Gefährliche Märchen
Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich brennend für das barocke Frankreich interessiert. Für das Leben der „Oben hui, unten pfui“ - Gesellschaft, ob nun als Sachbuch oder Roman. Aber gerade bei letzteren ...
Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich brennend für das barocke Frankreich interessiert. Für das Leben der „Oben hui, unten pfui“ - Gesellschaft, ob nun als Sachbuch oder Roman. Aber gerade bei letzteren wird es garantiert nie langweilig, so auch hier.
Mittelpunkt bildet der Salon von Marie d‘ Alnoy. Zurückgekehrt aus der Verbannung, gründet sie einen Treff für gehobene Damen, die sich bei Wein und Kuchen Märchen erzählen.
Doch so unschuldig die Geschichten auch anmuten, der Sonnenkönig und seine Spione warten nur auf eine verdächtige Äußerung und schon bald wird eine Frau nach der anderen mundtot gemacht.
Wer ist der Verräter und was sein Motiv?
Rückblickend hätte mich das Cover verdächtig machen sollen, denn sehen nicht selten erotische Romane in etwa so aus? Dunkel und mysteriös…
Zwar werden im Titel erwähnten Salon keine Orgien gefeiert, aber im Privatleben der Frauen geht es durchaus freizügig zu, was nicht gerade auf die feine französische Art beschrieben wird. Ich würde ja ein paar Beispiele nennen, aber dann wird dieser Beitrag garantiert gesperrt. Das Wort vulgär trifft es schon sehr genau.
Im Gegensatz dazu stehen Märchen, die uns in Teilen sehr wohl bekannt sind und von den Frauen erdacht, geändert und vorgetragen werden. Manchmal ist es das Leben der Dame selbst, die als Vorbild für die Geschichte dient, was wie gesagt nicht ohne Folgen bleibt.
Der Großteil der auftretenden Figuren hat reale Vorbilder, auch wenn hier und da einiges abgeändert wurde. Am meisten überrascht hat es mich, auf Charles Perrault zu treffen, das französische Äquivalent zu den Gebrüder Grimm.
Man lernt also auch eine ganze Menge dazu, über wichtige Persönlichkeiten jener Zeit, über Märchen und Lebensumstände. Oder auch über die Recherche darüber, was nun stimmt und was nicht.
Ich muss zugeben, mich hat die Fäkalsprache schon sehr gestört, auch wenn es zu dieser Zeit der Gegensätzlichkeiten passen mag. Prunk, Macht und Schönheit vs. Faulige Zähne, Krankheit und Vergänglichkeit. Ich war versucht deswegen einen Stern abzuziehen, aber letztlich hat mit das Gesamtkonzept doch sehr gut gefallen. Ein wilder Mix aus Märchen, Erotik und Emanzipation.