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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2024

Alles beginnt im Kopf

Genug gegrübelt, lieber Kopf!
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Es bleibt nicht folgenlos, was sich in unseren Köpfen abspielt. Gedanken spielen eine Schlüsselrolle. Was Grübeln, ewiges Durchkauen negativer Ereignisse und ständiger Sorgen um die Zukunft, obwohl es ...

Es bleibt nicht folgenlos, was sich in unseren Köpfen abspielt. Gedanken spielen eine Schlüsselrolle. Was Grübeln, ewiges Durchkauen negativer Ereignisse und ständiger Sorgen um die Zukunft, obwohl es keinen konkreten Grund gibt, für unser Wohlbefinden und unser Leben bedeutet, erklärt die Autorin Katharina Tempel tiefgründig und alltagsnah.

Bereits nach den ersten Seiten fühlte ich mich verstanden und hatte die ersten Aha-Momente, denn es wird mal eine andere Perspektive gezeigt. Techniken, die nur eine kurzweilige Ablenkung verschaffen, gibt es hier nicht. Statt oberflächlicher Affirmationen oder Tipps zum Tagebuch schreiben, geht es wirklich in die Tiefe. Ich habe schon Ratgeber zu dem Thema gelesen, aber ich schätze es sehr, wie Katharina Tempel die komplexen Zusammenhänge in einem sehr angenehmen Stil verständlich und fundiert erklärt, und es Klick macht. Ihre mitunter persönlichen Beispiele sind aus dem Leben gegriffen und machen sie nahbar und sympathisch. In erster Linie begleiten wir aber Gisela Grüblerin, Peter Pessimist, Regina Regeltreu und Sebastian Selbstgeißler durch das Buch.

Es ist ein Ratgeber, den ich überraschend zügig durchgelesen habe, weil ich nicht den Eindruck hatte, hier von Informationen erschlagen zu werden und wissen wollte, wie ich denn nun sinnvoll mit meinen belastenden Gedanken umgehen kann. Ein gut gelungener roten Faden trägt den Rest dazu bei.
Die wiederholenden Aussagen würde ich als hilfreiche Verankerung bezeichnen, damit man auf der Spur bleibt. Die teilweise kreativen Fotografien sind eine auflockernde und angenehme Ergänzung. Die schöne Gestaltung und vor allem das Schriftbild, finde ich richtig toll. Genau so, wie die Zitate im Buch.
Die Strategien, die ich schon versucht habe, werden in „Vom sinnlosen Kampf gegen die Gedanken“ unter die Lupe genommen. Hier hat mich besonders überrascht, dass systematisches Hinterfragen gar nicht immer so sinnvoll ist.

Die eigenen Denkfehler zu benennen und die Hintergründe zu verstehen, verschaffen Verständnis und es gibt immer wieder Impulse für die Beobachtung im Alltag und einen sinnvollen Umgang mit quälenden Gedanken, bevor es im letzten Drittel auch mit ein paar Übungen und Strategien konkreter wird, um bewusst Abstand zu nehmen. Insgesamt kann man bei diesem Ratgeber wirklich sagen, der Weg ist das Ziel, denn es geht vor allem um die wesentlichen Aspekte im Umgang mit unseren Gedanken. Besonders die letzten Kapitel sind nochmal ein wertvoller Reminder und insgesamt fand ich den Ratgeber hilfreich und stärkend. Ein wichtiger Grundstein für die mentale Gesundheit ist gelegt, der jetzt nur noch im Alltag trainiert werden muss.

Veröffentlicht am 25.08.2024

Das Leben danach

Mein drittes Leben
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Nach einem tragischen Unglück trauert Linda um ihre verstorbene Tochter und nichts ist mehr wie es war. Gleichgültigkeit bricht in ihr Leben. Sie isoliert sich, existiert nur noch, ist „blind, taub und ...

Nach einem tragischen Unglück trauert Linda um ihre verstorbene Tochter und nichts ist mehr wie es war. Gleichgültigkeit bricht in ihr Leben. Sie isoliert sich, existiert nur noch, ist „blind, taub und fühllos“.

Ihr Leiden als verwaiste Mutter schmerzt und berührt zutiefst. Ihr Heilungsprozess ist erschütternd realistisch und wahrhaftig. Man durchlebt ihn mit Linda und sie beweist, wie belastbar Menschen sein können und wie individuell der Trauerprozess ist, während das Leben eigene Pläne macht. Es ist Unterstützung und Liebe, die sie im Leben halten. Ihr Mann Richard, der, trotz aller Umstände, für sie da ist. Die Hündin Kaja und schließlich die Ablenkung in der Gartenarbeit und ihre Hilfsbereitschaft geben ihr Hoffnung. „Doch hier in meinem Dritten Leben sitze ich auf einem Küchenstuhl und lasse alle Gefühle kommen.“ Das schmerzhafte Durchleben in der ersten Hälfte hatte eine große Wucht. Ich wollte wissen, wie Linda sich zurück ins Leben kämpft. Doch es ist kein Kampf, sondern ein Überstehen der Tage und es sind kleine Dinge, die sie am Leben halten. „Ich kann wieder lesen.“ Dazu passt der distanzierte Schreibstil, der Abstand erlaubt, den es braucht. Ein unbequemes Buch, das Gedanken anstößt, Hoffnung schenkt, mitfühlen lässt und dankbar macht, für das Leben davor. Es wirkt nach. Kein leichtes Buch, aber sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 25.08.2024

Hoffnungs- und fantasievoll

Die Tiere der Nacht
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Das wunderschön schimmernde Cover lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass es sich um ein tiefgreifendes Buch mit ernsten Themen handelt, das auf tröstliche und magische Weise Mut und Hoffnung spendet.

Für ...

Das wunderschön schimmernde Cover lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass es sich um ein tiefgreifendes Buch mit ernsten Themen handelt, das auf tröstliche und magische Weise Mut und Hoffnung spendet.

Für die zehnjährige Nora hat sich aller verändert, nachdem bei ihrer alleinerziehenden Mutter eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert wurde. Nora musste in kurzer Zeit eigenständig werden, weil sie ihrer Mutter helfen möchte, aber sie ist noch ein Kind und überfordert mit der Situation. Für Nora wird PTBS zunehmend zu einem Tabuthema, welches mit Scham- und Schuldgefühlen verknüpft ist. Die schwierigen Themen dieser Geschichte erfahren Leichtigkeit durch die fantasievollen Geistertiere, die Nora begegnen und die Veränderungen, die sie bewirken. Sarah Ann Juckes schildert dies wunderbar bildhaft und gefühlvoll. Die schwarz-weiß-Illustrationen im Buch haben mir auch sehr gefallen. Je nachdem, um welches Tier es geht, tauchen sie in verschiedene Positionen immer zum Kapitelanfang auf. Hervorheben möchte ich auch die angenehme Kapitellänge und die große Schrift, die das Lesen erleichtert.

Mich hat «Die Tiere der Nacht» sehr berührt, begeistert und mitgerissen. Es ist ein Plädoyer dafür, dass wir uns anderen anvertrauen, wenn wir Hilfe brauchen, einander zuhören und unvoreingenommen bleiben, auch wenn wir nicht gleich alles verstehen. Es geht um Freundschaft, Unterstützung, Anderssein und Mut. Ich glaube, dass Kinder aus diesem Buch viel über Mitgefühl und Akzeptanz lernen können, und wie man schwierigen Situationen bewältigen kann, während der fantasievolle Teil zum Träumen einlädt. Denn Krankheiten oder Probleme stehen hier stellvertretend für Herausforderungen, die Nora glaubhaft durchlebt und Gefühlen der Angst und Wut begegnet, während alles vertrauensvoll seinen Lauf nimmt. Zudem ist es eine spannende Geschichte, die angetrieben wird von den Fragen: Warum sieht Nora die Geistertiere? Was wollen sie ihr zeigen? Und wie kann sie ihrer Mum helfen, wieder gesund zu werden? Ich bin wirklich froh, dass es Kinderbücher gibt, die auch vor solchen Themen nicht zurückschrecken, zum Nachdenken anregen und gleichzeitig spannende Unterhaltung bieten.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Abenteuerliche Reise zweier ungewöhnlicher Freunde

Mats und Mathilde 1. Eine große Freundschaft
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Mathilde ist eine Vogelscheuche, die zum Leben erwachte, weil ein kleines Mädchen ihr ein Herz aus Stoff schenkte. Gemeinsam mit dem Schwatz (Spatz und Schwalbe) namens Mats Piep begibt sich Mathilde auf ...

Mathilde ist eine Vogelscheuche, die zum Leben erwachte, weil ein kleines Mädchen ihr ein Herz aus Stoff schenkte. Gemeinsam mit dem Schwatz (Spatz und Schwalbe) namens Mats Piep begibt sich Mathilde auf eine Reise, um ihre ‹Mutter› zu finden. Dabei ist Mathilde unbedarft wie ein kleines Kind und lernt ganz viel Neues dazu. Sie ist mutig, obwohl sie das Gefühl gar nicht kennt, während Mats ziemlich ängstlich ist. Es wird aufregend, gemütlich, kalt, verspielt und sehr abenteuerlich. Die beiden Außenseiter ergänzen sich wunderbar und werden dicke Freunde.

Der Auftakt von «Mats & Mathilde - Eine große Freundschaft» ist eine prall gefüllte Wundertüte in zehn Kapiteln. Sehr ereignis- und einfallsreich eröffnet Christian Wunderlich abwechslungsreiche Fantasiewelten, die kindgerecht alles humorvoll auf den Kopf stellen und Gegensätze feiern. Die Geschichte ist spannend, witzig und hat zahlreiche atmosphärische Illustrationen von Anne Hofmann, die mit großer Farbpracht und Ideenreichtum begeistern.

Die zehn Kapitel sind etwas länger (Lesedauer circa 50 Minuten), sind aber nochmal unterteilt und lassen sich stückeln. Am Ende jedes Kapitels gibt es eine kurze Vorschau auf das kommende Abenteuer. Wirklich toll, um die Neugier zu besänftigen und Vorfreude zu schüren. Durch den Schreibstil entsteht eine märchenhafte Stimmung und es werden ganz viele Themen angesprochen, die Kinder begeistern. Immer wieder finden sich kleine Anspielungen, die den Erwachsenen das Vorlesen versüßen. Das macht es zu einem angenehm förderndem Vorlesebuch für Klein und Groß, das sich zum wiederholten Lesen eignet. Perfekt für alle, die sich viel Abwechslung, liebenswerte Charaktere und fantastische Abenteuer wünschen. Ein kunstvoll gestalteter Kinderbuch-Schatz, dessen Fortsetzung im Frühjahr 2025 erscheint.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Mitreißender Thriller, der süchtig macht

Yoko
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Yoko ist liebenswert und hilfsbereit. Sie kümmert sich um ihren Vater und stellt im Verlauf der Geschichte Glückskekse her. So ein sympathischer Mensch kann doch niemals zur Mörderin werden, oder?

Bernhard ...

Yoko ist liebenswert und hilfsbereit. Sie kümmert sich um ihren Vater und stellt im Verlauf der Geschichte Glückskekse her. So ein sympathischer Mensch kann doch niemals zur Mörderin werden, oder?

Bernhard Aichner erzählt schonungslos makaber und fesselnd von diesem Wandel, den ihr keiner zugetraut hätte. Diese extreme Entwicklung wird nachvollziehbar beschrieben und lotet aus, wozu jeder von uns fähig sein könnte. Ihr Motiv: Rache. Meine Erwartungen, die ich nach dem Klappentext hatte, waren nicht zu hoch. Ich habe den Thriller verschlungen. Es gibt keine Längen, die Figuren sind interessant, Hintergründe tiefgründig und alles läuft perfekt ineinander. Ich konnte mit Yoko bis zum Ende mitfiebern und selbst, wenn man Selbstjustiz verurteilt, kann man diese Mörderin mögen.

Sehr empfehlenswert, wenn man pure Spannung sucht.