Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Agent Will Trent sind endlich in den Hafen der Ehe eingefahren und verbringen ihre Flitterwochen in einer einsam in der Natur gelegenen Lodge am Appalachian Trail. Doch ihr Honeymoon ist nach einem abendlichen Seebad beendet, denn sie hören entsetzliche Schreie einer Frau, die Will kurze Zeit später ermordet auffindet. Die Tote war Mercy McAlpine, die Managerin der Lodge-Anlage, sie wurde brutal erstochen. Als dann der Sohn der Ermordeten spurlos verschwindet, nehmen Sara und Will die Ermittlungen auf. Allerdings können sie keine Unterstützung erwarten, da alle Familienmitglieder von Mercy und sogar der örtliche Sheriff nicht gut auf das Mordopfer zu sprechen sind. Sie alle verbergen etwas und haben somit ein Mordmotiv…
Karin Slaughter hat mit „Letzte Lügen“ den zwölften Teil ihrer Georgia-Reihe um Agent Will Trent und die Gerichtsmedizinerin Sara Linton vorgelegt, der den Vorgängern in punkto Spannung und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil lässt den Leser ab den ersten Zeilen an die Seite von Will und Sara gleiten, wo er nicht nur die wunderschöne Naturkulisse des Appalachian Trails mitgenießen und am Glück des frischgebackenen Ehepaares teilhaben darf, sondern wo ihm bei den markerschütternden Schreien einer Frau die Haare zu Berge stehen und sich Gänsehaut breit macht. Slaughter versteht es auf ganz besondere Art, die Spannung mit jedem Absatz, jedem Wort in die Höhe zu treiben und den Leser mitermitteln zu lassen. Dabei bringt sie aktuelle Themen in ihren Romanen unter wie hier Kindesmissbrauch, Kindheitstraumata sowie menschliche Abgründe, die man sich als Mensch nur schwer vorstellen kann. Gänsehaut wird beim Leser deshalb zum Dauerzustand, während er durch ein Wechselbad der Gefühle jagd bei der Suche nach dem Täter. Will wird bei diesem Fall mit seiner Vergangenheit konfrontiert, kann sich aber auf Saras Unterstützung verlassen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil jeder Verdächtige wohl ein Hühnchen mit der Toten zu rupfen hatte. Zudem erschwert ein Unwetter und fehlendes Internet, dass Will und Sara Unterstützung anfordern können. Das Spannungslevel steigert sich immer weiter, während die Tätersuche sich durch überraschende Wendungen schwierig gestaltet.
Die Charaktere sind glaubhaft und lebendig in Szene gesetzt, besitzen Authentizität und Ausstrahlung, so dass der Leser ihnen gern über die Schulter schaut und den Fall unbedingt mit ihnen gemeinsam so schnell wie möglich lösen will. Sara Linton hat in Will ihren Seelenmenschen gefunden. Als Gerichtsmedizinerin ist sie unnahbar und sehr professionell. Will wirkt durch die Konfrontation mit seiner Vergangenheit etwas angeschlagen, doch wie ein Pitbull verbeißt er sich in die Mordermittlung, um den Täter zur Strecke zu bringen.
„Letzte Lügen“ begeistert mit einer perfiden Handlung, hohem Spannungslevel und allerlei Verwicklungen. Slaughter gelingt es mit diesem Psychothriller erneut, den Leser in einen Sog zu ziehen und das Buch von Anfang bis Ende durchzulesen und damit die Nacht zum Tag zu machen. Absolute Leseempfehlung für Hochspannung pur!