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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Kaltbad
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„Kaltbad“ ist der 4. Fall der Reihe rund um Oberleutnant Valérie Lehmann und ihrem Team.

Als man den Juristen Justus Maibach erfroren auf der Rigi Scheidegg findet, geht man von einem bedauerlichen Unfall ...

„Kaltbad“ ist der 4. Fall der Reihe rund um Oberleutnant Valérie Lehmann und ihrem Team.

Als man den Juristen Justus Maibach erfroren auf der Rigi Scheidegg findet, geht man von einem bedauerlichen Unfall unter Alkoholeinfluss aus. Doch als seine schwanger Geliebte wenig später von einem Auto angefahren und tödlich verletzt wird, glaubt Valérie Lehmann nicht an einen Zufall.

Schwebt die Familie Maibach in Gefahr? Und warum reagieren die Familienmitglieder so eigenartig? HIer ist nicht, wie es scheint.

Der Fall verlangt nicht nur Valérie Lehmann sondern auch ihrem Team alles ab, denn die Familie ist alles andere als kooperativ.


Meine Meinung:

Nach „Tod an der Goldküste“ ist dieser Krimi mein zweiter von Silvia Götschi in diesem Jahr. „Kaltbad“ finde ich sehr fesselnd.

Die Autorin hat den Brand im Hotel Kaltbad von 1961 mit elf toten Hotelgästen zum Anlass genommen, einen fesselnden Kriminalroman rundherum zu schreiben.

Der aufmerksame Leser kann bald einen Verdacht haben, dennoch ist es spannend zu lesen, ob die Polizei ähnliche Schlüsse zieht.

Die Ermittler haben alle ihre Ecken und Kanten und sind nicht immer vom bisherigen Leben verwöhnt worden.

Ich glaube, ich muss mir die Vorgänger besorgen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi bei dem wenig so ist wie es scheint. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.08.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Die toten Engel vom Montmartre
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„Es war weder die Nachtigall noch die Lerche, die Commissaire Geneviève Morel an diesem frühen Sonntagmorgen im August aus dem Schlaf riss.“

Der erfahrene Krimi-Leser weiß, dass es das Diensthandy der ...

„Es war weder die Nachtigall noch die Lerche, die Commissaire Geneviève Morel an diesem frühen Sonntagmorgen im August aus dem Schlaf riss.“

Der erfahrene Krimi-Leser weiß, dass es das Diensthandy der toughen Ermittlerin ist, das zur Unzeit läutet.

Genevièvs traute Zweisamkeit mit Dr. Henry Martel wird jäh durch einen bizarren Mord an einer jungen Frau gestört. Man findet die Leiche auf einem Flügel der bekannten La Moulin de la Galette wie gekreuzigt festgebunden, bekleidet mit einem Kostüm aus dem Varieté Moulin Rouge.

Noch während sie ihr Team organisiert, entdeckt sie, dass Olivia, ihre Großmutter etwas im Schilde führen muss, kauft sie doch am bekannten Pariser Flohmarkt getragene, hässliche Kittelschürzen. Für ein Kostümfest mit dem Motto „Vintage Pöbel“, was wie Geneviève denkt, wieder gut zu ihrer Mamie passt. Ganz nebenbei erfährt sie von Mamie noch, dass zwei französische Politiker ermordet worden sind, angeblich mit Nervengift und, dass eines der berühmten Fabergé-Eier beim renommierten Juwelier Tassos als Leihgabe des St. Petersburger Museum nur mehr wenige Tage in Paris zu sehen sein soll.

Da sich Geneviève zunächst sich mit dem Mord beschäftigen muss, misst sie diesen Informationen wenig Bedeutung bei.

Wenig später erfährt Geneviève, dass die junge Frau, Charlene Garcia, schwanger war und in einem luxuriösen Appartement in der sündteuren Metropole gelebt hat und, dass es ein zweites Opfer gibt: Ambre Denaux, eine vielversprechende junge Opernsängerin, deren Tod und die Umstände, dem Charlenes gleichen.

Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, dann außer, dass die beiden toten Frauen keine Französinnen sind und keine Familie haben, ist nichts über sie herauszufinden. Selbst Lunette Lizeroux, ihre rechte Hand und Spezialistin, wenn es darum geht, geheime Informationen zu beschaffen und ihre Verbindungen fördern nichts zutage.

Als sich nun die BRI, die Brigade recherche et d’intervention, in Person ihres Leiters Olivier Guyon einmischt und ihr den Fall entziehen will, ist klar, dass hier mehr dahinter stecken muss. Die Frage ist nur WAS?

Verärgert aktiviert Geneviève die Kontakte ihrer Familie und sticht die eine oder andere Information zu einem ehrgeizigen Journalisten durch.

„Was erwarten Sie davon? Außer, dass sich die BRI grün und blau ärgern wird?“
„Wäre das nicht schon genug?“

Allerdings darf Geneviève Olivier Guyon nicht unterschätzen, denn seine Andeutung über das Business der Familie Morel Bescheid zu wissen, könnte gefährlich werden.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist eine gelungene Fortsetzung, der mich grundsätzlich begeistern konnte. Allerdings mit einer Ausnahme, nämlich der Entwicklung, die Lunette Lizeroux durchmachen muss. Die ehemalige Mitarbeiterin der BRI, die beim Terroranschlag auf Bataclan ein Bein verloren hat, wird, nachdem sie im ersten Fall als intelligente und scharfsinnige Frau vorgestellt worden ist, zu einem dümmlich kichernden, Champagner schlürfenden Mäuschen degradiert. Nein, lieber Herr Autor, das geht gar nicht!

Herzlich lachen musste ich über Mamies Auftritt beim Juwelier Tassos als exzentrische Madame Pommery. Tja, so ist das eben: Man sieht nur, was man kennt oder zu kennen glaubt.

Und der kleine Einkaufsbummel von Mamie, Geneviève und Letizia, ihrer zu Besuch weilenden Schwägerin, ist einfach zum Wiehern.

Der Schreibstil ist locker und leicht. Hinter dem Autorennamen René Laffite steckt ein österreichischer Krimiautor, der seiner Liebe zu Frankreich und dem savoir-vivre hier ausgiebig frönen darf. Geschickt nimmt er seine Leser auf eine kleine Besichtigungstour abseits der sonst üblichen touristischen Trampelpfade mit. An der Seite von Geneviève und Letizia erkunden wir den Montmartre, lassen uns bei einem formidablen Diner auf dem Eiffelturm verwöhnen und schnuppern in das Leben der Tänzerinnen des Moulin Rouge, das nicht nur aus Applaus und Glitzer, sondern vor allem aus harter Arbeit besteht.

Fazit:

Dieser gelungenen Fortsetzung gebe ich gerne 4 Sterne. Die Degradierung von Lunette Lizeroux kostet den 5. Stern.

Veröffentlicht am 16.08.2024

Verschwörungstheorie in Luxemburg

Die Knuedler-Verschwörung
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Luxemburg, das kleine, aber finanzkräftige Fürstentum mitten in Europa ist der Schauplatz dieses Krimis, der einen tiefen Blick auf die Abgründe der Politik gibt. Also nicht, dass sich diese Straftaten ...

Luxemburg, das kleine, aber finanzkräftige Fürstentum mitten in Europa ist der Schauplatz dieses Krimis, der einen tiefen Blick auf die Abgründe der Politik gibt. Also nicht, dass sich diese Straftaten wirklich so abgespielt hätten, aber um ihre Macht zu erhalten, schrecken Politiker egal aus welchem Land, vor wenig zurück.

Doch von Beginn an:

Bei einem Empfang werden zwei hochrangige Politiker vergiftet. Wenig später ein dritter. Kriminalkommissarin Dany Kerner wird mit den Ermittlungen betraut, gleichzeitig von ihrem Vorgesetzten und dem Staatsanwalt nach allen Regeln der Kunst behindert und mit einem Disziplinarverfahren bedroht.

Dennoch kann Dany es nicht lassen und stochert weiter im Leben der Opfer herum. Dabei stößt sie auf zahlreiche Ungereimtheiten. Der Verdacht massiven Machtmissbrauchs steht im Raum. Nur wozu? Mehr Geld oder mehr Einfluss? Und was hat der Selbstmord eines Kommunalpolitikers mit der Mordserie zu tun?

Nachdem sie auf eine Mauer des Schweigens stößt, spannt sie einen Journalisten für ihre Recherchen ein. Dass Opfer, Polizeichef und Staatsanwalt in den selben Männerklubs verkehren, lässt an eine Verschwörung denken.

Meine Meinung:

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Luxemburg als Schauplatz war für mich neu, die Willkür und Machenschaften mancher Politiker nicht.

Der Plot ist gut durchdacht und spannend angelegt. Einzig der Prolog passt nicht ganz dazu.
Ich habe recht bald geahnt, wer hinter den Morden stecken könnte und was das Motiv ist. Die Auflösung hat mir recht gegeben. Trotzdem hatte ich spannende Lesestunden, denn wie so oft, interessiert mich der Weg der Ermittler zum Täter.

Die privaten Probleme von Dany Kerner, sie ist mit einer Frau verheiratet, hätten nicht ganz so breit ausgewalzt werden müssen. Kurz hatte ich ja Danys Ehefrau, die selbst in der Politik mitmischt, in Verdacht, in der Mordserie eine Rolle zu spielen. Aber, obwohl die militante Umweltschützerin Dany das Leben mehr als schwer macht, ist sie für so ein Mordkomplott nicht intelligent genug.

Fazit:

Ein Krimi mit einer neuen Ermittlerin, der durchaus Zeug zu einer Reihe hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 16.08.2024

Mord auf der Sonneinsel

Die Tote von Nikosia
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Die Sonneninsel Zypern ist Schauplatz dieses Krimis, der die komplexen bürokratischen Verhältnisse des seit 1974 geteiltem Landes sehr gut wiedergibt, als man in der UN-Pufferzone, also im Übergangsbereich ...

Die Sonneninsel Zypern ist Schauplatz dieses Krimis, der die komplexen bürokratischen Verhältnisse des seit 1974 geteiltem Landes sehr gut wiedergibt, als man in der UN-Pufferzone, also im Übergangsbereich zwischen dem von den Türken annektierten und dem zypriotischen Teil der Insel, die Leiche einer jungen Frau findet.

Die politischen Machtstrukturen spiegeln sich unter den Ermittlern wieder, die sich aus Mitgliedern der UN-Truppe, der türkischen und der zypriotischen Polizei zusammensetzt. Zusätzlich unterstützt Monika Marx, eine pensionierte Ermittlerin aus Deutschland, die zypriotische Polizei als Beraterin. Es entbrennt ein Machtkampf, bei dem kaum jemand gewinnen kann und jeder dem anderen einen Täter unterjubeln will. Es scheint, als ginge es gar nicht darum, den Mörder einer jungen Frau zu fassen, sondern die politischen Eitelkeiten zu befriedigen.

Das wird von Monika Marx durchkreuzt, die mit ihrer Art nicht nur einmal ordentlich aneckt, sondern auch für Schmunzeln und manchmal auch für Kopfschütteln sorgt.

Meine Meinung:

Hannha Essing hat hier einen interessanten Krimi geschrieben, der die Lebensumstände auf der von Touristen beliebten Insel beschreibt. Er zeigt, dass man sich zwar 50 Jahre nach der widerrechtlichen Annexion von Nordzypern durch die Türkei mit dem Status Quo pragmatisch arrangiert hat, aber die Spannungen durchaus vorhanden sind. Schlimmeres kann durch die UNO-Truppen meistens verhindert werden. Allein die nervige Tatsache, dass die Ermittler mehrmals täglich, wenn sich ausweisen müssen, wenn sie von einem Ende der Insel zum anderen fahren müssen. Monika Marx erledigt das im sogenannten kleinen Dienstweg.

Viel Augenmerk legt sie auf das Kompetenzgerangel zwischen den Ermittlern. Monika Marx kann als Beraterin einiges übergehen. Dass sie den jungen Journalisten Noah zu den Ermittlungen mitschleppt ist ein wenig unglaubwürdig. Doch auf Zypern scheinen solche Extratouren niemanden aufzuregen.

Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten. Besonders Monika Marx ist eine vom Leben gebeutelte Person. Einerseits hat sie auf Grund ihrer Krankheit dauernd Schmerzen, nimmt Tabletten und frönt dennoch einem sehr ungesunden Lebensstil, zu dem neben üppigen Mahlzeiten auch ordentliche Mengen Alkohol gehören. Damit ist sie nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, genauso wenig wie das Opfer, das intrigant und selbstsüchtig daherkommt.

Der Plot ist durchaus spannend und endet nach zahlreichen ermittlungstechnischen Sackgassen mit einer unerwartete Auflösung, die trotzdem stimmig ist.

Der Krimi lässt sich sehr gut lesen und bietet Einblick in die Geschichte und den Alltag auf der geteilten Insel.

Fazit:

Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Ein komplexer Krimi

Die Toten von Wien
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Wien 1922, Donaumonarchie, Kaiser und Adel sind Geschichte - geblieben sind unzählige Kriegsversehrte, Gestrandete aus den ehemaligen Kronländern, die unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen ...

Wien 1922, Donaumonarchie, Kaiser und Adel sind Geschichte - geblieben sind unzählige Kriegsversehrte, Gestrandete aus den ehemaligen Kronländern, die unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen sowie enteignete Adelige, die kaum einen Beruf erlernt haben und sehen müssen, wie sie ihren Unterhalt verdienen können.

Sandor von Baranyi ist einer von ihnen. Er hat seine Besitzungen in Ungarn verloren und arbeitet nun unter dem eingedeutschten Namen Alexander Baran bei der Wiener Kriminalpolizei. Der Erste Weltkrieg hat ebenso Traumata hinterlassen wie das Verschwinden seiner Schwester Szonja. Baran hat seinen Schwager in Verdacht, daran beteiligt zu sein.

Sowie ihm seine beruflichen Verpflichtungen ein wenig Raum geben, macht er sich auf die Suche nach seiner Schwester und bangt bei jeder gefundenen Frauenleiche, Szonja identifizieren zu müssen. Die aktuelle Tote, die am Donaukanal entdeckt wird ist eine aufstrebende Tänzerin an der Wiener Oper. Beinahe gleichzeitig wird ein ehemaliger Hofbeamter vor eine Tramway gestoßen und getötet. Es dauert, bis Baran und Bezirksinspektor Florian Meisel, erkennen, dass sowohl die beiden Toten als auch Szonjas Verschwinden in einem viel größeren Fall verwickelt sind.

Meine Meinung:

Ich bin ja ein Fan von komplexen Kriminalromanen, die in Wien spielen. Daher hat mir dieser Krimi, der das Leben der Menschen nach dem verlorenen Weltkrieg und dem Zerfall der Donaumonarchie plastisch darstellt, sehr gut gefallen. Besonders vertraut sind mir die Szenen, die in der Leopoldstadt, also dem zweiten Gemeindebezirk, rund um den Karmelitermarkt angesiedelt sind, habe ich in seiner Nähe mehr 40 Jahre gearbeitet und 20 davon auch dort gewohnt.

Der Schreibstil sorgt für die passende Atmosphäre. Die Lebensverhältnisse der jungen Republik sind authentisch beschrieben. Die Detailtreue geht an manchen Stellen zu Lasten der Spannung, was mich persönlich nicht sehr stört. Leser, die Wien und die Leopoldstadt nicht gut kennen, müssen - auch auf Grund der vielen Charaktere - aufpassen, sich nicht im Dickicht der Nachkriegszeit, in der die alte Ordnung noch nicht weg, aber die neue noch nicht ganz angekommen ist, verlieren.

Ob es weitere Verbrechen für Alexander Baran und Bezirksinspektor Florian Meisel aufzuklären geben wird?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Kriminalroman 4 Sterne.