Capris Küche
Sommersehnsucht und LimonenblütenAls die Großmutter aus Italien nach jahrzehntelangem Kontaktabbruch um Hilfe bittet, treffen einander PR-Beraterin Tilda und ihre beiden jüngeren Schwestern Lina und Ann gemeinsam mit Mutter Ulla auf Capri. ...
Als die Großmutter aus Italien nach jahrzehntelangem Kontaktabbruch um Hilfe bittet, treffen einander PR-Beraterin Tilda und ihre beiden jüngeren Schwestern Lina und Ann gemeinsam mit Mutter Ulla auf Capri. Schon länger fehlt es auch in Deutschland an Harmonie und Nähe in der Familie, das soll sich mit dieser Woche im Süden wieder ändern. Aber dort warten allerlei Überraschungen auf die vier Damen.
Mit herrlichen Bildern der schönen Insel Capri mit ihren schroffen Felsen und dunklen Meereshöhlen, mit saftigen Limonen und reifen Oliven begrüßt Anja Saskia Beyer nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt ihre Leser am Ort des Geschehens. Schnell wird man fortgerissen im italienischen Trubel einerseits, wie beispielsweise am frequentierten Hafen oder auf den engen Straßen, durch die Lässigkeit und Ruhe andererseits, welche man sich unbedingt zum Essen nehmen sollte. Und da kommt schon das Motto „Liebe entsteht in der Küche.“ (kindle, Pos 3367) zum Tragen, denn die herzliche Nonna ist überzeugt davon, dass Tilda kochen lernen muss, am besten beim versierten Koch Raffaele in ihrem Restaurant.
Beschwingt und in ihrer gewohnt flüssigen Schreibart erzählt die Autorin von Familientradition und Dingen, die „sich so gehören“ auf Capri, aber auch von mutigen Frauen, welche zuweilen ihren eigenen Kopf haben und damit aus der erwarteten Rolle fallen. Neben den verlockenden Gerichten, welche Raffaele wie im Handumdrehen auf den Tisch zaubert, fehlt es allerdings den steten Erwähnungen der gesunden mediterranen Diät mitunter an Leichtigkeit, fühlt es sich doch bei den matraartigen Wiederholungen eher wie der erhobene Zeigefinger an. Der Duft von einfachen Zutaten, die in kürzester Zeit zu harmonischen Mahlzeiten zusammengestellt werden, reicht völlig aus, um Neugierde zu wecken und selbst einmal das eine oder andere Rezept (z.B. aus dem Anhang) nachzukochen. Und auch die liebevolle Nonna, die man nach mehr als 30 Jahren praktisch gar nicht kennt, wirkt zu gewollt, obwohl sie natürlich, ganz Italienerin, die Familie über alles stellt und eine höchst sympathische Frau sein dürfte.
Nichtsdestotrotz bietet dieser Roman lesenswerte Stunden zum Abschweifen und ähnelt einem Urlaub im Kopf, auch wenn man nur daheim ein gemütliches Plätzchen einnimmt und sich wegträumt nach Capri. Für den nächsten Band muss ich mir unbedingt eine Torta Caprese bereitstellen, möglichst selbst gebacken. ☺