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Diesen Roman hätte ich mir wegen des kitschigen Covers wohl nicht selbst gekauft, trotzdem war er ein durchdachtes Geschenk, denn die überhaupt nicht kitschige Lyrikerin Mascha Kaléko mag ich sehr. Sie ist eine der wenigen Lyriker:innen, die in meinem Bücherregal stehen.
Die Romanbiographie entspricht dann stellenweise sprachlich auch dem Stil des Covers, allerdings ist sie trotzdem merklich fundiert recherchiert. So schließt ein Literaturverzeichnis den Roman ab. Außerdem hat mir sehr gefallen, dass nach jedem Kapitel ein Gedicht von Kaléko folgt, was den vorherigen Inhalt reflektiert. Das Buch ist also auf jeden Fall etwas für Lyrikliebhaber:innen.
Zusätzlich bekommt man einen guten Einblick in die literarische Szene aus dem Berlin Ende der 20er-Jahre: Kästner, Rowohlt usw. feiern mit Mascha im „Romanischem Café“, solange es noch geht und begleiten ihren Aufstieg der Schriftstellerin in Berlin. Die gebürtige Galizierin fühlt sich bald endlich zugehörig, doch dann zeichnet sich schon ab, dass sie wie viele andere ihre Heimat wieder verlassen muss.
Eine besondere Beziehung hat Mascha zu Franz Hessel. Das Buch „Spazieren durch Berlin“ von Franz Hessel ist daher auch nebenbei auf meine Wunschliste gewandert. Er war als Autor auch Lektor und Vertrauter von Mascha, außerdem ist er Urheber dieses immer noch aktuellen, unheimlich treffenden Zitats: „Heimat ist Geheimnis - nicht Geschrei“.