Der fantastische Jugendroman „Die Gabe der Auserwählten“ von Mary E. Pearson ist der erste Part vom dritte Band der Trilogie mit dem Titel Die Chroniken der Verbliebenen, wobei der dritte Band im deutschen gesplittet wurde. Man sollte im Vorfeld bereits die ersten beiden Teile „Der Kuss der Lüge“ und „Das Herz des Verräters“ gelesen haben, da man ansonsten Schwierigkeiten haben wird, der Handlung zu folgen. Auch setzt „Die Gabe der Auserwählten“ nahtlos an den zweiten Teil an.
Klappentext:
Lias Kampf geht weiter
Verraten von den Ihren, geschlagen und betrogen, wird sie die Frevler entlarven.
Und auch, wenn das Warten lange dauert, ist das Versprechen groß, dass die eine namens Jezelia kommt, deren Leben geopfert werden wird für die Hoffnung, eures zu retten.
Lia und Rafe konnten aus Venda fliehen, doch verletzt und durchgefroren liegt ein ungewisser Weg vor ihnen. Während sie Rafes Heimat, dem Königreich Dalbreck, Stunde um Stunde näherkommen, spürt Lia, dass sie schon viel zu lang weit weg ist von Morrighan, ihrem Zuhause. Dabei deutet alles darauf hin, dass das Land kurz vor einem Krieg steht. Und obwohl Rafe ihr eine Zukunft als Königin an seiner Seite verspricht, ahnt Lia, dass sie ihrer Bestimmung folgen muss. Sie möchte als Erste Tochter von Morrighan ihrem Volk zur Seite stehen und für ihr Land kämpfen. Aber ist sie bereit, Rafe zu verlassen, um ihrer inneren Stimme zu folgen?
Auch wenn etwas Zeit vergangen ist, seit ich den zweiten Teil gelesen hatte, so war ich doch wieder sofort mitten in der Geschichte und habe mich zusammen mit Lia, Rafe und seinen Leuten auf der Flucht befunden. Dies liegt zum einen wohl daran, dass „Die Gabe die Auserwählten“ nahtlos an den Vorgänger anschließt. Aber auch daran, dass die Handlung recht eingängig und einprägsam ist.
Wie bereits aus den vorherigen Büchern bekannt, so war auch diesmal wieder der Schreibstil von Mary E. Pearson sehr angenehm, sodass sich das Buch flüssig lesen lässt. Pearson schafft es gekonnt, mit ihren Worten Bilder zu erschaffen. Ihre Art zu schreiben gefällt mir sehr, sie konnte mich mit Worten in ihren Bann ziehen. Und auch wenn inhaltlich nicht wirklich viel geschehen ist, so hat mich der Erzählstil gefesselt und konnte mich von dem Talent der Autorin überzeugen. Auch unerwartete Wendungen wurden eingebaut, welche ich so nicht erwartet hatte. Dies hat dazu geführt, dass sich das Buch zügig lesen lässt.
Auch im dritten Teil wird wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, welches dem Jugendbuch zusätzlichen Schwung einbringt. Auch bei diesem Werk liegt der Fokus wieder eindeutig auf der Geschichte von Lia. Aber es wird auch wieder aus der Sicht von Kaden und Rafe erzählt, was mir immer gut gefallen hat, da man so auch einen anderen Blickwinkel erhält und so die Geschichte vielseitiger erleben kann. Schade fand ich, dass auch diesmal der Erzählstrang von Pauline ziemlich knapp gehalten wurde. Durch ihre Perspektive bekommt man ein paar Einblicke in die Hintergründe und auch in das Leben von Morrighan. Ich hätte mir hier gewünscht, dass diese Sicht auch etwas intensiver behandelt wurden wäre.
Interessant fand ich auch, dass man als Leser etwas mehr über Rafe erfahren hat – sein bisheriges Leben und auch bessere Einblicke in seine Sichtweisen wurden einem gewährt. Die Entwicklung seines Lebens wurde ebenso thematisiert, wie auch die Beziehung zu seinen engen Soldatenfreunden. Dies hat Rafe plastischer erscheinen lassen. Meiner Meinung nach hat Rafe endlich etwas mehr Tiefe bekommen. Dafür bin ich mit seiner charakterlichen Entwicklung nicht ganz warm geworden. Auf der einen Seite kann ich seine Position und somit auch seine Handlungen verstehen, auf der anderen Seite kann ich aber seine Art, wie er dieses durchsetzt und seine Methoden gar nicht nachvollziehen. Leider hat Rafe in diesem Band der Reihe bei mir keine Pluspunkte gemacht. Auch Lia hat sich weiterentwickelt. Sie scheint endlich mehr Verantwortung übernehmen zu wollen, ist aber immer noch ziemlich impulsiv. Dennoch ist sie mir auch in diesem Teil nicht wirklich ans Herz gewachsen. Leider habe ich immer noch meine persönlichen Schwierigkeiten mit ihr, auch wenn ich diesmal nicht mehr so sehr von ihr genervt war, wie vielleicht noch in den Vorgängern.
Auch in „Die Gabe der Auserwählten“ konnte mich der Spannungsaufbau nicht hundertprozentig überzeugen. Auch wenn man dabei im Hinterkopf hat, dass dies ja eigentlich nur der erste Teil des dritten und somit finalen Bandes ist. Inhaltlich tritt auch hier wieder die Geschichte etwas auf der Stelle. Die Auseinandersetzungen von Lia und Rafe sind einerseits recht nett zu lesen, andererseits treiben sie die Handlung nicht voran. Ich hätte mir etwas mehr Abwechslung im Buch gewünscht, mehr Action und weniger Gerede über mögliches Handeln und dessen Konsequenzen.
Ebenfalls negativ möchte ich die Wahl des Titels hervorheben. Ich hatte mir erhofft, endlich mehr über die Gabe zu erfahren, die Lia hat. Schließlich ist dies ja auch Bestandteil des letzten Buches und zu gerne würde ich endlich mehr über die Hintergründe der Gabe erfahren. Doch leider wurde ich auch diesbezüglich enttäuscht. Auf erklärende Worte wartet man hier vergebens.
Insgesamt ist „Die Gabe der Auserwählten“ von Mary E. Pearson ein flüssiger fantastischer Jugendroman, der die Spannung auf das Finale steigern soll. Dies wurde bei mir auch erreicht, zu gerne möchte ich erfahren, wie die Reihe ausgeht. Dennoch hätte ich mir ein bisschen mehr Handlung und auch erklärende Worte gewünscht. Daher möchte ich 3,5 Sterne vergeben-