Ein ganz besonderes Buch
"Und heute [...] saß ich im Wald allein mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze, und ich besaß nichts mehr von allem, was vierzig Jahre lang mein Leben ausgemacht hatte."
Die Handlung selbst ist schnell ...
"Und heute [...] saß ich im Wald allein mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze, und ich besaß nichts mehr von allem, was vierzig Jahre lang mein Leben ausgemacht hatte."
Die Handlung selbst ist schnell erzählt: Eine Frau, die mit Freunden übers Wochenende in die Berge fährt, abends allein in der Hütte bleibt und nach dem Aufwachen feststellen muss, dass eine Art unsichtbare Wand sie vom Dorf und der restlichen Außenwelt trennt. Nicht nur das: Sie scheint das einzige menschliche Wesen zu sein, das sich diesseits der Wand befindet, während außerhalb alles menschliche und tierische Leben wie zu Stein erstarrt wirkt. Von nun an geht es also ums bloße Überleben allein in der Natur.
Geschrieben ist das Buch aus der Perspektive der Frau, die übrigens namenlos bleibt, in zwei verschiedenen Zeitebenen; es handelt sich bei dem Roman um einen Bericht, den die Frau verfasst, um sich vom Alleinsein abzulenken und eine Gedankenstütze zu haben. Sie beginnt etwa zweieinhalb Jahre nach dem Erscheinen der Wand mit dem Schreiben und berichtet rückblickend von den Ereignissen seit jenem Tag; immer wieder greift sie jedoch auch vor, indem sie Anmerkungen über die aktuelle Situation macht.
Ich habe das Buch nun zum zweiten Mal gelesen und bin nach wie vor begeistert; nach dem zweiten Mal vielleicht sogar noch etwas mehr als nach dem ersten Mal, denn es gibt immer wieder etwas zu entdecken, was einem vorher entgangen ist. Keinesfalls wird es langweilig vom Alltag der Frau zu lesen, und immer wieder verliert sie sich in teils philosophischen Gedankengängen, Fragen über den Sinn des Daseins, der Zeit etc. Während des Lesens und auch noch danach habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie ich versuchte mir vorzustellen, selbst in einer solchen Situation zu sein. Man beginnt unweigerlich, Fragestellungen aus dem Buch aufzugreifen und sich selbst zu stellen; ein Buch also, das definitiv zum Nachdenken anregt.
Für mich hat sich "Die Wand" mühelos 5 Sterne verdient und in meinem imaginären Bücherregal einen Ehrenplatz erhalten; Ich werde sie definitiv noch öfter zur Hand nehmen.