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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2022

Der Buchtitel hält, was er verspricht

Erschütterung
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Anfangs trügt der Schein, bei Percival Everetts Buch, mit dem Titel "Erschütterung". Doch weder die kleine Schrift, noch andere Aspekte, die einen davon abhalten könnten, dieses Buch zu lesen, erweisen ...

Anfangs trügt der Schein, bei Percival Everetts Buch, mit dem Titel "Erschütterung". Doch weder die kleine Schrift, noch andere Aspekte, die einen davon abhalten könnten, dieses Buch zu lesen, erweisen sich nach der Lektüre als nüchtern, da der Inhalt dieses Buch einfach so erschütternd ist und den Leser regelrecht in seinen Bann zieht.
Allein das Cover wirkt für den Einen eventuell etwas nüchtern, für den Anderen jedoch schon eher mysteriös und es weist auch einen düsteren Ton auf und man merkt gleich, dass es sich um kein lustiges, humoristisches Buch handeln kann.
Meiner Meinung nach hat der amerikanische Autor Percival Everett hat mit "Erschütterung" einen großartiges Buch über Verlust und Erlösung geschrieben, welches auch an manschen Stellen wehtut und der Leser sich auch ab und zu selber darin wiederfinden kann. Die schönsten, sowie die schrecklichsten und traurigsten Geschichten schreibt das Leben nun einmal selbst.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Großartig, genial und einfach beeindruckend!!!

Zum Paradies
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Nun ist es soweit, das neue Buch der Autorin Hanya Yanagihara, mit dem Titel "Zum Paradies" ist nun erschienen. Wer ihren Roman "Ein wenig Leben" kennt und nun denkt, dass, nach diesem gewaltigen Werk, ...

Nun ist es soweit, das neue Buch der Autorin Hanya Yanagihara, mit dem Titel "Zum Paradies" ist nun erschienen. Wer ihren Roman "Ein wenig Leben" kennt und nun denkt, dass, nach diesem gewaltigen Werk, ihre Produktivität ausgeschöpft sei, liegt ziemlich falsch. Dass die Autorin noch viel mehr kann und in den kommenden Jahren auch noch einiges von ihr zu erwarten ist, beweist sie hier, in ihrem neuesten Roman.
Wie von ihr zu erwarten, spiegeln sich auch in diesem Roman sehr viele Emotionen und lassen den Leser mitleiden, sich mitfreuen und eine regelrechte Achterbahn der Gefühle durchleben.
Es werden zudem höchst präzise und teilweise heikle Themen behandelt und in bester Art und Weise stilistisch umgesetzt.
Zu viel möchte ich jedoch nicht erzählen, da ich sonst eindeutig zu viel über das Buch verraten würde.
Passend zu dem Buch ist auch das großartige Cover!

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Ein Roman als Plädoyer für Artenschutz, der wachrüttelt und die Einzigartigkeit der Natur aufzeigt.

Das Wesen des Lebens
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»Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch ausbreitet, verschwinden alsbald große Arten«

Knapp 250 Jahre nach ihrer Ausrottung erweckt die Finnin Iida ...

»Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch ausbreitet, verschwinden alsbald große Arten«

Knapp 250 Jahre nach ihrer Ausrottung erweckt die Finnin Iida Turpeinen die Stellersche Seekuh mit ihrem Roman wieder zum Leben:
Kapitän Vitus Bering ist mit seiner Mannschaft, darunter der Naturforscher Georg Wilhelm Steller, auf dem Rückweg einer kräftezehrenden Expedition und glücklicherweise kann der heimatliche Hafen nicht mehr weit entfernt sein. Da bereits einige Tote zu beklagen sind, legen sie umgehend an der nächsten Bucht an, doch es ist nicht ihr Ziel. Dennoch bleiben sie einige Monate auf dieser später nach dem Kapitän bekannten Insel und Steller entdeckt wundersame, sich im flachen Wasser tümmelnde Tiere – die Stellersche Seekuh.
Schon nach kurzer Zeit werden Versuche unternommen diese bis zu acht Meter langen Tiere zu erlegen. Nachdem dieses Unterfangen nach anfänglichen Schwierigkeiten geglückt ist, erforscht Steller diese mystischen Wesen und zugleich offenbart sich deren Fleisch als beliebten Speise.
Nach Stellers Rückkehr fällt die grundsätzlich eher geringe Population der menschlichen Lustgier zum Opfer. Nicht einmal dreißig Jahre konnten seit ihrer Entdeckung verstreichen und schon gehörte diese besondere Seekuh wieder, wenn auch auf andere, traurigere Weise, der Vergangenheit an.
Doch ihr Weg ist nicht noch vorbei, denn auch ihr Skelett ist begehrt.
So beschäftigt sich der weitere Verlauf des Romans mit der Suche nach dessen Überresten, Rekonstruktion und Ausstellung in Museen. Auch wenn manche der folgenden Stellen für mich etwas langwieriger und für die Handlung nicht direkt bestimmend waren, geben sie interessante Einblicke in die Naturforschung.
Schließlich zeichnet Turpeinen eine Art biografische Zeitgeschichte der Stellerschen Seekuh, zwischen Naturschutz, Machtgier und Unterwerfung, von deren Entdeckung bis heute.

Ein Roman als Plädoyer für Artenschutz, der wachrüttelt und die Einzigartigkeit der Natur aufzeigt.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

»Wer die Biografien der Menschen in Ostdeutschland kennt, weiß, dass sie keine westdeutsche Belehrung brauchen.«

Wie der Osten Deutschland rettet
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»Wer die Biografien der Menschen in Ostdeutschland kennt, weiß, dass sie keine westdeutsche Belehrung brauchen.«

Mario Czaja, aktuelles Mitglied des Deutschen Bundestags und ehemaliger Generalsekretär ...

»Wer die Biografien der Menschen in Ostdeutschland kennt, weiß, dass sie keine westdeutsche Belehrung brauchen.«

Mario Czaja, aktuelles Mitglied des Deutschen Bundestags und ehemaliger Generalsekretär der CDU, selbst aus dem Gebiet der ehemaligen DDR stammend und in Ost-Berlin aufgewachsen, widmet sich, wie sein Buch verrät, schon lange der wichtigen Ost-West-Thematik.

Schnell wird deutlich, dass er nicht nur über, sondern in erster Linie mit den Menschen reden möchte. Mit Menschen, aus den sog. neuen Bundesländern, die verzweifelt sind, wütend und enttäuscht. In erster Linie von der Regierung und Politik der letzten Jahrzehnte.
Doch wieso ist diese Lage so prekär?
All diesen Themen, wie es dazu kam, warum es jetzt so ist, wie der Ist-Zustand aussieht (auch im Vergleich mit dem Westen) und vor allem was man ändern könnte und muss(!), widmet sich der Politiker Mario Czaja.

So enthält dieses Buch viele durchdachte Lösungen für ein gemeinsames Miteinander auf gleicher Augenhöhe. Dafür plädiert er bspw. für einen zweiten Aufbau Ost, bei dem die dortig gegebenen Möglichkeiten und Zukunftspotenziale effektiv genutzt werden, indem u.a. mehr in die Bereiche Forschung und Entwicklung investiert wird.

Bemerkenswert dabei erscheint, dass er Teile seine eigene Partei, bezüglich der Gleichstellung der Partie Die Linke mit der AfD, gemäß der Hufeisentheorie, kritisch betrachtet und gar eine pragmatische Zusammenarbeit mit der Linkspartei als Möglichkeit sowie als potentielle Chance sieht. Schlicht und einfach, weil Czaja sich mit den Lebensgeschichten der Menschen beschäftigt, Veränderungen anstrebt, die Besserungen mit sich ziehen und er diese auf möglichst effektive Weise angehen will.

Auch wenn ich nicht allen Aussagen von Czaja persönlich zustimme und das Buch durchaus etwas Eigenlob, ihn sowieso seine Partei betreffend, überschattet, ist es eine große Empfehlung.
Lasst uns Czajas Devise folgen und anstelle (unwissend) über die Menschen, mit den Menschen reden und uns mit der Thematik auseinandersetzen!

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Die Wiederentdeckung eines tollen Klassikers!

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
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»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«

Die junge Agathe Heidling möchte ihr ...

»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«

Die junge Agathe Heidling möchte ihr Leben eigenständig gestalten, ohne Konventionen und Pflichten leben. Doch mit genau diesen Einschränkungen hat sie zu kämpfen. Tag für Tag leidet sie unter den Zwängen ihrer Eltern und der Gesellschaft. So darf sie kaum eigene Entscheidungen treffen, muss sich stetigen Bevormundungen unterwerfen und sich schlichtweg einer Welt fügen, die nicht der ihren entspricht, sondern von Männern dominiert wird. Agathe kämpft dagegen an, rebelliert und verzweifelt, bis sie mehr und mehr zerbricht, alle Lebensfreude verliert und schlussendlich in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird.

Gabriele Reuters Roman ist, aufgrund der Thematik sowie ihrer einprägsamen Sprache, eine Rebellion gegen die vorherrschende Machtsysteme. Dabei verarbeitet sie, wie das Nachwort von Tobias Schwartz verrät, teilweise ihre echten Erlebnisse und erschafft dadurch ein wichtiges Porträt der Gesellschaft und deren konservative Prägung zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Oftmals wird der Vergleich mit Fontanes „Effi Briest“ angestellt, doch ähneln sich diese Romane, meiner Ansicht nach, nur bedingt. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine unglückliche Ehe und die Flucht in eine Affäre.
Ähnlichkeiten lassen sich aber dennoch erkennen, vor allem in den Schilderungen der gesellschaftlichen Zwänge, insbesondere für Frauen. Dagegen bemerkt man bei Reuter eine direktere Sprache, ohne Beschönigungen, die teilweise mit Wut gefüttert ist.

Ein Klassiker, der – leider –, trotz seiner ehemaligen Bekanntheit, nicht zuletzt von Thomas Mann, Sigmund Freud oder Victor Klemperer geschätzt, in Vergessenheit geraten ist und nun hoffentlich eine Wiederentdeckung mit großer Leserschaft feiert – verdient hätte er es!

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