Ein Wettbewerb, der die Wahrheit ans Licht bringen soll
Auch wenn ich der Zielgruppe längst entwachsen bin, konnten mich in der Vergangenheit bereits einige Jugendthriller der Autorin Ursula Poznanski begeistern. Da ich auch den Klappentext interessant fand, ...
Auch wenn ich der Zielgruppe längst entwachsen bin, konnten mich in der Vergangenheit bereits einige Jugendthriller der Autorin Ursula Poznanski begeistern. Da ich auch den Klappentext interessant fand, fragte ich für „Scandor“, als ich das Buch bei NetGalley entdeckte, ein Rezensionsexemplar an und freute mich, es kurze Zeit später auf meinem Kindle lesen zu können.
Philipp und Tessa sind auf verschiedenen Wegen zu einer Münze gekommen, die ihnen Zugang zur Bewerbung für einen ungewöhnlichen Wettbewerb verschaffte und wurden angenommen. Hundert Teilnehmer treten mit Scandor gegeneinander an. Scandor ist ein unfehlbarer Lügendetektor mit neuster Technologie, der jede noch so kleine Ausflucht oder Halbwahrheit als Lüge erkennt und die Teilnehmer während des Wettbewerbs Tag und Nacht begleitet. Wer lügt ist aus dem Rennen und muss sich seinen schlimmsten Ängsten stellen. Dem Sieger winkt jedoch ein Preisgeld in Höhe von 5 Millionen Euro.
Obwohl die beiden jungen Leute das Preisgeld gut gebrauchen könnten, bereuen sie kurze Zeit später bereits, sich auf den Wettkampf eingelassen zu haben. Es ist mehr als anstrengend, immer und in jeder Situation die Wahrheit sagen zu müssen und nicht alle Teilnehmer spielen fair. Lediglich die Angst vor dem, was sie bei ihrem vorzeitigen Ausscheiden tun müssten, hält sie davon ab, einfach hinzuschmeißen. Dann passieren immer wieder Dinge, die ihnen verdächtig erscheinen und langsam beginnen sie sich zu fragen, was es tatsächlich mit diesem Wettbewerb auf sich hat…
Wie ich es von den Büchern der Autorin bereits gewohnt bin, konnte ich auch dieses hier leicht und flüssig lesen. Es wird in der dritten Person, hauptsächlich abwechselnd aus den Perspektiven von Philipp und Tessa erzählt. Die Sprache ist einfach, aber sehr bildhaft. Schnell verspürte ich eine mir sehr angenehme Grundspannung, die sich auch bis zum großen Finale permanent hielt. Längen empfand ich beim Lesen keine und jede notwendige Leseunterbrechung geschah eher widerwillig. So hatte ich das Buch dann auch innerhalb einer recht kurzen Zeit ausgelesen.
Obwohl sich relativ früh abzeichnete, dass der Wettbewerb nicht nur ein Testlauf zu Scandor ist und zumindest Philipp seine Münze nicht zufällig erhalten hatte, war das Ende für mich so nicht vorhersehbar und barg einige Überraschungen. Mir gefielen aber auch die zwischengeschobenen Szenen zum Ausscheiden einiger Teilnehmer und die, bei denen Solche ihren Vertrag erfüllen mussten. Neben den Ausführungen zum Umgang von Philipp und Tessa mit den ihnen gestellten Fragen, brachten mich auch diese zum Nachdenken.
Bislang habe ich mich für einen stets ehrlichen Menschen gehalten. Das Buch hielt mir aber vor Augen, dass auch mir selbst besonders Ausflüchte oder Notlügen sehr schnell herausrutschen. Vor allem wenn es darum geht, mein Gegenüber nicht mit Worten zu verletzen oder ich einfach nicht gewillt bin, zu viel Privates preiszugeben. Einfache Fragen, wie z. B. ob ich Zeit habe oder ob es mir gut geht, hätten auch mich bei einem solchen Wettbewerb schnell ins Aus schicken können. Ich fragte mich natürlich auch, was denn meine eigene schlimmste Angst ist.
Den Wettbewerb an sich empfand ich als durchgehend spannend und die Geschehnisse, die Philipp und Tessa verdächtig vorkamen, sah ich ebenfalls als spannungsfördernd. Das Ende wurde mir persönlich dann jedoch ein bisschen zu schnell abgehandelt. Für mich blieben da durchaus noch ein paar Fragen offen. Hier kann es jedoch sein, dass ich mir diese Fragen stellte, weil ich schon etwas älter bin als die eigentliche Zielgruppe und diese Aspekte jüngeren Lesern vielleicht nicht mal in den Sinn kämen. Insgesamt wurde ich auch von diesem Buch wieder sehr gut unterhalten und ich empfehle es gern weiter.