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Veröffentlicht am 21.08.2024

Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.

Lügnerin
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Das Buch aus dem Hebräischen der Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen die auch „Löwen wecken“ geschrieben hat trifft das Zitate von Mark Twain - Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor ...

Das Buch aus dem Hebräischen der Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen die auch „Löwen wecken“ geschrieben hat trifft das Zitate von Mark Twain - Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.
Die Protagonistin Nuphar Shalev ist ein unscheinbares, unsicheres 17-jähriges Mädchen das in den Sommerferien als Eisverkäuferin in einer Tel Aviver Eisdiele arbeitet. Als der gehemmte, einsame Teenager die nachlässig formulierte Bestellung eines alternden Schlagerstar korrigiert, stößt dieser Worte aus, „die ins Fleisch schneiden“. Das Mädchen rennt vom Tresen weg, der eitle Sänger setzt ihr nach. In einem Hinterhof stößt Naphuar einen grellen Schrei des Abscheus und der Wut aus. Passanten eilen herbei, mitfühlende junge Soldatinnen – gewohnt, in einem immer wieder als äußerst sexistisch beschriebenen Umfeld zu dienen – sind zur Stelle und reden dem Mädchen ein, was sie zu sehen glauben. Der Sänger muss versucht haben, die Minderjährige sexuell zu belästigen. Nuphars geflüstertes „Ja“ bringt den pöbelnden Sänger in Untersuchungshaft und beschert ihr jene Aufmerksamkeit, die sie bis dahin im Alltag entbehrt hatte. Als aus diesem Missverständnis eine Lüge wird und sie plötzlich im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit steht, scheint sie regelrecht aufzublühen. Auf diese Lüge gründet sich auch eine zarte Liebe zu Lavie, doch die Lüge bleibt eine Lüge und sie lastet auf ihr. Kann sie wirklich damit durchkommen und trotzdem an ihrem Glück festhalten oder wird alles über ihr zusammenbrechen? Ayelet Gundar-Goshen bleibt in ihrem Buch die ganze Zeit neutral, sie bezieht keine Position für oder wider der Hauptfigur. Sie berichtet und beobachtet und betont gleichzeitig die Rolle, die die Medien und die Öffentlichkeit bei der Verbreitung der Lüge spielen. Es braucht eine gute Story und schon wird nicht mehr hinterfragt, die Geschichte breitet sich aus und ist nicht mehr zu stoppen. Der Roman passt perfekt in die heutige Zeit und solle unbedingt gelesen werden. Erschienen 2017 im Kein & Aber Verlag

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Was nicht hier ist, ist nirgends

Die Welt da drinnen
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„Was nicht hier ist, ist nirgends“, „Die Welt da drinnen“, ist die Welt in einer deutschen Nervenheilanstalt. Es ist aber auch die Welt in einer geschlossenen Gesellschaft um diese Nervenheilanstalt herum, ...

„Was nicht hier ist, ist nirgends“, „Die Welt da drinnen“, ist die Welt in einer deutschen Nervenheilanstalt. Es ist aber auch die Welt in einer geschlossenen Gesellschaft um diese Nervenheilanstalt herum, der Diktatur der Nationalsozialisten in Deutschland. Hätte ich selbst zur Täterin werden können habe ich mich während des Lesens gefragt. Was macht Menschen dazu Täter zu werden, zu töten, oder darüber zu entscheiden, wer ein lebenswertes Leben hat und wer nicht und wie gehen sie damit um, und geht ihr eigenes Leben danach weiter? Was heißt „lebenswert“, ab wann ist ein Mensch das nicht mehr oder gar schon „nicht lebenswert“ geboren, was macht einen Menschen aus? Manchmal dauert es, aber Verbrechen kommen heraus, sie werden bestraft, und es wird darüber berichtet. 179 Patienten der Schweriner Nervenklinik wurden 1941 als „lebensunwert“ erklärt und im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie ermordet, nur ein kleiner Teil der vermutlich 100.000 ermordeten Menschen im Deutschen Reich. Ihre Akten bleiben auch nach dem Ende der Nazizeit unter Verschluss – im Ministerium für Staatssicherheit der DDR –, bis sie nach der Wende 1990 ins Berliner Bundesarchiv gelangen.
Helga Schubert hat die Akten der Menschen gesichtet und folgt den Schicksalen, dem Leiden, und schließlich dem tot einzelner: vor und nach deren Einlieferung, aber auch den Biografien der Ärzte, und zwar denen der Täter und denen, die sich dem Tötungsauftrag wieder setzten. Der Bezug zur Gegenwart ergibt sich zum einen aus den Diskussionen über Sterbehilfe, Hirntod und pränatale Gendiagnostik. Zum anderen ist dieses Buch Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus. „Die Welt da drinnen“ ist ein bewegendes und einzigartiges Stück Literatur. Die 1940 geborene Schriftstellerin studierte Psychologie und arbeitete jahrelang in der Psychotherapie. Sie wurde bereits mit ihrem ersten Erzählband „Lauter Leben“ in der DDR bekannt, der 1975 erschien. Während der „Wendezeit“ war sie Pressesprecherin des Runden Tisches. Die letzten Veröffentlichungen sind die Bücher „Judasfrauen“, „Der heutige Tag“, „Lauter Leben“, „Vom Aufstehen“, erschienen im dtv.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Denkmalgeschütztes Kleinod der Vormoderne. 280 Quadratmeter, 8 Zimmer. Baujahr 1909

Das Gartenzimmer
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Das junge Paar Frieder und Hannah Lebebusch mit ihrem Sohn Luis verliebt sich in ein 10 Jahre leerstehendes verschlafenes Haus „die Villa Rosen“ in Dahlem am Rande des Berliner Grunewalds und sie wollen ...

Das junge Paar Frieder und Hannah Lebebusch mit ihrem Sohn Luis verliebt sich in ein 10 Jahre leerstehendes verschlafenes Haus „die Villa Rosen“ in Dahlem am Rande des Berliner Grunewalds und sie wollen den Geist des Hauses wiedererwecken. In einer aufwendigen Restaurierung stellen die Lebebuschs den Originalzustand des Hauses wieder her, wobei der Wohnraum des Gartenzimmers etwas Besonderes ist. Das Haus hat der bis dahin eher unbekannte Architekt Max Taubert als Erstlingswerk für den Professor Adam Rosen und seine Frau Elsa 1909 entworfen und gebaut. Noch ahnen die neuen Besitzer nichts von den Geheimnissen und den langen Schatten der Vergangenheit, Geschichte Kunst, Moral, privates Glück und Politik, das Haus wir zum Spiegel seiner Zeit. Die Kapitel wechseln zwischen den Zeiten zu Beginn und Ende des 20. Jahrhunderts, was jedoch nicht zu Verwirrung führt, da die vergangenen Ereignisse immer wieder in Verbindung mit dem gegenwärtigen Geschehen stehen und damit Erklärungen liefern.
Aufbruchstimmung, Freude, aber auch Kummer und Leid spielen sich in seinen Wänden ab. Im zweiten Weltkrieg schließlich wird das Gartenzimmer des Hausen von den Nazis besetzt, auch wenn sich die Hausherrin nach allen Kräften dagegen wehrt. Was sich in dieser Zeit hinter den Türen dieses Zimmers abspielt, wird das Haus schließlich auch zu einem Ort des Böses machen. Als Leser zieht man mit in dieses besondere Haus ein, am Ende möchte man es nicht mehr verlassen. 2013: Eine Maklerin führt eine am Kauf interessierte Familie mit zwei Kindern durch die leerstehende Villa Rosen – Denkmalgeschütztes Kleinod der Vormoderne. 280 Quadratmeter, 8 Zimmer. Baujahr 1909

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Dieses Buch ist eine bereichernde sehr persönliche Lektüre.

Alte Eltern
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Wie geht es dem Menschen deren Leben auf Zetteln verschwindet und doch darauf festgehalten werden möchte und denjenigen die sie dabei Begleiten. In einem Buch was ich dazu gelesen habe heißt es in der ...

Wie geht es dem Menschen deren Leben auf Zetteln verschwindet und doch darauf festgehalten werden möchte und denjenigen die sie dabei Begleiten. In einem Buch was ich dazu gelesen habe heißt es in der Einleitung „"Sie müssen sich nicht um Ihre Eltern kümmern, doch Sie können sich dafür entscheiden." Möchte man nicht immer großzügig wegschieben das die eigenen Eltern altern und wir mit ihnen? Dieses Buch von Volker Kietz ist eine sehr persönliche, bereichernde Lektüre, warmherzig erzählt der Autor wie sein Vater immer weiter die Welt in die Welt der Demenz verlässt und er ihn dabei begleitet. Das Buch spiegelt eine optimale harmonische Situation, die nicht immer gegeben ist, was der Autor auch erwähnt und beide erleben die sogenannte letzte Zeit zusammen, meistern sie und können letztendlich loslassen. Ergänzend hat der Autor das Buch durch Zitate und Darstellungen von Wissenschaftlern und Autoren was ich sehr interessant fand und das Ganze noch einmal angenehm bereichert hat. Es ist ein schwerer, trauriger, manchmal auch belastender Weg, den aber jeder gehen muss, und wir können nur hoffen das dann jemand da ist der einen begleitet, sich kümmert sich sorgt und man irgendwann loslassen kann, vielen Dank.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Dieses Buch ist eine bereichernde sehr persönliche Lektüre.

Alte Eltern
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Wie geht es dem Menschen deren Leben auf Zetteln verschwindet und doch darauf festgehalten werden möchte und denjenigen die sie dabei Begleiten. In einem Buch was ich dazu gelesen habe heißt es in der ...

Wie geht es dem Menschen deren Leben auf Zetteln verschwindet und doch darauf festgehalten werden möchte und denjenigen die sie dabei Begleiten. In einem Buch was ich dazu gelesen habe heißt es in der Einleitung „"Sie müssen sich nicht um Ihre Eltern kümmern, doch Sie können sich dafür entscheiden." Möchte man nicht immer großzügig wegschieben das die eigenen Eltern altern und wir mit ihnen? Dieses Buch von Volker Kietz ist eine sehr persönliche, bereichernde Lektüre, warmherzig erzählt der Autor wie sein Vater immer weiter die Welt in die Welt der Demenz verlässt und er ihn dabei begleitet. Das Buch spiegelt eine optimale harmonische Situation, die nicht immer gegeben ist, was der Autor auch erwähnt und beide erleben die sogenannte letzte Zeit zusammen, meistern sie und können letztendlich loslassen. Ergänzend hat der Autor das Buch durch Zitate und Darstellungen von Wissenschaftlern und Autoren was ich sehr interessant fand und das Ganze noch einmal angenehm bereichert hat. Es ist ein schwerer, trauriger, manchmal auch belastender Weg, den aber jeder gehen muss, und wir können nur hoffen das dann jemand da ist der einen begleitet, sich kümmert sich sorgt und man irgendwann loslassen kann, vielen Dank.

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