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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2024

Melancholisch mit einem Hauch Komik

Das Fest
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Jakob, einst ein gefeierter Filmregisseur, inzwischen erfolglos in seinem Beruf, wird 50.
Diesen besonderen Geburtstag möchte er allerdings nicht feiern. Überhaupt steht ihn im Leben nicht mehr der Sinn ...

Jakob, einst ein gefeierter Filmregisseur, inzwischen erfolglos in seinem Beruf, wird 50.
Diesen besonderen Geburtstag möchte er allerdings nicht feiern. Überhaupt steht ihn im Leben nicht mehr der Sinn nach Party. Jakob fühlt sich alt, lebt zurückgezogen und möchte niemanden sehen.

Ellen, Jakobs langjährige, beste Freundin sieht das allerdings anders. Sie steht am Geburtstag mit Torte, Kerzen und Champagner vor der Tür. Und ehe Jakob sich versieht, macht er sich mit Ellen auf den Weg, eine Badehose im Gepäck. Er trifft auf ihm bekannte Menschen, er blickt zurück auf die vergangenen Jahrzehnte, er zieht Bilanz.
So wie das Leben seine Spuren hinterlässt, so vergeht auch dieser Tag nicht ohne Blessuren.

Melancholisch mit einem Hauch Komik, so begegnet uns der neue Roman von Lucy Fricke. Er liest sich sehr angenehm und hinterlässt am Ende ein richtiges Glücksgefühl.
Auf nur knapp 140 Seiten erzählt die Autorin von Freundschaften und Beziehungen, die uns prägen und zu dem Menschen machen, der wir sind.

Ich mag die Bücher von Lucy Fricke sehr, habe mich daher total auf diese Neuerscheinungen gefreut und wurde nicht enttäuscht. Ein großes Lesevergnügen, das ich absolut empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Beeindruckend und erschreckend

Scheue Wesen
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Wir haben das Jahr 1964. Helen Habsford arbeitet als Kunsttherapeutin in einer psychiatrischen Einrichtung in London. Sie ist Anfang 30, ledig, hat aber ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Kollegen ...

Wir haben das Jahr 1964. Helen Habsford arbeitet als Kunsttherapeutin in einer psychiatrischen Einrichtung in London. Sie ist Anfang 30, ledig, hat aber ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Kollegen Dr. Gil Rudden. Mit dieser Situation kann sie sich arrangieren. Helens Leben verläuft also bisher ziemlich geregelt, was sich jedoch ändert, als William Tapping in die Klinik eingeliefert wird. Auffällig an ihm ist, dass er nicht spricht.
William ist Mitte 30 und wurde ziemlich verwahrlost im Haus bei seiner Tante aufgefundenen. So wie es aussieht, wuchs er dort nahezu isoliert von der Außenwelt auf. Gemeinsam mit dieser Tante kommt er nun in die Klinik als Patient von Gil.
Helen erkennt die besondere künstlerische Begabung von William und sieht, wie gut es ihm tut zu zeichnen.

Wir sind dabei und erleben, wie William sich nach und nach öffnet und zu sprechen beginnt.
Zwischendurch springen wir in einzelnen Kapiteln immer wieder zurück in die Vergangenheit, immer weiter zurück bis in die Kindheit von William, und erfahren schließlich, was ihn zu dem gemacht hat, der er jetzt ist.

„Scheue Wesen“ ist eine aufwühlende und fesselnde Lektüre, die jedoch ruhig und angenehm erzählt wird, und die mich total in ihren Bann gezogen hat. Eine Lektüre, die berührt, wütend macht und traurig.

Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. 1952 wurde in in einem Haus in Bristol ein Mann gefunden, der dort über Jahrzehnte unter erbärmlichen Umständen, abgeschieden von der Öffentlichkeit gelebt hat. Clare Chambers hat diese Geschichte aufgegriffen und zu einem Roman umgesetzt.
Großartig gemacht!

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Tragikomödie und einfach wunderbar

Pi mal Daumen
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Der 16-jährige Oscar, genauer gesagt Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff,
ist hochbegabt mit autistischen Zügen.
Im Kontrast dazu steht Monika Kosinsky, genannt Moni. Sie ist 53, hat bereits drei ...

Der 16-jährige Oscar, genauer gesagt Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff,
ist hochbegabt mit autistischen Zügen.
Im Kontrast dazu steht Monika Kosinsky, genannt Moni. Sie ist 53, hat bereits drei Enkel und muss sich mit drei Jobs über Wasser halten.
Diese zwei treffen nun an der Uni im Vorlesungssaal aufeinander, denn beide haben sich für ein Studium der Mathematik entschieden. Oscar hält Moni Anfangs für die Putzfrau, die sich in der Tür geirrt hat. Mit ihrer schrillen, auffälligen Erscheinung sticht Moni nämlich unter den Studierenden heraus. Der Kontrast zwischen ihr und Oscar könnte nicht größer sein. Und doch nähern sich die zwei an, und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.

„Pi mal Daumen“ ist ein ganz wunderbares Buch. Herrlich amüsant, tragikomisch und doch auch ernst und tiefgründig.
Alina Brinsky erzählt die Geschichte sehr treffend aus der Sicht von Ich-Erzähler Oscar.
Für mich war es das erste Buch der Autorin. Ich werde aber definitiv noch mehr von ihr lesen. Ganz große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Absolut berührend

Mein drittes Leben
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Als ich erfahren habe, dass es einen neuen Roman von Daniela Krien geben wird, war für mich sofort klar: Den will ich unbedingt lesen. Bisher kenne ich von der Autorin „Die Liebe im Ernstfall“ sowie „Der ...

Als ich erfahren habe, dass es einen neuen Roman von Daniela Krien geben wird, war für mich sofort klar: Den will ich unbedingt lesen. Bisher kenne ich von der Autorin „Die Liebe im Ernstfall“ sowie „Der Brand“, und beide Bücher haben mich sehr begeistert.
Worum geht es diesmal?
„Mein drittes Leben“ erzählt von Linda, die ihre Tochter durch einen tragischen Unfall verloren hat. Wir erfahren, wie sie mit ihrer Trauer umgeht, wie diese ihre Ehe und ihr Leben verändert und wie die Trauer sie zu einem anderen Menschen macht.
Daniela Krien hat erneut eine absolut berührende Lektüre geschrieben. Bewegend, erschütternd, tiefgründig und trotzdem leicht zu lesen.
Die Autorin schafft es, die Emotionen in ihrer ganzen Bandbreite rüberzubringen.
Das stimmige Cover - ganz klassisch, wie man es vom Diogenes Verlag kennt - rundet das Buch perfekt ab.
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Herzerwärmend

Der Bademeister ohne Himmel
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Die 15-jährige Linda sieht der Zukunft kritisch entgegen. Im Grunde genommen sieht sie für sich gar keine Zukunft. Ganz pragmatisch denkt sie darüber nach, ihrem Leben bald mal ein Ende zu setzen - wären ...

Die 15-jährige Linda sieht der Zukunft kritisch entgegen. Im Grunde genommen sieht sie für sich gar keine Zukunft. Ganz pragmatisch denkt sie darüber nach, ihrem Leben bald mal ein Ende zu setzen - wären da nicht Hubert und Kevin.
Nachbar Hubert, ein ehemaliger Bademeister, ist Mitte achtzig und an Demenz erkrankt. Kevin ist wie Linda Teenager und ihr bester Freund.
Um Hubert kümmert sich Linda mehrmals wöchentlich, um die polnische Pflegekraft Ewa zu entlasten. Sie reist mit ihm gedanklich in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der Huberts Frau noch gelebt hat. Lässt Huberts Wohnzimmer zum Schwimmbad werden, macht mit ihm Trockenübungen mit Schwimmflügeln.

Auch wenn dieser Roman sehr ernste Themen aufgreift, hinterlässt er kein bedrückendes Gefühl. Einfühlsam, ja teilweise sogar humorvoll erzählt Petra Pellini diese Geschichte. Die Autorin hat wunderbare Charaktere geschaffen, die man einfach mögen muss. „Der Bademeister ohne Himmel“ ist eine Lektüre, die das Herz erwärmt, ein wunderbares Buch, ein Lesehighlight.
Sehr empfehlenswert!

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