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Veröffentlicht am 21.08.2024

Von nun an ist nichts mehr so, wie es war

Mein drittes Leben
1

Der Tod des eigenen Kindes – was macht das mit einem? Linda und Richard haben ihre siebzehnjährige Tochter verloren. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, als sie ein LKW-Fahrer in einer Rechtskurve übersieht ...

Der Tod des eigenen Kindes – was macht das mit einem? Linda und Richard haben ihre siebzehnjährige Tochter verloren. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, als sie ein LKW-Fahrer in einer Rechtskurve übersieht und überrollt. Von nun an ist nichts mehr so, wie es war.

Die verwaisten Eltern gehen mit diesem Unglück unterschiedlich um. Richard braucht bald wieder Menschen um sich herum, Linda dagegen meidet sie. In einem kleinen Dorf findet sie eine alte Frau, die ihren Hof in guten Händen wissen will. Nach deren Tod zieht Linda hierher, kümmert sich um die Tiere, um das Haus und den Garten, nur um sich selber kümmert sie sich nicht sonderlich. Die Trauer um ihre Tochter lässt dies nicht zu. Richard erklärt sie, dass sie Abstand braucht, denn nur alleine kann sie den immerzu wachen Schmerz besänftigen und vielleicht auch den Erinnerungsfallen entkommen. Ob er denn in ihren Plänen noch vorkäme, will Richard wissen und ja, er kommt schon vor, aber er ist auch Teil des Problems. Sie gibt ihn frei und doch spürt man ihre Verbundenheit, der Kontakt zwischen ihnen reißt nie so ganz ab.

„Mein drittes Leben“ ist eine innige, ein intensiv erzählte Geschichte um den viel zu frühen Tod des geliebten Kindes. Und Linda lässt die lange Trauerphase zu, sie kann gar nicht anders. Das Schicksal hat ihr alles genommen - ihr Kind, ihre Leichtigkeit, ihren Lebensmut. Es sind dunkle Tage, die sie nur mit sich selbst ausmachen kann. Es sind die Tiere und die Natur, die ihr Auftrieb geben, die sie über den Tag retten.

Daniela Krien findet trotz der Schwere die richtigen Worte. Das Buch berührt, es ist emotional, es ist ehrlich, man fühlt mit Linda, kann ihre selbstgewählte Zurückgezogenheit verstehen. Und irgendwann, ganz langsam, kann sie wieder Menschen um sich herum ertragen. Da sind etwa Natascha und ihre schwerbehinderte Tochter Nina, die in ihrer Nähe wohnen. Sie nähern sich einander an, unterstützen und schätzen sich. Es sind aber auch andere, aus dem früheren Leben, die einfach nicht mehr dazugehören. Was soll man da Freundschaft heucheln, wo nichts mehr ist, vielleicht auch nie sehr viel war.

Es ist ein eindringlich erzähltes Buch, eine tieftraurige Geschichte, die doch Mut macht, denn keiner kann seinem Schicksal entrinnen. Ein Buch über das Sterben, aber auch über das Weiterleben. Ein grandios erzähltes Meisterwerk, das zu lesen es sich lohnt.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit

Scandor
1

Philipp und Tessa sind zwei von insgesamt hundert Teilnehmern einer ganz besonderen Challenge. Es ist ein Testlauf für einen neu entwickelten Lügendetektor, in dem jeder gegen jeden antritt und nur derjenige ...

Philipp und Tessa sind zwei von insgesamt hundert Teilnehmern einer ganz besonderen Challenge. Es ist ein Testlauf für einen neu entwickelten Lügendetektor, in dem jeder gegen jeden antritt und nur derjenige fünf Millionen Euro gewinnt, der als letzter übrig bleibt.

Schon das Erstgespräch macht deutlich, dass sich die absolute Wahrheit hinter vielen kleinen Mogeleien verbirgt, die einen im Alltag gar nicht auffallen. Also heißt es, sich jedes Wort, jeden Satz, ganz genau zu überlegen. Zu den ihnen genannten Bedingungen gehört auch, dass sie auf jede Frage antworten müssen, zudem sind pro Tag maximal drei Gegenfragen gestattet. Vorsicht ist geboten, denn es ist erlaubt, unfair zu spielen. So manch ein Gegner wartet nur darauf, sein Gegenüber hinauszukicken, auch können sie sich zusammentun und Teams bilden. Nachdem die Regeln vertraglich festgehalten und unterschrieben sind, ist Scandor ihr ständiger Begleiter. Sollten sie vorher ausscheiden, ist ihr Spieleinsatz einzulösen.

Wie oft lügen wir bewusst oder unbewusst? Ursula Poznanski hat nicht nur diese Frage in den Raum gestellt, sie zeigt auch deutlich auf, dass es nicht einfach ist, immer bei der Wahrheit zu bleiben. Denn auch eine gnädige Lüge oder eine Umschreibung bitterer Tatsachen erlaubt Scandor nicht. Wie oft fallen im Alltag Höflichkeitsfloskeln wie etwa „sorry, es tut mir leid“ und zig andere abgegriffene Redewendungen, die einfach so, ohne nachzudenken, gesagt und in dem Augenblick, in dem sie ausgesprochen werden, nicht so gemeint sind. Schon schlägt Scandor an. Der entlarvte Lügner ist aus dem Spiel, sein Einsatz ist fällig. Und der ist nicht ohne, denn jeder Teilnehmer hat hinterlegt, was bei ihm die größte Angst auslöst und genau dieser Angst muss er sich nun stellen.

Ist schon die Idee der absoluten Wahrheit ohne Wenn und Aber grandios, so ist die Umsetzung beeindruckend und rundherum gelungen. Hauptsächlich folgen wir Philipp und Tessa, den beiden Hauptakteuren, und natürlich ihren Konkurrenten. Wir erfahren, wie sie zu Scandor kamen, sind bei so manchem „Duell“ dabei, werfen mehr als einen Blick ins Innere der Firma, die Scandor verantwortet - all das spannend, sehr unterhaltsam und gut nachvollziehbar präsentiert. Das Ende dann hat mich nochmal innehalten lassen, ich bin schlichtweg begeistert und empfehle diesen Thriller, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat, sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Tod eines Politikers

Freunderlwirtschaft
1

Max Langwieser, der junge Minister für Tourismus und Landwirtschaft, liegt tot in seiner noblen Wohnung. Was ist passiert? Ist er unglücklich gegen seinen Glastisch gestürzt? War er alleine oder hat da ...

Max Langwieser, der junge Minister für Tourismus und Landwirtschaft, liegt tot in seiner noblen Wohnung. Was ist passiert? Ist er unglücklich gegen seinen Glastisch gestürzt? War er alleine oder hat da einer nachgeholfen? Und warum ist Jessica, seine Verlobte, so plötzlich verschwunden?

„Wir haben einen bedenklichen Todesfall.“ Alma Oberkofler ist gerade vier Tage bei der Wiener Mordgruppe, als sie von „der Leiche im Achten“ Stock informiert werden. Alma fährt mit ihren neuen Kollegen Kolonja, der ihr gleich mal das Du anbietet, an den Ort des Geschehens. Ihr junger Kollege Babic, der ihr gegenüber etwas distanzierter auftritt, hat Bürodienst.

Zunächst gehen wir zurück ins Jahr 1992, da ist Alma zwölf und es drängt sie bald, nach einem schweren Schicksalsschlag, Polizistin zu werden. Auch Jahre später hält sie an ihrem Berufswunsch fest und auch wenn die Eltern dies nicht so gerne sehen, unterstützen sie ihre Tochter dann aber schon. Und nun ist sie in Wien in der Abteilung Leib und Leben angelangt, ihre Vorgängerin hat sie die letzten zwei Wochen eingewiesen. Die Ermittlung um den Tod des jungen, dynamischen Ministers führt sie mitten hinein in die politischen und wirtschaftlichen Ränkespiele. Sie steht einem Machtapparat gegenüber, der es ihr nicht gerade leicht macht, denn zu vieles soll oder darf nicht an die Öffentlichkeit.

Erzählt wird aus Almas und aus Jessicas Perspektive, die beiden Erzählstränge wechseln sich ab. Alma war mir sofort sympathisch, ihre unbestechliche, geradlinige Art gefällt mir sehr. Die Ermittlungsarbeit vermischt sich immer mal wieder mit halbprivaten Momenten, auch ist sie mit ihrem finnischen Freund mal ganz privat unterwegs.

Aus Jessica werde ich zunächst nicht so ganz schlau, ihr Part wirft viele Fragen auf und bleibt lange nebulös. Hat sie mit Langwiesers Tod zu tun? Ihre Flucht könnte schon darauf hindeuten – aber wovor hat sie Angst?

Der Kriminalroman im politischen Umfeld ist durchweg spannend erzählt mit Charakteren, denen man ihre Eigenheiten allesamt abnimmt. Sie sind nett und liebenswert, sind erfrischend normal oder durchtrieben, ja gefährlich. „Freunderlwirtschaft“ ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, das Buch gewährt einen tiefen Blick hinter die Kulissen von Politik und Wirtschaft, von Vetternwirtschaft und Korruption, versteckt hinter den weißen Westen so manch aalglatter Akteure. So manches sickert so oder so ähnlich durch, wir hören und lesen es im realen Leben immer mal wieder.

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Nervenkitzel garantiert

Und tot bist du (Thriller)
1

Ihr Privathandy klingelt. „Hallo Tabsi…“ klingt eine verzerrte Stimme an ihr Ohr. Wer ist dieser unbekannte Anrufer? Wer kennt ihren Kosenamen? Denn niemand außer ihrer Mutter und ihrer Schwester nennt ...

Ihr Privathandy klingelt. „Hallo Tabsi…“ klingt eine verzerrte Stimme an ihr Ohr. Wer ist dieser unbekannte Anrufer? Wer kennt ihren Kosenamen? Denn niemand außer ihrer Mutter und ihrer Schwester nennt sie so. Ein Geschenk hätte er für sie, teilt er ihr noch mit. Es liegt auf den Bahngleisen, leider ist es ihm zerbrochen.

Frank Schürmann, Ermittler im Morddezernat, wird Tabea Kurz mitsamt seinem Team zur Seite gestellt. Er stellt sich ihr vor, ist ziemlich kurz angebunden, denn was soll er mit einer unerfahrenen Streifenpolizistin? Da dieser Unbekannte aber weiterhin nur mit ihr kommunizieren will, bleibt Frank nichts anderes übrig, als sie in die Ermittlung einzubinden.

Nun, sie fahren zu den Bahngleisen und finden das Opfer - nackt, komplett blau eingefärbt, zerschmettert – auf den Eisenbahnschienen. So wie es aussieht, wurde sie von der Brücke hinuntergeworfen. „Runde eins.“ Der Zettel an ihrem großen Zeh macht klar, dass dies erst der Anfang einer ganzen Serie sein wird.

Gunnar Schwarz hat es wieder getan. Er hat mich mit seinem neuesten Thriller dermaßen gefangen genommen, dass ein Weglegen des Buches schier unmöglich war. Und ich hoffe, dass es mit dem Ermittlerduo Schünemann & Kurz weitergeht, dass „Und tot bist du“ der Auftakt einer neuen Thriller-Serie sein wird.

Schon der Prolog „Du bist mein wunderschönes, blaues Kind… deine letzte Reise treten wir gemeinsam an, es wird kaum wehtun…“ lässt Schlimmes ahnen. Lange wird nicht sichtbar, wer denn dieser Serienkiller ist, wie und warum er diese Gräueltaten regelrecht inszeniert und wieso er ausgerechnet Tabea als seine Ansprechpartnerin wählt. Der raffiniert konstruierte Fall hat es in sich.

Frank tritt Tabea ziemlich distanziert gegenüber, aber noch mehr lässt der Rechtsmediziner Albert Krause sie spüren, dass sie nicht zu dem erfahrenen Team passt. Tabea hat mich aber gleich – im Gegensatz zu dem arrogant auftretenden Rechtsmediziner - mit ihrer Schlagfertigkeit für sich eingenommen. Dabei bleibt sie höflich, was man von Albert nicht immer sagen kann. Ihre Dialoge laden trotz des todernsten Hintergrundes zum Schmunzeln ein. Wären da noch die IT-Expertin Ella und noch so einige Charaktere, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit ein gutes Team bilden. Auch wird der unterkühlte Ton zwischen Frank und Tabea wärmer, sie beschnuppern sich, sie vertrauen sich, sie arbeiten dann doch vertrauter zusammen.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich schlichtweg begeistert bin. Von der so spannenden wie dramatischen Story, vom einnehmenden Schreibstil und vom Ende, das sich schon ankündigt, das nochmal gute Nerven braucht. Schünemann & Kurz ermitteln hoffentlich bald wieder, ich wäre dabei.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Wer will ihn zerstören?

Stalker – Er will dein Leben.
0

Seine Rolle im Münchner Tatort steigert seinen Bekanntheitsgrad ungemein, seine Follower in den Sozialen Medien vermehren sich rasant, sie sind schlichtweg begeistert von ihm als Schauspieler – von Eric ...

Seine Rolle im Münchner Tatort steigert seinen Bekanntheitsgrad ungemein, seine Follower in den Sozialen Medien vermehren sich rasant, sie sind schlichtweg begeistert von ihm als Schauspieler – von Eric Sander, der bis dato seine Brötchen als Theaterschauspieler verdient. Er wähnt sich schon in höheren Sphären, bis jemand anfängt, sich für ihn auszugeben. Zunächst schreibt dieser Unbekannte böse Kommentare, dann taucht ein Profil auf, indem er behauptet, der echte Eric Sander zu sein. Wer will ihn zerstören? Und warum?

Arno Strobel hat mich mit seinem „Stalker“ voll und ganz überzeugt, er hat mich erst dann wieder aus seinen Fängen gelassen, als ich das Buch fertig gelesen habe. Eric, um dessen Leben, um dessen Vergangenheit es hier geht, hat so einige Emotionen in mir ausgelöst. Er war mir sympathisch, ich hatte Mitgefühl mit ihm in seiner ausweglosen Situation, habe ihm gewünscht, dass er mithilfe eines verständnisvollen Psychologen den Stalker ausfindig machen kann und seine Familie retten wird. Denn ER ist nicht nur virtuell sein Feind, ER hat seinen elfjährigen Sohn und seine Frau entführt. Freilassen wird er die beiden zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt, wenn Eric öffentlich einen Mord gesteht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Tick, tack… Er muss sich seiner Vergangenheit stellen, was leichter gesagt ist als getan. Denn er erinnert sich nicht.

Strobel versteht es, sofort Spannung zu erzeugen und diese bis zu Schluss zu halten. Ein Schluss, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe. Die beklemmende Story mit so einigen verblüffenden Wendungen ist raffiniert angelegt, sie lässt einen einfach nicht mehr los - ein Thriller der Extraklasse.

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