Fans dystopischer und eskapistischer Literatur aufgepasst: Dieses Buch ist für Euch!👏🤩
Hier bleiben können wir auch nichtGesa verlässt mit ihrer kleinen Tochter Marie die Stadt um aufs Land zu ziehen in ein Haus, das sie sich mit dem Erbe ihres kürzlich verstorbenen Mannes gekauft hat.
Außer dass der Familienvater fehlt, ...
Gesa verlässt mit ihrer kleinen Tochter Marie die Stadt um aufs Land zu ziehen in ein Haus, das sie sich mit dem Erbe ihres kürzlich verstorbenen Mannes gekauft hat.
Außer dass der Familienvater fehlt, klingt es erst einmal idyllisch, oder?! Doch ein Supermarktbesuch offenbart die Andersartigkeit dieser Welt, denn Gesa wird nicht reingelassen.
Die Menschen sind gechipt und werden nach bestimmten Scores bewertet und dementsprechend kann ihnen der Zugang offeriert oder verwehrt werden zu bestimmten öffentlichen Institutionen, wie auch dem Supermarkt. Eine komplett durchdigitalisierte Gesellschaft - die Menschen werden überwacht, bewertet, über ihre digitalen Fußabdrücke kontrolliert und verfolgt auf Schritt und Tritt.
Was passiert also, wenn ein Mensch raus will aus diesem System, nicht mehr mitspielen möchte und die Gegebenheiten hinterfragt?!
Gesa tut genau das und erhofft sich mit ihrem Umzug aufs Land etwas tiefer unter dem Radar der ständigen Überwachung zu fliegen. Doch geht Ihr Plan auf?!
Im Häuschen auf dem Lande finden sie gleich erstmal eine tote Krähe - ein schlechtes Omen oder einfach nur Zufall?!
Maren Wurster macht aufmerksam auf Toxizität - auf Toxizität, die einem toten Vogel stecken kann, in einem Haus, aber auch in unseren Beziehungen, unserem Leben und letztlich der Gesellschaft. Spannende Gedankenansätze, die sie immer weiter spinnt.
Durch Rückblenden erzählt Maren Wurster auch die schwierige Beziehung einer Tochter zu ihrer suchtkranken Mutter. Was macht es psychisch mit einem Kind, wenn es nie weiß, in welchem Zustand es die Mutter vorfinden wird, wenn es aus der Schule nach Hause kommt?! Wird die Mutter was leckeres gekocht haben oder wird sie inmitten eines Chaos nicht ansprechbar in ihrem Bett liegen?!
Wer sehnt sich nicht nach Sicherheit, Zugehörigkeit und Geborgenheit?! Da Gesa diese zu Hause nicht findet, zieht es sie in die esoterische Kommune in der Nachbarschaft. Für mich selbst ist das fernab meiner eigenen Lebensrealität. Aber ich finde es zugegebenermaßen äußerst spannend, darüber nachzudenken, was Menschen zu solch einer Form des Eskapismus bewegt. Handelt es sich hier einfach um Systemverweigerer oder steckt vielmehr ein spiritueller Antrieb dahinter?! Was erhoffen sich Menschen von dieser Art zu leben, wenn sie „ins Vertrauen gehen“ oder sich mit der Urmutter Gaia verbinden?! Mir persönlich fällt es schwer, über solche Themen zu sprechen ohne ein satirischtisches Augenzwinkern in meiner Tonlage - daher fand ich es besonders spannend, Maren Wursters Umsetzung der Thematik in diesem Buch zu lesen, die dem Ganzen glaube ich ähnlich gegenübersteht, wie ich selbst.
Die Menschen flüchten sich in eine höhere Welt oder vielmehr in ihr Inneres. Sie schaffen sich eine besondere Verbindung zu ihren Gedanken und Vorstellungen in Bezug auf die Welt. Für unsere Figur Gesa bildet diese Flucht aus der Gesellschaft die Möglichkeit wieder einen Platz in einer Gemeinschaft zu finden, dazuzugehören und auch eine Art Zuhause für ihre Tochter Marie. Doch existieren auch in solch einem Kommunenleben auch Regeln, an die man sich halten muss - ob es nun für Gesa und ihre Tochter das Nonplusultra ist oder nicht, müsst ihr selbst lesen. Wer sich Antworten auf alle offenen Fragen erhofft, wird möglicherweise enttäuscht, denn Maren Wurster ist eine Freundin des Rätselhaften und lässt manchen Umstand auch gerne mal im Ungewissen.
Ich habe mich während der Lektüre immer mal an George Orwells „1984“, an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ und auch ganz besonders an Huxleys „Eiland“ erinnert, großartig! Also falls Ihr diesen Büchern etwas abgewinnen konntet, solltet Ihr es auf jeden Fall mal mit Maren Wursters „Hier bleiben können wir auch nicht“ versuchen. Sie hat die Vibes dieser drei doch schon älteren (aber trotzdem noch lesenswerten!) Werke in die Gegenwart geholt! Aber auch, wenn Ihr diese Bücher noch nicht gelesen habt und Fans dystopischer Literatur seid, sei Euch dieses Schätzchen ans Herz gelegt, denn die Frage, was eine Digitaldiktatur mit der Menschheit machen würde, ist doch eine äußerst spannende, oder?!
Es geht um Freiheit, Einsamkeit und ein Frauenschicksal auf der Suche nach dem persönlichen Glück - ebenso scharfsinnig erzählt, wie mit psychologischem Feingespür versehen!
Große Leseempfehlung!