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Veröffentlicht am 15.08.2024

Unterhaltsames “Stolz und Vorurteil” Retelling

The Story Between Us
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“The Story Between Us” von Jella Benks ist der erste Band der Storys-Trilogie und ein Retelling von Jane Austens “Stolz und Vorurteil”. Ella und Darce kennen kennen sich von früher, teilten eine Freundschaft ...

“The Story Between Us” von Jella Benks ist der erste Band der Storys-Trilogie und ein Retelling von Jane Austens “Stolz und Vorurteil”. Ella und Darce kennen kennen sich von früher, teilten eine Freundschaft und ihren ersten Kuss. Dann herrschte vier Jahre Funkstille, als Ella als Angestellte für Darces Familie wieder auf ihn trifft. Doch ebenso wie beide noch Gefühle füreinander zu haben scheinen, trennen sie ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten weiterhin voneinander. Haben Ella und Darce trotzdem eine Chance?

Ich fand Ella vom ersten Moment an sympathisch, während ich mit Darce leider nicht ganz warm geworden bin. Einige Aspekte haben sich im Laufe der Geschichte aufgeklärt, sodass ich mich zumindest mit ihm arrangieren konnte. Ich hätte mir allerdings noch viel mehr Charakterentwicklung gewünscht.
Dadurch ist mir außerdem auch etwas von der Bindung zwischen Ella und Darce verlorengegangen, die sich mir nur durch die Rückblicke in die Vergangenheit erschlossen hat. Kleine Rituale, welche die beiden in die Gegenwart übertragen haben, fand ich sehr schön und haben mir die Geschichte immer wieder versüßt.

Ein Aspekt, der mir sehr gefallen hat, ist eine Eigenschaft, die Dacre (nicht) besitzt. Ich finde es schön, dass auf das Thema - ich kann aus Spoilergründen nicht schreiben, was genau dies ist - aufmerksam gemacht und sensibilisiert wird. Und auch die Darstellungen der sozialen Ungleichheit fand ich authentisch, wenn auch etwas oberflächlich, umgesetzt.

Ansonsten fand ich die Geschichte insgesamt schön geschrieben, unterhaltsam und am Ende durchaus fesselnd und rührend, sodass ich mich sehr auf Band 2 freue, der sich mit bereits bekannten Charakteren auseinandersetzt und eine queere Lovestory sein wird! Für “The Story Between Us” gebe ich gute 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Die Herausforderungen von Elternschaft

Kleine Monster
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“Kleine Monster” von Jessica Lind ist eine Geschichte über Familie, Elternschaft, insbesondere das Mutter-Dasein und ein Bewusstwerden über die eigene Kindheit. Die Geschichte wird dabei auf zwei Zeitebenen ...

“Kleine Monster” von Jessica Lind ist eine Geschichte über Familie, Elternschaft, insbesondere das Mutter-Dasein und ein Bewusstwerden über die eigene Kindheit. Die Geschichte wird dabei auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal der heutigen, in der Pia und Jakob sich als Eltern mit den Problemen ihres Sohnes Luca auseinandersetzen müssen. Die andere Ebene spielt in Pias eigener Kindheit, zusammen mit ihren zwei Schwestern und den schwerwiegenden Schicksalen, die diese mit sich bringen.

Für mich hat sich mit dem Titel, dem Klappentext und dem Beginn der Handlung die Frage gestellt, ob auch in Kindern schon Abgründe schlummern können, die sich in ihren Taten widerspiegeln. Diese Frage verneine ich grundsätzlich, fand es aber unglaublich spannend, dem Gedanken trotzdem nachzugehen und war somit neugierig auf Jessica Linds Umsetzung. Tatsächlich hat sich die Handlung aber in eine etwas andere Richtung entwickelt, auch wenn die Frage immer wieder aufkam.
Es ging mehr um die prägende Kindheit Pias, familiären Zusammenhalt - aber auch Probleme, die Trauer in der Familie um den Tod eines Kindes, den Umgang mit seinem Kind, der in Stresssituationen nicht immer perfekt stattfindet und einen Blick auf Mutterschaft. Mutterschaft, die gesellschaftlich ungleichberechtigte Verteilung von Aufgaben und Verantwortung zu Lasten der Frauen und wie überproportional selbstverständlich eine Mutter gegenüber dem Vater erachtet wird.

Damit hat eine feministische Kritik an unserer aktuellen Gesellschaft stattgefunden, die mir sehr gefallen hat. Und auch wenn unsere Protagonistin Pia einiges daran hinterfragt, ist sie selber nicht frei von Fehlern, was sie und die Geschichte umso authentischer gemacht hat, wenn auch in meinen Augen nicht unbedingt sympathisch. Tatsächlich habe ich keinen der Charaktere wirklich gemocht, da der Fokus des Buchs insgesamt auf einer realistischen Betrachtung liegt , die eben häufig nicht nur positiv aussieht.

Den Umgang mit Kindern, der in dem Buch abgebildet wird, muss ich aber nochmal schärfer kritisieren, als dies sowieso schon durch die Geschichte getan wird, da das Wort Missbrauch durchaus kurz ausgesprochen wird, aber noch viel tiefgehender dargestellt wurde. Was hier beschrieben wird, ist nicht in Ordnung und sollte auch in keiner Ausnahmesituation so praktiziert werden!

Den Roman fand ich schon eher anspruchsvoll zu lesen, da die Themen durchaus bedeutsam und zum Teil schwer verdaulich sind, aber auch die Sprache fand ich an einigen Stellen herausfordernd. Dies mag vermutlich daran liegen, dass Jessica Lind Österreicherin ist und sich dies auch in Teilen in ihrer geschriebenen Sprache wiederfindet. Und auch durch die häufigen Szenen- und Zeitsprünge musste ich mich immer wieder neu in der Geschichte zurechtfinden.

Schlussendlich lässt die Autorin meiner Meinung nach noch viele Fragen offen und damit uns Leser*innen einen großen Interpretationsspielraum. Ich denke, dass das für viele ernüchternd sein könnte, mich hat es aber zum Nachdenken angeregt und ich konnte den Ausgang der Geschichte mit meinen eigenen Schlüssen vervollständigen. Wem dies ebenfalls zusagt, kann ich “Kleine Monster” durchaus weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Erwartungen leider nicht ganz erfüllt

When The Moon Hatched
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„When the Moon Hatched - Die Auserwählten“ von Sarah A. Parker ist eine High Fantasy Geschichte und Auftakt der Moonfall Reihe. Wir begleiten die Protagonistin Raeve, welche als Assassinin für die Rebellen ...

„When the Moon Hatched - Die Auserwählten“ von Sarah A. Parker ist eine High Fantasy Geschichte und Auftakt der Moonfall Reihe. Wir begleiten die Protagonistin Raeve, welche als Assassinin für die Rebellen arbeitet und dort die Drecksarbeit erledigt. Als der Widerstand in den Fokus der Krone gerät, wird ihre beste Freundin bei einem Attentat ermordet. Raeve macht sich, angetrieben von Rache, auf die Suche nach Essis Mörder und findet sich daraufhin im Gefängnis wieder, wo sie Kaan begegnet, einem der Thronerben. Es entspinnt sich eine Geschichte aus Rache, Geheimnissen, Drachen, Magie und Gefühlen, die Raeve nicht zuzulassen vermag.

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und bin somit mit großer Vorfreude und Erwartungen in die Geschichte gestartet. Und der Prolog hat mich auch direkt begeistert. Er erzählt die Schöpfungsgeschichte der Welt, in der die Geschichte spielt und ist sehr ausdrucksstark, detailverliebt und einzigartig geschrieben. Insgesamt konnten mich die fantastischen Hintergründe und das Magiesystem sehr begeistern, da es beinahe etwas Poetisches an sich hatte und mich immer wieder berühren konnte.

Damit einhergehend ist auch der Schreibstil, welcher die Welt, die Charaktere und Handlungen sehr ausführlich und bildlich beschreibt. Ich empfand ihn sehr schön und einfach verständlich, sodass ich für meine Verhältnisse schnell durch die Seiten geflogen bin. Allerdings kamen mir durch seine Ausführlichkeit viele Momente auch etwas in die Länge gezogen vor, was mich doch manchmal aus der Geschichte geworfen hat. Da die Handlung zum Teil sehr brutal ist, findet sich diese Brutalität auch in der Sprache wieder, was mit der ansonsten schönen und poetischen Erzählweise bricht und die Geschichte sprachlich interessanter gestaltet hat. Außerdem wechselt die Sprache von Perspektive zu Perspektive und passt sich an den Charakter der verschiedenen Personen an.

Die Geschichte wird nämlich aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei wir aber überwiegend aus Raeves Sicht lesen. Es gibt auch immer wieder Tagebucheinträge von Elluin aus der Vergangenheit, welche mir sehr gefallen und viele Fragen über die Welt beantwortet haben, mich aber auch rätseln ließen. Am Ende fand ich es sehr gelungen, wie die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verflochten wurden.

Ich mochte Raeve als Protagonistin gerne, auch wenn ich ihre Entscheidungen und ihr Denken nicht immer nachvollziehen konnte. Auch ihre sofortig körperliche Anziehung zu Kaan fand ich nicht authentisch, da er ihren Feind darstellt und sie ihn - eigentlich - hasst. Erst nach und nach beweist er ihr das Gegenteil und ab dann hat mich die Lovestory auch gepackt. Insgesamt war die Dynamik zwischen den beiden von Beginn an aber spannend und durch ihre Zankereien unterhaltsam.
Diejenigen, die Wert auf Spice legen, werden hier auch mit ein paar Szenen auf ihre Kosten kommen. Ich persönlich habe die Seiten eher quergelesen und damit auch nicht viel verpasst.

Insgesamt konnte das Buch meine hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Durch meine ambivalente Wahrnehmung verschiedener Aspekte fällt mir eine Bewertung schwer und spiegelt deutlich meine persönliche Präferenz wider. Ich denke, dass für 850 Seiten zu wenig Handlung stattgefunden hat und zum Teil zu ausführlich erzählt wurde. Meiner Meinung nach wäre das Buch auch gut mit einigen Seiten weniger ausgekommen, zumal sich die ganze Geschichte eher wie ein sehr ausführlicher Prolog angefühlt hat und die Handlung jetzt erst richtig starten würde.
Gerade deshalb habe ich aber auch großes Interesse daran zu erfahren, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird.

Fantasy- und Drachen-Fans werden mit „When the Moon Hatched“ sicherlich auf ihre Kosten kommen und sollten sich das Buch definitiv genauer anschauen. Von mir gibt es gute 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Verschenktes Potential

Anna O.
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“Anna O.” von Matthew Blake ist ein psychologischer Thriller, der sich mit dem Schlafwandeln, insbesondere von verübten Morden währenddessen, und dem Resignationssyndrom auseinandersetzt.

Anna O. soll ...


“Anna O.” von Matthew Blake ist ein psychologischer Thriller, der sich mit dem Schlafwandeln, insbesondere von verübten Morden währenddessen, und dem Resignationssyndrom auseinandersetzt.

Anna O. soll vor vier Jahren im Schlaf einen Doppelmord an ihren beiden besten Freund*innen verübt haben. Seitdem schläft sie ohne Unterbrechung. Ihr Fall und ihre (Un-) Schuld werden seitdem medial diskutiert und spalten die Gesellschaft. Um jetzt ein juristisches Verfahren anstreben zu können, wird Anna in die Obhut des Schlafwissenschaftlers und forensischen Psychologen Dr. Benedict Prince gegeben, der einen neuen Ansatz zur Behandlung von Patienten mit Resignationssyndrom entwickelt hat. Ob es ihm gelingen wird, Anna wieder aufzuwecken und ist sie tatsächlich schuldig?

Meine Erwartungen an die Geschichte waren für mich aufgrund der Thematik schon sehr groß. Ich finde es super interessant, psychologischen und moralischen Fragestellungen nachzugehen und dahingehend war der Fall von Anna O. vielversprechend.
Leider hat sich die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu langsam aufgebaut, sodass ich erst die ungefähr letzten 150 Seiten mit Spannung verfolgt habe. Die Moral des Falls und des Verbrechens im Schlaf, die mich von Anfang an neugierig gemacht hat, wurden in meinen Augen zu oberflächlich behandelt und die juristischen Fragen sind mir ebenfalls zu kurz gekommen und wurden zu einfach, wenn auch nachvollziehbar, gelöst.
Gedankengänge und Rückschlüsse auf den Tathergang waren mir häufig zu einfach und kurz gedacht, sodass diese nicht nachvollziehbar waren. Es wirkte, als würde der Autor Argumente suchen, die seine Figuren in die richtige Richtung lenken und dabei zum Teil absurde Erklärungen geben.

Der Schreibstil hat mir grundsätzlich gut gefallen, allerdings gibt es verschiedene Darstellungen, wie psychologische Berichte und Tagebucheinträge, die sich darin nicht unterschieden und somit auf mich nicht authentisch gewirkt haben.

Das Ende konnte mich dann abholen. Es wurden bis zum Schluss Geheimnisse bewahrt und eine unterschwellige, immer größer werdende Bedrohung hat mich die Geschichte dann bis in die Nacht zu Ende lesen lassen. Es wurden durchaus verschiedene Finten gelegt, die mich zwischendurch alle möglichen Personen verdächtigen lassen haben, aber ich muss auch sagen, dass ich den Plottwist schon erahnt habe und mir so der Schock- und Überraschungsmoment zum Schluss fehlte.

Insgesamt hat mir der Thriller gut gefallen, auch wenn er in meinen Augen einiges an Potential verschenkt hat. Wer sich grundsätzlich für die Thematik Verbrechen im Schlaf interessiert, sollte sich das Buch auf jeden Fall genauer anschauen. Lediglich meine Interessenschwerpunkte wurden nicht gänzlich getroffen, sodass ich “Anna O.” persönlich mit 3,5 Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Anders als erwartet

Das Gegenteil von Erfolg
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“Das Gegenteil von Erfolg” von Eleanor Elliott Thomas erzählt die Geschichte von Lorrie und wie ihr Leben innerhalb eines Tages komplett aus dem Ruder zu geraten droht. Lorrie ist glücklich verheiratet, ...

“Das Gegenteil von Erfolg” von Eleanor Elliott Thomas erzählt die Geschichte von Lorrie und wie ihr Leben innerhalb eines Tages komplett aus dem Ruder zu geraten droht. Lorrie ist glücklich verheiratet, zweifache Mutter, arbeitet bei der Stadtverwaltung und soll nun das Projekt vorstellen, an dem sie monatelang gearbeitet hat. Nachdem sie eine Beförderung nicht erhält, erleidet sie einen Nervenzusammenbruch, der im Laufe der Geschichte und in Kombination mit Alkohol in einer Katastrophe endet, die ich nicht kommen gesehen habe.

Der Schreibstil der Autorin hat mir grundsätzlich gut gefallen, auch wenn die Erzählweise recht langsam und beschreibend ist. Dies muss man definitiv mögen. Außerdem lesen wir abwechselnd aus Lorries und Alex’ Perspektive, Lorries bester Freundin. Dadurch habe ich beim Lesen sehr lange auf den eigentlichen Hauptteil der Geschichte warten müssen.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind Themen wie Feminismus, Klimakrise und Umwelt- und Naturschutz, Aktivismus, Freundschaft und die Frage, wie viel ein Mensch, insbesondere eine Frau, in unserer Gesellschaft leisten muss, um wertgeschätzt und anerkannt zu werden.

Das Buch hatte für mich durch die Grundthematik ein großes Highlight-Potenzial, welches es für meinen Geschmack durch die Umsetzung leider nicht voll ausschöpfen konnte. Zum Ende hin steigert sich die Geschichte in eine Folge absurdester Ereignisse, die ich leider weder unterhaltsam noch glaubwürdig fand. Auch die Handlungen der Protagonistin waren für mich zunehmend unauthentisch und unangenehm zu lesen, auch wenn ich Teile ihrer Gedanken sehr gut nachvollziehen konnte. Für mich ist das Buch letzten Endes wohl am meisten Bestätigung dafür, dass Alkohol, besonders in Krisensituationen, kein Mittel der Wahl sein sollte.

Trotzdem kann ich “Das Gegenteil von Erfolg” grundsätzlich empfehlen, da ich mir auch einige schöne Zitate und Gedanken markiert habe und gut unterhalten wurde.

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