Was für ein aussergewöhnliches Buch!
Rezension
Evie, Krista und Willow wollen alle hübscher sein. Nicht dass sie nicht hübsch wären, aber eben nicht nach dem von der Gesellschaft gelegten Massstab. Sie nehmen Pretty ein Wundermittel, welches ...
Rezension
Evie, Krista und Willow wollen alle hübscher sein. Nicht dass sie nicht hübsch wären, aber eben nicht nach dem von der Gesellschaft gelegten Massstab. Sie nehmen Pretty ein Wundermittel, welches sie für eine Woche in eine «schönere» Version von sich verwandelt. Als alle drei diesen Schritt wagen, verändert sich alles. Krista, welche monatelang verschuldet auf der Suche nach einem Job als Schauspielerin war, landet sofort eine Filmrolle, Evie, welche in einem oberflächlichen Frauenmagazin als Lektorin arbeitet, wird Moderatorin einer Webserie (wenn auch nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat) und Willow, welche sich seit langem als Fotografin versucht, will ihren Freund testen und beginnt ein perfides Spiel mit ihm zu spielen.
Die Konflikte die dabei entstehen, waren wahnsinnig interessant und aufschlussreich. Ja, wir behandeln Menschen anders, wenn sie hübsch sind. Ob wir sie aber wirklich besser behandeln, ist eine andere Frage. Evie, welche jahrelang nicht ernst genommen wurde, versucht nun, wenn auch zu Beginn ziemlich erfolglos, endlich für den Feminismus zu kämpfen und etwas zu bewegen. Krista lernt, was es heisst berühmt zu sein und dass das nicht das ist, was sie sich für ihr Leben wünscht. Willow dagegen kämpft gegen ihre eigenen Probleme an und versucht herauszufinden, wer sie ist.
Die Protagonistinnen waren allesamt sehr aussergewöhnlich. Ich würde alle drei nicht unbedingt als sympathisch bezeichnen, dafür waren sie mir zu krass in gewissen Momenten und ihre sexuellen Lüste empfand ich teilweise auch schon fast als pervers, vielleicht lag es aber auch nur an den gewählten Worten der Autorin. Diese schrieb übrigens ganz angenehm und die Übersetzung erschien mir gelungen, die Sprache der Protagonistinnen wurde ungefiltert wiedergeben und das scheint mir doch authentisch und schlau gemacht. Leider gab es einige Szenen, welche mir überhaupt nicht gefielen und mich sogar langweilten. Auch wenn ich die Thematik dieses Buches absolut genial und kreativ finde, verlor sich die Geschichte meiner Meinung nach, in gewissen Momenten in abstrusen Liebes- und Sexszenarien. Mir gefiel die Beziehung zwischen Evie und Velma Wolff (berühmte Autorin) zum Beispiel überhaupt nicht, auch wenn perfekt gezeigt wurde, dass Aussehen sehr viel verändern kann, fehlte mir der Sinn hinter dem ganzen, aber vielleicht war das ja auch der Plan?
Fazit
«Pretty» von Georgia Clark ist ein Roman, welcher vor allem eine tolle Nachricht transportiert. Auch wenn mir die Handlung manchmal zu chaotisch war und mir einige Passagen langweilig erschienen, finde ich es toll, wie die Autorin es geschafft hat so viele wichtige Themen in einem Buch zusammengefasst hat. Aussehen ist nicht alles, Homosexualität ist nichts aussergewöhnliches und das zentrale Thema; Feminismus kann etwas bewegen. Auch wenn es viele unsinnige (Sex-)Szenen, perverse Witze und viel Alkohol gab, wirkte das Buch auf mich authentisch und hielt mir als Leser den Spiegel vor, wie ich Menschen nach ihrem Aussehen beurteile. Das Buch regte viel zum Denken an, wir ich in Zukunft mit Menschen umgehen möchte. Ich bin wirklich positiv überrascht von diesem Buch und gebe deshalb ⭐⭐⭐,5 von 5. Ich kann es allen empfehlen, welche auf der Suche nach einem lockeren Roman mit viel Humor sind und sich dabei auch noch Gedanken über Feminismus und von der Gesellschaft vorgeschriebene Schönheit machen wollen.
Ich danke dem LYX-Verlag für mein Exemplar.