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Veröffentlicht am 08.10.2024

Die Lieben der Frauen

Die Kleider der Frauen
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Auch wenn die Geschichte in Paris startet, spielt sie größtenteils in New York, teilweise aber auch in Sydney.
In Australien lebt Estellas Enkelin Fabienne, deren Vater Xander hatte es der Liebe wegen ...

Auch wenn die Geschichte in Paris startet, spielt sie größtenteils in New York, teilweise aber auch in Sydney.
In Australien lebt Estellas Enkelin Fabienne, deren Vater Xander hatte es der Liebe wegen dorthin verschlagen.
Die Handlung wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt:
In der Gegenwart geht es um Fabienne, die in Sydney als Modekuratorin arbeitet und nach und nach Dinge aus der Vergangenheit iher Familie erfährt, die sie schockieren.
In Rückblenden wird die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Estella erzählt - einer New Yorker Mode-Ikone der Nachkriegszeit!
Und so erfahren Fabienne und die Leser(innen) von Estellas großer Liebe zu Alex - und einem schrecklichen Geheimnis.
In der Vergangenheit geht es um Estella, die nach der Flucht aus Paris in New York wieder auf den geheimnisvollen Alex trifft. Diesmal ist er in Begleitung von Lena, einer Frau, die Estella ähnelt wie ein Ei dem anderen.
Wer ist sie? Welches Geheimnis scheint es in ihrer Familie zu geben?
Warum hat Estellas Mutter nie etwas von ihrer Familie erzählt?
Estella, eine unglaublich begabte Designerin, lebt vom kopieren französischer Mode, denn diese ist heiß begehrt. Ihre eigenen Entwürfe interessieren niemanden.
Den Traum ein eigenes Modelabel zu gründen gibt sie aber nicht auf und tatsächlich entsteht nach vielen Hindernissen und Rückschlägen "Stella Designs".
Aber die Vergangenheit holt Estella ein und scheint alles zu zerstören.

Auch wenn ich von der Herstellung von Kleidung keine Ahnung habe, waren die kurzen Einflechtungen über die Details auf dem Weg von einer Idee, über den Zeichen- und Zuschneidetisch, hin zur fertigen Mode ausgesprochen interessant.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt aber, trotz anderslautendem Titel, nicht auf den Kleidern der Frauen, sondern auf dem Leben der Frauen aus Fabiennes Familie - angefangen bei Estellas Mutter und einem folgenschweren Mord.
"Die Kleider der Frauen" ist eine spannende und interessante Reise in die Welt der Mode, des Krieges und der Familiengeheimnisse.
Elke Appelt liest sehr atmospärisch mit angenehmer und warmer Stimme.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Zwei neue Fälle für Lily Brown

Wer mit den Wölfen heult
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In diesem neuen, unabhängig zu lesenden Band der "Canterbury-Fälle", geht es erneut um zwei ganz unterschiedliche von Lily Brown betreute Patienten und deren außergewöhnliche Geschichte.
Neben Martin Gordon ...

In diesem neuen, unabhängig zu lesenden Band der "Canterbury-Fälle", geht es erneut um zwei ganz unterschiedliche von Lily Brown betreute Patienten und deren außergewöhnliche Geschichte.
Neben Martin Gordon behandelt Lily noch die schwangere Jenny Hoover, die fast panische Angst hat auch ihr zweites Baby durch den plötzlichen Kindstod zu verlieren.
Wie im Vorgänger-Roman "Wer das Vergessen stört" fasziniert auch hier der unfassbar fesselnde Schreibstil der Autorin.
Beide Fälle fangen zuerst recht harmlos an, aber unterschwellig ist fast sofort klar, da brodelt einiges unter einem Mantel des (Ver-)Schweigens.
Die Spannung steigert sich kontinuierlich und als Leser(in) hat man kaum Zeit um Luft zu holen.
Denn auch wenn irgendwann der Moment kommt, an dem man ahnt was geschehen sein muss, klebt man trotzdem weiter an den Seiten um den Fortgang von Lilys "Ermittlungen" und den tatsächlichen Geschehnissen aus der Vergangenheit zu erfahren.
Das es innerhalb von Polizei und/oder Militär sowohl eine Art Ehrenkodex, als auch Gruppenzwang gibt, ist hinlänglich bekannt.
Hier aber wird ein Sumpf freigelegt, der einen schockiert und sprachlos macht.
Der Handlungsstrang um die mir von Beginn an eher unsympathische Jenny hat mich als Mutter sehr beschäftigt und lässt mich fassungslos zurück.
Das Tessa Duncan reale Kriminalfälle als Grundgerüst für ihre Romane verwendet sorgt stellenweise für zusätzliche Beklemmung und man fragt sich beim lesen, was in manchen Menschen vorgeht.
"Wer mit den Wölfen heult" ist ein unglaublich spannender Pageturner, der beim lesen fast durchgehend für erhöhten Puls sorgt.
Im Nachwort wird beschrieben an welchen echten Kriminalfällen die Autorin sich orientiert hat.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Großartig

Altern
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Alle wollen alt werden, niemand will alt sein.
Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real.
Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben ...

Alle wollen alt werden, niemand will alt sein.
Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real.
Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen?
Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann.
Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug.
Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen.
Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat.
Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein."

An Elke Heidenreich scheiden sich die Geister.
Über sich selbst sagt sie "Ich bin keine nette Alte".
Aber auch: "Ich will wach sein, aufmerksam. Ich will Zeuge der Welt sein - aber nicht mehr für alles zuständig".
Den letzten Satz unterschreibe ich.
Wie will ICH mit 80 sein?
Dieses vom Umfang her eher kleine Buch, hat einen großen Inhalt.
Elke Heidenreich erzählt mit ruhiger Stimme und viel Gelassenheit ihre Sicht auf das älter werden, über das Alter generell und - ja, auch über den Tod.
Sie tut dies mit großer Ehrlichkeit und nie beschönigend, dabei teils witzig, teils ironisch, stellenweise noch immer kämpferisch, stets respektvoll.
Einzelne kurze Einflechtungen ihres eigenes Leben sind verblüffend selbstkritisch, aber nie bitter oder zornig, schon gar nicht klagend. Viel eher reflektierend und akzeptierend.
Ich bin nicht mit allem einverstanden, das meiste jedoch spricht mir aus der Seele.
Gespickt mit vielen klugen Zitaten hört (oder liest) sich dieses Buch wie eine Anleitung für einen Weg zu dem, was man wohl altersweise nennt.
Ja, so will ich mit 80 sein: Gelassen, zufrieden, dankbar - und nicht mehr für alles zuständig.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Rezension für das Hörbuch

Die Lindenterrasse
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Nienstedten bei Hamburg 1790:
Tradition trifft auf Revolution, Liebe auf Vernunft.
Ein Unglück nimmt Maria Burmester den Ehemann und ihren Kindern den Vater.
Trotz der ererbten Schulden möchte sie die ...

Nienstedten bei Hamburg 1790:
Tradition trifft auf Revolution, Liebe auf Vernunft.
Ein Unglück nimmt Maria Burmester den Ehemann und ihren Kindern den Vater.
Trotz der ererbten Schulden möchte sie die Konditorei am Hochufer der Elbe behalten, doch ein Konkurrent bedrängt sie und schreckt dabei nicht vor Erpressung und Tätlichkeiten zurück.
Da bietet ihr der reiche Kaufmann Joachim Graaf einen Kredit an, wenn sie ein Fest für seine Angebetete ausrichtet.
Mit Hilfe seines Bekannten Daniel Louis Jacques stürzt Maria sich in die Arbeit.
Diese Begegnung verändert Marias Leben für immer - und auch das Schicksal ihres Hauses.
Aus ihrem Geschäft wird erst ein französisches Restaurant und schließlich das Hotel Louis C. Jacob.

Bei diesem (Hör-)buch gab es für mich zwei Gründe zuzugreifen:
Ich liebe Hamburg - und die wunderbaren, immer sehr atmospärisch erzählten Geschichten der Autorin.
Auch diesmal wird man direkt durch Raum und Zeit in das damals zum dänischen Königreich gehörende Nienstedten versetzt, erlebt vereinzelte Auswirkungen der französischen Revolution auf Preußen mit - und die Entwicklung der Zuckerbäckerei Burmester zum späteren Hotel.
Maria ist eine sehr starke Frau, die mich von Beginn an für sich eingenommen hat.
Gefangen in den damals üblichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, bei denen eine Frau nur Ehefrau und Mutter zu sein hat, geht sie als noch junge Witwe mit 5 Kindern selbstbewusst ihren Weg und weiß dabei stets, wann es besser ist zu schweigen - und trotzdem als Siegerin vom Platz zu gehen.
Weder männliche Konkurrenten, noch weibliche "Luder" können sie bremsen!
Die Romanze zwischen Maria und dem Hugenotten Daniel wird ganz zauberhaft, zeitgemäß langsam und auf die strengen Konventionen achtend, erzählt.
Emilia, die "Angebetete" von Joachim Graaf kommt im Laufe der Handlung immer mehr ins Spiel und ihre Geschichte wird dabei kontinuierlich interessanter und spannender.
Ausgesprochen gut haben mir die Beschreibungen der historischen Schauplätze gefallen und beim hören (ein großes Lob auch an Sprecherin Tanja Fornaro) hatte ich immer mehr den Wunsch beim nächsten Aufenthalt in Hamburg die Lindenterrasse zu besuchen und bei Kaffee und Kuchen die so bildhaft beschriebene Aussicht auf die Elbe zu genießen.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Mühlbach-Saga 2

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Ging es im Vorgänger-Roman noch um Lina und Karl, stehen nun also Lotte und August im Mittelpunkt einer sehr persönlichen Geschichte, die erneut auch die geschichliche Entwicklung innerhalb Deutschlands ...

Ging es im Vorgänger-Roman noch um Lina und Karl, stehen nun also Lotte und August im Mittelpunkt einer sehr persönlichen Geschichte, die erneut auch die geschichliche Entwicklung innerhalb Deutschlands perfekt abbildet.
Die Bewohner des fiktiven Dorfes Mühlbach, sowie die Mitglieder der Familie Schäfer/Schönborn stehen dabei stellvertretend für die Menschen auf dem Land, fernab von Berlin, die von den politischen Entscheidungen teilweise einfach überrollt wurden.
Einige waren erschreckend begeistert dabei, einige wankten, viele aber schwiegen oder warteten ab.
Der langsame, ja schleichende Weg in die größte Tragödie des 20. Jahrhunderts wird hier auch exakt so in die Handlung eingebunden - langsam und schleichend, die drohende Gefahr nicht erkennend, nicht wahr haben wollend bis es zu spät ist.
Lotte und August werden als Menschen beschrieben, mit denen man sehr gern befreundet sein möchte. An deren Seite man ist, wenn sie sich finden und wenn sie dann ihr Leben gemeinsam meistern. Wenn Freunde und Familienmitglieder kommen und gehen.
Mehr als einmal musste ich dabei allerdings schlucken oder hatte einen fetten Kloß im Hals.
Barbara Leciejewski hat hier zum wiederholten Mal ein unfassbar empathisches Buch geschrieben, dass sehr authentisch das ganz normale Leben der "kleinen Leute" beschreibt und dabei Glück und Unglück, Freude und Sorgen gleichermaßen Raum gibt.
Mit der Dilogie hat die Autorin die Geschichte ihrer eigenen Familie erzählt und ihr damit ein kleines, aber liebevolles Denkmal errichtet.
Wunderbar erzählt und mit einem, trotz vieler Verluste, hoffnungsvollen Epilog zum Abschluss. Chapeau!

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