Grausame, mysteriöse Morde und französisches Savoir vivre
„Die toten Engel vom Montmartre“ von René Laffite (alias Christian Schleifer), ist ein sowohl spannender wie unterhaltsamer Wohlfühlkrimi mit wunderbarem Pariser Flair und mit außergewöhnlichen Protagonisten.
Worum ...
„Die toten Engel vom Montmartre“ von René Laffite (alias Christian Schleifer), ist ein sowohl spannender wie unterhaltsamer Wohlfühlkrimi mit wunderbarem Pariser Flair und mit außergewöhnlichen Protagonisten.
Worum geht es?
Zwei abschreckend zugerichtete Leichen von Künstlerinnen geben Rätsel auf. Commissaire Geneviève Morel stößt bei ihren Ermittlungen auf geheim gehaltene Akten und Informationssperren. Auch ihre Großmutter Mamie heckt irgendetwas aus … Wird Geneviève alle Geheimnis lüften können?
Schon das Cover mit dem Moulin Rouge und dem typischen Pariser Straßenbild verbreitet wohliges französisches Flair. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an Sehnsucht hervorrufendem Lokalkolorit, das durch französische Ausdrücke gut dosiert unterstrichen wird. Der Autor führt einen an versteckte Plätze und macht durch all die kulinarischen Genüsse Appetit und Lust auf eine Reise nach Paris. Die kleine Landkarte des 18. Arrondissement mit Sacré Coeur im Mittelpunkt bietet eine gute Übersicht über den Bereich, wo Geneviève lebt bzw. ermittelt. Die Kapitel sind angenehm kurz, tragen Überschriften, verfügen jedoch weder über Zeit- noch Ortsangaben.
Es handelt sich bereits um den zweiten Band dieser Reihe. Als Neueinsteigerin hatte ich grundsätzlich kein Problem, dem Fall an und für sich zu folgen. Auch den relevanten Personenkreis und deren Beziehungen überblickte ich rasch. Es sind auch ausreichend Anmerkungen und Hinweise zum Vorgängerband eingeflochten. Meine Neugier auf den ersten Fall wurde jedenfalls geweckt.
Die Ermittlungen bei diesem mysteriösen Fall gestalten sich für Geneviève und ihr Team als schwierig, da ihr selbst innerhalb des Polizeiapparates Informationen vorenthalten werden und die Pariser Spezialeinheit BRI den Fall an sich ziehen möchte. Geneviève tappt lange im Dunkeln, doch sie lässt nicht locker. Je mehr Informationen Geneviève zusammenträgt, desto überraschendere Zusammenhänge werden offenbar. Allerdings kommt sie dem Täter gefährlich nahe, sie entgeht nur knapp einem Anschlag. Letztendlich führen ihre Recherchen zum Erfolg. Nach einem dramatischen, actionreichen Finale ist alles schlüssig geklärt: Das Motiv, die Hintergründe für die Morde an den Künstlerinnen und die Täterschaft.
Wunderbar aufgelockert wird die polizeiliche Ermittlungsarbeit nicht nur durch die anschaulichen Streifzüge durch Paris, sondern auch durch Einblicke ins Privatleben von Geneviève. Insbesondere die Aktionen ihrer Großmutter Mamie amüsierten mich sehr. Sie ist einfach umwerfend, ob sie nun die reiche Lady hervorkehrt oder verkleidet ihre Kunstdiebstähle abwickelt. Eine wirklich originelle Idee des Autors: Geneviève als Kriminalbeamtin ist quasi das „schwarze“ Schaf innerhalb einer kriminellen Großfamilie.
Generell sind die Charaktere facettenreich und lebendig dargestellt, und zwar nicht nur Geneviève. So zeigt sich auch ihre intelligente, tüchtige Assistentin Lunette diesmal von einer Seite, die man nicht von ihr erwartet hätte. Geneviève weiß sich selbstbewusst durchzusetzen, liebt ihre Ungebundenheit, wodurch sie gewisse Probleme hat, ihr Verhältnis zu Dr. Henry Martel zu vertiefen. Es wird interessant, wie sich deren Liebesbeziehung weiter entwickeln wird. Mamie ist meine Lieblingsfigur in diesem Krimi. Sie ist unbestritten das Oberhaupt der Familie, zieht die Fäden, ist bestens vernetzt und verfügt über derart weitreichende Kontakte, dass sie sogar ihrer Enkelin bei den Ermittlungen Tipps geben kann. Ihre Pläne sind einfach genial, ihre raffinierten Aktionen haben mich köstlich unterhalten.
Mit einem Wort: Dieses Buch zu lesen, hat schlicht und einfach sehr viel Spaß gemacht. Und natürlich Lust auf weitere Pariser Kriminalfälle aus der Feder von René Laffite.
Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne sowieso.