Schwache Umsetzung
Die Mitford SchwesternIn ihrem neuesten Roman widmet sich die Autorin Marie Benedict den „verrückten Mitford-Schwestern“. Die 6 Töchter einer britischen Adelsfamilie sorgten in den 20er und 30ern mit ihren Eskapaden stets für ...
In ihrem neuesten Roman widmet sich die Autorin Marie Benedict den „verrückten Mitford-Schwestern“. Die 6 Töchter einer britischen Adelsfamilie sorgten in den 20er und 30ern mit ihren Eskapaden stets für illustre Schlagzeilen. Während eine Schwester politisch aktiv dem Kommunismus nacheifert, wird die nächste zur größten Jüngerin Hitlers.
Im Fokus des Romans stehen die 3 Schwestern Nancy (die älteste), Diana (die mittlere) und Unity (die jüngste), deren Perspektive auf Ereignisse zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen 1932-1941 in wechselnden Kapiteln wiedergegeben wird.
Da ich zuvor noch nichts von den Mitford-Schwestern gehört hatte, war ich sehr neugierig und hoffte auf einen lebhaften historischen Roman, der die geschichtlichen Ereignisse beleuchtet und gleichzeitig eine Erklärung bietet, weshalb die verschiedenen Schwestern in solche politischen Extreme verfallen konnten. Doch Entgegen meiner Hoffnungen blieb die Handlung sehr oberflächlich und die Figuren eindimensional. Die Autorin schaffte es leider nicht, ein Gesamtbild der Familie zu zeichnen und hinreichende Erklärungen anzubieten. Gleichzeitig fehlten der historische Kontext und die Einordnung in die damaligen Verhältnisse. Der Roman las sich für mich wie eine notizhafte Aneinanderreihung der chronologischen Ereignisse, ohne mich emotional mitzunehmen. Leider fehlt zudem im Nachgang eine Kennzeichnung, was erdacht und was wahre Begebenheit ist, sodass hier keine Einordnung ohne Vorwissen möglich ist. Am unangenehmsten fand ich aber die unkritische Betrachtung und Verherrlichung der Nazis durch die Figur Unity - hier wäre eine Einordnung wichtig gewesen!
Ich habe insgesamt deutlich mehr erwartet und finde, dass die Autorin hier viel Potential verschenkt hat.