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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grandios

Der Anruf
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Zum Inhalt:
Vor sechs Jahren kam es zu vielen Toten bei einem Terroranschlag auf ein Flugzeug in Wien. Grund dafür war ein Anruf eines Mitglieds des amerikanischen Geheimdienstes bei dem Anführer der Terroristen. ...

Zum Inhalt:
Vor sechs Jahren kam es zu vielen Toten bei einem Terroranschlag auf ein Flugzeug in Wien. Grund dafür war ein Anruf eines Mitglieds des amerikanischen Geheimdienstes bei dem Anführer der Terroristen. Jetzt trifft sich Henry mit seiner damaligen Freundin und Kollegin Celia in ihrer neuen Heimat, um den Verrat von damals aufzuklären. Ein Duell entspinnt sich: Welches Mitglied ihres Teams war der Täter, was der Grund für seine Tat und wer schützte damals wen?

Mein Eindruck:
Ich wünsche mir ganz schnell eine Verfilmung dieses Buchs, - am liebsten mit Cate Blanchett und Russell Crowe. Denn dafür braucht es zwei überzeugende Schauspieler, da die Geschichte sehr schnell zu einem Kammerspiel dieser zwei Personen wird. Celia und Harry zeigen sich und den Leser auf der einen Seite viele Facetten ihrer Persönlichkeiten, behalten aber genauso viel versteckt hinter einer Maske, die sie in ihrer Geheimdienstzeit perfektioniert haben. Olen Steinhauer gelingt es phänomenal gut, die Katastrophe von 2006, die unterschiedlichen Lebensphilosophien seiner Hauptpersonen und ihre Beweggründe komprimiert auf nur 270 Seiten zu präsentieren, so dass zumindest mir nichts nach dem Ende gefehlt hat. Das stilistische Mittel, zum größten Teil die beiden Ex-Agenten als Ich-Erzähler fungieren zu lassen, lässt die Leser tief in die Gedankenwelt eintauchen, bis zum Schluss ein gemeinsamer Teil in der dritten Person den nötigen Abstand zum Showdown liefert. Und selbst dann legt der Autor noch nicht alle Karten auf den Tisch, kurze Einschübe einer Tonbandaufnahme lassen den Leser über das Ende spekulieren, - genau so, wie man es in der diffusen Welt der Geheimdienste erwartet.
Das Buch lässt einen mit einem flauen Gefühl im Magen zurück und der Gewissheit, das wohl nichts so ist, wie es scheint und Loyalität und Gewissen manchmal nur Wörter sind, die auf dem Altar des Großen und Ganzen geopfert werden können, wenn es die Staatsräson so will.

Mein Fazit:
Ein Thriller, der wirklich das Prädikat "Weltklasse" verdient

Veröffentlicht am 15.09.2016

Höchst vergnüglich

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Zum Inhalt:
Alex, Mitte Vierzig, verheiratet und Vater zweier pubertierender Kinder, schläft am Abend vor der Abreise in den Urlaub ein und erwacht als pickliger Jüngling in den 80er Jahren, - mit dem ...

Zum Inhalt:
Alex, Mitte Vierzig, verheiratet und Vater zweier pubertierender Kinder, schläft am Abend vor der Abreise in den Urlaub ein und erwacht als pickliger Jüngling in den 80er Jahren, - mit dem Wissen von heute. Unsicher, ob er zurück in sein altes Leben findet, fügt er sich wohl oder übel in sein Schicksal und fährt mit Eltern, Oma und Schwester nach Italien.

Mein Eindruck:
Bastian Pastewka ist das Beste, was der Geschichte passieren konnte. Genial haucht, röchelt, brüllt, säuselt und spricht er der Geschichte Leben ein, großartig, wie er die unterschiedlichen Personen interpretiert. Aber selbst ein großer Künstler könnte nicht aus Mist Bonbons machen. Deshalb gerät es Herrn Pastewka und den Hörern zu einem großen Glück, dass die Vorlage für seine Sprecherbegabung nahezu perfekt ist.
Die beiden Autoren beweisen, dass sie jenseits von Kluftinger sehr humorvolle Stories erdenken können. Dabei fangen sie den Zeitgeist der 80er ebenso gut ein, wie sie sich in die Sorgen und Nöte der Familienväter in der heutigen Zeit einfühlen. Das größte Pfund für das Zwerchfell-Training liegt jedoch in vielen kleinen Dingen, die mit großer Detailgenauigkeit als Spiegel der Zeit vor Schengen und Multi-Kulti dienen: Dazu gehören nicht nur die Angst vor schlecht gelaunten Grenzern, die Notwendigkeit des Kartenlesens und das Fehlen von Klimaanlagen, sondern vor allem die in den letzten 30 Jahren antrainierte politische Korrektheit, die Alex in Fleisch und Blut steckt, bei seiner Familie jedoch noch keinerlei Anwendung findet und ihn ein ums andere Mal innerlich erbeben lässt.
Das Ende ist zwar für die Hörerschaft amüsant, wie es der Hauptperson in allen Konsequenzen damit gehen würde, sei dahingestellt.

Fazit:
Eine klare Hörempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unaufgeregt

Die Prinzessin von Arborio
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Zum Inhalt:
Zorzi verliebt sich gerne. Wenn die Liebe jedoch erkaltet und die Männer ihren Ansprüchen nicht mehr genügen, findet sie nur einen Weg sich aus der Beziehung zu befreien: Mord. Nach ihrer Verhaftung ...

Zum Inhalt:
Zorzi verliebt sich gerne. Wenn die Liebe jedoch erkaltet und die Männer ihren Ansprüchen nicht mehr genügen, findet sie nur einen Weg sich aus der Beziehung zu befreien: Mord. Nach ihrer Verhaftung befasst sich der Psychologe Körber mit ihrer Überführung und verliebt sich bei den folgenden Gesprächen in sie. Trotz der Gefahr, die von der "Schwarzen Witwe" ausgeht, erklärt er sich und seine Gefühle und stellt zu seinem Erstaunen und Freude fest, dass auch Zorzi nicht abgeneigt ist.

Mein Eindruck:
Die Autorin zeigt ein großes Einfühlungsvermögen in ihre Hauptfiguren. Egal, ob sie aus Zorzis oder aus Körbers Sicht schreibt, - dem Lesenden ist völlig klar, warum eine Handlung so und nicht anders erfolgt und wie sich die Person bei diesen ihren Handlungen fühlt. Kurioserweise wirkt das alles völlig beiläufig, die Morde sind so erzählt, wie andere Autoren ihre Kochrezepte präsentieren würden. Kühl und unnahbar, völlig effizient und leidenschaftslos. Normalerweise sollte man denken, dass dadurch eine gewisse Langeweile eintreten könnte, aber Frau Balàkas guter Stil und ihr feiner Sinn für Humor führen dazu, dass genau das nicht passiert. Ganz im Gegenteil möchte man wissen, wie sich die Liebesgeschichte zwischen Täterin und Psychologen entwickelt, ob sie eine Zukunft hat und - falls dem so ist - wie diese aussieht. Ein bisschen hat das von Nachbarschaftsvoyeurismus: Es erscheint logisch, dass nicht besonders viel passieren kann, aber dieses Bisschen interessiert ungemein. Wie die Autorin ihre Leser aus der gemütlichen Lethargie aufschreckt, sollte man selbst lesen. Denn der Weg zum Ziel ist ein Genuss und die Schlusspointe das Sahnehäubchen auf einem leckeren Kuchen.... oder der Tomatenklecks auf der Pasta....

Mein Fazit:
Man sieht förmlich das Augenzwinkern der Autorin, - in jedem einzelnen Gang des Risottos
Und von diesem Risotto ist man gerührt, nicht geschüttelt!

Veröffentlicht am 24.08.2024

Hexen und Geister

Dunkle Künste und ein Daiquiri
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Zum Inhalt:
Tori mixt weiterhin Drinks in einer Bar, die von besonderen Wesen bevölkert wird - auch Magier und Hexen haben Durst. Als ihr drei besten Freunde einen Geist jagen wollen, bedeutet das, zwei ...

Zum Inhalt:
Tori mixt weiterhin Drinks in einer Bar, die von besonderen Wesen bevölkert wird - auch Magier und Hexen haben Durst. Als ihr drei besten Freunde einen Geist jagen wollen, bedeutet das, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits ist auf den Geist ein Kopfgeld ausgesetzt, andererseits scheint er für die Entführung eines Mädchens verantwortlich zu sein. Tori lässt sich darauf ein, den Köder zu spielen, - und gerät in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Auch der zweite Teil wird nicht nur die Zielgruppe begeistern: Schöne "Menschen", eine taffe Heldin und eine spannende Geschichte mit einigen Twists bilden einen leckeren Cocktail. Annette Maries Fantasie erschafft weitere Wesen, die wunderbar differenziert in Grautönen schillern. Doch gibt es auch das ultimativ Böse und einen prächtigen Showdown. Einzig die Dauersabberei von Tori, wenn sie wieder einmal "definierte Muskeln" an einem männlichen Körper entdeckt, nervt ein bisschen und ihre "Liebe" zu einem Magier wird dadurch unglaubwürdig. Doch der Humor, der sich vor allen Dingen in einer selbstkritischen Eigensicht der Ich-Erzählerin kristallisiert, lässt einen solche Kleinigkeiten schnell vergessen und die gut gesetzten melancholischen Tupfer verleihen sogar ein bisschen Ernsthaftigkeit.

Mein Fazit:
Man ist gerührt und nicht geschüttelt

Veröffentlicht am 09.06.2024

Dornröschen und der Prinz

Anna O.
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Zum Inhalt:
Der Psychologe Benedict Prince bekommt eine wichtige Patientin durch die britische Regierung zugeteilt: Anna O. ist vor vier Jahren und kurz nachdem sie ihren Eltern mitgeteilt hat, dass sie ...

Zum Inhalt:
Der Psychologe Benedict Prince bekommt eine wichtige Patientin durch die britische Regierung zugeteilt: Anna O. ist vor vier Jahren und kurz nachdem sie ihren Eltern mitgeteilt hat, dass sie einen Mord begangen haben könnte, ins Koma gefallen. Die Brisanz ergibt sich daraus, dass ihre Mutter Schattenministerin war und Anna möglicherweise schuldunfähig sein könnte, wenn sie die Tat als Schlafwandlerin begangen hat. Als Anna erwacht, überschlagen sich die Ereignisse.

Mein Eindruck:
Sehr geschickt konstruiert und mit einigen falschen Fährten stattet Blake seinen Kriminalroman aus. Meist im ruhigen, psychologischen Fahrwasser unterwegs, gönnt er seinen Lesern jedoch auch ein paar blutige Stromschnellen. Die verschiedenen Sichtweisen seiner Charaktere werden jeweils in kurzen, knackigen Kapiteln beleuchtet, die immer wieder zum Weiterlesen animieren (ach, eins kann ich noch...). Der Protagonist ist dabei nicht die titelgebende Anna O., sondern Benedict und seine manchmal etwas trutschige Herangehensweise an Fall und damit verbundenen Herausforderungen lässt einen öfter verzweifeln. Die Twists sind zwar gekonnt gesetzt; wer aufpasst, kann trotzdem auf den Knüller zum Schluss kommen. Das macht Spaß, denn ein Ende, welches schlüssig ist UND hergeleitet werden kann, macht den perfekten Lesegenuss aus.

Mein Fazit:
Macht Spaß und rührt an