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Sucres

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2024

Ein unerwartetes Highlight

Intermezzo
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Ich muss sagen, ich war im Vorfeld sehr skeptisch, ob ich das neue Buch von Sally Rooney lesen soll oder nicht. Ihr letztes mochte ich so gar nicht und "Normale Menschen" fand ich gut, aber mehr auch nicht. ...

Ich muss sagen, ich war im Vorfeld sehr skeptisch, ob ich das neue Buch von Sally Rooney lesen soll oder nicht. Ihr letztes mochte ich so gar nicht und "Normale Menschen" fand ich gut, aber mehr auch nicht. Allerdings waren meine Bedenken absolut unbegründet, ich musste gestern sogar eine Nachtschicht einlegen, weil ich von "Intermezzo" so angetan war.

Peter und Ivan könnten unterschiedlicher nicht sein. Peter ist Anfang dreißig und ein erfolgreicher Anwalt. Ivan ist 22, introvertiert, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und spielt Schach. Die beiden haben keine gute Beziehung zueinander und sie haben so gut wie keinen Kontakt. Als ihr Vater stirbt, straucheln beide. Peter verliert seinen Halt im Leben und Ivan verliebt sich in eine viel ältere Frau, die sich erst kürzlich von ihrem Ehemann getrennt hat.

Der Einstieg in das Buch ist mir schwergefallen. Durch Sally Rooneys Eigenheit keine Anführungszeichen zu benutzen, die Erzähler- und Figurenrede ist nicht markiert, war es anfangs etwas schwierig zu lesen. Allerdings habe ich mich schnell daran gewöhnt, auch wenn die Kapitel von Peter immer etwas schwieriger zu lesen waren, da sie durch seine inneren Zustände teilweise etwas von einem inneren Monolog hatten. Ivans Kapitel waren viel angenehmer zu lesen. Durch diese Erzählweise liegt der Fokus weniger auf dem Gesagten. Man konzentriert sich darauf, was zwischen den Figuren passiert.

Mir sind alle Figuren sehr ans Herz gewachsen, aber Ivan besonders. Auch seine Beziehung zu Margaret fand ich einfach nur schön. Besonders gut gefallen hat mir auch die Dynamik zwischen den zwei Brüdern. Ich habe sehr mitgefiebert und gehofft, dass sich die zwei irgendwie zusammenraufen. Witzigerweise hat mich das Buch stellenweise an das kürzlich erschienene "Blue Sister" von Coco Mellors erinnert, da sich die Themen teilweise überschneiden (Verlust, Trauer, Drogen, Geschwisterbeziehung...).

Zuletzt muss ich noch kurz auf die Optik des Buches eingehen. Es ist wirklich wunderschön, das Cover ist einfach on point und der Farbschnitt ist hier mal eine wirklich tolle Ergänzung.

Fazit: Auch wer Sally Rooney bisher nicht so mochte, kann dem neuen Buch auch jeden Fall eine Chance geben. Für mich war es auf jeden Fall ein Lesehighlight, an das ich noch lange denken werde.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Sehr ergreifend

Der Bademeister ohne Himmel
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"Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung."
Das Buch "Der Bademeister ohne Himmel" von Petra Pellini hat mich sehr berührt.
Erzählt wird die Geschichte einer ungewöhnlichen ...

"Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung."
Das Buch "Der Bademeister ohne Himmel" von Petra Pellini hat mich sehr berührt.
Erzählt wird die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Jugendlichen, die suizidal ist, und einem 86-Jährigen, der Demenz im fortgeschritten Stadium hat.
Der Schreibstil der Autorin ist trotz der vielen schweren Themen voller Witz und Leichtigkeit. Ich konnte mich ganz oft nicht entscheiden, ob ich Lachen oder Weinen soll. Die Figuren und ihre Beziehungen sind ganz wunderbar und vor allem authentisch gezeichnet.
Am meisten hat mich die Demenzthematik berührt. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, aber noch nie war sie so eindrücklich und einfühlsam dargestellt.
In der Mitte des Buches ist die Geschichte etwas auf der Stelle getreten und ich fand es teilweise etwas langatmig, das könnte aber auch daran liegen, dass ich es als Hörbuch gehört habe.
Fazit: 4,5/5 Sternen für dieses wundervoll erzählte Debüt!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Geschichte einer Obsession

Mein Mann
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"Mein Mann" von Maud Ventura war in Frankreich ein Nr.1-Bestseller und das meiner Meinung nach zurecht.
Wir begleiten eine namenlose Ich-Erzählerin, die seit 15 Jahren mit ihrem Mann verheiratet ist. ...

"Mein Mann" von Maud Ventura war in Frankreich ein Nr.1-Bestseller und das meiner Meinung nach zurecht.
Wir begleiten eine namenlose Ich-Erzählerin, die seit 15 Jahren mit ihrem Mann verheiratet ist. Ihr Leben ist nach außen hin perfekt. Sie lebt gut situiert in einem schönen Haus, hat zwei liebe Kinder und ihr Mann ist das, was man "einen guter Fang" nennt. Aber liebt ihr Mann sie auch wirklich so, wie sie es verdient hat? Sie ist sich da nicht so sicher und analysiert jede seiner Äußerungen und Handlungen. Der Leser hat Anteil an ihren obsessiven Gedanken, die sich nur um ihren Mann drehen.
Dieses Buch war so ganz anders als ich erwartet habe. Am Anfang war ich etwas schockiert wusste nicht so recht, wo das Buch hinwill. Aber je mehr ich gelesen habe, umso mehr hat es mich überzeugt und das Ende ist genial. Es ist ein psychologischer Thriller, bei dem ich aber trotzdem sehr oft einfach lachen musste, teilweise weil es einfach so krank ist.
Das Buch ist von Anfang an spannend, schafft es auch diese Spannung zu halten und das Ende habe ich so wirklich nicht kommen sehen.
Fazit: Große Leseempfehlung für alle, die es etwas weird und verstörend mögen.

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Schwesternschaft

Blue Sisters
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Blue Sisters von Coco Mellors ist schön und herzzerreißend zugleich. Ein tiefgründiges Buch unter anderem über Schwesternschaft, Trauer, Schuld, Sucht.
Jede der vier sehr unterschiedlichen Blue Schwestern ...

Blue Sisters von Coco Mellors ist schön und herzzerreißend zugleich. Ein tiefgründiges Buch unter anderem über Schwesternschaft, Trauer, Schuld, Sucht.
Jede der vier sehr unterschiedlichen Blue Schwestern ist auf ihre Art erfolgreich, hat aber auch ein Päckchen zu tragen. Als eine der Schwestern auf tragische Weise stirbt, verlieren die anderen drei ihren Halt im Leben und ertrinken in ihrer Trauer. Als ihre Mutter ankündigt, ihre alte Wohnung, die seit Nickys Tod leer steht, zu verkaufen, kommen die drei in New York zusammen.
Blue Sisters wird abwechselnd aus der Sicht jeder Schwester erzählt und die Autorin schafft es die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Beziehungen, Charakterentwicklungen und Lebenswege bildhaft und realistisch zu darzustellen. Ich konnte mich in jede der Sichtweisen einfühlen und habe mit ihnen mitgelitten.
Am besten hat mir der Aspekt der Schwesternbeziehung mit all seinen Höhen und Tiefen gefallen. Ich habe zum Glück selber Schwestern und habe mich in meiner Beziehung mit ihnen im Buch wiedergefunden.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt sind die sehr langen Kapitel, die haben mich etwas gestört.
Insgesamt eine absolute Leseempfehlung: 5/5 Sterne!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Ein besonderes Buch!

Am Himmel die Flüsse
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Wasser und ein Wassertropfen, der auf die Reise geht, verbinden in diesem Buch drei Geschichten in verschiedenen Zeiten und Orten. Arthur ein hochbegabter Junge aus den Armutsvierteln in London, der sich ...

Wasser und ein Wassertropfen, der auf die Reise geht, verbinden in diesem Buch drei Geschichten in verschiedenen Zeiten und Orten. Arthur ein hochbegabter Junge aus den Armutsvierteln in London, der sich brennenden für Mesopotamien interessiert. Die 9jährige Narin, deren Heimat 2014 durch den Bau des Ilisu-Staudamms bedroht ist und die sich mit ihrer Großmutter auf den Weg in den Irak macht, um dort getauft zu werden.
Und Zaleekah, die sich als Wissenschaftlerin mit dem Thema Wasser beschäftigt und deren Eltern beide gestorben sind. Alle drei Geschichten haben verbindende Elemente und laufen am Ende zusammen.
Elif Shafak ist meine Lieblingsautorin und ich wurde auch dieses Mal wieder nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil, sie hat sich mal wieder selbst übertroffen. Die Sprache ist wie gewohnt poetisch und sie verwebt wichtige geschichtliche Ereignisse und Themen geschickt mit der Handlung. Das letzte Drittel war nicht leicht zu lesen und ich war schockiert, wie wenig ich über die Jesiden und ihr Schicksal wusste.
Besonders empfehlen kann ich auch das Hörbuch (ich habe es teilweise gehört), Pega Ferydoni macht einen so wunderbaren Job. Allerdings verpasst man dann die tolle Gestaltung und die Bilder des Buches.

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