Harte Kost
Alle wissen hier allesMartina Voß lebt mit ihrer kleinenTochter allein in einem großen Haus auf dem Land, sie hat sich vor einem dreiviertel Jahr von ihrem Mann getrennt. Als sie eines morgens im Kindergarten Kasia kennenlernt, ...
Martina Voß lebt mit ihrer kleinenTochter allein in einem großen Haus auf dem Land, sie hat sich vor einem dreiviertel Jahr von ihrem Mann getrennt. Als sie eines morgens im Kindergarten Kasia kennenlernt, die eine erhebliche Verletzung am Kopf hat, ist ihr sofort klar, dass diese Beule nicht von einem Unfall stammt. Sie nimmt Kasia und deren Tochter bei sich auf. Aus dem vorübergehenden Schutz vor dem gewalttätigen Ehemann wird ein dauerhaftes Arrangement. Die Mädchen genießen das Zusammensein und die beiden Frauen erträumen sich bei Wodka mit Apfelsaft eine besssere Zukunft. Doch sie haben nicht mit der Wut und Gekränktheit ihrer Männer gerechnet. Durch Mitgliedschaft in der Feuerwehr sind alle Männer des Dorfes miteinander vernetzt. Martina und Kasia werden beobachtet, diffamiert, und bedroht. Auch Frauen, zum Beispiel die Kindergärtnerinnen der Mädchen machen bei dieser unerbittlichen Hetzjagd mit.
Ich hatte aufgrund des Klappentextes nicht eine so beklemmende Geschichte erwartet und war, nachdem ich das Buch zuende gelesen hatte, zwiegespalten. Mareike Krübel schreibt routiniert und spannend. Ihre Fähigkeit, auch kleinste Nuancen im Zusammenleben wahrzunehmen und auszudrücken, ist beeindruckend. Die Dialoge sind pointiert und lebensecht. Viele der Klischees (zum Beispiel die Männerfeuerwehr und die trinkende Polin) hat sie sicher bewusst gewählt, mir erschienen sie zu stereotyp. Trotz des ab und zu aufblitzenden schwarzen Humors ist der Roman insgesamt eine harte Kost.