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Veröffentlicht am 25.08.2024

Aus Liebe zum Meer: Die Geschichte eines Sports, des Ortes, seiner Menschen und seine Entwicklung als Big Wave Surfspot

Nazaré. Leben und Tod der Big Wave Surfer
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In Nazaré - Leben und Tod der Big Wave Surfer gibt der Sportjournalist Matt Majendie Einblicke in das Leben am Top-Surf-Hotspot in Europa, dem portugiesischen Nazaré, und den ebenso faszinierenden, wie ...

In Nazaré - Leben und Tod der Big Wave Surfer gibt der Sportjournalist Matt Majendie Einblicke in das Leben am Top-Surf-Hotspot in Europa, dem portugiesischen Nazaré, und den ebenso faszinierenden, wie fordernden und gefährlichen Sport des Big-Wave-Surfens.

Dabei beleuchtet Majendie auch Aspekte und Entwicklungen der Anfangsjahre, die bisher weniger in der Öffentlichkeit thematisiert und gewürdigt wurden. Im Mittelpunkt stehen jedoch natürlich die Surfer:innen und als omnipräsenter Hauptstar: das Meer, seine Schönheit und Gewalt, die gerade im Big-Wave-Surfen einen besonderen Ausdruck finden, für Beobachter:innen ebenso wie die Sportler:innen selbst.

Majendie ist für seine Recherchen tief in den Ort und die Community eingetaucht. Als Ergebnis porträtiert er fünf Surfer:innen aus aller Welt, die in Nazaré ihre Surfheimat gefunden haben und zeigt an diesen sehr eindrucksvoll und in individuellen Variationen die Liebe zum Meer und dem Surfen, die Gefahren des Sports, und letztlich auch ihre ganz besondere Beziehung zum portugiesischen Nazaré auf.

Man merkt, dass der Autor Sportjournalist ist, denn es gelingt ihm in seinen Interviews und Porträts sehr gut herauszuarbeiten, dass das Big Wave Surfen, jenseits von lockerer Surfromantik, vor allem eines ist: ein Hochleistungssport und das auf Leben und Tod! Der Untertitel ist daher durchaus als Programm für das gesamte Buch zu verstehen. Gekonnt legt Majendie die Anstrengungen, Ängste, das Training und die weiteren Vorbereitungen der gesamten Teams der Surfer:innen dar und kontrastiert sie mit der Liebe zum Sport und dem Meer, trotz aller Gefahren. Damit fängt er ein, was wohl jede:n begeisterte:n Sportler:in nur allzu vertraut ist, der Spagat zwischen Passion für den Sport und den Grenzen des eigenen Körpers, die im Big-Wave-Surfen noch einmal ganz neue Dimensionen erreichen, und nicht zuletzt in Wellenhöhen von bis zu 30 Metern ihren bildlichen Ausdruck finden.

Nazaré von Matt Majendie ist eine passionierte, ehrliche, persönliche und respektvolle Ode an Nazaré, seine Surfer:innen und das Big-Wave-Surfen!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Zwischen Leichtigkeit und Katastrophe

Komm tanzen!
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Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, ...

Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, um sich zu feiern, abzuschalten, die Einschränkungen des Lockdowns endlich hinter sich zu lassen und natürlich: zu tanzen!

Im Mittelpunkt steht Lotte, aus deren Perspektive wir den Abend durchgängig begleiten. Lotte selbst schreibt gerade an ihrer Promotion zum Thema Langeweile in der Gegenwartskunst, ist mit Peer liiert und hat gemeinsam mit ihm den Sohn Paul. Gastgeberin ist ihre große Schwester Cora. Lotte hat ihre Nachbarin Claire, deren Sohn eng mit Paul befreundet ist, mitgebracht. Die Freunde kennen sich ewig und so stellt sich auch schnell eine vorfreudige, ausgelassene Stimmung ein, die die Autorin wunderbar atmosphärisch einfängt.

Mit Lottes Promotionsthema wird bereits angedeutet, dass es an diesem Abend nicht nur ums Tanzen gehen wird, sondern auch philosophisch angehauchte Gespräche und Gedanken eine Rolle spielen. Und, zunächst nur wie Blitze, taucht mit diesen auch immer wieder eine unbestimmte Schwermut auf. Bei Lotte, mit Blick auf ihre Schwester und die Beziehung zu ihr, die Gedanken an Jona, und auch bei der besten Freundin Marta. Gerade in den Gedanken und Gesprächen an und über Jona, führt die Autorin die Klimakatastrophe als Gegenpol zur Leichtigkeit ein. Jona fühlt die Katastrophe physisch und nimmt damit die eigentliche Bedrohung vielleicht sogar realistischer wahr, als sein Umfeld. Was er nicht kann, ist verdrängen, die Leichtigkeit der Party, das Ausblenden, ist für ihn nicht möglich, und damit wird er gleichzeitig zum Mahner für sein Umfeld.

Und so nimmt dieser Abend seinen unheilvollen Lauf, bis zu einem Morgen, an dem für alle Beteiligten die Welt eine andere sein wird.

Ich habe diese kurze Erzählung sehr gern gelesen, die Leichtigkeit und das Tanzen sind wunderbar von der Autorin eingefangen. Die Verbindung dieser mit den ernsten Themen ist für mich jedoch nicht vollständig gelungen, da es mir insgesamt zu gewollt und bewusst mahnend erschien den Kontrast und die Klimakatastrophe in der Erzählung abzubilden. Eventuell wäre dies bei einem längeren Roman noch besser gelungen, da so mehr Raum zur Entwicklung besteht. Gerne gebe ich 3,5 Punkte, die ich aufgrund des insgesamt schönen Leseerlebnisses auf 4 aufrunde!

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Eine poetische Reise in eine rumänische Familie und die Vergangenheit des Landes

Das Pfauengemälde
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Ein Brief mit zahlreichen Stempeln reißt die junge Ana aus ihrer Lethargie und Verdrängung, die ihr Leben nach dem Tod des geliebten Vaters Nicu vor zwei Jahren prägt.

Nicus Lebensaufgabe war es das Unrecht ...

Ein Brief mit zahlreichen Stempeln reißt die junge Ana aus ihrer Lethargie und Verdrängung, die ihr Leben nach dem Tod des geliebten Vaters Nicu vor zwei Jahren prägt.

Nicus Lebensaufgabe war es das Unrecht und die damit verbundenen Enteignungen im kommunistischen Rumänien, die der Familie angetan wurden, anerkannt zu wissen und das Eigentum der Familie zurückzuerhalten. Prominent sind dabei nicht nur Immobilien sondern auch ein Gemälde, dass ihn seit seiner Kindheit geprägt und tief beeindruckt hat - das Pfauengemälde. Dieses soll mit der Restitution des Familienhauses, dem finalen Gerichtsurteil von dem der Brief berichtet, nun an Ana gehen.

Eher widerwillig macht sich Ana auf den Weg nach Rumänien und damit auch in das Leben ihres verstorbenen Vaters, der Erinnerung an ihre Zeit dort mit ihm, zu ihrer großen Familie und nicht zuletzt auch einem entscheidenden Teil in sich selbst.

Mit viel Liebe und Feingefühl beschreibt die Autorin die Eigenheiten und Gepflogenheiten des Landes, seine Architektur und ganz besonders die Menschen. So legt die Autorin die Lebensrealität und die erstaunliche Anpassung der Menschen an diese offen, beschreibt die wechselvolle und oft schmerzhafte Geschichte des Landes und welche Auswirkungen diese auf Anas Familie und Vorfahren hatte. Anas große, zuweilen liebenswert verrückte Familie mit Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen, ist wundervoll porträtiert und jedes Mitglied zeigt einen Weg wie ein Individuum mit den äußeren Umständen umgehen kann und oft schlicht muss, aber auch wie eine ganze Familie durch diese getrennt werden kann.

In den Erinnerungen Anas an ihren Vater und das Leben mit ihm, thematisiert die Autorin auch immer wieder die Hürden und fehlende Anerkennung, die er trotzt Promotion in Deutschland, erfahren hat. Für die komplexe und bewegte Geschichte des Vaters, und damit auch Anas, war in der normierten deutschen Mehrheitsgesellschaft kein Platz. Dieses Leben im Dazwischen fern der alten Heimat, in der ihm und der Familie so viel Unrecht und Leid angetan wurde, und dem gewählten Exil in Deutschland mit seiner eigenen kleinen Familie, jedoch trotzdem seltsam fremd, ist etwas, das oft unbewusst auch Anas Leben mitbestimmt hat. Eben dieser Zerrissenheit stellt sie sich auf ihrer Reise, die so viel mehr werden wird als die Abholung eines Bildes.

In Ana mischen sich so viele Emotionen, denen zu stellen sie sich lange nicht gewagt hat, Trauer über den Vater, Scham, darüber dass sie ihre rumänische Seite und damit die Geschichte ihres Vaters so lange verdrängt hat, aber auch Verbundenheit, die sie im Kreise ihrer Familie und dem Heimatland ihres Vaters fühlt.

Der Inhalt eines Briefs und seine Folgen bringen Ana so letztlich nicht nur zum rumänischen Teil ihrer Familie, sondern auch näher an ihren Vater und damit auch sich selbst.

Besonders macht diesen Roman insbesondere auch seine Sprache. Langsam, sensibel und mit dem Fokus auf Zwischentöne entwickelt Bidian die Geschichte Anas und ihrer Familie. So entstehen teilweise wunderschöne poetische Bilder, in denen sich die Autorin jedoch für meinen Geschmack auch manchmal verliert, dies zu Lasten der eigentlichen Handlung.

Ein vielversprechendes Debüt, das mich schon freudig weitere Werke der Autorin erwarten lässt!

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Ein Roman über internalisierte weibliche Schuld und Scham

Ich stelle mich schlafend
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Yasemin ist Mitte 30 und steht in einer Hochaussiedlung vor der abgebrannten Ruine, die einmal ihr Zuhause war. Was ist passiert? Behutsam und in poetischer Sprache entwirft Deniz Ohde eine Erzählung über ...

Yasemin ist Mitte 30 und steht in einer Hochaussiedlung vor der abgebrannten Ruine, die einmal ihr Zuhause war. Was ist passiert? Behutsam und in poetischer Sprache entwirft Deniz Ohde eine Erzählung über eine Frau, die schon seit ihrer Kindheit ein bestimmtes Frauenbild internalisiert hat. Die Frau als nettes, gefälliges Wesen, das Übergriffe geschehen lässt, auch gegen die eigenen Bedürfnisse, gegen den eigenen Willen. So sieht sie es bei ihrer Mutter, so erlebt sie es bei ihrer Freundin Lydia. Doch wo bleiben in solch einem Entwurf ihre eigenen Wünsche, Träume und Bedürfnisse. Wie ist, ist überhaupt unter diesen Bedingungen eine gesunde Partnerschaft möglich? Diese Frage verhandelt Ohde mit dem Eintritt Vitos in Yasemins Leben.

Körperlichkeit, Verletzlichkeit und auch Übergriffigkeit wie sie Yasemin durch Männer erfährt spiegelt die Autorin auch immer wieder über die Skoliose Yasemins und deren Behandlung wider. Diese Parallelen und Referenzen sind sehr gelungen, wie auch die Beschreibung Yasemins Behandlung.

Phasenweise hat der Roman für mich einen echten Sog entwickelt, was ist passiert? Wie wird sich Yasemin entwickeln? Leider kann er für mich nicht vollständig an Streulicht anschließen. Sprachlich wirkten auf mich einige Bilder, gerade im ersten Drittel zu gewollt. Stark wird der Roman, wenn er innere Beweggründe und Widersprüche aufzeigt. Hier taucht die Autorin tief in die menschliche Psyche und sozialen Beziehungen ein. Doch auch in der Handlung wirkte der Roman auf mich in einigen Abschnitten zu gewollt und konstruiert, sodass sich die absolute Begeisterung leider bei mir nicht einstellen konnte.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Botanisch angehauchter Cosy-Roman an der englischen Küste

Forgotten Garden
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Luisa ist Mitte 30 und doch fühlt sich ihr Leben an, als wäre es schon einmal gelebt. Ihr Mann Reuben ist nur wenige Jahre nach der Hochzeit verstorben, und mit ihm hat sie nicht nur ihre große Liebe sondern ...

Luisa ist Mitte 30 und doch fühlt sich ihr Leben an, als wäre es schon einmal gelebt. Ihr Mann Reuben ist nur wenige Jahre nach der Hochzeit verstorben, und mit ihm hat sie nicht nur ihre große Liebe sondern auch ihre Passion für Gärten und Gartenarchitektur verloren. Denn dies war es, was beide verbunden und im gemeinsamen Studium ursprünglich zusammengeführt hat. Ein gemeinnütziger Gemeinschaftsgarten war immer ihrer beider Vision, scheiterte jedoch an fehlenden Investoren. Viele Jahre nach Reubens Tod arbeitet Luisa nun als Sekretärin für eine menschlich scheußliche Chefin einer Gartenfirma, verschwendet ihr Talent und überlebt mehr als dass sie wahrhaftig lebt. Bis ein Anruf von Reubens Patenonkel diese selbst verordnete Lethargie ins Wanken bringt. Er möchte Luisa ein Grundstück überschreiben, um den Traum zu verwirklichen, den sie und Reuben immer hatten. Luisa ist hin und her gerissen, bedeutet doch der Garten sich nicht nur ihren eigenen Träumen sondern auch ihrer Trauer um Reuben auf andere Art zu stellen, als sie es in den vergangenen Jahren getan hat.

Ihre Schwester ist sofort begeistert von der Idee und drängt Luisa es zu versuchen, und obwohl, oder vielleicht gerade weil, das Grundstück ein verlassenes Industriegelände in einer deindustrialisierten Küstenstadt mit vielen sozialen Problemen ist, lässt sich Luisa schließlich darauf ein. Der Garten, wird schnell klar, ist mehr als ein Projekt, er ist Luisas Weg zurück zu sich selbst. Und da ist vor Ort auch noch der sozial engagierte Lehrer Cas, mit dem Luisa nicht nur das soziale Engagement zu verbinden scheint…

Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin für den Ort des Gartens eine deindustrialisierte Region Großbritanniens wählt, und so auch sozial-politisch relevante Probleme, allen voran Armut und Hoffnungslosigkeit in diesen Regionen, mit all ihren Folgen thematisierst.

Sowohl Luisa, als auch die Nebenfiguren, allen voran Cas und die toughe junge Harper aus seinem Jugendprojekt sind authentisch gezeichnet und versetzen beim Lesen direkt in die Handlung. Sprachlich ist dieser Cosy-Roman, der durchaus auch ernste Themen, wie Verlust, Trauer, Armut, Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen anspricht, sehr flüssig geschrieben, und die perfekte Lektüre für ein paar Stunden ganz eigenen Leseurlaub.

Mit Forgotten Garden zeigt Sharon Gosling wie echte Gemeinschaft, aber auch nur echtes Interesse und Zuwendung, Menschen wie Orte zum Blühen bringen können und wie man so zusammen etwas schaffen kann, das größer ist, als die Summe seiner Teile.

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