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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2024

Zauberhaft und berührend - ein Highlight

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Linus Baker ist Sachbearbeiter in der Sonderabteilung des Jugendamtes für magisch begabte Kinder. Er ist ein vorbildlicher Mitarbeiter, immer pünktlich, immer schnell, lässt sich nichts zu Schulden kommen. ...

Linus Baker ist Sachbearbeiter in der Sonderabteilung des Jugendamtes für magisch begabte Kinder. Er ist ein vorbildlicher Mitarbeiter, immer pünktlich, immer schnell, lässt sich nichts zu Schulden kommen. Für einen neuen, sehr geheimen Auftrag wird er für mehrere Wochen in ein Waisenhaus auf eine einsame Insel geschickt. Dort ist Mr. Parnassus der Leiter und betreut Kinder und Jugendliche, die in kein Raster zu passen scheinen. Mit seiner sonst so regelkonformen Arbeitsweise kommt er dort nicht weit. Er lässt sich ein auf die ihm völlig fremde Welt und erlebt das größte Abenteuer seines Lebens.

Am Anfang dachte ich, dass das Buch eher für Jugendliche und Fantasyliebhaber geschrieben ist aufgrund des verspielten Covers. Ich wurde eines Besseren belehrt und habe ein neues Highlight entdeckt!
Zu Beginn bin ich noch nicht in den Bann der Geschichte gezogen worden, da erst einmal Linus Leben als Beamter und seine Einsamkeit und Stille zu Hause beschrieben wurden. Das war auch wichtig für die Geschichte, zeigt es doch Linus eintöniges und trockenes Leben, das er schon sein Leben lang führt. Sobald es allerdings zu dem Spezialauftrag kommt, den Linus betreuen soll, nimmt die Geschichte direkt an Fahrt auf. Der Autor beschreibt die Geschichte, die Charaktere und die Umgebung mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Die Kinder des Waisenhauses und Mr. Parnassus muten zuerst seltsam an und man kann Linus Beklemmung und sein Hadern mit der Situation nachvollziehen. Er als strikter Beamter kommt mit seinem Regelwerk der Behörde hier nicht weiter. Die Kinder werden einzeln beschrieben und sind einem sofort sympathisch trotz ihrer Eigenheiten. Sie sind einfach zauberhaft und man schaudert richtig mit, wenn ihre Geschichten und Vergangenheiten erzählt werden. Sie sind alles andere als "normal", aber im Verlauf der Geschichte merkt man selbst: was ist schon normal? Sollten wir nicht alle gleich behandeln und uns auf neue Gegebenheiten, Personen und Orte einlassen? Wie Kinder nun mal sind, nähern sie sich auch Linus an und schließen ihn ins Herz.
Die Veränderung in Linus Sicht- und Denkweise wird im Verlauf unglaublich gut beschrieben, denn er lässt sich auf diesen Prozess ein, nimmt sich die Zeit ohne Vorurteile sein Gegenüber kennenzulernen.
Auch Mr. Parnassus ist ein ganz wundervoller Charakter: herzensgut, geduldig und ruhig kümmert er sich um Kinder, die sonst durch das Raster der Gesellschaft fallen und verstoßen werden. Er ist stets um das Wohl der Kinder bemüht und schafft es mit seiner ihm ganz eigenen Art auch Linus "weichzuklopfen" und ihm zu zeigen, dass das Leben mehr bereit hält als sein Regelwerk und die Arbeit in der Behörde, wenn man sich darauf einlässt.
Als Leser schließt man jeden Charakter ins Herz und wünscht sich vor allem für die Kinder mehr Toleranz und Akzeptanz. Auch das Ende passt perfekt zur Geschichte und hätte nicht besser beschrieben werden können.

Für mich ein Jahreshighlight und eine ganz klare Empfehlung! Die Geschichte hallt nach und lässt einen mit Hoffnung zurück auf ein besseres Miteinander, wenn jeder einen kleinen Schritt nach vorne auf den anderen zugeht.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Emotionales und mitreißendes Buch über Schuld, Lügen und Heimweh

Heimweh
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Sommer 1987: sechs junge Leute sind im Auto auf dem Weg zum Meer als sie einen Unfall haben, den drei Personen nicht überleben. Es sterben ein junges Paar, das am nächsten Tag hätte heiraten sollen und ...

Sommer 1987: sechs junge Leute sind im Auto auf dem Weg zum Meer als sie einen Unfall haben, den drei Personen nicht überleben. Es sterben ein junges Paar, das am nächsten Tag hätte heiraten sollen und eine Brautjungfer. Die zweite Brautjunger sowie Martin, ein Arztsohn, und Connor, der eigentlich nicht zur Clique gehört, überleben. Da Connor am Steuer saß, wird er nach England geschickt und bricht den Kontakt zu seinen Eltern und seiner Schwester ab. Connors Schwester Ellen und Martin heiraten, doch die Ehe wird für Ellen unglücklich verlaufen.
Jahre später wird Finbarr, Ellen und Martins Sohn, in New York auf Connor treffen, von dem keiner mehr etwas gehört hatte, und diese Begegnung wird eine Reihe von unglaublichen Ereignissen auslösen.

Mir hat der Einstieg ins Buch gut gefallen, wenn es auch am Anfang etwas unübersichtlich war, die Personen auseinanderzuhalten und den Zeitsprüngen zu folgen. Das Buch erzählt die Geschichte vom Unfall 1987 bis ins aktuelle Jahr 2019 in Zeitsprüngen und aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Unfall verändert eine ganze Kleinstadt und der Schuldige ist schnell gefunden: Connor Hayes. Zuerst tut er sich schwer, im "Exil" in England zurechtzukommen, aber er erkennt den sich bietenden Neuanfang. Er ist unglaublich stark und bekommt sein Leben trotz der ihm zugesprochenen Schuldigkeit in den Griff. Das Heimweh, dass er trotzdem nach Hause hat, zerreißt einem fast das Herz.
Auch Ellen möchte man am liebsten schütteln, dass Marin Coulter nicht der Richtige ist und ihr nicht gut tut. Noch mehr Fahrt nimmt die Geschichte auf, als Jahre später Ellens Sohn Finbarr unwissend seinen Onkel Connor in New York trifft. Spätestens da hatte mich die Geschichte völlig in ihren Bann gezogen und ich wollte das Buch nicht mehr weg legen. Ab da verändert sich alles und nichts ist mehr so, wie die ganze Kleinstadt es nach dem Unfall für wahr hielt.

Das Buch behandelt so viele wichtige Themen: Sehnsucht, Verlust, Selbstfindung, der Zusammenbruch einer Familie und ganzen Kleinstadt und nicht zuletzt Heimweh. Graham Norton gelingt es hier, eine unglaublich spannende Stimmung zu erzeugen und zu mehr Toleranz und weniger Vorverurteilung aufzurufen ohne anklagend zu klingen. Eine klare Empfehlung für alle, die einen spannenden und emotionalen Roman suchen!

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Sehr spannend, ein Pageturner

Der Plan – Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
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Meg kämpft für Gerechtigkeit. Sie schleicht sich in das Leben skrupelloser Männer, die Frauen ausnehmen und sich an ihnen bereichern und nimmt ihnen ihr Geld und den guten Ruf. Sie möchte den Mann fallen ...

Meg kämpft für Gerechtigkeit. Sie schleicht sich in das Leben skrupelloser Männer, die Frauen ausnehmen und sich an ihnen bereichern und nimmt ihnen ihr Geld und den guten Ruf. Sie möchte den Mann fallen sehen, mit dem alles angefangen hat. Aber auch eine andere Frau möchte Rache, Meg ahnt nicht, dass die Frau ihr auf den Fersen ist...

Da ich das erste Buch von Julie Clark regelrecht verschlungen habe, habe ich mich umso mehr auf das zweite Buch gefreut - und wurde nicht enttäuscht.
Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Meg und der Journalistin Kat geschrieben. Zur Übersicht ist vor dem Kapitelanfang vermerkt, von wem es handelt und in der welcher Zeit man sich gerade befindet. Da Meg und Kat aus ihrer Sicht die Geschichte erzählen, wird eine unglaublich gute Spannung aufgebaut und die Gefahr ist immer zum Greifen nah. Als Leser gerät man immer wieder in die Spirale aus Manipulationen, Lügen und Betrügereien. Man weiß nie: wem kann ich trauen, was ist wahr?
Megs radikales Verhalten konnte ich am Anfang nicht nachvollziehen, aber nach und nach erfährt man mehr über sie und kann sie besser verstehen. Generell zeichnet Julie Clark hier zwei unglaublich starke Persönlichkeiten. Vor allem das Ende mit vielen Wendungen und einem wie immer grandiosen Finale lässt die Spannung nochmal steigen.

Von mir eine klare Empfehlung, ein toller psychologisch und rhetorisch sehr guter Thriller, der den Puls in die Höhe treibt!

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Rollentausch mit fatalen Folgen - sehr spannend

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Claire ist verheiratet, lebt in New York und ist mit einem dort einflussreichen Politiker verheiratet. Sie möchte vor der Gewalt in der Ehe fliegen und ein neues Leben in einem anderen Land anfangen. Minutiös ...

Claire ist verheiratet, lebt in New York und ist mit einem dort einflussreichen Politiker verheiratet. Sie möchte vor der Gewalt in der Ehe fliegen und ein neues Leben in einem anderen Land anfangen. Minutiös plant sie alles sorgfältig und findet sich am Flughafen JFK in New York wieder, von wo aus sie in ihr neues Leben starten will. Dort wird sie von Eva angesprochen. Im letzten Moment beschließen sie, die Bordkarten zu tauschen. Aber auch Eva hat eine Vergangenheit, die sich nicht abschütteln lässt und Claires neues Leben in Evas Heimat entpuppt sich nach und nach als Albtraum...

Von Julie Clark hatte ich vorher noch nicht gelesen, aber das Cover und der Klappentext haben mich sofort angesprochen.
Das Buch erzählt kapitelweise die Geschichte von Eva und Claire. In Rückblicken erfährt man nach und nach die Geschichte von Eva. Beide Geschichten sind sehr spannend erzählt und Julie Clark schafft es, eine unglaublich gute Spannung zu erzeugen. Immer in den richtigen Momenten endet das Kapitel, sodass man das Buch nicht mehr weg legen möchte.
Das Buch ist auch ein gutes Beispiel, dass häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen leider immer noch "normal" ist und es nicht leicht ist, daraus auszubrechen.

Für mich ein absoluter Pageturner und hochspannend geschrieben. Empfehlenswert für alle, die einen guten Thriller suchen, der nicht blutig ist und viele Überraschungen bereit hält.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Tolles und wichtiges Buch mit vielen Denkanstößen

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung ist Mitte dreißig und lebt in einem Vorort von Seoul mit ihrem Mann und ihrem kleinen Baby. Sie hat, wie es üblich ist, ihren Job aufgegeben um für ihr Baby voll als Mutter da zu sein. Bald ...

Kim Jiyoung ist Mitte dreißig und lebt in einem Vorort von Seoul mit ihrem Mann und ihrem kleinen Baby. Sie hat, wie es üblich ist, ihren Job aufgegeben um für ihr Baby voll als Mutter da zu sein. Bald verhält sie sich jedoch immer seltsamer: sie schlüpft in Rollen von Frauen aus ihrem Umfeld, ihre Persönlichkeit scheint sich zu spalten. Sie wird zum Psychiater geschickt, aus dessen Sicht die Geschichte rund um Kim erzählt wird.

Das Cover ist für mich schon sehr gut gestaltet, zeigt es doch eine Frau "ohne Gesicht". So fühlt sich auch die Protagonistin allzu oft. Außerdem sticht die Farbe Rot heraus und zeigt die Wichtigkeit und das Alarmierende der Geschichte.
Beim Lesen bleibt immer eine gewisse Distanz zur Protagonistin, auch die nüchterne Erzählweise des Psychiaters tragen dazu bei. Cho Nam-Joo möchte das Leid von Millionen Frauen auf der ganzen Welt aufzeigen - es soll hier gar nicht so sehr um die Geschichte von Kim Jiyoung als Person gehen. Sie steht vielmehr stellvertretend für das Frauenbild in der heutigen Gesellschaft, allen voran in Korea.
Der Psychiater zeichnet ein Bild von Kims Vergangenheit, ihrer Erziehung und ihrer Umwelt, aber auch von ihrem Eltern und deren Herkunft. Untermauert wird dies durch eingestreute Fakten und Statistiken, die der Erzähler immer wieder anführt. Von der koreanischen Gesellschaft und dem Land an sich wusste ich bis dahin nicht viel. Dies hat sich mit dem Buch geändert und man hat das Gefühl, um viele Jahrzehnte in der Zeit zurückgeworfen zu sein. Die Geschichte ist jedoch aktuell und wiederholt sich tagtäglich auf der ganzen Welt.
Kim macht, was von ihr verlangt wird: sie erfährt gute Bildung, heiratet, bekommt ein Kind. Alles in allem ein "normales" Leben, aber schnell merkt man, dass sie spätestens nach der Geburt kurz vor dem Zusammenbruch steht und unter dem Druck der Gesellschaft zerbricht.

Die Geschichte hat mich berührt und lässt mich nachdenklich, aber auch wütend zurück. Wir in Deutschland scheinen vermeintlich alles richtig zu machen, aber auch hier gibt es noch genügend Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen in der Gesellschaft. Über das Buch muss gesprochen und diskutiert werden, es behandelt ein so wichtiges Thema der heutigen Zeit. Von mir eine klare Empfehlung!

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