Ein Albtraum für Lavandou
Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.
Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt ...
Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.
Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt sich die Situation. Hat es die Polizei dieses Mal mit einem Serientäter zu tun? Steht der Ruf Lavandous als Ferienort auf dem Spiel? Und dann hat sich auch noch der Staatspräsident für seinen Sommerurlaub angekündigt.
Auf fast 500 Seiten jagen Polizei und Rechtsmedizin einen Mörder, der es an Grausamkeit nicht fehlen lässt. Obwohl die Reize der Provence nie zu kurz kommen und Leon immer mal wieder bei einem Rosé oder Café verschnaufen kann, würde ich die Handlung nicht als cozy bezeichnen. Es geht zur Sache, nicht nur die jungen Polizisten werden hier manchmal an ihre Grenzen gebracht, auch den Leser gruselt es, vor allem als die Gefahr dann immer näher rückt und die Familie ins Fadenkreuz des Mörders gerät.
In den Bänden um Lavandou trifft man immer wieder auf alte Bekannte, in der Bar habe ich mich gefreut, dass Veronique sich noch guter Gesundheit erfreut. Ich hatte auch wenigstens ein Boule-Spiel erwartet, aber dafür blieb dieses Mal keine Zeit.
Remy Eyssen scheint gerne Fährten zu legen, die dann ins Nichts führen und später auch keine Erwähnung mehr finden. Eine dieser Fährten ist eine offenbar folgenreiche Affaire vor vielen Jahren, eine andere ist der lüsterne Bäcker, der sich an Lilou heranmachen will. Außerdem erhält Lilou auch noch anonyme Liebesbotschaften. Glücklicherweise ist sie, nachdem sie in den Vorgängerbänden schon mal in Gefahr geriet, mittlerweile so selbstbewusst, dass sie souverän damit umgehen kann, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.
Es gab in diesem Krimi einige Ungereimtheiten. Die zweite Tote schien die Kollegin von Lilou zu sein. Sie war Leon vorgestellt worden und war im Ort bekannt. Aber ihre Identität spielt später überhaupt keine Rolle mehr. Außer von ihrem Arbeitgeber am ersten Tag ihres Fehlens scheint Françoise von niemand vermisst zu werden, auch Lilou spricht zuhause nie von ihr.
Dass Unternehmensberater eine Auflösung der Rechtsmedizin in Saint Sulpice vorantreiben und damit Leons Arbeitsplatz gefährden, fand ebenfalls keine Erwähnung mehr.
Außerdem gibt es ein paar Fehler, die ein aufmerksameres Lektorat hätte verhindern können. Auf S. 168 findet Lilou einen weiteren anonymen Brief, im nächsten Satz zieht dann aber Isabell den Zettel hervor. Auch mit den Jahreszeiten war ich mir nie zu 100 % sicher, ob wir uns nun im Frühjahr oder im Herbst befinden.
Ich habe im Laufe der Jahre alle Bände von Remy Eyssen um Lavandou gelesen und freue mich auch jedes Jahr, wenn wieder ein Folgeband erscheint. „Verräterisches Lavandou“ war spannend, hatte süd-französisches Flair, hat mich aber trotzdem nicht zu 100 % abgeholt, von daher entscheide ich mich für 4 Punkte.