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Veröffentlicht am 27.08.2024

Ein Wollcafe zum Verlieben

Ostfriesenglück
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Moin!

Seit vielen Jahren gehören Anne Barns und Susanne Oswald zu meinen liebsten Schriftstellerrinnen. Um so mehr habe ich mich über ihre kreative Zusammenarbeit in dem Roman "Ostfriesenglück" gefreut, ...

Moin!

Seit vielen Jahren gehören Anne Barns und Susanne Oswald zu meinen liebsten Schriftstellerrinnen. Um so mehr habe ich mich über ihre kreative Zusammenarbeit in dem Roman "Ostfriesenglück" gefreut, der allen Leserinnen unbeschwertes Lesevergnügen mit einer lebensbejahenden, emotional berührenden Geschichte schenkt.

Das in warmen Tönen gehaltene Cover zeigt eine ländliche Idylle, wie man sie sich in seinem Urlaub an der Nordsee erträumt. Eine Radtour immer am Deich entlang, vorbei an den wolligen Deichschafen. Im Hintergrund ist eine Mühle auszumachen. Der vielsagende Titel rekurriert auf auf die malerische Region in Niedersachsen.

Das Setting ist klassisch, an der Nordsee, in einem gemütlichen Dorf, wo alle Bewohner*innen einander kennen, aufeinander achtgeben und fest zusammenhalten. Im Fokus des warmherzigen Wohlfühlromans stehen zwei Frauen mittleren Alters, Anneke und Nora, deren Wege sich in dem fiktiven kleinen Fischerdorf Fenjesiel in Ostfriesland kreuzen. Seit dem Tod ihrer Eltern ist Anneke wie erstarrt in ihrer Trauer, sie vergräbt sich in ihren vier Wänden, konzentriert sich auf ihre Strickarbeiten und zögert eine klare Entscheidung über ihre Zukunft hinaus. Anneke ist sehr sensibel und nah am Wasser gebaut. Dahingegen ist die Konditorin Nora realistisch und praktisch veranlagt, sie nimmt ihr Schicksal in die eigenen Hände. Sichtlich unzufrieden mit ihrem Aushilfs-Job im Restaurant ihres Bruders, gönnt sie sich einen Erholungsurlaub an der Nordsee, um den Kopf frei zu bekommen. Das zufällige Zusammentreffen von Anneke und Nora stellt die Weichen für eine gute Freundschaft - und ihre vielversprechende Geschäftsidee: das künftige Wollcafé für Fenjesiel.

Dieser leicht lesbare Roman ist durchzogen von dem köstlichen Duft frisch gebackenen Kuchens, man kann sich in ihm einkuscheln wie in eine weiche selbstgestrickte Jacke, die vor allen Stürmen des Lebens schützt. Anne Barns und Susanne Oswald thematisieren nicht nur ihre Lieblingsthemen Backen und Stricken, sondern rücken auch Freundschaft, Selbstfindung und Zusammenhalt in der Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz; Anneke und Nora finden nicht nur ihre Schwesterseele, sondern auch neue Lebensgefährten. Wer sich für einige Stunden ans Meer träumen und über leckere Rezepte und tolle Strickanleitungen freuen möchte, sollte sich dieses Lesevergnügen nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Viel mehr als die Frau an seiner Seite

Kämpferin gegen den Krebs
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Die Romanbiographie "Kämpferin gegen den Krebs" von Yvonne Winkler ist der Radiologin Frau Dr. Mildred Scheel (1931-1985) gewidmet, die nicht nur die zweite (viel zu früh verstorbene) Frau des ehemaligen ...

Die Romanbiographie "Kämpferin gegen den Krebs" von Yvonne Winkler ist der Radiologin Frau Dr. Mildred Scheel (1931-1985) gewidmet, die nicht nur die zweite (viel zu früh verstorbene) Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel, sondern auch die Gründerin der Deutschen Krebshilfe war. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass Krebs nicht mehr ein Tabu-Thema, sondern in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.

Das Cover erinnert an die offizielle Darstellung des Bundespräsidenten Walter Scheel und der "First Lady" Dr. Mildred Scheel m Dienst der Bundesrepublik Deutschland, während der Titel ihre Verdienste für die Medizin hervorhebt.

Yvonne Winklers Romanbiographie besticht durch ihr medizinisches Fachwissen. Einfühlsam schildert sie wichtige Stationen im Leben von Frau Dr. Scheel, einer selbstbewussten, starken Persönlichkeit, die ihrer Zeit weit voraus war. Als alleinerziehende, berufstätige Mutter war es für sie nicht leicht, sich in einer von Männer dominierten Welt zu behaupten. Aufgrund ihrer Ausbildung zur Fachärztin war sie gezwungen, ihr unehelich geborene erste Tochter zwei Jahre lang in einem Waisenhaus betreuen zu lassen, bis sie sie wieder zu sich nehmen konnte. Durch ihre Beziehung zum Politiker Walter Scheel rückte sie schlagartig in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch wenn ihre persönliche Freiheit durch die offiziellen Verpflichtungen eingeschränkt wurde, führten die konträren Charaktere eine glückliche Ehe, gesegnet mit einer zweiten leiblichen Tochter und einem adoptierten Sohn aus Bolivien. Frau Dr. Mildred Scheel legte großen Wert auf ein harmonisches, "normales" Familienleben; ihre drei Kinder standen für sie immer an erster Stelle. Sie war eine durchsetzungsstarke, lebhafte Frau, die sich den starren Zwängen des Protokolls nicht unterordnen mochte. Von Kritik an ihren Aktivitäten und Ansichten hat sie sich nicht beirren lassen, sie hat ihre eigenen Ziele (den Kampf gegen den Krebs und den Einsatz für die Deutsche Krebshilfe) niemals aus den Augen verloren. Leider hat sie selbst ihren Kampf gegen diese heimtückische Krankheit verloren, sie starb viel zu früh an Darmkrebs, den sie aus Angst um ihr Lebenswerk bis zum letzten Tag verschwiegen hat.

Mir hat diese Lektüre sehr gefallen. In ihrer Romanbiographie bringt Yvonne Winkler ihren Leser*innen nicht nur die mehr oder minder bekannte Person des öffentlichen Lebens, sondern den außergewöhnlichen Menschen Dr. Mildred Scheel nahe. Sie war viel mehr als die attraktive Frau an der Seite des Bundespräsidenten Walter Scheel. Aus diesem Grunde möchte ich eine ausdrückliche Lese-Empfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Schatten der Vergangenheit

Stalker – Er will dein Leben.
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Mit seinem raffiniert gestrickten Psychothriller "Stalker - Er will dein Leben" nimmt der deutsche Bestseller-Autor Arno Strobel seine Leserinnen auf eine verwirrende Reise ins Ungewisse, in der nichts ...

Mit seinem raffiniert gestrickten Psychothriller "Stalker - Er will dein Leben" nimmt der deutsche Bestseller-Autor Arno Strobel seine Leserinnen auf eine verwirrende Reise ins Ungewisse, in der nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Wenn man das vielsagende Cover betrachtet, kommt man sich fast selbst vor wie ein Stalker, der sein Opfer nicht mehr aus seinen Augen lässt. Man starrt direkt auf eine heruntergelassene Jalousie, konzipiert als Sicht- und Sonnenschutz der Bewohner
innen. Hinein oder heraus - das ist hier die Frage. Hinter den hellen Lamellen ist eine unbekannte Person auszumachen. Um wen mag es sich handeln? Um eine/n rechtmäßigen Bewohner/in oder eine/n psychopathische/n Stalker/in, der unsichtbare Grenzen überschreitet? Vergegenwärtigt man sich den suggestiven Titel, kann man ein leises Schaudern nicht unterdrücken. Was führt der/die Unbekannte im Schilde?

Arno Strobel erzählt eine komplexe, realitätsnahe Geschichte, raffiniert gestrickt, mit undurchsichtigen Protagonistinnen. Im Fokus steht Eric Sanders, ein aufstrebender Schauspieler, der nach seinem furiosen Auftritt in einem TATORT über Nacht zum kommenden Star mutiert. Ein Traum wird wahr - und ein Alptraum beginnt. Die Leserinnen erleben das Geschehen wie ein Schauspiel in einem Theater, auf einer Bühne mit doppeltem Boden. Arno Strobel spielt virtuos mit Wahrheit und Lüge und hält die losen Fäden fest in der Hand, während die Leser*innen an ihre Grenzen kommen, wenn sie das Wollknäuel zu entwirren hoffen. Alles ist Täuschung und Tarnung - bis zu dem packenden Finale, das für einen zusätzlichen Wow-Effekt sorgt. Perfekt gemacht!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Honeymoon...

Letzte Lügen
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Honeymoon is the greatest adventure. Zumindest für den GBI-Agenten Will Trent und die Gerichtsmedizinerin Sara Linton, die die amerikanische Bestseller-Autorin in ihrem Thriller "Letzte Lügen" in verstörende ...

Honeymoon is the greatest adventure. Zumindest für den GBI-Agenten Will Trent und die Gerichtsmedizinerin Sara Linton, die die amerikanische Bestseller-Autorin in ihrem Thriller "Letzte Lügen" in verstörende Flitterwochen in die luxuriöse Ridgeview Lodge, am Anfang des Appalachian Trail, schickt. Das neue Werk bildet den 12. Band der "Georgia-Reihe", es erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte, die keinerlei Vorkenntnisse voraussetzt, sondern mit Hilfe einiger Rückblenden unabhängig von allen bereits erschienenen Bänden aus dieser erfolgreichen Reihe gelesen werden kann .

Stilistisch gesehen, ist das düstere Cover an seine Vorgänger angepasst. Seiner bedrohlichen Wirkung kann man sich kaum entziehen. Ebenso stimmig ist der plakative, auf das Wesentliche reduzierte Titel.

Das idyllische Setting kontrastiert mit den schockierenden Vorgängen, die sich in der Abgeschiedenheit der Berge vor Will Trent und Sara Linton abrollen. Unter einem Decknamen eingecheckt, um ihre Privatsphäre in den Flitterwochen genießen zu können, müssen sie ihre wahre Identität preisgeben, als sie Zeuginnen eines brutalen Verbrechens an Mercy Mc Alpine werden, der Managerin des seit Generationen in Familienbesitz befindlichen weitläufigen Anwesens. Theoretisch können sowohl Gäste als auch Mitarbeiterinnen und Angehörige involviert sein. Wie Will Trent und Sara Linton im Laufe der Zeit entdecken, haben alle anwesenden Personen Dreck am Stecken, was die Ermittlungen umso schwieriger gestaltet.

Wieder ist Karin Slaughter ein schockierender Thriller der Extraklasse gelungen, der den amerikanischen Traum kritisch hinterfragt und atemlose Spannung von der ersten bis zur letzten Seite garantiert. In einer umgangssprachlichen, schnörkellosen Sprache entlarvt sie Familiengeheimnisse und Lebenslügen. Für zartbesaitete Leser*innen ist diese Lektüre nicht zu empfehlen; die ungeschminkte Darstellung von physischer und psychischer Gewalt (toxische Beziehungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Kindesmisshandlung und - missbrauch, Vergewaltigung in der Ehe etc.) ist schwer zu ertragen. Wer tapfer durchhält, wird mit einem brillanten Meisterwerk belohnt.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Hinter den Kulissen

Insight – Dein Leben gehört mir
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Unter uns gesagt, hat mich der Hype um dieses Buch auf Social Media neugierig gemacht. Antonia Wesseling war mir kein Begriff, und ich wollte gern eine neue Schriftstellerin kennenlernen. Wenn man so will, ...

Unter uns gesagt, hat mich der Hype um dieses Buch auf Social Media neugierig gemacht. Antonia Wesseling war mir kein Begriff, und ich wollte gern eine neue Schriftstellerin kennenlernen. Wenn man so will, hat Antonia Wesseling in ihrem Roman "Insight - Dein Leben gehört mir" den gängigen Trend aufgegriffen, Influencerinnen in den Fokus eines literarischen Werkes zu stellen, um Licht und Schatten eines (selbst gewählten) Lebens in der Öffentlichkeit aufzuzeigen.

Das Cover lässt mit seinem Mix aus pinken und violetten Farben auf eine romantische Liebesgeschichte schließen. Die bunten Farbklecks haben mich an Blasen erinnert, wie die künstliche "Social Media Blase", in der alle Influencer
innen auf dieser Welt gefangen sind. Der farbige Einband der 1. Auflage ist wunderschön, ein echter Hingucker in jeder Buchhandlung - und im eigenen Bücherschrank. Der englische Titel ist auf das Wesentliche konzentriert, die deutsche Übersetzung Einsicht bringt zum Grübeln. Der Untertitel "Dein Leben gehört mir" ist auf einen (Psych Thriller zugeschnitten und wirkt wie eine latente Drohung. Hier schließt sich der Kreis.

Antonia Wesseling bietet einen raffinierten Mix auf Liebesroman und Psychothriller. Die Handlung spielt in der aktuellen Gegenwart, mit kurzen Rückblenden in die Vergangenheit. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Valerie Sophie vermittelt, einer jungen deutschen Influencerin, die sich - mit der Hilfe eines für die Öffentlichkeit "geschönten" Lebenslaufes - eine erfolgreiche Karriere auf Social Media aufgebaut hat. Nach der (öffentlich ausgetragenen und diskutierten) Trennung von ihrem Lebensgefährten Alex ist ihre Karriere ins Stocken geraten, sie kämpft gegen die sinkenden Zahl von Followerinnen auf ihrem Social Media Account, das für sie mit dem Verlust von Auftraggeberinnen gleichbedeutend ist, als sie sich mit dem Phänomen Stalking durch eine unbekannte Person konfrontiert sieht. Valerie ist keine sympathische Protagonistin, mit der sich die Leser*innen mühelos identifizieren können. Mit der Wahrheit nimmt sie es nicht so genau, sie macht sich die Welt (und ihre eigene Vergangenheit), sowie sie ihr gefällt. Auf mich wirkst sie egoistisch und oberflächlich, sie interessiert sich nur für ihr eigenes Wohlergehen und kreist pausenlos um sich selbst, wenn sie tagtäglich ihre Social Media Accounts mit (von ihrem eigenen Team professionell erstellten) Fotos, Posts, Reels, Stories usw. bespielt. Dennoch fühlt man tiefes Mitleid mit ihr, wenn man miterlebt, wie ihre (rationalen oder irrationalen) Ängste angesichts des fortgesetzten Stalkings von der Polizei abgetan werden mit dem lapidaren Verweis, sie sei halt eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.

Alles in allem ist Antonia Wesseling mit ihrem neuen Roman "Insight" eine lesenswerte, spannende Lektüre gelungen, die unterhaltsame Lesestunden verspricht. Ich werde mir ihren Namen merken, um ihre neuen literarischen Werke nicht mehr zu verpassen.

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