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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2024

Vom Leben und Altern

Fischgrätentage
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Elke Laznia ist eine Salzburger Autorin. In diesem Buch behandelt sie Themen wie Altern, Krankheit, Pflegen und auch Sterben.
Den ersten Teil sehe ich als Langgedicht bestehend aus vielen, überaus eleganten ...

Elke Laznia ist eine Salzburger Autorin. In diesem Buch behandelt sie Themen wie Altern, Krankheit, Pflegen und auch Sterben.
Den ersten Teil sehe ich als Langgedicht bestehend aus vielen, überaus eleganten Versen.
Es überzeugt der Rhythmus der Verse
Im zweiten Teil folgen weitere, mehrteilige Gedichte.
Nachkommen, Lavendellied, dein Hunger von hier, Blattwerk, Mutterkraut und andere.
Auffällig ist das durchgehend hohe Niveau!

Veröffentlicht am 07.09.2024

Im Handgelenk ein Vogel oder das lange Gedicht

Nachwasser
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Überraschend und erfreulich, dass Lyrik für den Österreichischen Buchpreis (Kategorie Debütpreis) nominiert wird.
Nachwasser ist ein Langgedicht, bei dem man als Leser dicht an der Entstehung des Textes ...

Überraschend und erfreulich, dass Lyrik für den Österreichischen Buchpreis (Kategorie Debütpreis) nominiert wird.
Nachwasser ist ein Langgedicht, bei dem man als Leser dicht an der Entstehung des Textes dran ist.
Erste Themen sind Kindheit, Eltern und Geschwister, eine verlorenen Liebe, besonders aber das Schreiben selbst.
Es gibt Bezüge auf Literaten wie Ingeborg Bachmann, Cesar Aira, Hilde Domin, Elke Erb und vor allen Dingen Friederike Mayröcker.
Mit Mayröckers Gedichten treten die von Frieda Paris in einen Dialog.
Eine junge Stimme begegnet der 2021 verstorbenen großen Wortmutter, wie Frieda Paris sie nennt.
Was für ein Debüt!

Veröffentlicht am 28.08.2024

gnadenlos

Das Ende von Eddy
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Dieses jetzt neu aufgelegte Buch begründete den inzwischen beträchtlichen Ruhm des Autors Edouard Louis und gilt als bedeutendes Werk über einen Zustand. Es ist autofiktional im Sinne von Annie Ernaux ...

Dieses jetzt neu aufgelegte Buch begründete den inzwischen beträchtlichen Ruhm des Autors Edouard Louis und gilt als bedeutendes Werk über einen Zustand. Es ist autofiktional im Sinne von Annie Ernaux gehalten. Der junge Eddy wird schon als Kind in der Schule gemobbt und teilweise wird er auch in der Familie ausgegrenzt. Der Vater ist ein rauer Typ, der keinen Zugang zu seinem sensiblen Sohn hat, die Mutter schwankt zwischen hilflos und gleichgültig. In späteren Büchern wird sich der Autor noch ganz den Eltern widmen, doch auch schon hier haben sie ihre Kapitel.
Es ist aber die ganze Gesellschaftsschicht im dörflichen Frankreich, die sich so intolerant verhält.
Erst ganz am Schluß des Buches öffnet sich Eddy eine Chance.
Dass Edouard Louis das so gnadenlos erkennt und beschreibt, verleiht dem Buch die hohe Wirkung.

Veröffentlicht am 24.08.2024

Favorit für die Shortlist

Nostalgia
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Nostalgia ist eine Familiengeschichte, die in den frühen Achtziger Jahren in der DDR angesiedelt und die trotz des Titels nicht nostalgisch verklärt sondern glaubhaft und echt den Zustand zeigt. Die erlebende ...

Nostalgia ist eine Familiengeschichte, die in den frühen Achtziger Jahren in der DDR angesiedelt und die trotz des Titels nicht nostalgisch verklärt sondern glaubhaft und echt den Zustand zeigt. Die erlebende Perspektive ist die des Kindes André. Es ist ein autobiografisch gefärbter Text, liest sich aber nicht wie die übliche autofiktionale Literatur. Das liegt auch darin, dass nicht in der ersten Person erzählt wird.
Zentrale Figur ist die der Mutter, die aus Laos stammte und au Liebe in die DDR ging. Diese Herkunft ist manchmal nicht einfach für Andre, zum Beispiel wenn er in der Schule Schlitzauge genannt wird.
Hinzu kommt noch der jüngere Bruder, der geistig behindert ist. Und auch die Mutter wird krank. Es wird schlimmer und damit endet Andres unbekümmerte Jugend schnell. Später wird auch die Perspektive der Mutter gezeigt.
Andre Kubiczek schreibt detailliert, vielleicht manchmal zu ausführlich. Vielleicht erreicht er mit seiner Genauigkeit aber auch erst den Leser.
Es ist ein Text, der einen nicht gleichgültig lässt.

Veröffentlicht am 19.08.2024

Der Bericht des Schwans

Als wir Schwäne waren
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Behzad Karim Khanis zweiter Roman „Als wir Schwäne waren“ ist ein intensiver Text, auch poetisch. Der Autor zeigt die Wut seines Protagonisten, der als 9jähriger aus dem Iran ins Ruhrgebiet einwandert. ...

Behzad Karim Khanis zweiter Roman „Als wir Schwäne waren“ ist ein intensiver Text, auch poetisch. Der Autor zeigt die Wut seines Protagonisten, der als 9jähriger aus dem Iran ins Ruhrgebiet einwandert. Hier erlebt er die manchmal lebensfeindlichen Lebensbedingungen und die Gewalt, die er schließlich selbst ausüben wird. Ziemlich am Anfang wird gezeigt wie er einen Mitschüler, der es sicherlich verdient hat, brutal zusammenschlägt. Das löst beim Protagonisten ein Machtgefühl aus. So konsequent beschrieben, liest man das selten. Aber eine gewisse Faszination von Gewalt scheint zu bleiben, möglicherweise auch beim Autor. Etwas mehr Distanz täte auch gut. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass der Erzähler doch auch gereift und reflektierend wirkt.
Es ist nebenbei auch ein Buch über die Eltern, die in Deutschland sozialen Abstieg erlebten. Insbesondere der Vater ist eine melancholische Figur.
Das Buch wirkt wegen der Erzählweise des Berichts so stark.