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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2022

Fesselnder Thriller mit überraschenden Wendungen

NIGHT – Nacht der Angst
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"Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Sie ist nicht sein Typ. Charlie hingegen ist sein Typ, sehr sogar. Was ein Problem ist."

Charlies beste Freundin Maddy wird auf dem Universitätsgelände ermordet. ...

"Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Sie ist nicht sein Typ. Charlie hingegen ist sein Typ, sehr sogar. Was ein Problem ist."

Charlies beste Freundin Maddy wird auf dem Universitätsgelände ermordet. Um das traumatische Umfeld zu verlassen, beschließt sie, nach Hause zu fahren und trifft auf Josh, der in dieselbe Richtung muss und ihr anbietet, sie mitzunehmen.
Auf der Fahrt schleicht sich ihr immer mehr der Verdacht ein, Josh könne der Campus-Killer sein, der immer noch frei herumläuft. Kann sie ihren Gedanken trauen?
Je weiter die beiden fahren, desto sicherer wird sich Charlie: Nur einer von den beiden kann die Nacht überleben.

Riley Sager ist mit "Night" ein unfassbar spannender Thriller gelungen. Er spielt hauptsächlich im Auto, was ich als Schauplatz für dieses Genre sehr außergewöhnlich und interessant finde.
Wir erfahren im ersten Teil viel über Charlie und ihre Vergangenheit. Sie hat zwischendurch "Aussetzer", die sie als Filme im Kopf beschreibt und schnell verschwimmen die Realität und ihre Gedankenwelt. Ebenso wie sie selbst fragt man sich auch als Leser, was nun wirklich passiert ist und was nicht. Riley konfrontiert einen direkt mit jenen Ängsten, die wohl jeder kennt, der schon einmal bei einem Fremden mitgefahren ist.
Nach der "Kennenlernphase" der beiden Reisenden nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und mir fiel es schwer, das Buch überhaupt noch aus der Hand zu legen.

Die Protagonistin setzt sich im Laufe der Handlung immer wieder mit ihren Schuldgefühlen für den Tod ihrer besten Freundin auseinander, die Schlüsse die sie daraus zieht und die Entwicklung, die sich durchmacht, sind sehr schön gelungen und gestalten einen großen Wendepunkt in der Geschichte.
Wenn auch die Angst im Vordergrund steht, behandelt der Thriller ebenso die Themen Schuld, Rache und Vergebung.

Zwischendurch bekommt man den Eindruck, die Handlung sei gerade sehr klischeehaft, doch der Autor schafft es, alles mit völlig überraschenden Wendungen zu erklären und zum Schluss ist nichts mehr, wie es am Anfang schien.
Gerade das Ende empfand ich als sehr besonders und gut gelungen, es wird dem Buch definitiv gerecht.

Absolute Leseempfehlung an alle Thriller-Fans!


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Veröffentlicht am 05.11.2022

Typischer Sträter-Humor gepaart mit ernsten Themen

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen ...

"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen zu machen, ist gut für die Seele."

Endlich! Torsten Sträters neuestes Buch "Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" ist erschienen und beinhaltet die besten Geschichten der letzten drei Jahre.
Es ist aufgeteilt in neun Kapitel, welche übersichtlich im Inhaltsverzeichnis gegliedert sind ("Was [im Buch] drinsteht? Steht drin."), sodass man sich auch ohne Lesezeichen mühelos zurechtfindet - falls das Buch denn aus der Hand gelegt werden kann.

Im ersten Teil "Stories" lesen wir im altbekannten Sträter-Stil Alltagssituationen, die durch Abschweifungen ins Absurde geführt werden und deren Pointe wie gewohnt immer wieder überraschend kommt. Absolutes Highlight war für mich definitiv die zweite Geschichte "Zucker", eine Anspielung auf Stephen Kings "Shining".

In den weiteren Kapiteln widmet sich Sträter ernsteren Themen, nähert sich diesen aber stets humorvoll.
Natürlich dreht sich viel um Corona, auch mit der Politik wird sich kritisch befasst, aber zur Sprache kommen auch Probleme, die darüber hinaus nicht vergessen werden dürfen. Der Autor richtet sich dabei mit einem Appell an den Leser, man solle beim eigenen Verhalten anfangen, etwas zu verändern, ohne dass einem jedoch das Gefühl vermittelt wird, belehrt zu werden.

Sehr persönlich und nahbar wird es im Kapitel über Sträters Depressionen.
Außerdem widmet er sich dubiosen Formulierungen und Redewendungen der deutschen Sprache, gibt Filmtipps und schreibt über die Spielzeuge seiner Kindheit.

Der Autor hat einen geschickten Mix aus lockeren und ernsten Themen gewählt, wobei alle Geschichten kurzweilig und unterhaltsam, teilweise auch sehr berührend sind. Sie bringen einen sowohl zum Lachen, als auch zum Nachdenken und bieten somit beste Unterhaltung.

Ich empfehle das Buch allen Sträter-Fans, Freunden von Wort- und Sprachspielen, sowie jenen, die satirische Kurzgeschichten mögen und mal wieder ein paar herzhafte Lacher brauchen.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Beeindruckend

Das große Spiel
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Richard Powers verwebt in seinem neuen Roman “Das große Spiel” (Original: “Playground” - auf mehreren Ebenen großartig gewählter Titel) die Schicksale vier verschiedener Personen mit den großen Fragen ...

Richard Powers verwebt in seinem neuen Roman “Das große Spiel” (Original: “Playground” - auf mehreren Ebenen großartig gewählter Titel) die Schicksale vier verschiedener Personen mit den großen Fragen der heutigen Zeit: Kann der Klimawandel aufgehalten werden? Wie viel Hoffnung können wir in die KI setzen?
Dreh- und Angelpunkt ist die pazifische Insel Makatea; sie taucht als Schauplatz immer wieder auf und dient als solcher auch dem Finale des Buches, wenn die vier Protagonisten aufeinandertreffen.

Da es viele Zeit- und Perspektivwechsel gibt, verlangt das Buch einige Konzentration; zwischenzeitlich kommt etwas Verwirrung auf, doch nach und nach kann man die verschiedenen Stränge miteinander verbinden und bekommt ein ganzheitliches, klares Bild.

Besonders hervorheben möchte ich die Kapitel aus der Sicht der Forscherin Evelyne Beaulieu. Sie ist eine Pionierin auf ihrem Gebiet, setzt sich als Frau in einer männerdominierten Wissenschaftswelt durch und bricht mit patriarchalischen Rollenbildern.
Ihr innerer Konflikt ist ebenso nachvollziehbar dargestellt wie die Faszination, die die Unterwasserwelt auf sie ausübt. Die Entdeckungen auf ihren Forschungsreisen waren für mich auch die größte Stärke des Romans: Der einzigartige Lebensraum Ozean mit seinen schillernden Bewohnern wird so lebensecht und detailliert beschrieben, dass es sich anfühlt, als ginge man selbst auf einen Tauchgang.

Die computerlastigen Szenen rund um Todd haben mich zwar inhaltlich weniger interessiert, dennoch muss ich betonen, dass Powers es schafft, alles gut verständlich für Laien zu erklären, ohne große Längen aufkommen zu lassen.
Generell konnte ich aus jeder einzelnen Perspektive etwas Neues mitnehmen und der Lesefluss wurde nie unterbrochen.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich das zu schnell aufkommende und lieblos abgehandelte Ende; nachdem so kleinschrittig und bedächtig daraufhin gearbeitet wurde, kommt das Finale viel zu abrupt. Positiv ist jedoch, dass es viel Deutungsspielraum lässt und man sich auf diese Weise auch nach dem Lesen noch mit dem Buch auseinandersetzen muss. ⭐️4,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Spannend und emotional

Die Entführung
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Unternehmerstochter Leni und ihre beste Freundin Ronja werden entführt. Die Lösegeldforderung: drei Millionen Mark. Obwohl die Familien alles tun, was die Entführer verlangen, fallen Schüsse.
Siebzehn ...

Unternehmerstochter Leni und ihre beste Freundin Ronja werden entführt. Die Lösegeldforderung: drei Millionen Mark. Obwohl die Familien alles tun, was die Entführer verlangen, fallen Schüsse.
Siebzehn Jahre später scheint der Fall längst gelöst zu sein, als eine skelettierte Leiche aufgefunden wird und alle damaligen Ermittlungen infrage stellt.

Petra Johann hat mich mit “Die Entführung” mal wieder komplett überzeugt. Auf gut 500 Seiten führt sie ihre Leserinnen an der Nase herum und überrascht mit einer absolut unvorhersehbaren Auflösung.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und nahbar. Ich mochte es sehr, dass wir auch einen Einblick in das Privatleben der Ermittler
innen bekommen.
Den ersten Teil fand ich persönlich etwas stärker als den zweiten, hier werden die Emotionen enorm gut dargestellt; sowohl die der beiden entführten Mädchen, als auch die der Familien. Der Fokus wurde darauf gelegt, was das Verbrechen mit den Angehörigen macht. Die Situation war so nervenaufreibend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Aber auch der zweite Teil ist spannend, denn hier eröffnen sich gefühlt mit jedem weiteren Kapitel neue Fragen, auf deren Beantwortung man bis zum Schluss warten muss.

Insgesamt ist “Die Entführung” ein Krimi mit Sogwirkung, der ohne blutige Gewaltdarstellungen auskommt, dafür ein überraschendes Ende hat. Die Charaktere wachsen einem ans Herz, Familie und Freundschaft spielen eine große Rolle. ⭐️4,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Eindringlich

Cujo
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Cujo ist ein liebenswürdiger Bernhardiner, der keiner Fliege etwas zuleide tun würde.
Bis er von einer tollwütigen Fledermaus gebissen wird und sich das Virus nach und nach in ihm ausbreitet.
Und so ist ...

Cujo ist ein liebenswürdiger Bernhardiner, der keiner Fliege etwas zuleide tun würde.
Bis er von einer tollwütigen Fledermaus gebissen wird und sich das Virus nach und nach in ihm ausbreitet.
Und so ist die extreme Hitze in diesem Sommer nicht die einzige tödliche Gefahr in Castle Rock …

“Cujo” ist ein echter King-Klassiker. Und wieder einmal wurde ich beim Lesen bzw. Hören positiv überrascht. Klingt der Klappentext erst einmal nach trashigem Horror, bietet der Roman doch so viel mehr.
King lässt uns tief eintauchen in die Leben der Familien Trenton und Camber. Manche würden es als unnötige Ausschweifungen bezeichnen, ich hingegen liebe es, wie King fiktive Personen beschreibt, als gäbe es sie wirklich. Wir erfahren von den Sorgen und Problemen der Charaktere und binden uns Stück für Stück mehr an sie. Und so sind wir auch hautnah dabei, wenn Donna und Tad immer weiter in die Misere rutschen und sehen, wie viele unglückliche Zufälle dazu führen, dass sie in ihre missliche Lage kommen.
Ihr Überlebenskampf ist der Kern der Geschichte und obwohl ich dessen Ausgang schon kannte (da ich zuvor “Klapperschlangen” gelesen habe), waren jene Szenen unfassbar spannend, emotional und für mich als Mutter kaum zu ertragen.

Insgesamt ist “Cujo” wieder ein Roman, der mich sehr berührt hat und mit dessen Figuren ich von Anfang an (eine der gruseligsten Szenen ist die erste) mitgefiebert habe. Wer einen Splatter-Roman erwartet, wird sich langweilen, wer die Ausschweifungen des Autors genauso liebt wie ich, sollte das Buch unbedingt lesen.
Ich habe mich für die Hörbuchversion entschieden, die wieder einmal grandios von David Nathan eingesprochen wurde. Er versteht es wie kein Zweiter, dem King'schen Universum Leben einzuhauchen. ⭐️4,5/5⭐️



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