Interessant!
Mein MannManche Romane entfalten sich erst zum Schluss, also hier gleich mal eine Warnung. Das Buch dringend lesen, bis zum Ende und nicht spickeln! Das würde nämlich alles verderben.
Der Debütroman der Französin ...
Manche Romane entfalten sich erst zum Schluss, also hier gleich mal eine Warnung. Das Buch dringend lesen, bis zum Ende und nicht spickeln! Das würde nämlich alles verderben.
Der Debütroman der Französin Ventura: Mein Mann entführt den Leser in die Welt einer scheinbar perfekten Ehe, hinter deren Fassade sich Abgründe auftun. Die Protagonistin, eine namenlose Frau, die nach außen hin alles hat – Karriere, Familie, Erfolg und vor allem den „perfekten“ Ehemann –, ist eine interessante, aber auch verstörende Erzählerin, die ihre Liebe ihrem Mann gegenüber mit einer obsessiven Intensität lebt.
Von Anfang an wird deutlich, dass ihre Liebe eine ungewöhnliche ist, sie schwankt zwischen Hingabe und Kontrolle. Was zunächst als zärtliches Bedürfnis nach Bestätigung erscheint, entwickelt sich im Laufe des Buches zu einer verstörenden Obsession. Dabei schafft Ventura eine brillante Gratwanderung zwischen Faszination und Abscheu für mich der Protagonistin gegenüber: Der Leser fühlt sich immer wieder hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, der Ehefrau nahe zu sein, und dem Gefühl, sich von ihr distanzieren zu müssen.
Aber es gibt Momente, in denen das Buch etwas langatmig wirkt und ich mich motivieren musste zu lesen. Vor allem in der Mitte des Romans zieht sich die Handlung, während man ungeduldig auf den „großen Knall“ wartet. Die ständige Erwartung, dass etwas Entscheidendes passieren müsste, trägt zwar zur angstvollen Atmosphäre bei, doch nicht jeder Leser wird die zunehmende Anspannung als angenehm empfinden. Einige Abschnitte könnten straffer erzählt sein, ohne den psychologischen Druck zu mindern, der die Protagonistin antreibt.
Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, wie Ventura die Gedankengänge ihrer Hauptfigur darstellt. Es ist beunruhigend, wie nachvollziehbar ihre Logik in vielen Momenten erscheint, obwohl ihre Handlungen immer extremer werden. Die obsessive Liebe, die ständigen Tests und heimlichen Manipulationen nehmen zu und die Autorin wirft dabei Fragen über Vertrauen, Kontrolle und die wahre Natur von Beziehungen auf.
Das absolute Highlight des Buches ist zweifellos der Epilog. Er ist so überraschend und meisterhaft konstruiert, dass er die gesamte Erzählung in einem neuen Licht erscheinen lässt. Viel mehr werde ich natürlich nicht dazu sagen. Der Epilog ist so stark, dass man fast versucht ist, den Roman sofort noch einmal zu lesen.
Insgesamt ist Mein Mann ein faszinierendes, aber auch herausforderndes Buch. Trotz einiger zäher Passagen bleibt es vor allem aufgrund seiner psychologischen Tiefe und des unerwarteten Endes ein bemerkenswerter Roman, der lange nachklingt.