Gute Grundidee, der manchmal ein bisschen Tiefgang fehlte
The Games Gods Play – SchattenverführtDas Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Ich liebe die Farbkombination aus den verschiedenen Blautönen, aber noch mehr, dass man sofort den mythologischen Ansatz erkennen kann, auch wenn ich ...
Das Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Ich liebe die Farbkombination aus den verschiedenen Blautönen, aber noch mehr, dass man sofort den mythologischen Ansatz erkennen kann, auch wenn ich mit den dargestellten Äxten spontan eher nordische Erzählungen verknüpft hätte, passen sie dennoch zur Geschichte ohne dabei zu viel zu verraten.
Lyra Keres wurde schon vor ihrer Geburt von Zeus verflucht, dass sie nie jemand lieben würde. Aus Zorn über diesen Fluch, der dafür gesorgt hat, dass ihre Eltern sie mit drei Jahren einer Diebesgilde überließen und kein Mensch ihr wirklich nahekommen will, will sie den Tempel des obersten Gottes angreifen, doch wird in letzter Minute davon abgehalten. Bei dem Mann, der Lyra schon im ersten Augenblick fasziniert, handelt es sich jedoch nicht um einen Menschen, sondern um Hades. Dieser wählt sie prompt wegen ihrer Widerspenstigkeit als seine Championesse bei den Crucible Spielen. Hierbei kämpfen die olympischen Götter mit Hilfe ihrer Champions um die Vorherrschaft im Olymp. In zwei verschiedenen Aufgaben müssen diese sich beweisen und schweben immer wieder in Lebensgefahr. Während Lyra damit kämpft, als Championesse des Gottes der Unterwelt, wieder einmal die Außenseiterin zu sein, kommt sie Hades näher als sie erwartet hätte, doch dieser verfolgt eigene Ziele und Lyra ist darin nur eine Schachfigur.
Ich wusste nicht so richtig, was mich bei dem Buch erwarten würde, liebe aber Bücher, die die griechische oder römische Mythologie auf eine andere Weise betrachtet und neu interpretiert. Genau das macht auch dieses Buch wirklich gut, weil es erstmal gar keine große Einführung in die Welt braucht, sondern einfach eine moderne Welt verwendet, in der verschiedene Götter noch immer präsent sind. Dies und vor allem der unterhaltsame, kurzweilige Schreibstil hat mich mitunter sehr an Percy Jackson erinnert, was ich aber keinesfalls schlecht finde, sondern vielmehr dafür gesorgt hat, dass ich das Buch vor allem zu Beginn geradezu verschlungen habe.
Das liegt auch daran, dass ich Lyra direkt ins Herz geschlossen habe. Ihre direkte, manchmal viel zu offene Art hat sie immer wieder in Schwierigkeiten gebracht, aber auch dafür gesorgt, dass ich immer wieder schmunzeln musste. Zudem gefiel mir, wie sehr sie sich immer wieder für ihre Werte und Überzeugungen einsetzt. Allerdings wird ihr immer wieder vorgeworfen, dass sie dabei unglaublich naiv handelt und während ich das zu Beginn noch als sympathisch empfunden habe, hat es mich mit zunehmendem Verlauf des Buches mehr und mehr gestört. Nicht weil ich nicht gut fand, dass sie ihren Idealen treu geblieben ist, sondern weil sie bei Spielen der Götter, bei denen Menschen zu Tode kommen können, zu vielen Personen um sich herum zu schnell zu sehr vertraut hat. In einem gewissen Maße habe ich sogar verstanden, dass sie sich durch ihren Fluch immer nach Zuneigung und Kameradschaft oder Liebe gesehnt hat, aber oft konnte ich nicht verstehen, warum sie nicht zumindest von Hades Antworten gefordert hat, sondern einfach angenommen hat, dass er schon seine Gründe für die Teilnahme am Crucible haben werde. Selbst bei ihren größten Konkurrenten während der Spiele nimmt sie sich immer wieder zurück, damit diese bloß keine Rückschläge erleiden. Hier hätte ich mir manchmal gewünscht, dass sie ihre Absichten klarer verfolgt und sich mehr für sich selbst einsetzt, weil sie erkennt, dass sie es absolut wert ist. Auch bei Hades hatte ich zwischenzeitlich immer mal wieder Probleme damit, ihn wirklich zu mögen. Grundsätzlich mochte ich, dass der Gott der Unterwelt mal in einem anderen Licht dargestellt wird. Als Person, der die Seelen der Verstorbenen wirklich am Herzen liegen und der sich für Sachen, die ihm wichtig sind, bedingungslos einsetzt. Ich kann sogar verstehen, dass er Lyra nicht in seine Pläne einweihen würde, wenn er dann Gefahr laufen würde, dass sie nicht mehr mitspielt, aber Lyra hat an diesem Punkt schon mehr als einmal bewiesen, dass sie bereit ist, das zu tun, was sie für richtig hält und sein Vorhaben somit unterstützen würde. Das hätte ich allerdings vermutlich noch akzeptieren können, wenn das Ende als solches runder gewesen wäre, allerdings ging es mir trotz des sehr umfangreichen Buches dann doch eine Spur zu schnell, wurde zu unübersichtlich und war mir persönlich zu unlogisch. Ich habe mich zwischendurch wirklich gefragt, ob ich was übersehen habe oder vielleicht ein Kapitel nicht richtig verstanden habe, aber das war nicht der Fall, sodass ich zum Schluss ein wenig unzufrieden zurückgeblieben bin, obwohl ich das Buch eigentlich während einem Großteil sehr genossen habe. Ich mochte das Setting, die verschiedenen Herausforderungen der Götter und wie die Champions sie immer wieder gelöst haben und größtenteils auch die Charaktere. Ich habe aber, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, auch festgestellt, dass alles ein wenig oberflächlich blieb und ich mit den wenigsten Protagonisten wirklich mitgefiebert habe. Deswegen weiß ich noch nicht genau, ob ich auch den zweiten Band noch lesen wollen würde, zumal ich den Cliffhanger unnötig dramatisch fand.