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Veröffentlicht am 16.04.2019

Postgeheimnisse

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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In dem kleinen süditalienischem Dorf Girifalco scheint die Zeit still zu stehen während die erste Landung auf dem Mond kurz bevor steht. Es wird sich verliebt, man begeht Ehebruch und es gibt Liebende, ...

In dem kleinen süditalienischem Dorf Girifalco scheint die Zeit still zu stehen während die erste Landung auf dem Mond kurz bevor steht. Es wird sich verliebt, man begeht Ehebruch und es gibt Liebende, die nicht zueinander finden. Der Postbote beobachtet seine Mitmenschen sehr genau und sieht bei einem Fest zwei junge Menschen, die zu scheu sind, sich ihre Liebe zu gestehen. Er greift ein in dem er Briefe an den jeweils anderen sendet und die Beiden zusammen bringt. Durch dieses positive Ereignis beflügelt fängt er an, wichtige Briefe zu lesen bevor er sie den Adressaten zustellt, das Postgeheimnis ignoriert er. Sein bereits zu Schulzeiten erkanntes Talent, Handschriften perfekt zu kopieren, macht er sich zu nutze und kopiert und verändert so manchen Inhalt, wenn er meint, dass den Menschen diese Information schadet. Besondere Aufmerksamkeit erweckt ein versiegelter Brief an eine Ehefrau und Mutter und er findet heraus, dass sie vor 20 Jahren mit einem jungen, intelligenten und belesenen Mann verlobt war, der verurteilt wurde, ihre Cousine vergewaltigt zu haben. Stammen diese Briefe von ihm? Auf der Suche nach vergangenem trifft der Postbote auch auf seine eigene Vergangenheit, er, der seinen Vater nicht kennen gelernt hat und durch ein Missverständnis seine große Liebe verlor.
Der Postbote lebt das Leben der Anderen, nicht sein eigenes. Wenn er nicht Briefe kopiert, verändert oder austrägt beschäftigt er sich mit philosophischen Gedanken, über Zufälle und Schicksale. Literarisch und philosophisch wunderschön.

Veröffentlicht am 20.02.2019

bindungsunfähig

Die zehn Lieben des Nishino
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Aus der Sicht von zehn sehr verschiedenen Frauen lernen wir das Leben und Lieben von Yukihiko Nishino kennen. Nishino liebte alle Frauen und alle liebten ihn, doch eine wirkliche Nähe kam nie zustande. ...

Aus der Sicht von zehn sehr verschiedenen Frauen lernen wir das Leben und Lieben von Yukihiko Nishino kennen. Nishino liebte alle Frauen und alle liebten ihn, doch eine wirkliche Nähe kam nie zustande. Diese zehn Frauen sind auch nur eine Auswahl seiner Liebschaften, die er unabhängig vom Alter, von der Stellung in der Gesellschaft und auch nicht vom Familienstand abhängig machte. Er traf sich mit deutlich jüngeren und deutlich älteren Frauen und bei allen hat er etwas besonderes ausgelöst. Häufig hatte er mehrere Geliebte nebeneinander und selbst das nahm ihm kaum eine übel. Er verstand die Bedürfnisse der Frauen und hatte selbst Angst, sich dauerhaft zu binden. An einem Tag wollte er sie heiraten, am nächsten sich von ihnen trennen. Die endgültige Trennung geschah fast immer schleichend und von den Frauen ausgehend.
Sehr einfühlsam wird über das Leben und die Liebe geschrieben, über Bindungsängste, Gefühle und erotischen Abenteuern. Die Episoden sind nicht chronologisch, manchmal überlappen sich Geschichten. Der Sprachstil ist außergewöhnlich gut und dennoch leicht lesbar.

Veröffentlicht am 20.02.2019

der junge Mann und das Meer

Die Mauer
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Ganz Großbritannien ist von einer hohen Mauer umgeben, teils zum Schutz gegen Hochwasser zum größten Teil als Schutz vor den Anderen, Menschen, die versuchen, unbefugt in das Land zu gelangen. Jeder junge ...

Ganz Großbritannien ist von einer hohen Mauer umgeben, teils zum Schutz gegen Hochwasser zum größten Teil als Schutz vor den Anderen, Menschen, die versuchen, unbefugt in das Land zu gelangen. Jeder junge Mensch hat einen zweijährigen Dienst auf der Mauer zu absolvieren. Joseph Kavanaghs erster Tag wird sehr eindringlich beschrieben, die immerwährende Kälte, die Langeweile aber auch die permanente Aufmerksamkeit dem Meer gegenüber. Denn wenn es ein Anderer über die Mauer schafft wird der Verteidiger auf dem Meer ausgesetzt. Verantwortlich für die Mauer ist die Elterngeneration der jetzigen Verteidiger, sie haben dem Klimawandel nicht entgegen gesetzt und sich den Flüchtigen gegenüber verschanzt was nun zur Folge hat, dass der Bevölkerung Kinder fehlen. Um der Mauer zu entkommen hilft es, sich zu paaren. Die junge Hifa und er werden ein Paar, doch bevor sie die entsprechenden Privilegien bekommen kommt es zu einer Attacke auf die Mauer. Ihr Leben ändert sich abrupt.
Klimawandel, Flüchtlingsströme, der Brexit und die Mauer in den Köpfen der Menschen werden hier sehr eindringlich geschildert. Auch, wenn auf den ersten Seiten der futuristischen Geschichte nur das Leben auf der Mauer geschildert wird, spürt man die Kälte und Verlassenheit. Sehr eindrucksvoll.

Veröffentlicht am 20.08.2024

Vergeltung und Rache

Yoko
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Yoko wurde alleine von ihrem Vater, einem John Lennon Fan, erzogen, da ihre Mutter bei ihrer Geburt starb. Ihr Vater vergötterte sein Mädchen bis er selbst schwer erkrankte und auf Yokos Hilfe angewiesen ...

Yoko wurde alleine von ihrem Vater, einem John Lennon Fan, erzogen, da ihre Mutter bei ihrer Geburt starb. Ihr Vater vergötterte sein Mädchen bis er selbst schwer erkrankte und auf Yokos Hilfe angewiesen war. Diese versorgte liebevoll ihren Vater und übernahm die väterliche Metzgerei, obwohl sie keine Tiere töten wollte. Nach dem Tod ihres Vaters machte sie sich als Glückskeksherstellerin selbstständig. Auch privat war sie glücklich, an der Seite der Aussteigerin Maren. Das Glück verließ sie als sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Bei der Auslieferung ihrer Kekse an ein chinesisches Restaurant beobachtete sie zwei Männer, die auf einen hilflosen Hund eintraten und ihn schlugen. Yoko konnte nicht anders, sie griff ein. Nachdem die Männer den Hund getötet hatten nahmen sie sich Yoko vor. Sie wurde gefesselt und im Wald vergewaltigt mit der Drohung freigelassen, wenn sie nur ein Sterbenswort verriet wäre sie tot.
Yokos Gedanken kreisten um Vergeltung und Rache, sie muss die Männer aufspüren und töten. Sie weiß noch nicht dass sie sich mit der chinesischen Mafia, der Triade, anlegen will. Ihre Rache wird auch für die Menschen in ihrem Umfeld zur Gefahr.
Spannend erzählt erleben wir eine friedliebende glückliche junge Frau die zur Mörderin wird. Man kann die Selbstjustiz nachvollziehen und sogar gutheißen, es trifft ja die Bösen.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Landleben versus Stadtleben

Mühlensommer
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Maria ist mit Freunden und ihren beiden Teenagertöchtern auf einer Wanderung in den Bergen als sie ihre völlig aufgelöste Mutter am Telefon hat. Der Vater hatte einen schweren Unfall, man weiß nicht ob ...

Maria ist mit Freunden und ihren beiden Teenagertöchtern auf einer Wanderung in den Bergen als sie ihre völlig aufgelöste Mutter am Telefon hat. Der Vater hatte einen schweren Unfall, man weiß nicht ob er es schafft und sie kann den Hof mit den Tieren und der dementen Schwiegermutter nicht allein lassen. Maria macht sich sofort auf den Weg um zu helfen. Der Ort ihrer Kindheit hat sich verändert, von der Landwirtschaft lässt sich nicht mehr gut leben. Schmerzhaft erfährt sie dieses als sie bei der Tierärztin anruft, damit sich diese um die fiebernde Muttersau kümmern soll. Der Arztbesuch ist teurer als die Sau und ihre Ferkel zusammen. Während Maria mit ihrer Oma Äpfel schält erinnert sie sich an ihre Kindheit, an die harte Arbeit, die sie und ihr Bruder Thomas verrichten mussten, während ihre Schulkameraden die Sommer im Urlaub oder im Freibad verbrachten. Als Thomas aus seinem abgebrochenem Urlaub zurückkehrt, mit dem sie sich vor Jahren zerstritten hat, brechen alte Familienkonflikte wieder auf. Da Maria in der Stadt als alleinerziehende Mutter ein erfolgreiches Leben führt haben die Eltern Thomas den Hof übertragen wollen. Die Eltern wollte den Hof erhalten, haben jedoch ohne Absprache mit ihren Kindern eine Lösung gesucht. Seitdem gab es Funkstille zwischen den einst so innigen Geschwistern. Und nun weiß man nicht, ob der Vater wieder zurück kommt.
Die Vor- und Nachteile des Landlebens werden in diesem Familienromans sehr gut beschrieben. Das Landleben wird nicht als Idylle geschildert, die harte Realität, die viele Arbeit, aber auch die Zufriedenheit über das Erreichte und der Zusammenhalt der Gemeinde sind Thema der Handlung. Maria merkt, wie gut ihr dieser Mühlensommer tut, aber will sie dafür ihr Stadtleben aufgeben?

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