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Veröffentlicht am 04.10.2024

Wo verlorene Seelen einander halten

Somebody to Hold – Northern-Hearts-Reihe, Band 2 (Fortsetzung des Dein SPIEGEL-Bestsellers | Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
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Im ersten Teil der Northern-Hearts-Dilogie haben wir bereits mit Emil und Freya schmerzhaft die Phasen der Trauer nach dem Verlust von Hendrik durchlaufen. Hendrik war der Drillingsbruder von Emil und ...

Im ersten Teil der Northern-Hearts-Dilogie haben wir bereits mit Emil und Freya schmerzhaft die Phasen der Trauer nach dem Verlust von Hendrik durchlaufen. Hendrik war der Drillingsbruder von Emil und Lene, und Freya war seine Freundin. Aber jetzt ist sie Emils Freya, und als Lene von ihrer Flucht nach Neuseeland zurückkommt, ist dies der letzte Punkt, der sie vollends zum Explodieren bringt.

Lene flieht jeden Tag in ihren Job im Kletterpark in Drammen, wo sie auf einen ganz besonderen Fall trifft. Fin leidet unter Höhenangst, beinahe schon Höhenpanik. Ohne zu wissen, was wirklich dahintersteckt, schafft es Lene, Fin aus seiner Erstarrung zu lösen.
Wieder einmal besteht ein Roman von Rebekka Weiler aus purem Gefühl. Dieses Mal ist es die breite Palette von Ängsten, Trauer, Verzweiflung und tief empfundenem Glück. Einiges wiederholt sich. Trauerphasen, die wir mit Emil und Freya bereits durchlaufen haben, durchleben wir mit Lene nun ein weiteres Mal. Zusätzlich gibt es noch schwerste Traumata, und ich muss feststellen, dass hier die Triggerwarnung ihre Berechtigung hat, denn es wird heftig. Es gibt deutliche Anklänge an reale Ereignisse, und da wurden für mich persönlich durchaus die Grenzen des Aushaltbaren erreicht. Das liegt aber mit Sicherheit auch an den grandiosen Erzählkünsten von Rebekka Weiler, die Gefühle wie keine andere transportieren kann, so dass man mit den Charakteren mitleidet und einem die Emotionen unter die Haut kriechen.

Eine sehr intensive Lektüre voller Gefühl und schwerer Themen! Alles andere als oberflächlich, und dies behutsam und einfühlsam erzählt und damit ein wirklich emotionales Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Von Wollgras und Eisbären

Das kleine Café auf Spitzbergen
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Dieser Roman hat bei mir den ultimativen Härtetest bestanden: Ich habe die Geschichte, die auf Spitzbergen im Arktischen Ozean spielt, bei sengender Hitze im Freibad und auf der Terrasse gelesen. Und trotz ...

Dieser Roman hat bei mir den ultimativen Härtetest bestanden: Ich habe die Geschichte, die auf Spitzbergen im Arktischen Ozean spielt, bei sengender Hitze im Freibad und auf der Terrasse gelesen. Und trotz erschwerter Bedingungen hat die Story es geschafft, mich gedanklich auf die eisige Insel hoch in den Norden mitzunehmen.

Dorthin reist Kate nämlich aus London, um das Erbe ihrer unbekannten Großtante anzutreten, ein Café in Longyearbyen auf Spitzbergen. Ein Verkaufstermin ist bereits anberaumt, eigentlich muss nur noch alles abgewickelt werden. Doch dann stellt sich heraus, dass Kaufinteressent Tore genau der Mann ist, mit dem sie am Abend ihrer Ankunft einen heftigen Flirt hatte. War das Berechnung, um sie einzuwickeln? Kate macht erst einmal einen Rückzieher – vom Verkauf und von Tore, und macht sich daran, das Café aufzumöbeln.

Mein Highlight des Romans waren ganz eindeutig die tollen Landschaftsbeschreibungen, die liebevolle Schilderung der Tier- und Pflanzenwelt, die Eigenheiten der Insel. In manchen Romanen stößt man oft auf enttäuschendes Name-dropping, aber hier gab es wirklich Atmosphäre, in die man sich hineinfühlen konnte. Die Liebesgeschichte von Kate und Tore mit ihrem Auf und Ab, den falschen Erwartungen und unterdrückten Gefühlen war ebenso schön geschildert wie die Freundschaften, die Kate neu auf der Insel knüpft. Einzig das Ende war mir persönlich ein wenig zu viel und zu dramatisch. Das hätte ich so nicht gebraucht. Insgesamt aber ein wirklich schöner Roman zum Wegträumen und Dahinschmelzen. Sollte ich je nach Spitzbergen kommen, werde ich auf jeden Fall bei Kate ein Stück Himbeertorte kosten und hoffen, dass auch Marie und Siv auf einen Plausch vorbeischauen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Der Feind meines Feindes

Honesty. Was die Lüge uns kostet
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Zurück in Sestiby. Immer noch sind Mae, ihr Bruder Nick und viele elitäre Gleichaltrige aus höheren Ringen im Camp, um von AISS den optimalen Partner oder die perfekte Partnerin zugewiesen zu bekommen. ...

Zurück in Sestiby. Immer noch sind Mae, ihr Bruder Nick und viele elitäre Gleichaltrige aus höheren Ringen im Camp, um von AISS den optimalen Partner oder die perfekte Partnerin zugewiesen zu bekommen. Denn nach dem brutalen Anschlag am Ende des ersten Bands läuft das Leben wie gewohnt weiter; AISS und alle Regierenden kehren die Angelegenheit unter den Teppich. Für Mae ist das gar nicht so einfach, denn schließlich wurde ihr Vater schwer verwundet. Und da bleibt immer noch die Frage, wer hinter dem Anschlag steckt. Gleichzeitig bekommt Mae Zugang zu den Thustras, der Gegenbewegung im Untergrund, während ihr Bruder Nick immer weiter in Regierungskreise verstrickt ist.

Wie man sieht, verfügt die Dystopie über ein komplexe Worldbuilding. Da war es zugegebenermaßen nach der Wartezeit nach dem ersten Teil der Trilogie nicht ganz einfach, sich wieder in alle Gegebenheiten hineinzufinden. Leider werden die Regeln, nach denen die Welt von Sestiby funktioniert, wie schon im ersten Teil nicht allzu detailliert erklärt, so dass man sich vieles selbst zusammenreimen muss. Wenn man sich aber erst einmal in die Handlung hineingefunden hat, läuft die Story aber tatsächlich wirklich spannend und actionreich. Zur Spannung trägt vor allem bei, dass man nie weiß, wem man trauen darf. Außerdem ist die freie Kommunikation in einer voll überwachten Gesellschaft natürlich äußerst schwierig, so dass es hier immer wieder zu aufregenden Sequenzen kam. Die Geschichte rund um die Verpartnerung war leider sehr vorhersehbar, aber das Ende war ein echter Knaller, der den Spannungsbogen hält bis zum Erscheinen des Finales!

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Eine Familie voller Geheimnisse

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
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Die achtzehnjährige Bel lebt, seit sie zwei Jahre alt war, im Schatten des Verschwindens ihrer Mutter Rachel Price. Ausgerechnet als sie und ihr Vater sich bereit erklären, an einer True-Crime-Doku mitzuwirken, ...

Die achtzehnjährige Bel lebt, seit sie zwei Jahre alt war, im Schatten des Verschwindens ihrer Mutter Rachel Price. Ausgerechnet als sie und ihr Vater sich bereit erklären, an einer True-Crime-Doku mitzuwirken, steht die sechzehn Jahre lang verschollene Rachel Price plötzlich vor der Tür und erzählt die unglaubliche Geschichte ihrer Entführung. Bald jedoch fallen Unstimmigkeiten auf, und Bel und der Kameraassistent Ash beginnen nachzuforschen.

Der Einstieg in die Geschichte ist zwar interessant, zieht sich aber leider ein wenig zäh dahin, ehe die Story endlich richtig in Fahrt kommt. Anfangs geht es vor allem um die Doku, die gedreht werden soll, und dabei erfahren wir auch schon erste Gefühlskonflikte und einiges aus der Vergangenheit, so dass die Spannung stetig steigt. Mit dem Auftauchen von Rachel kommen nun plötzlich neue Informationen dazu, was die Handlung vorantreibt, da immer mehr Lügen und Geheimnisse in der Familie aufgedeckt werden. Die Ermittlungen von Bel und Ash lesen sich sehr unterhaltsam, hier gibt es viel zu lachen und mich erinnerte die Situation mit dem Familiencrime ein wenig an Knives-Out, was sogar Rachel selbst im Roman feststellt. Das Ende hat einen raffinierten Kniff mit spannenden Wendungen.

Insgesamt hatte der Roman aber leider zwischendurch Längen, so dass er für mich mit der genialen A Good Girl´s Guide To Murder-Reihe von Holly Jackson nicht ganz mithalten kann. Da fehlte einfach ein bisschen das Tempo. Trotzdem machte es Spaß, über die amüsanten Familienstreitereien zu lesen und mitzurätseln.

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Next please!

Ehemänner
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Da geht man einmal feiern und schlägt ein wenig über die Stränge, und am nächsten Morgen steht das komplette Leben Kopf! Dabei hat Lauren doch gar nicht so viel getrunken, aber am Tag nach dem Jungesellinnenabschied ...

Da geht man einmal feiern und schlägt ein wenig über die Stränge, und am nächsten Morgen steht das komplette Leben Kopf! Dabei hat Lauren doch gar nicht so viel getrunken, aber am Tag nach dem Jungesellinnenabschied ihrer besten Freundin hat sich ihre Wohnung verändert. Doch es sind gar nicht so sehr die Möbel, die sie irritieren, sondern viel mehr der Ehemann, der dort lebt. Ihr Ehemann! Mit ihr! Dabei war sie bis gestern Abend noch glücklicher Single.

Bald stellt sich heraus, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist, denn es kommt noch besser: Wenn der Ehemann auf den Dachboden geht, verschwindet er, und ein neuer Ehemann kommt hinabgestiegen. Und mit ihm ein neues gemeinsames Leben. Erst ist Lauren verständlicherweise überfordert, aber dann findet sie durchaus Gefallen an dem Spiel.

Die Konstellation des Romans hätte vieles zugelassen, unter anderem eine temporeiche Comedy mit urkomischen Schenkelklopfern oder auch eine philosophische Sezierung der Schnelllebigkeit von Beziehungen in der heutigen Zeit. Dieser Roman wählt jedoch einen anderen Weg: Ruhig und in gemächlichem Tempo lässt er uns Lauren begleiten. Wir erleben ihre anfängliche Überforderung, die Phasen der Neugier, die schnellen, wählerischen Wechsel von unzähligen Ehemännern, aber auch den Überdruss und sogar die Resignation. Durch diese Erzählweise entwickelt der Roman gewisse Längen, allein schon aufgrund der zahllosen Wiederholungen und Neustarts, fängt dies für meine Begriffe aber geschickt mit Humor auf.

Insgesamt schwebt der Roman für mich in einer unterhaltsamen Zwischenwelt: Er schwimmt keineswegs an der Oberfläche, dazu waren zu viele Gedanken und Impulse eingestreut. Allerdings schafft er es auch nicht in die wahre Tiefe, weil ebendiese weder aufgegriffen noch bewertet werden. Ich war vor allem auf das Ende gespannt und war damit durchaus zufrieden, vor allem mit der dort herrschenden Stimmung.

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