicht aber hin und wieder etwas wenig Raum bekommen. So hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte um den Arzt der Mission etwas ausführlicher erzählt worden wäre oder auch die Geschichte um Nr. 15. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich die Autorin eher konstruierter Zufälle bedient, als die Geschichten ganz zu erzählen. Ich gehe davon aus, dass die historischen Hintergründe sauber recherchiert sind, aber zu wenig vom Material Eingang in das Buch erhalten hat. Das ist etwas bedauerlich, macht die Geschichte aber nicht weniger lesenswert. Eventuell hätte hier ein Nachwort noch etwas Aufklärung schaffen können.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Alice. Sie ist eine starke Frau, die den Krieg überlebt hat und während des Krieges als Hilfskrankenschwester arbeitete. Bereits am Beginn des Buches wird klar, dass Alice eine Frau ist, die resolut ihrer Überzeugung folgt und nicht danach fragt, ob es den anderen Menschen immer passt, was sie entscheidet. Zudem ist sie überaus hilfsbereit und verurteilt Menschen nicht. Insbesondere letzteres ist eine Eigenschaft, die mir an diesem Charakter sehr gefällt.
Der Leser erfährt, dass Alice früher bereits in der Bahnhofsmission arbeitete und diese nun - nach dem Krieg - wieder aufbauen will. Dabei begegnen ihr viele Schwierigkeiten, denen sie sich mit Hilfe ihrer damaligen Mitstreiterinnen und Oberst Wolkow entgegenstellt. Außerdem muss Alice einige Entscheidungen treffen, die den Leser zu der Frage bringen: Wie hätte ich gehandelt?

Alice’ Freundin Natalie taucht zusammen mit ihrer Tochter Claire wieder auf. Zunächst ist die Begegnung etwas kühl, aber im Laufe der Geschichte nähern sich die beiden Frauen wieder an. Natalie hat ihre Geschichte im Gepäck, die in diesem Teil recht kurz dargestellt wird, weil sie bereits im ersten Band erzählt wurde. Aber auch ohne dessen Kenntnis kann man die Verbindung der beiden Frauen gut verstehen. In diesem Zusammenhang macht die Autorin deutlich, wie zerrissen Alice hin und wieder in ihrer Gefühlswelt ist. Eigentlich würde sie gern, kann dann aber doch nicht. So ähnlich ergeht es ihr auch mit Oberst Wolkow, dem Alice sehr zugetan ist.

In Claire trifft man eine junge Frau, die Deutschland weder vor noch während des Krieges kennenlernte. Sie hat eine gewisse Abneigung gegen dieses Land, wie sie aus meiner Sicht nachvollziehbar ist. Außerdem ahnt sie, dass sie nicht alles über die Vergangenheit ihrer Mutter weiß. Claire habe ich als impulsiven Charakter kennengelernt. Ich mag sie im Grunde, aber ihre Verhaltensweisen wollen manchmal nicht zum Alter der Figur passen. Deshalb wirkt Claire oftmals deutlich jünger, als sie wirklich ist.

Alles in allem sind die Charaktere gut gewählt. Hin und wieder hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Mir fehlte das letzte Tröpfchen, um das Gefühl zu haben, durch die Augen der Charaktere auf die Geschichte zu schauen. Dennoch wirken die Figuren authentisch. Insbesondere einigen der Nebenfiguren verleiht die Autorin durch den Berliner Dialekt Authentizität. Das hat mich sehr gefreut und oftmals musste ich schmunzeln.

Das zerstörte Berlin und die Bahnhofsmission stellt die Autorin sehr bildhaft dar. Sie nutzt dabei u.a. schöne Metaphern, die die Bilder unterstreichen. Man kann sich alles gut vorstellen. Die Autorin beschreibt aus meiner Sicht sehr gut und schafft es auch, die emotionalen Momente in den Ruinen einzufangen, die den Leser dann zwangsläufig berühren.

Überhaupt ist der Schreibstil der Autorin leicht und eingänglich. Der Spannungsbogen bleibt stets gewahrt und es gibt keine Längen in der Geschichte. Es ist ein Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung, was aus meiner Sicht sehr gut in die Zeit passt, in der die Geschichte spielt. Auch erzählt die Autorin viel über die zwischenmenschliche Komponente zwischen Vertrauen wollen und Zweifel haben. Es ist schwer, in ehemaligen Feinden plötzlich Freunde zu sehen und genau das transportiert die Autorin sehr gut.

Fazit:
Mir hat das Buch gut gefallen. Auch wenn es den Charakteren bisweilen etwas an Tiefgang fehlt und die einzelnen Schicksale und Geschichten hin und wieder wie nicht zu Ende erzählt wirken und es den einen oder anderen konstruierten Zufall gibt, lohnt es sich, das Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Gelungener Auftakt mit kleineren Schwächen

Stardust Academy - Hüter der Sterne
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Aaron und sein bester Freund Louis fahren wie jedes Jahr ins Sommercamp. Eigentlich hat Aaron so gar keine Lust und würde lieber mit der Familie in den Urlaub fahren. Während eines Lagerfeuers passieren ...

Aaron und sein bester Freund Louis fahren wie jedes Jahr ins Sommercamp. Eigentlich hat Aaron so gar keine Lust und würde lieber mit der Familie in den Urlaub fahren. Während eines Lagerfeuers passieren dann allerdings Dinge, die wirklich alles, was Aaron kennt und erwarten würde, verändern…

Aaron tritt als Novize der Erde in die Stardust Academy ein, auf der er zu einem Asteria ausgebildet werden soll. Diese Academy ist nicht nur für Aaron etwas Besonderes, sondern auch für die Leserschaft dieses Buches. Die Autorin erschafft hier eine Parallelwelt, die neugierig macht. Zwar ist der Ablauf vom Erwachen der Kräfte bis zum Eintritt in die Academy nicht gänzlich neu und man kann Parallelen zu anderen Büchern auch in anderen Szenen nicht übersehen, aber trotzdem ist die Welt von Francesca Peluso anders. Sie verknüpft Fiktion und Realität miteinander und vermittelt so der Leserschaft einiges über das Universum. Dennoch bleiben die Magie und das Abenteuerliche dabei nicht auf der Strecke. Und keineswegs hat man das Gefühl, dass sie oberlehrerhaft erklären will.

Aaron ist ein liebenswerter Charakter, ihn mochte ich von Anfang an. Mit seinen Problemen im Elternhaus und dem ständigen Gefühl, nur hinten an zu stehen, hat er bei mir eine Saite zum Klingen gebracht. Eigentlich möchte man ihn in den Arm nehmen und ihm etwas Geborgenheit vermitteln. Durch dieses Grundgefühl hat Aaron oft auch mit Selbstzweifeln zu kämpfen, die von außen betrachtet nicht notwendig wären. Nach dem, was wir von seinem Werdegang kennen und durch seine Augen betrachtet, sind sie aber durchaus verständlich. Aaron ist auch ein Kämpfer und gibt trotz aller Rückschläge und Zweifel nie auf. Damit wird er für die junge Leserschaft mit Sicherheit zu einem Charakter, mit dem sich sowohl Jungen als auch Mädchen identifizieren können. Besonders gefallen hat mir, dass er sich bis zum Ende des Buches in einen ausgeprägten Strategen entwickelt hat. Das lässt erwarten, dass er im nächsten Band ein harter Gegner für seine Gegenspieler werden wird.

Neben Aaron stehen nach dem Eintritt in die Stardust Academy Remi und Pippa. Diese beiden Charaktere sind so völlig anders als es Aaron ist und passen vielleicht gerade deshalb perfekt zu ihm. Pippa und Aaron kennen sich bereits, als Aaron in die Academy eintritt, was es für Aaron vielleicht etwas leichter macht, in der ungewohnten Umgebung zurechtzukommen. Sie hat ein Händchen für die Emotionen der Menschen.
Remi ist der Mensch, der immer zu einem Scherz aufgelegt ist, das Leben (und auch die Schule) nicht so ernst nimmt und dennoch immer auf die Füße fällt. Das gefällt mir sehr, denn Aaron ist eher ein Mensch, der vielleicht etwas zuviel nachdenkt, zweifelt oder grübelt. Remi ist hier ein wunderbarer Ausgleich. Und zu dritt sind sie ein richtig gutes Team.

Ihr Gegenpol ist Fin. Allerdings kommt dies nur bedingt zum Tragen. Fin ist manipulativ, eingebildet und einfach ein unangenehmer Charakter. Dabei bekommt er gar nicht so viel Platz im Buch und auch die Momente, in denen Fin und Aaron aufeinanderstoßen, sind relativ selten. Ich hätte mir gewünscht, dass es von diesen Situationen mehr und damit mehr Konflikte zwischen den Jugendlichen gegeben hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann auch etwas mehr Einblick in Aarons persönliche Entwicklung erhalten hätten.

Die Grundstruktur der Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut, ebenso ist die Vermenschlichung von Himmelskörpern etwas, das ich so noch nicht kannte. Durch die Himmelskörper kann die Autorin Dinge erklären, die in einem Sachbuch vielleicht einfach nur trocken wären.
Bei den Charakteren fehlt mir jedoch etwas der Tiefgang und durch das recht hohe Tempo der Geschichte, gerade im zweiten Teil bleibt nicht viel Zeit, mehr Tiefe zu vermitteln. Das ist schade, denn ich glaube, so wie Aaron haben alle Charaktere eine Vorgeschichte, die sich zu verflechten lohnt. Aus diesem Grund fehlen mir an mancher Stelle Konflikte, obwohl das Potential durchaus vorhanden ist.
Und nicht zuletzt ergeben sich daraus eventuell Fragen, die das Buch nicht beantwortet. Sicherlich nicht bei jedem Leser, aber wer etwas genauer liest und mitdenkt, wird die kleineren Logikschwächen erkennen.

Der Schreibstil der Autorin besticht durch seine Einfachheit und dadurch, dass sie den Ton der Jugendlichen der Zielgruppe trifft. Das Buch lässt sich leicht lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Der Spannungsbogen ist im Grunde die ganze Zeit über vorhanden und die Geschichte kennt keine Längen. Manchmal geht es mir schon fast etwas zu schnell, sodass Szenen, die aus meiner Sicht mehr Potential gehabt hätten, recht kurz erscheinen. Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass ein Buch für die Leserschaft ab 10 Jahren auch nicht übermäßig dick sein sollte.

Das Cover des Buches ist hübsch aufgemacht. Gerade die Innenseiten der Außendeckel gefallen mir sehr gut. Im vorderen Deckel wird die Stardust Academy mit ihren Gebäuden dargestellt, im hinteren Deckel die Sternzeichen. Somit ist das Cover wirklich stimmig mit der Geschichte, die erzählt wird.

Fazit:
Die Autorin legt hier einen gelungenen Einstieg in ihre Welt der Sterne, Sternbilder und Planeten vor. Selbst wer nicht sonderlich universumsaffin ist, wird seinen Spaß an dem Buch haben und vielleicht noch etwas Neues lernen. Mit Aaron, Remi und Pippa sind ihr 3 sympathische Charaktere gelungen, die gern etwas mehr Tiefe haben und häufiger in Konflikte geraten dürften. Dennoch spricht die Autorin zwischenmenschliche Themen an, mit denen sich Jugendliche im Alter der Zielgruppe identifizieren können. Ich mag die Geschichte und freue mich jetzt schon auf den 2. Teil.

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