Profilbild von Jackolino

Jackolino

Lesejury Profi
offline

Jackolino ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jackolino über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2023

Nordic Noir

Der Bojenmann
0

Frank Schätzing hat es treffend in seinem Kurzkommentar beschrieben „Elb-Kolorit und Fischkopp-Charme treffen auf Nordic Noir“
Von Nordic Noir gibt es in diesem Krimi eine ganze Menge. Ein Serientäter ...

Frank Schätzing hat es treffend in seinem Kurzkommentar beschrieben „Elb-Kolorit und Fischkopp-Charme treffen auf Nordic Noir“
Von Nordic Noir gibt es in diesem Krimi eine ganze Menge. Ein Serientäter geht um in Hamburg. Er plastiniert seine Opfer und inszeniert sie – zunächst einmal kaum als Leichen erkennbar – an markanten Orten in Hamburg. Da kann es schon mal sein, dass man auf dem Weg in die Elbphilharmonie an einer Leiche vorbeispaziert und es gar nicht gemerkt hat.
Das Morddezernat um Kommissar Knudsen steht vor mehr als einem Rätsel und wäre da nicht der frühere Lotse und Freund Knudsens, Oke Andersen, dann würde die Kommission noch länger im Dunkeln tappen.
Zusätzlich zu ganz viel Spannung hat das Buch auch das Zeugs dazu, neue Touri-Ziele zu erschließen oder auf zukünftige Stadtentwicklungsprojekte für Hamburg hinzuweisen. Da wird nicht nur die größte Modell-Eisenbahnanlage der Welt thematisiert und Werbung für die Elbphilharmonie gemacht, da steht auch schon die Zukunft in den Startlöchern und sei es als Spekulationsobjekt der Immobilienfirmen, wenn ab 2028 der ehemalige Tschechen-Hafen frei wird und genutzt werden kann. Zum Seemannsclub „Duckdalben“ gibt es bereits geführte Touren und ich könnte mir vorstellen, dass das Buch diesen Touren weitere Interessenten zuführen wird. Ich würde mich auf jeden Fall beim nächsten Besuch in Hamburg danach erkundigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2023

Nichts ist wie es scheint

Lavendel-Zorn
0

Carine Bernard hat mit „LavendelZorn“ den 5. Krimi in der Reihe der Lavendel-Krimis und den 4. Krimi um die Ermittlerin und Commissaire Lilou Braque geschrieben. Die Krimis spielen im beschaulichen Städtchen ...

Carine Bernard hat mit „LavendelZorn“ den 5. Krimi in der Reihe der Lavendel-Krimis und den 4. Krimi um die Ermittlerin und Commissaire Lilou Braque geschrieben. Die Krimis spielen im beschaulichen Städtchen Carpentras in Südfrankreich.
Lilou wollte endlich mal einen Tag mit ihrem Partner am Badesee verbringen. Dieser Tag wird durch einen Leichenfund empfindlich gestört. Im Wasser treibt eine Frauenleiche, die auch recht bald identifiziert werden kann. Die tote Dame ist Mitarbeiterin in einem Notariat vor Ort. Zunächst ist von einem Unfall auszugehen und die Gendarmerie lehnt Ermittlungen ab.
Doch schon am nächsten Tag wird die Polizei zum Vorgesetzten der Toten gerufen, er hat sich offenbar erschossen, die Türen seines Amtszimmers waren von innen verschlossen, von Fremdverschulden kann also nicht ausgegangen werden.
Lilou glaubt jedoch nicht an Zufälle und beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Spurensuche gestaltet sich schwierig und im Umfeld der beiden Opfer scheint es auch keine Ungereimtheiten zu geben. Charlene Thomas war glücklich liiert und Notar Sousteron führte wohl ein gänzlich korrektes und unauffälliges Leben. Man kann im Buch über vier Kapitel nachvollziehen, dass dieser Teil der Polizeiarbeit mühevoll ist, man stochert im Leben eines Verstorbenen herum, sucht nach einem Motiv, sei es für Mord oder Selbstmord und zunächst einmal scheint alles in bester Ordnung zu sein, nirgendwo ergibt sich ein Anhaltspunkt.
Die Autorin versteht es gut, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Und wäre da nicht Kommissar Zufall gewesen, dann hätte der Mörder mit seiner Tat straffrei davonkommen können. Es hätte sein können, dass die Lügen des Täters überzeugender wirkten als die Beteuerungen des Tatverdächtigen.
So wurde aus Unfall und Suizid doch noch eine veritable Mordermittlung.
Ich fand den Krimi sehr lesenswert und habe ihn in einem Rutsch durch gelesen.
Dennoch habe ich eine kleine Kritik: Das Cover mit dem Lavendelfeld und dem pittoresken Haus ist wunderschön und natürlich muss zur Reihe der Lavendel-Krimis auch ein Feld mit Lavendel abgebildet werden. Der Titel allerdings gefällt mir nicht ganz so gut.
Er erinnert mich an die Ostfriesen-Krimis von Klaus-Peter Wolf, da gibt es auch "Ostfriesenzorn". Vor allem auch im Zusammenspiel mit Lavendel erschließt sich mir der Sinn nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2023

Ungleiche Freunde

Roxy
0

Johann von Bülow zählt zu den bekannten deutschen Schauspielern und spielt sowohl im Theater als auch in Fernseh- und Kinofilmen. Mit „Roxy“ hat er seinen ersten Roman geschrieben.
Es wird nicht klar, ...

Johann von Bülow zählt zu den bekannten deutschen Schauspielern und spielt sowohl im Theater als auch in Fernseh- und Kinofilmen. Mit „Roxy“ hat er seinen ersten Roman geschrieben.
Es wird nicht klar, ob in diesem Buch auch eigene Erlebnisse seiner Jugend in München verarbeitet werden, auf jeden Fall gibt es Parallelen. Auch Marc entstammt einer adligen Familie, auch Marc geht in seinem späteren Berufsleben als Schauspieler nach Berlin. Aber es könnte auch alles Fiktion sein.
Es geht um die Freundschaft zweier Jungen, die zu Schulzeiten begann, über die Pubertät und Teeniejahre anhielt und dann aufgrund ganz unterschiedlicher Lebenswege doch mehr oder weniger einschläft. Erst der frühe Tod von Roy führt Marc wieder nach München, zu seinem Sarg, seinem Grab und einem langen Nachdenken über das was war und warum es so gekommen ist.
Auf dem langen Weg im Auto von Berlin nach München arbeitet Marc sich an der Vergangenheit ab. Er denkt zurück an die Anfänge ihrer Freundschaft, was sie jeweils aneinander fesselte und band.
Es ist ein nachdenkliches Buch, ganz automatisch denkt man selbst zurück an seine Jugendjahre, an die Träume, die man hatte und wie viel oder wie wenig davon verwirklicht werden konnte. Lange Zeit geht es in diesen Erinnerungen um die Beziehung der beiden ungleichen Freunde, Marc und Roy. Später betritt dann auch Carolin die Bühne und im vorletzten Kapitel geht es eigentlich nur noch um sie und Marc und ihre Beziehung, die dann an seiner Unentschlossenheit scheitert.
Marc kann sich nicht entscheiden, will sich nicht binden, hat Angst vor seiner eigenen Courage. Der Satz: „du hoffst die ganz Zeit, wenn du immer schön aufpasst, passiert dir nichts. Aber dann passiert dir eben auch nichts“, den Roy ihm bei ihrem letzten Gespräch an den Kopf wirft, beschreibt Marc zutreffend.
Und so fasst er am Grab den Entschluss, zum ersten Mal in seinem Leben seine Angst zu überwinden, sich bei seinem nächsten Plan nicht von seiner Unsicherheit aufhalten zu lassen und endlich wieder den Kontakt mit Carolin zu suchen. „Wenn ich was gelernt habe aus der Sache mit uns, dann ist es, dass man nicht warten soll, bis es zu spät ist.“
Der Titel des Buches „Roxy“ ist eher nichtssagend, es geht nur sehr am Rande um die gleichnamige Diskothek, in der die Jungen viele Wochenenden ihrer Jugend verbringen. Das Cover ist zwar bunt und aufmerksamkeitsstark, aber nicht so mein Ding.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2024

Ein Albtraum für Lavandou

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
0

Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.

Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt ...

Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.

Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt sich die Situation. Hat es die Polizei dieses Mal mit einem Serientäter zu tun? Steht der Ruf Lavandous als Ferienort auf dem Spiel? Und dann hat sich auch noch der Staatspräsident für seinen Sommerurlaub angekündigt.

Auf fast 500 Seiten jagen Polizei und Rechtsmedizin einen Mörder, der es an Grausamkeit nicht fehlen lässt. Obwohl die Reize der Provence nie zu kurz kommen und Leon immer mal wieder bei einem Rosé oder Café verschnaufen kann, würde ich die Handlung nicht als cozy bezeichnen. Es geht zur Sache, nicht nur die jungen Polizisten werden hier manchmal an ihre Grenzen gebracht, auch den Leser gruselt es, vor allem als die Gefahr dann immer näher rückt und die Familie ins Fadenkreuz des Mörders gerät.

In den Bänden um Lavandou trifft man immer wieder auf alte Bekannte, in der Bar habe ich mich gefreut, dass Veronique sich noch guter Gesundheit erfreut. Ich hatte auch wenigstens ein Boule-Spiel erwartet, aber dafür blieb dieses Mal keine Zeit.

Remy Eyssen scheint gerne Fährten zu legen, die dann ins Nichts führen und später auch keine Erwähnung mehr finden. Eine dieser Fährten ist eine offenbar folgenreiche Affaire vor vielen Jahren, eine andere ist der lüsterne Bäcker, der sich an Lilou heranmachen will. Außerdem erhält Lilou auch noch anonyme Liebesbotschaften. Glücklicherweise ist sie, nachdem sie in den Vorgängerbänden schon mal in Gefahr geriet, mittlerweile so selbstbewusst, dass sie souverän damit umgehen kann, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Es gab in diesem Krimi einige Ungereimtheiten. Die zweite Tote schien die Kollegin von Lilou zu sein. Sie war Leon vorgestellt worden und war im Ort bekannt. Aber ihre Identität spielt später überhaupt keine Rolle mehr. Außer von ihrem Arbeitgeber am ersten Tag ihres Fehlens scheint Françoise von niemand vermisst zu werden, auch Lilou spricht zuhause nie von ihr.

Dass Unternehmensberater eine Auflösung der Rechtsmedizin in Saint Sulpice vorantreiben und damit Leons Arbeitsplatz gefährden, fand ebenfalls keine Erwähnung mehr.

Außerdem gibt es ein paar Fehler, die ein aufmerksameres Lektorat hätte verhindern können. Auf S. 168 findet Lilou einen weiteren anonymen Brief, im nächsten Satz zieht dann aber Isabell den Zettel hervor. Auch mit den Jahreszeiten war ich mir nie zu 100 % sicher, ob wir uns nun im Frühjahr oder im Herbst befinden.

Ich habe im Laufe der Jahre alle Bände von Remy Eyssen um Lavandou gelesen und freue mich auch jedes Jahr, wenn wieder ein Folgeband erscheint. „Verräterisches Lavandou“ war spannend, hatte süd-französisches Flair, hat mich aber trotzdem nicht zu 100 % abgeholt, von daher entscheide ich mich für 4 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.08.2024

Die Tradition falscher Entscheidungen

Der Papierpalast
0

Die Handlung konzentriert sich auf einen Tag, den 01. August. Das Jahr kennen wir nicht. Elle Bishop verbringt mit ihrer Familie die Sommerferien im Sommerhaus der Familie, dem sogenannten Papierpalast. ...

Die Handlung konzentriert sich auf einen Tag, den 01. August. Das Jahr kennen wir nicht. Elle Bishop verbringt mit ihrer Familie die Sommerferien im Sommerhaus der Familie, dem sogenannten Papierpalast. Eigentlich ist sie glücklich mit Peter, einem Engländer, verheiratet und Mutter dreier heranwachsender Kinder. Trotzdem hat sie in der vergangenen Nacht ihren Mann mit ihrem Jugendfreund betrogen. Das Nutzen etwas vulgären Vokabulars fand ich in diesem Zusammenhang unpassend. In zahlreichen Rückblenden lernen wir die Familie kennen und gehen bis zu zwei Generationen zurück. Es geht um drei Generationen Frauen, Nanette, Wallace und Eleanor (Elle). Es ist eine von Frauen bestimmte Familie, allerdings verliefen die Beziehungen meistens nicht sehr harmonisch und die Ehen wurden geschieden. Die Kinder blieben bei ihren Müttern, die Väter waren eher schwach und spielten nur noch eine Nebenrolle. Interessant ist dabei aber, dass die Großeltern für jede Generation wichtig und ein Dreh- und Angelpunkt waren. Beim zweiten Nachlesen einzelner Passagen wurde mir auch klar, warum. Die Großeltern nahmen sich Zeit für die Kinder, sie spielten mit ihnen, sie kochten ihnen, was sie gerne aßen, sie förderten sie. Bei den Eltern kam immer ein neues Projekt, die Arbeit oder ihr eigenes Privatleben in Person eines/r neuen Partners/in dazwischen.

Es dauert ein wenig, bevor man sich in der Handlung zurechtfindet. Immer wieder springt die Autorin von der Gegenwart in die Vergangenheit und dann innerhalb eines Kapitels auch wieder zurück.

Jonas ist Elles Jugendfreund. Die beiden sind schon als Kinder unzertrennlich, Elle hätte sich mit 11 Jahren nie vorstellen können, dass der damals noch neunjährige Jonas einmal eine Rolle in ihrem Leben spielen wird. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich für ihn verantwortlich, aber sie fühlte sich auch wohl mit ihm und diese Vertrautheit und Freundschaft können die beiden über die Jahre eigentlich ins Erwachsensein hinüberretten, wäre da nur nicht ein schlimmes Ereignis, das irgendwie immer zwischen ihnen steht.

Und so trennen sich die Wege von Jonas und Elle für viele Jahre. Elle lernt in London Peter kennen und lieben, zwischen ihr und Jonas gibt es nur noch zufällige Treffen.

Erst als die Familien doch wieder die Sommer auf Cape Cod verbringen, nähern sie sich wieder einander an.

Es scheint in der Familie Tradition zu sein, dass die Frauen Entscheidungen treffen, von denen sie nicht sicher sind, dass es die richtigen waren. Bei Elle beginnt das schon, als sie eigentlich noch eine Heranwachsende war. War es richtig, die Familie zu schützen und Dinge über sich ergehen zu lassen, die sie als total abstoßend empfand? Hätte ihr Leben ganz anders verlaufen können, wenn sie damals geredet hätte? Hätte auch das Leben anderer Familienmitglieder anders verlaufen können?

Nach dem Sex mit Jonas empfindet sie ihr Leben als eine Folge von falschen Entscheidungen, „jeder einzelnen schlechten Entscheidung, wann immer sich der Weg gabelte“. Dabei war nicht Peter die falsche Entscheidung, sondern die Tatsache, dass sie ihn nie an ihren schlimmsten Erinnerungen hatte teilhaben lassen. Sie hatte die Beziehung von vornherein mit einer Lüge begonnen.

Nun steht sie wieder am Scheideweg und ich hatte das Gefühl, dass sie selbst bis zum Schluss nicht wusste, wie ihre Entscheidung aussehen würde.

Ganz anders als bei manchen Kritiken schien bei mir nicht am Anfang schon durch, wie Elle sich am Ende entscheiden wird und schon wieder bin ich mir auch nicht sicher, ob es dieses Mal die richtige Entscheidung ist. Egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird positive und negative Folgen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere