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Christina19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2024

Bedrohte Tierarten müssen geschützt werden!

Mukiza
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Mukiza, das kleine Berggorillababy, erblickt eines Nachts im Bwindi Nationalpark in Uganda das Licht der Welt. Es ist Teil einer größeren Gruppe Berggorillas, zu denen auch seine Mutter Mugwere und sein ...

Mukiza, das kleine Berggorillababy, erblickt eines Nachts im Bwindi Nationalpark in Uganda das Licht der Welt. Es ist Teil einer größeren Gruppe Berggorillas, zu denen auch seine Mutter Mugwere und sein Vater Zeus zählen. Mukiza wächst zunächst ganz unbekümmert auf. Er spielt mit seinen Gefährten, wird immer mutiger und lernt schnell. Als er eines Tages auf Menschen trifft, bleibt die Begegnung nicht ohne Folgen. Auch in seiner Gruppe gibt es bald Tumulte, sodass Mukiza, mittlerweile ein ausgewachsener Silberrücken, sich behaupten muss.

Hannes Jaenicke schreibt in „Mukiza“ über das Leben eines Berggorillas. Das Tier gibt es tatsächlich und Teile der Geschichte sind ebenso passiert. Umso beeindruckender – an manchen Stellen aber auch umso trauriger – ist das, was der Schauspieler, Umweltschützer und Autor hier schildert:
Wir lernen das Leben dieser besonderen Tiere kennen und erfahren, wie sie in Gruppen zusammenleben, voneinander lernen und sich als Anführer durchsetzen. Gleichzeitig sehen wir aber auch, welchen Gefahren diese sowieso schon bedrohte Tierart ausgesetzt ist. Der Mensch zerstört nicht nur den Lebensraum der Berggorillas, sondern sorgt mit Fallen immer wieder auch dafür, dass sich Tiere verletzen und schlimmstenfalls verenden.
Die Geschichte wird unterstrichen von Illustrationen, die durchweg großformatig gestaltet sind. Diese stellen den Regenwald atmosphärisch dar und zeigen gekonnt die Gemeinschaft der Berggorillas auf. Besonders die Lichteffekte stechen ins Auge, sei es die Stimmung bei Sonnenuntergang oder die eines Gewitters bei Nacht.
Gut gefällt mit, dass sich der CalmeMara Verlag verpflichtet hat, 1 € pro Buch an die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e. V. zu spenden. Damit leistet man mit jedem Kauf automatisch einen Beitrag zum Schutz dieser besonderen Tiere. Ein schönes Buch, um schon Kinder für den Umwelt- und Tierschutz zu sensibilisieren!

Veröffentlicht am 17.09.2024

Die Geschichte einer iranischen Familie in Deutschland - literarisch dicht und in poetischer Sprache

Als wir Schwäne waren
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Reza ist noch ein Kind, als seine Eltern mit ihm vom Iran nach Deutschland ziehen. Hier leben sie in einem Viertel in Bochum, in dem Menschen der unteren Unterschicht bis zur mittleren Mittelschicht zu ...

Reza ist noch ein Kind, als seine Eltern mit ihm vom Iran nach Deutschland ziehen. Hier leben sie in einem Viertel in Bochum, in dem Menschen der unteren Unterschicht bis zur mittleren Mittelschicht zu Hause sind. Der Familie fällt es nicht leicht, Anschluss zu finden. Sprache und Kultur sind ihnen fremd, ihre Nachbarn beäugen sie misstrauisch, ihre Abschlüsse werden nicht anerkannt. Auch nach Jahren in der neuen Heimat fühlt sich die Familie nicht zugehörig. Behzad Karim Khani erzählt davon, was es heißt, in einem Land anzukommen, ohne wirklich dort anzukommen.

Mit „Als wir Schwäne waren“ hat Behzad Karim Khani einen Roman verfasst, der deutliche autobiografische Züge aufweist. Er verleiht darin Reza seine Stimme. Reza ist der Sohn iranischer Einwanderer, der rückblickend seine und die Geschichte seiner Familie erzählt. Die Geschehnisse schildert er episodenhaft, sodass sich der Roman aus vielen Fragmenten in chronologischer Reihenfolge zusammensetzt. Der Autor bedient sich beim Schreiben einer höchst poetischen Sprache. Seiner Hauptfigur gibt er eine gewisse Distanz zu den Ereignissen, sodass Reza diese – obwohl er selbst Teil des Ganzen war – wie ein außenstehender, objektiver Beobachter recht emotionslos wiedergibt.
Khani schreibt über all die Probleme, die Menschen in Deutschland erwarten. Er weist auf kulturelle Unterschiede hin, erzählt von Sprachproblemen, der fehlenden Anerkennung von Abschlüssen und der Chancenlosigkeit. Er berichtet von Armut und Nachbarn, die deshalb ins kriminelle Milieu abstürzen. Er zeigt die Gewalt und Drogendelikte auf, die in Rezas Viertel vorherrschen. Und er erzählt, wie auch Reza selbst sich nicht gegen den Absturz schützen kann.
„Als wir Schwäne waren“ ist aber nicht nur eine Geschichte über die Perspektivlosigkeit einer emigrierten Familie, sondern es ist auch eine Geschichte von Vater und Sohn, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite der Vater, der in Deutschland nie Fuß fassen konnte, immer stiller wurde und vor allem über seine Gedanken und Gefühle nicht sprach. Über einen Vater, der Stolz und Würde besaß. Auf der anderen Seite der Sohn, der immer tiefer in die Kriminalität abrutschte und seinen Stolz noch heute sucht. Es ist die Geschichte zweier, die sich womöglich auch durch die Auswanderung voneinander entfernt und nie wieder so ganz zusammengefunden haben.
So viel uns der Autor über die Herausforderungen der Familie in Deutschland wissen lässt, so wenig gibt er an anderer Stelle preis. Das sorgt dafür, dass die Geschichte einerseits literarisch dicht erzählt ist, die Leerstellen andererseits aber einige Fragen aufwerfen: Wieso hatte die Familie den Iran überhaupt verlassen? Warum haben sie an ihrer Situation im Bochumer Viertel nicht früher etwas geändert, wenn sie nicht glücklich waren?
Obwohl „Als wir Schwäne waren“ in den 1980er und 1990er Jahren spielt, ist der Roman noch immer höchst aktuell und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 13.09.2024

Ein solides Nachschlagewerk für die Auswahl von Möbeln

Das Möbel-Handbuch
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Auf über 300 Seiten stellt die schwedische Innendesignerin und Bloggerin Frida Ramstedt Hinweise zusammen, auf welche Kriterien man bei der Auswahl seiner Möbel Acht geben sollte.
Sie befasst sich dabei ...

Auf über 300 Seiten stellt die schwedische Innendesignerin und Bloggerin Frida Ramstedt Hinweise zusammen, auf welche Kriterien man bei der Auswahl seiner Möbel Acht geben sollte.
Sie befasst sich dabei mit Sitzmöbeln und Tischen ebenso wie mit Stauraummöglichkeiten und Betten. In jeder dieser Kategorien gibt es zahlreiche Unterscheidungen: So geht die Autorin beispielsweise bei den Sitzmöbeln separat auf Stühle, Hocker, Barhocker, Bänke, Schreibtischstühle, Sofas, Sessel und Schaukelstühle ein. Hierzu erteilt sie spezifische Tipps, da z. B. für den Kauf eines Stuhles auf andere Dinge zu achten ist als bei der Anschaffung eines Sofas. Ich finde es klasse, wie differenziert Frida Ramstedt die einzelnen Möbelarten betrachtet. Ihre Tipps sind entsprechend sehr umfangreich, enthalten für mich jedoch wenig neue Informationen (wobei ich mich seit einigen Jahren schon intensiv mit Möbeln befasse).
Interessanter finde ich ein weiteres Kapitel, das sich Materialien widmet. Hier werden unterschiedliche Arten an Holz, Stein, Leder, Textilien und Glas ausführlich beschrieben und miteinander verglichen. So erhält man u. a. einen Überblick über die Unterschiede zwischen Nubuk-, Anilin- und oberflächengefärbtem Leder sowie Kunstleder und erfährt über deren jeweilige Vor- und Nachteile. Die umfangreiche Übersicht inkl. der Beschreibungen erspart somit langes und mühseliges Recherchieren bei der Materialauswahl.
Eine dann folgende Zeitleiste gibt Einblick in die Designgeschichte Schwedens, ehe das Buch mit einem Kapitel zu Planungsgrößen und Konzepten endet. Diesen Abschnitt finde ich besonders hilfreich, da er Einblicke zur Einrichtung von Räumen bietet. Gerne hätte ich dazu noch mehr gelesen: Denkbar wäre für mich z. B. die Vorstellung von Wohnstilen und ein Abriss zur Farbenlehre, also kurzum, wie man Möbel hinsichtlich Form und Farbe geschmackvoll in Räumen mit Tapeten, Teppichen, Leuchten und Vorhängen kombiniert. Vermutlich hätte das an dieser Stelle aber zu weit geführt und womöglich wurde das Thema bereits im ersten Buch „Innendesign“ der Autorin abgehandelt (dieses kenne ich nicht, daher kann ich das nicht einschätzen).
Zuletzt einige Sätze zur Aufmachung des Buches: Der Einband aus Leinen lässt das Werk sehr hochwertig erscheinen, wenngleich mir das Cover der schwedischen Originalausgabe in seiner schlichten Gestaltung noch besser gefällt. Der Inhalt ist klar gegliedert, was die Orientierung in den einzelnen Kapiteln erleichtert. Einige Passagen sind um Darstellungen von Möbeln ergänzt, wobei diese durchgängig schwarz-weiß und somit recht schlicht gehalten sind.
Alles in allem ist dieses Buch ein solides Nachschlagewerk, wenn man die Anschaffung neuer Möbel in Betracht zieht.

Veröffentlicht am 18.08.2024

Eine eindringliche Geschichte über Frauenfeindlichkeit

Reichlich spät
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Es ist ein Freitagnachmittag, als Cathal nach der Arbeit in den Bus steigt und die Heimreise antritt. In Gedanken ist er bei Sabine, mit der er die letzten Monate geteilt hatte. Cathal erinnert sich an ...

Es ist ein Freitagnachmittag, als Cathal nach der Arbeit in den Bus steigt und die Heimreise antritt. In Gedanken ist er bei Sabine, mit der er die letzten Monate geteilt hatte. Cathal erinnert sich an ihr Kennenlernen und an gemeinsame Momente: Sabine, wie sie teure Lebensmittel kauft, den Bräter zu lange einweichen lässt und zu viel Platz in seiner Wohnung einnimmt. Eigentlich würden sie an diesem Freitag ihre Hochzeit feiern, wäre die F***e nicht gegangen…

Auf wenigen Seiten umreißt Claire Keegan in „Reichlich spät“ das Ende einer Beziehung.
Aus der Perspektive von Cathal beschreibt sie seine Sicht auf die Frauenwelt. Sei es die Kollegin aus der Buchhaltung, die polnische Reinigungskraft oder die Sitznachbarin im Bus, Cathal blickt auf die Frauen in seiner Umgebung herab. Ihm zufolge reden sie zu viel, sind übergewichtig oder schauen ihn schief an. Ebenso sieht er Sabine, die Frau, die noch bis vor Kurzem an seiner Seite stand. Cathal ist oberflächlich, undankbar und herabwürdigend. Glücklicherweise realisiert Sabine, mit welcher Art Mann sie liiert ist, und löst – ihren eigenen Wert kennend – die Verlobung. Doch Cathal wäre nicht er selbst, würde ihn die Trennung zum Umdenken anregen. „(…) dass sie nicht hören und gut die Hälfte der Dinge auf ihre Weise tun wollte.“ (S. 35), sieht er das Problem bezeichnenderweise bei Sabine.
Was Claire Keegan hier beschreibt, ist ein Mann, dessen Wahrnehmung der Welt durchweg frauenverachtend, gar frauenfeindlich ist. Trotz seiner negativen Charakterzüge schafft sie es, ihre Figur absolut glaubwürdig abzubilden, denn die Botschaft in „Reichlich spät“ vermittelt die Autorin anfangs eher subtil und erst später offensiver. So entwickelt man während des Lesens eine immer stärker werdende Antipathie gegenüber Cathal, die sich, umso länger das Erzählte nachhallt, in eine regelrechte Wut umwandelt. Mit dem Thema Misogynie nämlich spricht Keegan etwas an, das leider bis heute in sämtlichen Ländern der Erde und in allen Gesellschaftsschichten verbreitet ist. Für viele Frauen ist die Behandlung, wie sie Sabine und die übrigen weiblichen Charaktere erfahren, tägliche Realität.
Beim Erzählen konzentriert sich Claire Keegan auf die relevanten Inhalte und schreibt kein Wort zu viel. Ihre ausdrucksstarke Geschichte beläuft sich dadurch auf gerade einmal 55 Seiten. Obwohl das Thema so schwer im Magen liegt, kommt das Buch also ganz leicht daher.
Für das eigene Regal ist die Ausgabe ein Schmuckstück: Die Aufmachung des Werkes wirkt durch den Leineneinband sehr hochwertig und erhält eine besondere Haptik.
Ein Buch, das in jeglicher Hinsicht empfehlenswert ist!

Veröffentlicht am 18.08.2024

Spartipps als Roman verpackt

3000 Yen fürs Glück
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„Wie du 3000 Yen verwendest, kann über dein ganzes Leben entscheiden.“, gibt Kotoko ihrer Enkelin mit auf den Weg. Zuerst versteht Miho nicht, was ihre Großmutter damit meint, doch sie lernt es schon bald: ...

„Wie du 3000 Yen verwendest, kann über dein ganzes Leben entscheiden.“, gibt Kotoko ihrer Enkelin mit auf den Weg. Zuerst versteht Miho nicht, was ihre Großmutter damit meint, doch sie lernt es schon bald: Als ihre Kollegin nach vielen Jahren unerwartet aus der Firma entlassen wird, wird Miho klar, dass auch sie keine Gewissheit hat, für immer in dem Unternehmen arbeiten zu können. Aus dem Gefühl der Unsicherheit heraus beginnt sie, ihre Finanzen auf den Prüfstand zu stellen. Miho beschließt, fortan zu sparen. Um Tipps zu erhalten, wie sie Rücklagen bilden kann, investiert sie 3000 Yen in das Seminar einer bekannten Spar- und Finanzberaterin.
Nacheinander geraten auch Kotoko, Maho, Yasuo, Tomoko und Shohei an einen Punkt in ihrem Leben, an dem ihnen ihre jeweilige finanzielle Situation Gedanken bereitet. Alle suchen sie nach Lösungen für ihre Sorgen und lernen dabei, inwieweit Geld ihre Persönlichkeit beeinflusst und wie sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.

Der Roman „3000 Yen fürs Glück“ stammt aus Japan, wo er in den letzten Jahren zum Bestseller wurde. Die Autorin Hika Harada überzeugt durch einen unaufgeregten Schreibstil, mit dem sie eine ruhige, familiäre Atmosphäre schafft.
Das Buch ist in insgesamt sechs Kapitel eingeteilt, in denen jeweils eine Figur im Mittelpunkt steht. Alle Figuren und ihre Leben stehen in enger Verbindung zueinander, sodass auch die Kapitel miteinander verknüpft sind. Wir lernen vor allem die Familie Mikuriya kennen, wozu die Großmutter Kotoko, ihre Schwiegertochter Tomoko sowie die Enkelinnen Maho und Miho zählen. Damit stellt die Autorin Frauen dreier Generationen vor, die in vollkommen unterschiedlichen Lebenssituationen stecken. Während Maho bis zum Schulabschluss ihrer Tochter 10 Millionen Yen zurücklegen möchte, zweifelt Tomoko nach einer schweren Operation an ihrem Mann und ihrer Ehe. Kotoko wiederum, die sich bereits im Ruhestand befindet, sorgt sich darum, eines Tages pflegebedürftig zu werden. Die Redewendung, dass Jeder sein Päckchen zu tragen habe, wird in der Geschichte gut veranschaulicht.
Zu ihrem persönlichen Glück benötigen alle eine meist größere Summe Geld, die sie ansparen wollen. Der Untertitel „Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ ist wörtlich zu nehmen, denn wir erfahren von zahlreichen Möglichkeiten, Rücklagen zu bilden. Zuerst wird das Kakeibo, ein traditionelles japanisches Haushaltsbuch, vorgestellt. Gut gefällt mir, dass der Verlag für diejenigen Leser, die diese Methode gerne für sich ausprobieren möchten, Druckvorlagen zum Download bereitstellt. Im Roman werden weiterhin die Fixkosten wie Miete und Mobilverträge untersucht, um Kosten zu minimieren. Außerdem werden Anlagemöglichkeiten diskutiert und Sparziele gesetzt. Die Hinweise und Tipps sind sehr informativ und wunderbar in die Geschichte eingebunden. Dennoch lehrt uns der Roman, dass man nie weiß, was die Zukunft für uns bereithält und man daher trotz ambitionierter Sparziele das Leben genießen sollte.
Für meinen Geschmack hätte der Fokus in den einzelnen Kapiteln statt auf den Finanzen gerne noch ein wenig mehr auf dem alltäglichen Leben und persönlichen Glück der Figuren liegen können. Trotz dieses Kritikpunktes habe ich das Buch sehr gerne gelesen!