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Veröffentlicht am 16.09.2024

Wind of Change (*pfeif) - Als der eiserne Vorhang plötzlich löchrig wurde

Als wir nach den Sternen griffen
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Theresa Herolds aktueller Roman "Als wir nach den Sternen griffen" bedient sich der Wendezeit anno 1989 als Setting und bettet darin dann ihre äußerst emotional erzählte Geschichte ein.

Aktuell jähren ...

Theresa Herolds aktueller Roman "Als wir nach den Sternen griffen" bedient sich der Wendezeit anno 1989 als Setting und bettet darin dann ihre äußerst emotional erzählte Geschichte ein.

Aktuell jähren sich die Ereignisse rund um die Prager Botschaft und die damaligen Flüchtlinge aus der DDR zum 35. Mal. Bei mir kamen diese ganz speziellen damaligen Vibes gleich zu Beginn dieses Buches wieder auf. Wie die Zeit vergeht. Im hektischen Alltag denkt man viel zu selten an die damaligen geschichtsträchtigen Tage und verliert sich im Alltagsstress.

Dieses ganz besondere Ereignis konnte ich persönlich hautnah miterleben, da die Züge in die Freiheit ihren ersten Stopp im Westen in Hof in Bayern machten und ich dies damals live hautnah mitverfolgen konnte.

Die damaligen Ereignisse werden durch die Erzählungen von Herold wieder zum Leben erweckt. Ich durchlebte hautnah an der Seite der verschiedenen Protagonisten ein zweites Mal dieses ganz besondere Ereignis der jüngeren deutschen Zeitgeschichte.

Großer Pluspunkt der erzählten Story sind die sehr nahbaren Charakteren, die mir von Anbeginn der Erzählung schnell ans Herz wuchsen. Auch die damaligen Verhältnisse hinter dem antifaschistischem Schutzwall werden äußerst real wiedergegeben. Egal ob es die Mangelwirtschaft in der damaligen DDR war, die "besondere" Förderung von Spitzensportlern, die Bespitzelung des eigenen Volkes, der Niedergang der Wirtschaft oder sonstige Repressalien für die Menschen im Arbeiter- und Bauernstaat sind, Theresa Herold beleuchtet hier sehr viele Aspekte und lässt quasi die DDR aus den Ruinen abermals sehr real auferstehen.

Die Erzählung selbst steckt voller Emotionen und unterschiedlichsten Gefühlswelten und lebt genau von dieser besonderen Erzählweise. Einzig und allein ist für mich das ein oder andere Detail nicht unbedingt richtig stimmig umgesetzt worden (z.B. Der Fluchtversuch von Tobias Mutter inklusive deren Anbahnung) bzw. mir ging dieser Erzählfaden dann einfach zu glatt (ohne große Probleme) durch, wenn man den entsprechend allgegenwärtigen Überwachungsstaat der DDR zugrunde legt.

Alles in allem gelingt Herold hier aber dennoch ein äußerst gelungener Roman und lässt die jüngere deutsche Zeitgeschichte wieder aufleben. Auch wenn man das sehr glückliche Ende der Prager Flüchtlinge anno 1989 bereits vor Beginn der Buches zu kennen meint, fiebert man dennoch mit Tobias, Judith, Doreen und Anke hautnah mit, wie sich deren ganz persönliches Schicksal dann im Roman entwickelt.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Interessante Einblicke in die Erschaffung und Etablierung einer neuen Produktidee und Marke

Säen & Ernten
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Anfangs nimmt uns der Autor Franz Brenner mit in seine ganz persönliche Vita und wir erleben den persönlichen Tiefpunkt des Burnouts mit.

Dieser Zustand wird kurz thematisiert und daran anschließend ...

Anfangs nimmt uns der Autor Franz Brenner mit in seine ganz persönliche Vita und wir erleben den persönlichen Tiefpunkt des Burnouts mit.

Dieser Zustand wird kurz thematisiert und daran anschließend zeigt Brenner allerdings auf, wie er durch diesen Tiefschlag dann die Chance beim Schopf gepackt hat und eine damalig geborene Idee in die Tat umsetzte.

Von den allerersten Ideen bis zur Marktreife hin plaudert hier der Gründer von Caricol wirklich aus dem Nähkästchen und zeigt nicht nur die schönen Seiten auf. Er lässt uns dann eben auch den vielen Hürden teilhaben, die es zu meistern galt, um die ursprüngliche Idee dann in ein marktfähiges Produkt zu überführen.

Hinter der Marke Caricol und deren Produkten steht eine ganz besondere Lebensphilosophie. Diese wird dann auch ausführlich im Buch dargelegt.

Alles in allem ein tolles Buch, das intensive Einblicke gibt, wie eine neue Marke und eine neues Produkt am Markt etabliert werden.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Wenn die eigene geborgene Kindheit leider durch außergewöhnliche Umstände viel zu früh endet

Die Tiere der Nacht
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Der Roman "Die Tiere der Nacht" von Sarah Ann Juckes hat es wirklich in sich und bot für uns in der Familie großen Gesprächsbedarf.


Der Teasertext gibt leider nur einen kleinen Vorgeschmack auf das ...

Der Roman "Die Tiere der Nacht" von Sarah Ann Juckes hat es wirklich in sich und bot für uns in der Familie großen Gesprächsbedarf.


Der Teasertext gibt leider nur einen kleinen Vorgeschmack auf das eigentliche Thema, das dann sehr tiefgreifend dargestellt wird. Hier hätten wir uns persönlich gewünscht vielleicht über eine explizite Triggerwarnung, dann nochmals auf die Themenfelder hinzuweisen. Nicht, dass man dann unverhofft mit eine Thema konfrontiert wird, das einen dann vielleicht schnell aus der Bahn wirft.


Die Story selbst ist wirklich toll aufbereitet, auch wenn man als Außenstehender vielleicht auf den ersten Blick nicht jedes Detail sofort erkennt und auch zu deuten vermag. Gerade deshalb bietet es sich an, das Buch vielleicht sogar mit dem Nachwuchs begleitet zu lesen, da denke ich doch einiges an Gesprächsbedarf aufkommen kann. Dies sollte man natürlich auf alle Fälle vorher wissen, um nicht von bestimmten Themenfeldern überrascht zu werden.


DIe Handlung wird durchweg gut von den beiden liebreizenden Hauptcharakteren Nora und Kwame getragen. Wenn auch Nora, nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar ist, so ergibt sich dann doch eine recht flüssige Storyline.


Es ist denke ich unheimlich wichtig, psychischen Erkrankungen in der Mitte unserer Gesellschaft einen Raum und eine starke Stimme zu geben. Nur, wenn wir alle uns mehr mit solchen Erkrankungen und deren Auswirkungen auseinandersetzen können wir den davon Betroffenen auch wirklich helfen.


Summa summarum ein tolles Buch mit wichtigen Botschaften und einem Thema, das so in unserer Gesellschaft viel zu wenig offen diskutiert wird.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Harlanders packender Öko-Thriller bietet mehr als nur reine Spannung

Partikel
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Wolf Harlander als Autor kannte ich bis dato vor seinem aktuellen Roman "Partikel - Überall. Unsichtbar. Tödlich." noch nicht.

Ich komme einfach schnell auf den Punkt. Nach diesem sehr genialen Öko-Thriller ...

Wolf Harlander als Autor kannte ich bis dato vor seinem aktuellen Roman "Partikel - Überall. Unsichtbar. Tödlich." noch nicht.

Ich komme einfach schnell auf den Punkt. Nach diesem sehr genialen Öko-Thriller bin ich Fan von diesem Autor.

Harlander erschafft hier ein Werk, das seinesgleichen sucht. Er liefert vom Prolog bis zum Finale hin einfach ununterbrochen gnadenlos ab.

Genau so muss für mich ein Thriller aussehen, damit man als Leser gepackt und in die Story schnell hinein gezogen wird.

Gleich beim kurzen Prolog holte mich der Autor komplett ab und hielt mir dabei auch schön den Spiegel vor.

Können wir uns eigentlich eine Welt überhaupt noch ohne die verschiedensten Kunststoffe um uns herum vorstellen?

Wenn man bewusst darüber nachdenkt und die Frage setzen lässt wird es wohl sehr schwierig für uns, dem Plastikwahn von heute auf morgen eine Absage zu erteilen.

Genau dieses Thema nutzt Harlander dann als Aufhänger für seinen hier vorliegenden Öko-Thriller. Das Thema Mikroplastik ist bekanntlich in aller Munde und wer hat nicht bereits davon gehört oder gesehen.

Harlander strickt sehr geschickt genau daraus eine Storyline die unheimlich schnell verfängt. Die Charaktere sind gut getroffen und vor allem gut nachvollziehbar ausgearbeitet. Von Beginn an baute sich eine sehr innige Beziehung für mich zu den unterschiedlich Handelnden auf. Man wird fast sprichwörtlich in die Szenerien hineingezogen und fiebert dann im gesamten Plot einfach mit.

Die einzelnen Kapitel aus unterschiedlichen Persepktiven bringen die nötige Kurzweil in das Werk. Immer wieder wird die Handlung ergänzt rund um Zahlen, Daten und vor allem wissenswerte Fakten zum Thema Mikroplastik. So ganz nebenher erfährt man hier allerlei Wissenswertes, das einem selbst auch noch lange zu denken geben wird.

Der Öko-Thriller macht einfach Spaß, lediglich hätte ich mir persönlich gewünscht, dass die Handlung als solches vielleicht noch die ein oder andere Unwägbarkeit gehabt hätte, denn in dieser aktuellen Form war der Plot für mich leider fast zu berechenbar.

Summa summarum mein allererster Roman von Wolf Harlander und ganz sicher nicht mein letzter.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Die Schattenwelt von Nimmerland erwacht erneut - Was führt der einstmals so quirlige Peter im Schilde?

Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
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Wer kennt nicht die ursprüngliche Geschichte rund um den pfiffigen Jungen, der auf den Namen Peter Pan hört?

J. M. Barrie erweckte den Jungen, der nie erwachsen werden wollte, und hauchte ihm vor sehr ...

Wer kennt nicht die ursprüngliche Geschichte rund um den pfiffigen Jungen, der auf den Namen Peter Pan hört?

J. M. Barrie erweckte den Jungen, der nie erwachsen werden wollte, und hauchte ihm vor sehr langer Zeit Leben ein.

A. C. Wise greift in ihrem aktuellen Roman "Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland" die ursprüngliche Geschichte auf und erzählt diese dann mit einem gewissen Zeitversatz weiter.

Wo früher Peter die Hauptrolle in der Erzählung übernahm, gibt es in der Erzählung von Wise eine andere Sichtweise bzw. Perspektive auf die Sicht der Dinge. Dreh- und Angelpunkt der Storyline ist hierbei nun Wendy, die nach ihrer Rückkehr aus ihrem ersten Nimmerland-Abenteuer, dann erwachsen geworden ist und mittlerweile eine eigene Familie hat.

Wer sich also bis dato immer gefragt hatte, was wird wohl aus Wendy und ihren Brüdern geworden sein bekommt hier aus allererster Hand eine wirklich beeindruckende wie auch gleichzeitig sehr düstere Geschichte vorgesetzt.

Peter, wenn auch nicht mehr in der Hauptrolle, ist hier allerdings dennoch wieder prominent am Werk. Schlussendlich ist er es, der Wendy abermals mit ihrer Vergangenheit in Nimmerland und danach konfrontiert, als er ihre Tochter eines Abends stiehlt.

Die große Kunst von A. C. Wise ist es, die unterschiedlichen Szenerien aus dem ursprünglichen Original mit der nun sich anschließenden Fortsetzung sehr eng und fein zu verweben. Die Stilistik ist sehr ausgeprägt von einer bildhaften Sprache, die einen selbst in dieses Setting hineinzieht und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Die Bilder, die dabei im Kopf entstehen sind einmalig und wirken doch sehr real.

Wendy wird in diesem speziellen Plot sehr extrem mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Diese besteht dann eben nicht nur aus dem abenteuerlichen Ausflug nach Nimmerland sondern besitzt so viele andere sehr dunkle und dystopisch anmutende Facetten, die man beim Lesen erstmal verdauen muss. Durch verschiedenen zeitlichen Perspektiven nähern wir uns als Leser immer mehr Wendy hinzu, die dabei selbst einem harten Konfrontationskurs unterzogen wird. Dabei wird der Charakter immer bildhafter und man spürt förmlich die eigene Zerissenheit und Verletzlichkeit von Wendy.

Die hellen wie auch dunklen Schatten ihrer eigenen Vergangenheit holen sie urplötzlich ein und nichts ist mehr so rosarot, wie es vielleicht vorher schien. Wendy muss sich ihrer eigenen Vergangenheit wie auch ihren ureigenen Ängsten stellen und dabei über sich selbst hinauswachsen, will sie ihre Tochter Jane aus den Fängen des listigen Peters befreien.

Dieser Roman ist in meinen Augen so viel mehr als nur eine bloße "Fortsetzung" des ursprünglichen Nimmerland-Abenteuers. Der Plot geht viel mehr in die Tiefe, als man vielleicht zunächst gedacht hätte. Der Charakter von Wendy ist unheimlich tiefgründig aufgebaut. Es lohnt sich, diesen wirklich zu ergründen. Auch der nicht alternde Peter erscheint hier in einem ganz neuen Licht. Summa summarum eine tolle und lesenswerte Fortsetzung, die uns nach Nimmerland zurückführt und uns ganz andere Perspektiven auf die Welt zeigt. Wer dann beginnt zwischen den Zeilen zu lesen, erlebt ein äußerst tiefgründiges Buch, das noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.

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