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Veröffentlicht am 02.09.2024

Eine Hommage an die Stärke der Frauen

Die Schwarzgeherin
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Regina Denks Roman „Die Schwarzgeherin“ ist ein eindrucksvolles Werk, das den Leser in das Leben eines abgelegenen Dorfes in den Tiroler Alpen des 19. Jahrhunderts entführt. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige ...

Regina Denks Roman „Die Schwarzgeherin“ ist ein eindrucksvolles Werk, das den Leser in das Leben eines abgelegenen Dorfes in den Tiroler Alpen des 19. Jahrhunderts entführt. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Theres, deren Schicksal durch die patriarchalen Strukturen ihrer Gemeinschaft leidvoll geprägt ist. Die Geschichte fängt nicht nur die Atmosphäre der Zeit und des Ortes ein, sondern vermittelt auch ein authentisches Gefühl durch die Verwendung des regionalen Dialekts, der die Figuren und Schauplätze zum Leben erweckt.

Die Kraft des Romans liegt in seiner schonungslosen Darstellung einer kargen und wortkargen Welt, in der die Zeit scheinbar stehengeblieben ist. Denks Prosa zeichnet ein eindringliches Bild des harten Lebens in den Bergen, wo Freiheit und Selbstbestimmung keine Selbstverständlichkeiten sind. Theres’ Wunsch, den vorgezeichneten Weg zu verlassen und ihr eigenes Leben zu gestalten, ist nachvollziehbar und zutiefst menschlich.

Doch nicht nur Theres' Geschichte wird eindrucksvoll erzählt. Auch ihre Mutter, eine Frau, die in großer Einsamkeit lebt, wird mit großer Empathie beschrieben. Beide Frauen ringen um Freiheit, doch ihre gesellschaftlichen Umstände setzen ihnen enge Grenzen. Die Kommunikation, oder vielmehr das Versagen dieser, ist ein zentrales Thema des Romans. Wenn Menschen nicht gelernt haben, über ihre Fehler zu sprechen, wenn Misstrauen und Missgunst dominieren und tradierte Hierarchien nicht hinterfragt werden, bleiben am Ende alle Beteiligten auf der Strecke.

Denks Roman ist weit mehr als nur eine spannende Geschichte; es ist eine tiefgründige Erzählung über den Mut und die Kraft von Frauen, sich gegen die Widerstände ihrer Zeit zu behaupten.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Rückblick auf ein besonderes Lebenswerk

Lernen, den Tiger zu reiten
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Der körperorientierte Heilungsansatz "Somatic Experiencing" hat sich inzwischen weltweit als angesehene Methode etabliert. Die zahlreichen Bücher zu diesem Thema hat sicher schon jeder mal in der Hand ...

Der körperorientierte Heilungsansatz "Somatic Experiencing" hat sich inzwischen weltweit als angesehene Methode etabliert. Die zahlreichen Bücher zu diesem Thema hat sicher schon jeder mal in der Hand gehabt, der sich mit Traumabewältigung beschäftigt. Das jetzige Buch zeigt nun auch den Begründer dieser Methode, Peter A. Levine, von einer ganz neuen Seite: Der Leser wird zurück in die Kindheit des Autors geführt und begleitet diesen bei den zum Teil schockierenden Erlebnissen. Dem folgt die stückweise Bewältigung, die fast sein gesamtes Leben in Anspruch nimmt. Der "Tiger" - als Sinnbild für die erfahrene Bedrohungssituation - ist als Angstmuster abgespeichert. Durch spirituelle Erfahrungen, Unterstützung von anderen Menschen und seiner unermüdlichen Wissbegier, lernt der Autor, die Energie des Tigers als eigene Kraft zu nutzen. Er wird angetrieben von einer Sehnsucht, eine Heilmethode zu entwickeln, die eine Brücke zwischen schamanischen Wissen und moderner Medizin schlägt. Der beschriebene Lebensweg wird schonungslos offen und mit intimen Einblicken geschildert. Bemerkenswert ist die ehrliche und - trotz seiner Errungenschaften - sehr demütige Darstellung seines Lebens mit all seinen Schwächen und Defiziten. Fazit: Absolut empfehlenswert für alle, die sich ansatzweise für Psychologie, alternative Heilmethoden oder Traumabewältigung interessieren.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Vom Annehmen & Liebe schenken

Gemeinsam, anders, glücklich
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Uli Hauser hat mit „Gemeinsam, anders, glücklich“ ein beeindruckendes und berührendes Buch geschrieben, das einen tiefen Einblick in das Leben seines Bruders Johannes und die Herausforderungen des Alltags ...

Uli Hauser hat mit „Gemeinsam, anders, glücklich“ ein beeindruckendes und berührendes Buch geschrieben, das einen tiefen Einblick in das Leben seines Bruders Johannes und die Herausforderungen des Alltags einer Familie mit einem behinderten Kind gibt. Der Leser wird auf eine Reise mitgenommen, die weit über das übliche Verständnis von Geschwisterbeziehungen hinausgeht. Der Autor, der sieben Jahre alt war, als sein Bruder Johannes mit einer Behinderung geboren wurde, schildert auf sehr persönliche Weise, wie es ist, mit einem Bruder aufzuwachsen, der „anders“ ist. Johannes, der mit Spastiken und Skoliose lebt, kann nicht so spielen wie andere Kinder und benötigt häufig Unterstützung. Diese Szenen des Alltags, die detailliert beschrieben werden, geben dem Leser einen intimen Einblick in das Leben der Familie Hauser.

Ein zentrales Motiv im Buch ist das Fahrradfahren, das eine besondere Bedeutung für die Beziehung der beiden Brüder hat. Das Paralleltandem wird zu einem Symbol für Freiheit und die enge Bindung zwischen Uli und Johannes, es schweißt die beiden noch stärker zusammen und schenkt ihnen unvergessliche Momente der Unbeschwertheit.

Hauser gelingt es, den Leser dafür zu sensibilisieren, wie wichtig ein Zusammenleben auf Augenhöhe ist und welchen Wert Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft haben. Gleichzeitig ist das Buch auch ein Appell dafür, dass der liebevolle und selbstverständliche Umgang mit Menschen mit Handicap noch lange nicht so selbstverständlich ist, wie er sein sollte.

Hauser beschreibt nicht nur die Träume, Wünsche und Ängste seines Bruders Johannes, sondern zeigt auch auf, wie wichtig es ist, jeden Menschen mit Respekt und Liebe zu behandeln, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Dieses Buch rüttelt auf, bewegt und inspiriert zugleich.

„Gemeinsam, anders, glücklich“ ist eine kraftvolle und bewegende Lektüre, die zeigt, dass man auch dann viel im Leben erreichen kann, wenn man nicht so ist wie alle anderen. Es ist ein Buch, das Mut macht, die Welt mit anderen Augen zu sehen, und das dazu aufruft, als Gesellschaft zusammenzuwachsen.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Im Spannungsfeld von Politik, Tradition und Liebe

Schwestern im Geiste
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"Schwestern im Geiste" von Marie Pierre ist der zweite Band der Trilogie „Das Pensionat an der Mosel“ und überzeugt mit einer fesselnden Fortsetzung der Geschichte rund um Pauline Martin und ihr Internat ...

"Schwestern im Geiste" von Marie Pierre ist der zweite Band der Trilogie „Das Pensionat an der Mosel“ und überzeugt mit einer fesselnden Fortsetzung der Geschichte rund um Pauline Martin und ihr Internat für höhere Töchter. Obwohl der Roman auch eigenständig lesbar ist, empfiehlt es sich, zunächst den ersten Band „Töchter des Aufbruchs“ zu lesen, um die Charakterentwicklung von Anfang an zu verfolgen.

Die Handlung spielt im Februar 1911 im Reichsland Elsaß-Lothringen, einer Region, die zu dieser Zeit durch kulturelle und politische Spannungen geprägt war. Pauline Martin führt weiterhin das Pensionat, unterstützt von der neuen Lehrkraft Rhona O’Meally, einer ambitionierten Irin. Die vielfältige Herkunft der Internatsmädchen führt zu Konflikten und Unruhen, und die Lage wird durch Diebstähle und politische Spannungen außerhalb des Internats weiter verschärft. Als der Ruf des Pensionats bedroht wird, tritt erneut der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz in Erscheinung, um zu helfen.

Marie Pierre versteht es meisterhaft, die LeserInnen durch ihren leichten und angenehmen Schreibstil in die Geschichte hineinzuziehen. Schon nach wenigen Seiten ist man tief in die Handlung und das Leben der Protagonisten eingetaucht. Die Wahl von Ort und Zeit – das historische Lothringen zur Zeit des deutschen Kaiserreichs – ist nicht nur gut recherchiert, sondern wird auch authentisch und detailreich dargestellt. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin das Alltagsleben, die Sitten und Bräuche sowie die Gedankenwelt der Menschen jener Zeit schildert. Dadurch gelingt es ihr, die inneren Zerrissenheiten und Herausforderungen der Charaktere glaubhaft und nachvollziehbar zu machen.
Ein zusätzlicher Pluspunkt ist die Thematisierung der politischen und gesellschaftlichen Situation in Irland, die dem Roman eine weitere Tiefe verleiht und den LeserInnen neue Einblicke in ein weniger bekanntes Kapitel der europäischen Geschichte bietet.

Das Nachwort, in dem zusätzliche Informationen zu Geschichte und Kultur der Zeit gegeben werden, rundet das Buch gelungen ab. Auch wenn der Roman für sich alleine stehen kann und die meisten Handlungsstränge zum Ende hin abgeschlossen sind, weckt er dennoch große Neugier auf den abschließenden dritten Band der Trilogie.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Wo viele Menschen zusammenleben ist Katzenweisheit gefragt

Die Hochhauskatze
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Das Kinderbuch "Die Hochhauskatze" überrascht bereits beim Format: Die Größe des Buches deutet auf ein Hochhaus hin. Die wunderschönen Illustrationen zeigen die verschiedenen Bewohner mit ihren Lebensstilen, ...

Das Kinderbuch "Die Hochhauskatze" überrascht bereits beim Format: Die Größe des Buches deutet auf ein Hochhaus hin. Die wunderschönen Illustrationen zeigen die verschiedenen Bewohner mit ihren Lebensstilen, Eigenarten und Problemen. Die Interaktion mit der Katze stellt eine schöne Verbindung zu den unterschiedlichen Menschen dar. Auch wenn es in einem Hochhaus recht anonym zugeht, so kann doch die Katze helfen, eine Brücke zu bauen. Die Katze hilft den Menschen sozusagen auf die Sprünge und bringt ihre intuitive Katzenweisheit ein. Ein schönes Buch für die Kinder, die hier gemeinsam mit ihren Eltern zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht werden können.

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