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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2024

Leider nicht meins

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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Sasa Stanisic führt uns mit seinen Kurz-Geschichten an verschiedene Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden, die fantastisch und fabelhaft erscheinen.
Es sind die Geschichten, wo darüber fabuliert ...

Sasa Stanisic führt uns mit seinen Kurz-Geschichten an verschiedene Orte, an denen Entscheidungen getroffen werden, die fantastisch und fabelhaft erscheinen.
Es sind die Geschichten, wo darüber fabuliert wird, was wäre, wenn und hätte ich es nicht auch anders machen können. Es geht um Menschen, die ihre Lebenssituation ändern oder ändern wollen.
Mit seinen Geschichten spannt er einen großen Bogen, der sich zu einem Roman zusammensetzt.

Ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut. Viele Menschen schwärmten von diesem Buch. Als ich es endlich lesen durfte, lies mich gleich die erste Geschichte etwas ratlos zurück. Zur zweiten Geschichte fehlte mir gänzlich der Zugang. In den folgenden Geschichten hatte ich das Gefühl, dass der Autor so ausschweifend wurde, dass er selbst den Kern der Geschichte nicht mehr gefunden hat.
Dabei habe ich durchaus die Ironie, den geschliffenen Humor und den kleine mahnenden Zeigefinger erkannt. Trotzdem lies mich jede einzelne Geschichte unentschieden und ratlos zurück.
Ich fühlte mich, wie jemand, der von seiner Freundin in eine Richtung geschuppst wurde, mit dem Hinweis: Guck mal, wie toll, aber ich war und bin völlig blind dafür.
Alexander Solloch/NDR Kultur: “Der Ton, den er in die deutsche Gegenwartsliteratur eingebracht hat, ist einzigartig, ganz ungekünstelt, aber hochkünstlerisch, verspielt und traurig, zart und zupackend“
Sorry, aber dieses Empfinden hat mich nicht gepackt.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Krimi? Eher Milieustudie

Mittsommerlügen
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Mittsommer 1983
Die lebenslustige alleinerziehende Marie feiert ausgelassen mit ihren Freunden das Mittsommerfest. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Es wird davon ausgegangen, dass die junge Mutter ...

Mittsommer 1983
Die lebenslustige alleinerziehende Marie feiert ausgelassen mit ihren Freunden das Mittsommerfest. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Es wird davon ausgegangen, dass die junge Mutter ihr Leben im kleinen Dorf sowie ihre Tochter Teresa freiwillig verlassen hat. Ihren Mantel und ihre Geldbörse sind mit ihr verschwunden und eine kurze Abschiedsnotiz wurde in ihrer Küche gefunden. Marias Mutter Greta glaubt als Einzige nicht an diese Theorie, lehnt es aber trotzdem ab, sich um ihre Enkelin zu kümmern.
Nach zahlreichen Pflegefamilienaufenthalten kehrt Teresa fünfzehn Jahre später wieder zu ihren Großeltern zurück.


Dieser spannende und interessante Plot konnte mich, von Malin Hedin niedergeschrieben, leider nicht überzeugen.
Die Hälfte des Buches nahm die Vergangenheit ein. Was passierte am Mittsommerabend 1983 und wie haben die einzelnen Nachbarn und Freunde auf Marias Verschwinden reagiert? Insbesondere die Reaktion oder auch das sonderbare Verhalten der Mutter nahmen einen großen Teil der Beschreibungen ein. Als Leser konnte man schnell feststellen, dass niemand in diesem Dorf die Wahrheit sagt, jeder hat ein Geheimnis und jeder verdächtigt jeden. In der zweiten Hälfte lernen wir endlich die kleine Tochter Teresa kennen, auch ihr Martyrium durch zu viele Pflegefamilien und keinen Platz, wo sie geliebt und geborgen wäre.
Auffallend ist, dass sehr ausführlich die Eindrücke und Gedanken der Protagonisten gegenseitig beschrieben werden. Wobei auch die Zerrissenheit der beteiligten Personen verdeutlicht wird, mal liebt, begehrt man sein Gegenüber und hasst ihn/sie Minuten später.
Erst im letzten Viertel baut sich so etwas wie Spannung auf. Ich habe es dankend angenommen und den letzten Rutsch in einem durchgelesen.
Das Ende war stimmig, wenn auch nicht überraschend, aber ok. Mit ihrem Epilog hat die Autorin bei mir einige Punkte gut gemacht.
Trotzdem komme ich nur zu einer mittelmäßigen Wertung.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Dramatik im Hamburger Hafen

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken
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Dies ist eine Rezension zum Hörbuch

An den St. Pauli-Landungsbrücken wird der Barkassen-Kapitän Dominic Lutteroth erschlagen in seiner Barkasse aufgefunden.
Nach den großen finanziellen Einbußen während ...

Dies ist eine Rezension zum Hörbuch

An den St. Pauli-Landungsbrücken wird der Barkassen-Kapitän Dominic Lutteroth erschlagen in seiner Barkasse aufgefunden.
Nach den großen finanziellen Einbußen während der Pandemie befürchtet die Polizei, dass Lutteroth Opfer eines Barkassen-Kriegs wurde. Konkurrenzkampf und verbotene Werbung um Kunden haben im Vorfeld schon zu Unruhe und Auseinandersetzungen geführt.
Die erfahrene Kriminalhauptkommissarin Jana Jacobi ermittelt in Zusammenarbeit mit dem Wasserschutzpolizisten Tom Bendixen.


Zu diesem Hörbuch habe ich ein ambivalentes Verhältnis.
Einerseits ist die Story gut konstruiert und spannend aufgebaut mit interessanten Wendungen. Die Ermittlungsarbeit erfolgt auf verschiedenen Ebenen, zu Wasser und zu Land. Der Mikrokosmos Hamburger Hafen mit seinen eigenen Regeln und Traditionen wird gut dargestellt.
Aber schon die parallellaufenden privaten Geschichten erscheinen mir zu dramatisch erzählt. Die gesamte Sprache und Erzählstruktur kommt mit viel zu dramatisch daher. Anfänglich fühlte sich jeder Satz des Erzählers an, als erwarte uns eine äußerst dramatische Wendung oder auch ein neues hinterhältiges Verbrechen.
Die Sprechweise und Satzmelodie von Mario Wolf hat die Dramatik unterstützt und teilweise noch verstärkt.
Je öfter diese heraufbeschwörende Dramatik eingesetzt wurde, um so mehr hat sie mich genervt. Der eigentliche Kriminalfall trat dabei in den Hintergrund.
Schade

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Hat mich leider nicht fesseln können

Yoga Town
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Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, ...

Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, Lucys Mutter, plötzlich verschwindet und Lou, ihr Vater, seine Ex-Frau in Indien vermutet, da wo sie sich kennengelernt haben und Lucy gezeugt wurde, nutzt sie die Gelegenheit ihr Zuhause zu verlassen, um mit ihrem Vater nach Indien zu reisen.
Eine Reise zu dem damaligen Rückzugort der Beatles und in Corinnas und Lous Vergangenheit beginnt.



„Bella Germania“ und „Piccola Sicilia“ haben mich fasziniert und träumen lassen. „Jaffa Road“ hat mich den Nahost Konflikt besser verstehen lassen, mir überhaupt erst einmal eine objektivere Sichtweise gezeigt. Mit „Yoga Town“ konnte ich leider nichts anfangen.
Ich höre jetzt zum wiederholten Male die Playlist zum Buch, aber geholfen hat es mir nicht.
Ich mag die Beatles, habe sie auch als Teenager viel gehört. Ich gehörte aber nie zu den kreischenden Mädchen bei Auftritten der Beatles. Ich konnte mir auch nie vorstellen nach Indien zu trampen, um zu meditieren, Yoga zu praktizieren oder Drogen zu nehmen.
Somit kam ich nicht in die Geschichte rein.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass es Daniel Speck dieses Mal nicht gelungen ist, Lou und seinen jüngeren Bruder Marc als begnadete Musiker ins Licht zu setzen. Ich habe die Stellen vermisst, wo die Beiden mit den Beatles gemeinsam gearbeitet oder auch gejamt haben.
Die jungen, offenen, sich selbst suchenden Menschen haben kaum miteinander gesprochen, ohne zu streiten. Auch Lucy hat nie richtig nachgehakt, wenn ihr Vater ihren Fragen ausgewichen ist. Warum?
Insofern ließen mich die einzelnen Rückblenden in Lous und Marcs Vergangenheit frustriert zurück.
Wenn das Leben in Rishikesh in der damaligen Zeit wirklich so war, bin ich froh, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, mich da mitreißen zu lassen.
Dieses Buch von Daniel Speck war im Gegensatz zu seinen anderen Büchern keine Bereicherung für mich. Schade.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Zu emotional

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Die taffe Literaturagentin Nora Stephens verbringt ihrer Schwester Libby zuliebe den Sommer in dem idyllischen Kleinstädtchen Sunshine Falls. Nora, eine überzeugte New Yorkerin, bezieht zähneknirschend ...

Die taffe Literaturagentin Nora Stephens verbringt ihrer Schwester Libby zuliebe den Sommer in dem idyllischen Kleinstädtchen Sunshine Falls. Nora, eine überzeugte New Yorkerin, bezieht zähneknirschend ein unwirtliches Cottage nahe dem Schauplatz von Libbys Lieblingsromanen.
Ausgerechnet in dieser von Blumenwiesen umgebenen Traumkulisse trifft Nora auf den arroganten und unnahbaren New Yorker Lektor Charlie Lastra.


In der Leseprobe fiel mich gleich auf, dass es sich hier nicht um einen Liebesroman folgendes Inhalts handelt, taffe Literaturagentin wird in die Province verschlagen, fühlt sich fehl am Platz, trifft überraschenderweise unangenehmen Lektor, fechtet diverse Kämpfe mit ihm aus, um sich am Ende doch in ihn zu verlieben und zu ergeben.
So profan macht es uns die Autorin nicht. Vielmehr zeichnet sie das Bild einer schon als Kind überforderten Frau, die voller Schuldkomplexe und Verantwortungsgefühle gegenüber ihrer Schwester ist. Eine karrierebewusste Frau, die hart arbeitet, sich viel abverlangt und in ihrer Branche als „Hai“ tituliert wird. Sie verbringt den Sommer in einer für sie unmöglichen Umgebung, um ihrer Schwester wieder näher zu kommen.
So weit, so gut, die ersten 2/3 des Buches habe ich genossen. Die Rückblenden zu Kindheitserlebnissen, Noras ständige Reflexion und die ängstliche Beobachtung ihrer Schwester bauten eine gewisse Spannung auf, die durch die launigen Dispute mit Charlie aufgelockert wurde. Im letzten Drittel des Buches wurde es mir zu emotional. Ich konnte Noras Gedankengänge und Bedenken nicht mehr nachvollziehen. Auch das Hin-und Her der Beziehung zu Charlie verlor mehr und mehr an Atraktivität.

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