Cover-Bild Mein drittes Leben
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Tod, Trauer, Verlust
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 21.08.2024
  • ISBN: 9783257073058
Daniela Krien

Mein drittes Leben

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024! Sie hat alles gehabt und alles verloren: Sekunden der Unachtsamkeit kosten ihre einzige Tochter das Leben. Tief sieht Linda in den Abgrund und wäre beinahe gefallen, doch da sind hauchfeine Fäden, die sie halten – die Hündin Kaja, die steten Handgriffe im Garten, das Mitgefühl für andere. Wie viel Kraft in ihr steckt, ahnt sie erst, als sie zurückfindet in einen Alltag und zu sich selbst.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2024

Trauer empathisch erfasst

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Linda ist Kuratorin einer Kunststiftung und ihr Mann Richard Maler. Sie leben in einer Altbauwohnung in Leipzig, die mit Bildern dekoriert ist, die sie im Laufe ihrer Ehe ersteigert haben. Ihre gemeinsame ...

Linda ist Kuratorin einer Kunststiftung und ihr Mann Richard Maler. Sie leben in einer Altbauwohnung in Leipzig, die mit Bildern dekoriert ist, die sie im Laufe ihrer Ehe ersteigert haben. Ihre gemeinsame Tochter Sonja ist eines Vormittags auf ihr Fahrrad gestiegen, um zu ihrem Frauenarzt zu fahren. Sie hatte ihren ersten festen Freund und Linda motivierte sie, sich die Pille verschreiben zu lassen. Der Anruf aus dem Krankenhaus brüllte sie aus ihrem Alltag. Als Linda und Richard in der Klinik ankamen, war Sonja tot. Sie habe nicht gelitten, sei schon im Rettungswagen ins Koma gefallen und dann noch vor der Ambulanz multiorganversagen.

Linda liebt ihren Mann, er hat nichts falsch gemacht, sich nur eines Tages umgedreht und den Blick nach vorn gewandt, während ihrer in die Vergangenheit gerichtet blieb. Linda zieht aus, hat eine Viertelstunde von ihrem alten Leben entfernt, einen kleinen Hof gefunden, mit Garten, Schafen, Hühnern und einem alten struppigen Hund.

Richard besucht sie regelmäßig, richtet Grüße von seiner Familie und ihren Freunden aus und sie erkundigt sich nach ihnen, missbraucht ihn als Brücke zur Welt.

Die Freunde verstehen es nicht. Sie fühlen sich bestraft, ohne sich schuldig gemacht zu haben. S. 30

Sie erträgt das Mitleid in ihren Augen nicht, wie sie sich abwenden, weil sie ihren Schmerz nicht fühlen können. Die aufmunternden Worte, „wird schon wieder!“. Nichts wird mehr, wie es einmal war, sie weiß das. Ihr Eremitendasein – oft trifft sie tagelang niemanden – hat ihr die Eitelkeit genommen, die Perfektion ist weitergezogen.

Fazit: Daniela Krien zeigt die Geschichte einer Frau, die alles verliert. Der Schmerz des Undenkbaren lässt sie in tiefe Depression versinken und im Niemandsland verharren. Alle Möglichkeiten, den Verlust zu verarbeiten, sind misslungen. Die Stimmung ist melancholisch gedrückt. Hund und Garten geben den Tagen der fragilen Protagonistin Struktur, Betäubungsmittel Schlaf. Ganz zart, mit den ersten Knospen im Vorfrühling, erwacht in der Trauernden ein Funke Gefühl, eine Anteilnahme an den Schicksalen anderer Menschen. Die Autorin hat die Gefühlswelten empathisch erfasst und die Schwere brillant ohne unnötige Übertreibungen gezeigt. Ich mag ihre nüchterne, unaufgeregte Schreibweise sehr, meine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Authentische Geschichte über Verlust, Trauer und Hoffnung

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Worin besteht der Sinn des Lebens? Das haben wir uns sicher alle schon einmal gefragt.

Für Linda, die Protagonistin in Daniela Kriens "Mein drittes Leben", ist ihre Tochter Sonja der Sinn ihres Lebens. ...

Worin besteht der Sinn des Lebens? Das haben wir uns sicher alle schon einmal gefragt.

Für Linda, die Protagonistin in Daniela Kriens "Mein drittes Leben", ist ihre Tochter Sonja der Sinn ihres Lebens. Als die 17-jährige bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, bricht Lindas Welt und die ihres Ehemannes Richard zusammen. Linda zieht sich vollkommen zurück und wendet sich von allen Freunden ab, weil sie ihr Mitleid nicht ertragen kann.

"Vor Sonja bin ich ein eigenständig fühlender, doch unvollendeter Mensch gewesen, ein Individuum ohne Zusammenhang. Ab ihrer Geburt war mein Lebensglück ihrem unterworfen. Von Beginn an und bis über ihr Ende hinaus bin ich das, was sie ist - glücklich, unglücklich, ängstlich, traurig, euphorisch, lebendig oder tot. Denn wenn ein Kind geht, nimmt es dich mit. Es lässt nicht mehr von dir zurück als eine welke Hülle." (Seite 117)

Als ob Lindas Leben nicht schon genug aus den Fugen geraten ist, erkrankt sie ein Jahr nach dem Unfalltod ihrer Tochter an Krebs. Nach ihrer Genesung beschließt Linda auf einen alten Hof in der Nähe von Leipzig zu ziehen. Dort lebt sie allein mit der Hündin Kaja, die der Vorbesitzerin des Hofes gehörte, und den Hühnern. Die täglichen Arbeiten auf dem Hof und diverse Tabletten halten sie davon ab, in ein schwarzes Loch zu versinken, aus dem sie nie wieder herauskommt. Linda lebt teilnahmslos, gleichgültig und unberührt vor sich hin.

"Arbeit rettet vor Einsamkeit, Trauer, abwärts führenden Gedankenspiralen, dem Gefühl der Sinnlosigkeit, vor Schlaflosigkeit und Angst. Je einfacher die Arbeit, umso besser. Je erdnaher, umso besser. Je körperlicher, umso besser." (Seite 67)

Richard, der scheinbar schneller wieder ins Leben zurückfindet, hält lange Zeit zu Linda, besucht sie regelmäßig auf dem Hof und versucht, sie wieder ins Leben zurückzuholen. Doch Linda braucht Zeit und irgendwann sorgt auch die Zeit bei Linda dafür, dass sie sich dem Leben wieder hoffnungsvoll zuwenden kann.

Daniela Kriens Schreibstil ist klar und ehrlich, aber dennoch einfühlsam. Lindas Gefühls- und Gedankenwelt wurden authentisch dargestellt, ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Das Leben danach

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Nach einem tragischen Unglück trauert Linda um ihre verstorbene Tochter und nichts ist mehr wie es war. Gleichgültigkeit bricht in ihr Leben. Sie isoliert sich, existiert nur noch, ist „blind, taub und ...

Nach einem tragischen Unglück trauert Linda um ihre verstorbene Tochter und nichts ist mehr wie es war. Gleichgültigkeit bricht in ihr Leben. Sie isoliert sich, existiert nur noch, ist „blind, taub und fühllos“.

Ihr Leiden als verwaiste Mutter schmerzt und berührt zutiefst. Ihr Heilungsprozess ist erschütternd realistisch und wahrhaftig. Man durchlebt ihn mit Linda und sie beweist, wie belastbar Menschen sein können und wie individuell der Trauerprozess ist, während das Leben eigene Pläne macht. Es ist Unterstützung und Liebe, die sie im Leben halten. Ihr Mann Richard, der, trotz aller Umstände, für sie da ist. Die Hündin Kaja und schließlich die Ablenkung in der Gartenarbeit und ihre Hilfsbereitschaft geben ihr Hoffnung. „Doch hier in meinem Dritten Leben sitze ich auf einem Küchenstuhl und lasse alle Gefühle kommen.“ Das schmerzhafte Durchleben in der ersten Hälfte hatte eine große Wucht. Ich wollte wissen, wie Linda sich zurück ins Leben kämpft. Doch es ist kein Kampf, sondern ein Überstehen der Tage und es sind kleine Dinge, die sie am Leben halten. „Ich kann wieder lesen.“ Dazu passt der distanzierte Schreibstil, der Abstand erlaubt, den es braucht. Ein unbequemes Buch, das Gedanken anstößt, Hoffnung schenkt, mitfühlen lässt und dankbar macht, für das Leben davor. Es wirkt nach. Kein leichtes Buch, aber sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 22.08.2024

Mein drittes Leben

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"Mein drittes Leben" ist das erste Buch, dass ich von Autorin Daniela Krien gelesen habe. Dabei habe ich bisher nur Gutes über die Bücher der Autorin gehört und gelesen. Und was soll ich sagen? Es wird ...

"Mein drittes Leben" ist das erste Buch, dass ich von Autorin Daniela Krien gelesen habe. Dabei habe ich bisher nur Gutes über die Bücher der Autorin gehört und gelesen. Und was soll ich sagen? Es wird auf jeden Fall nicht das letzte Buch sein, dass ich von ihr gelesen habe.
Allem voran die klare Sprache und der sehr angenehme Schreibstil haben mich von diesem Buch begeistert. Auch die Handlung um Linda, eine Mutter, die ihr Kind durch einen tragischen Unfall verloren hat, ist sehr authentisch dargestellt. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Trauer zu überspitzt, kitschig oder stereotyp dargestellt wurde. Vielmehr hat Krien nüchtern, beinahe analytisch den Zustand dargestellt, nicht geschönt aber auch nicht dramatisiert. Das habe ich als Leserin als extrem angenehm empfunden.
Nicht nur Protagonistin Linda, sondern auch alle weiteren Charaktere wurden sehr lebensnah und authentisch dargestellt. eziehungsgeflechte sind in leisen Tönen beschrieben, in ihrer Entstehung und Entwicklung jedoch sehr genau und treffend.
Insgesamt hat mich dieses Buch positiv überrascht. Trotz der Schwere der Thematik liest es sich sehr leicht, flüssig und ich wollte es kaum aus den Händen legen. Ein stilles aber nicht weniger beeindruckendes Buch.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Ein langer Weg zurück ins Leben

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„Linda bedeutet die Milde, die Freundliche, die Sanfte. Dieser Name hat nichts mehr mit mir zu tun.“
Nach dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter zieht sich Linda aus dem Leben zurück. Sie verlässt Leipzig ...

„Linda bedeutet die Milde, die Freundliche, die Sanfte. Dieser Name hat nichts mehr mit mir zu tun.“
Nach dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter zieht sich Linda aus dem Leben zurück. Sie verlässt Leipzig und ihren Mann Richard und hält sich nur noch mit Routinen und Ritualen über Wasser. Bis sie ihren Rückzugsort verlassen muss und ein neues Leben beginnt.

Daniela Krien hat mich von Anfang an in diese Geschichte hineingezogen und nicht mehr losgelassen. Ich habe mit Linda gelitten und mich über ihre treuen Begleiter (den Hund Kaja und die neue Freundin Natascha) gefreut. In besonders schwierigen Situationen ist sie sich selbst so entrückt, dass sie von sich in der dritten Person spricht. Manchmal denkt sie sogar über Suizid nach, doch dafür scheint sie noch zu sehr am Leben zu hängen. Doch das merkt sie erst, als sie gezwungenermaßen ihr Leben verändern muss. Da entdeckt sie Kleinigkeiten, die ihr Halt geben und fühlt sich nach und nach wieder gebraucht. Bald kommen Momente, in denen sie wieder so etwas wie Glück spürt.

Dieses Buch hat mich tief berührt. Daniela Krien ist ein weiteres Mal über sich hinausgewachsen. Für mich war es ihr fünftes Buch und keines davon hat mich enttäuscht. Sie schafft es wunderbar, sich in ihre Figuren hineinzufühlen. Jedes Wort sitzt nachvollziehbar. Und trotz all der vorhandenen Trauer hat mich das vorliegende Buch nicht in den Abgrund gezogen, sondern die Hoffnung auf eine veränderte Zukunft aufrecht erhalten. Man merkt, dass die Autorin aus einem vielschichtigen Leben heraus schreibt. Chapeau!

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