Murdle ist eine geniale Kombination aus Kriminalroman und Gitterrätseln, da sich die Beschreibung der Fälle wie eine fortlaufende Geschichte mit Deduktiv Logico als Ermittler liest.
Zu Beginn der 100 ...
Murdle ist eine geniale Kombination aus Kriminalroman und Gitterrätseln, da sich die Beschreibung der Fälle wie eine fortlaufende Geschichte mit Deduktiv Logico als Ermittler liest.
Zu Beginn der 100 Fälle werden die jeweiligen Verdächtigen genau vorgestellt: Größe, Haar- und Augenfarbe, andere Besonderheiten. Außerdem gibt es verschiedene Tatorte und -werkzeuge, unter denen man die zutreffenden durch ein Ausschlussverfahren ermitteln muss – das Motiv ist nicht von Bedeutung. Da heißt es, ganz genau lesen, damit man die beim Rätseln dann auch alles richtig zuordnet.
Die Hinweise werden in ein Gitter übertragen: ein Haken für zutreffende Hinweise, und ein Kreuz, wenn man etwas ausschließen kann.
Man muss bei dem Hinweis auch mal um die Ecke denken und darf sich nicht in die Irre führen lassen, einige Begriffe mussten wir sogar googeln. Trotzdem sind wir bisher nicht über die leichten Rätsel hinausgekommen, obwohl mein Mann seit Jahren die P.M. Logik-Rätsel macht und überzeugt war, dass Murdle nicht schwerer sein kann – Überraschung, ist es doch.
Wir hatten und haben jedenfalls eine Menge Spaß mit Murdle, mal sehen, wann wir uns an die schweren Rätsel wagen.
„Valentina Schlee mochte dürr sein wie ein Streichholz und exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri, in Modefragen machte ihr niemand etwas vor.“ (S. 39) Manhattan 1933: Valentina, von der man nur weiß, ...
„Valentina Schlee mochte dürr sein wie ein Streichholz und exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri, in Modefragen machte ihr niemand etwas vor.“ (S. 39) Manhattan 1933: Valentina, von der man nur weiß, dass sie ursprünglich von der Krim und höchstwahrscheinlich aus altem russischem Adel stammt, ist genauso, wie sich die Schönen und (vor allem) Reichen eine Modedesignern vorstellen: sehr exaltiert und geheimnisvoll. Sie nimmt nie mehr als 200 Kundinnen in ihre Datei auf, die ihre Kleider dann nicht mal selber aussuchen dürfen. Valentina legt Schnitte, Stoffe und Farben ganz allein fest. Dafür sind ihre Kreationen dann aber auch spektakulär und kosten oft mehr als das Jahresgehalt eines New Yorker Arbeiters.
Ihr Geschäft würde ohne ihre Assistentin Daisy wahrscheinlich nicht halb so gut laufen. Die stammt aus der besseren Gesellschaft von Savannah, ist sehr schlau und gewitzt und im Vergleich zu Valentina fast schon bodenständig zu nennen. Sie hat ein Hänchen für schwierige Kundinnen (und ihre Chefin), bewahrt auch in der größten Katastrophe die totale Ruhe und hält zur Not alle mit Champagner in Schach.
Leider ist ihre Zeit bei Valentina gezählt. Seit Wochen geht sie ihrem Fast-Verlobten aus dem Weg, der nach dem Studium in die Kanzlei ihres Vaters einsteigen und sie dafür heiraten soll. Ihrer beider Familien sind entzückt, aber Daisy hat sich in den Journalisten und Hot-Dog-Verkäufer Christopher Flanagan verguckt, der ist nur leider als Partner undenkbar.
„Mode spiegelt die Gesellschaft, und zwar gleich doppelt: Einmal so, wie sie ist, und einmal so, wie sie gern wäre.“ (S. 205)
Joan Wengs neuer Roman „Die Modeschöpferin von Manhattan“ hat mich überrascht. Ich hatte noch nie von Valentina Schlee gehört, dabei habe ich schon einige Bücher über Mode und Kundinnen von ihr gelesen, wie Eleanor Roosevelt, Marlene Dietrich, Katharine Hepburn oder Greta Garbo. Aber Valentinas Name ist darin nie aufgetaucht. Sie scheint eine extrem spannende Persönlichkeit gewesen zu sein, die einen regelrechten Kult um sich aufgebaut hat, um ihre Herkunft, ihr Leben und ihre Ängste zu verschleiern. Sie und ihr Mann Georg haben schon zweimal alles verloren, erst in Russland und dann in Paris, sind aber jedes Mal wie Phönixe wieder auferstanden und haben sich neu erfunden. Aber dann lässt eine neue Kundin
Valentinas Vergangenheit plötzlich wieder sehr lebendig werden und erschüttert sie bis ins Mark. „Die Toten sollen tot bleiben.“ (S. 80)
Valentina lebt in einer Welt voller Mode, Luxus, Champagner und Liebe, doch hinter den Kulissen ist es weniger glamourös. Sie steht eigentlich auf Frauen und ist unglücklich verliebt – natürlich nicht in ihren Mann, der immer neue Gespielinnen hat – und jetzt konkurrieren sie auch noch um die gleiche Frau.
Und während sie von einer Filmpremiere zur nächsten taumelt und immer ausgefallenerer Kreationen entwirft, schaut sie auch nach Deutschland und Russland, die über den Nichtangriffspakt verhandeln.
Joan Weng ist es gelungen, die Welt der Mode mit den verschiedenen Gesellschaftsschichten und deren Ansichten und Interessen bzgl. der politischen Entwicklungen gekonnt zu verbinden. Ihre Protaginsten sind fein gezeichnet und vielschichtig, ich mochte auch die Nebencharaktere wie Daisys sehr lebenslustige Freundin Katej und ihre Tante sehr. Sie schreibt sie sehr anschaulich, unterhaltsam und fesselnd.
„Er war das Rätsel und die Lösung, nach der sie ihr Leben lang gesucht hatte. Das fehlende Teil.“ (S. 11)
Freundschaf, Gemeinschaft und Liebe haben die Bewohner von Creighton Hall Clayton Stumper gelehrt, ...
„Er war das Rätsel und die Lösung, nach der sie ihr Leben lang gesucht hatte. Das fehlende Teil.“ (S. 11)
Freundschaf, Gemeinschaft und Liebe haben die Bewohner von Creighton Hall Clayton Stumper gelehrt, aber bewusst wird es ihm erst so richtig nach dem Tod seiner Ziehmutter Pippa. Sie hat ihm ein Rätsel hinterlassen, mit dem er, ein Findelkind, endlich seine Herkunft ergründen kann. Vor 25 Jahren lag er eines Tages auf der Schwelle der Gemeinschaft der Rätselmacher, und obwohl dessen Bewohner damals längst im Rentenalter waren, haben sie ihn zusammen aufgezogen und ihm neben allem anderen auch die Liebe zu den verschiedensten Rätseln, Puzzeln und Labyrinthen versucht nahezubringen. Aber leider nur mit mäßigem Erfolg, da er sich inmitten der besten Rätselmacher des Landes immer etwas unbedarft vorkam.
„Das größte Rätsel aller Zeiten“ ist ein ganz bezaubernder und sehr spannender Roman über einen jungen Mann, der nach seiner Herkunft sucht und dabei lernt, in der Gegenwart zu leben und Pläne für die Zukunft zu machen. „Du bist alt geworden, bevor du erwachsen geworden bist. Du hast dein gesamtes Leben rückwärts gelebt und so vieles verpasst …“ (S. 51)
Pippas letzter Gruß an Clayton ist eine Rätsel-Schnitzeljagd, die ihn quer durch London und noch viel weiter führt. Dafür muss er endlich seine Komfortzone verlassen und feststellen, dass die Welt einige Überraschungen für ihn bereithält – und dass es nichts Schlechtes ist, andere um Rat und Hilfe zu bitten.
Samuel Burr erzählt die Geschichte auf zwei Ebenen. Abwechselnd schildert er, wie Pippa die Gemeinschaft der Rätselmacher gründet und sich diese bis zu Claytons Auffinden entwickelt, und wie Clayton nach Pippas Tod die verschiedenen Rätsel löst, um weiterzukommen und am Ende hoffentlich seine Eltern zu finden. Die Handlung ist mit verschiedenen Rätseln, die man beim Lesen lösen kann, und Hinweisen auf Claytons Abstammung gespickt, trotzdem bin ich nicht vor ihm auf das Ergebnis gekommen.
Burr hat lauter liebenswerte, etwas schrullige Charaktere geschaffen, die es einem leicht machen, sie zu mögen. Pippa hat ihr ganzes Berufsleben lang unter einem männlichen Pseudonym gearbeitet, damit man ihre Rätsel ernst nimmt. Sie hat nie eine eigene Familie gegründet, war aber Clayton dann eine tolle Mutter. Earl hat Vaterfigur übernommen. Der Meister der Labyrinthe hat ihm Fahrradfahren und Rasieren beigebracht und alles, was ein Mann sonst noch wissen muss. So ist aus Clayton ein sehr netter, stiller junger Mann geworden, der den Kleidungs- und Lebensstil seiner (alten) Vorbilder übernommen hat und damit wie aus der Zeit gefallen wirkt. Aber er weiß auch genau, wie sich alte Menschen fühlen und wie er ihnen mit kleinen Aufmerksamkeiten helfen, ihren Alltag erleichtern und bunter machen kann.
5 Sterne und meine Empfehlung für dieses Herzensbuch und Lesehighlight, das ich an nur einem Sonntag durchgeschmökert habe.
„Ich werde vor ein Auto laufen. Die Menschen werden sich um mich scharren und mit weit aufgerissenen Augen auf meine blutenden Wunden starren. … Die Welt wird stillstehen und endlich wird es jemand aussprechen: ...
„Ich werde vor ein Auto laufen. Die Menschen werden sich um mich scharren und mit weit aufgerissenen Augen auf meine blutenden Wunden starren. … Die Welt wird stillstehen und endlich wird es jemand aussprechen: Das Mädchen braucht Hilfe!“ (S. 7) Linda ist 15 und unglücklich, plant ihren Selbstmord. Nur der demente ehemalige Bademeister Hubert und ihr bester Freund Kevin halten sie bisher davon ab. „Kevin kennt mich. Hubert jedoch kennt meine Geheimnisse.“ (S. 7/8), denn bei Hubert kann sie sicher sein, dass er die schon im nächsten Augenblick wieder vergessen hat. Montag-, Mittwoch- und Samstagnachmittag verbringt sie mit ihm, damit dessen polnische 24-Stunden-Pflegekraft Ewa auch mal frei hat. Dann spielt sie einfache Spiele mit Hubert und macht ihm Essen. Wenn er einen schlechten Tag hat, tut sie so, als wäre sein Wohnzimmer das Freibad und sie würde darin schwimmen, zeigt ihm YouTube Videos über Freibäder oder Rudi Carrells „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“. In der Schule ist sie keine Leuchte, aber bei Hubert scheint sie intuitiv zu wissen, wie sie ihn erreichen kann und findet mit viel Feingefühl und Kreativität Lösungen für neue Probleme. Darum fällt es ihr auch so schwer zu begreifen, dass Huberts Zustand trotz aller Bemühungen immer schlechter wird.
Kevin ist ihr dabei leider keine Hilfe. Er ist extrem schlau, steigert sich allerdings in seine Angst vor dem Ende der Erde rein, hat immer die aktuellen Werte zum CO2-Ausstoß und der Erderwärmung parat. Er will, dass endlich alle aufwachen und was tun, das große Ganze ist wichtiger als Hubert.
Ewa, die polnische Pflegekraft, ist froh, wenn Linda kommt, denn auch sie braucht mal eine Pause. Sie liebt ihre extrem anspruchsvolle Arbeit am Patienten zwar, versucht, mit Gebeten, alten Weisheiten und Naturheilmitteln zu helfen, aber verhindern kann sie Huberts langsames Verschwinden nicht. Und vielleicht wäre danach endlich mal Zeit für ein eigenes Leben, für ihr eigenes Glück – zu lange schon sucht sie einen Mann, der es gut mit ihr meint.
Und dann ist da noch der Nachtfalter, wie Linda Huberts Tochter nennt. Die bezahlt zwar gut, kümmert sich ansonsten aber kaum um ihren Vater und macht Ewa und Linda Vorwürfe, wenn Hubert stürzt o.ä.
„Bademeister ohne Himmel“ ist sehr poetisch, traurig, berührend, tiefgründig – und gesellschaftskritisch. Da sind zum einen Lindas Probleme in der Schule, die nur angedeutet werden und anscheinend niemanden interessieren, und ihre Flucht zu Hubert, weil sie die Parallelen zwischen ihrem und seinem Leben erkennt. „Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. … Wir stochern … nicht in der Vergangenheit rum und wir machen keine Pläne für die Zukunft.“ (S. 13) Außerdem mag sie ihn und gibt sich unendlich Mühe, ihm seine Ängste zu nehmen, während seine Welt immer kleiner wird, er es irgendwann nicht mal mehr zum Fenster schafft, um in den Himmel zu sehen.
Gleichzeitig macht Petra Pellini deutlich, dass die Pflege der Eltern eigentlich in die Hände der Angehörigen gehört, damit die Alten in ihrem Zuhause bleiben können, es aber keine Lösung ist, die Betreuung auf eine polnische Billigarbeitskraft und eine 15jährige Schülerin abzuwälzen.
Ich fand es unmenschlich und habe mich gewundert, dass es gesetzlich erlaubt ist, dass Ewa monatelang nur die paar Stunden frei hat, die Linda einspringt, und erst nach Wochen wieder nach Hause nach Polen fahren darf.
Und auch Kevins Vehemenz, mit der er auf den Zustand der Erde verweist und welche Lösung er für sich am Ende findet, macht nachdenklich.
„Ich habe ein Geheimnis – eines, das Sie zweifellos überraschen wird.“ (S. 14) sind die letzten Worte des Bestsellerautors J. D. Grimthorpe, bevor er bei seiner Pressekonferenz im nagelneuen Teesalon des ...
„Ich habe ein Geheimnis – eines, das Sie zweifellos überraschen wird.“ (S. 14) sind die letzten Worte des Bestsellerautors J. D. Grimthorpe, bevor er bei seiner Pressekonferenz im nagelneuen Teesalon des Regency Grand Hotel zusammenbricht und stirbt, alles sieht nach einer Vergiftung aus. Natürlich wird das Zimmermädchen verdächtigt, das für den Teewagen verantwortlich war – Mollys Lehrmädchen Lily. Molly ist von deren Unschuld überzeugt und stellt zusammen mit der übermotivierten Barfrau Angela eigene Ermittlungen an – schließlich kennt sich kaum einer so gut im Hotel aus, wie die „unsichtbaren“ Angestellten.
„Ein mysteriöser Gast“ ist der zweite Teil der charmanten Krimireihe um Molly Gray. Sie ist jetzt seit einigen Jahren Chef-Zimmermädchen, führt ein strenges, aber gerechtes Regime über ihre Mitarbeiterinnen und bringt ihnen alles bei, was sie von ihrer verstorbenen Grandma über Ordnung und Sauberkeit gelernt hat. Lily hat es ihr besonders angetan, weil sie noch stiller ist, als sie selbst. Darum war der Geschäftsführer des Hotels auch gegen ihre Einstellung, aber Molly hat sich durchgesetzt und will jetzt Lilys Unschuld beweisen. Und sie hat noch einen Grund, eigene Nachforschungen anzustellen: sie hat Grimthorp als Kind kennengelernt, weil ihre Gran sein Hausmädchen war. Und je mehr sie sich an die Zeit zurückerinnert und diese Erinnerungen hinterfragt, desto mehr kommt sie ihrer eigenen Vergangenheit und Grimthorpes Geheimnis auf die Spur.
Schon in „The Maid“ hatte mich Mollys Andersartigkeit sehr berührt. Sie hat leicht autistische Züge und lebt in einer Welt voller Erinnerungen an ihre Grandma und deren Putz-Anweisungen, Sinnsprüchen und alten Columbo-Folgen. Sie ist effizient, gründlich, mitfühlend, extrem hilfsbereit und erkennt inzwischen immer besser, wenn man sie oder andere ausnutzen will. Außerdem fallen ihr Dinge auf, die andere leicht übersehen und beeindruckt damit sogar die ermittelnde Polizistin: Molly, ich glaube, ich habe sie unterschätzt. Ich weiß nicht immer, wovon sie reden. Aber sie haben gerade eine ganze Reihe von Hinweisen miteinander verknüpft, von denen mir nicht einmal klar war, dass es Hinweise sind.“ (S. 244)
Lily bleibt lange sehr unscheinbar und undurchschaubar – hat sie nur Angst oder etwas zu verbergen?
Die Barfrau Angela ist bekennender TrueCrime-Fan und sieht hier ihre Chance, endlich selber einen Fall aufzuklären. Dass sie Molly dabei manchmal regelrecht überfährt und auch übers Ziel hinausschießt, wird ihr gar nicht bewusst – was zählt, ist der Erfolg.
Nita Prose schreibt sehr unterhaltsam und hält die Spannung durch Mollys Erinnerungen und dem, was daraus für die Gegenwart resultiert, konstant hoch. Es hat mir wieder unheimlichen Spaß gemacht, Mollys Ermittlungen und Gedankengänge zu verfolgen und ich hoffe, dass es weitere Bände geben wird.