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Veröffentlicht am 09.08.2019

Oh May!

True North - Ein Moment für immer
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In einer Reihe, die ich so toll finde wie die „True North“-Reihe, da habe ich kaum Lieblinge, weil alle Figuren ihren Reiz haben, gerade weil sie so individuell gestaltet werden. Aber dennoch habe ich ...

In einer Reihe, die ich so toll finde wie die „True North“-Reihe, da habe ich kaum Lieblinge, weil alle Figuren ihren Reiz haben, gerade weil sie so individuell gestaltet werden. Aber dennoch habe ich mich ständig gefragt, wann denn wohl Mays Band endlich kommt, zumal ja lange völlig undurchsichtig war, wer für sie in Frage kommen könnte. May war immer eine Figur, die bei allen Teilgeschichten dabei war und die sehr entscheidende Dinge währenddessen erlebt hat. Deswegen war sie für mich praktisch die ganze Zeit mittendrin und daher auch so nahbar. Band 5 bietet nun endlich die Möglichkeit, ihr mal hinter die Birne zu schauen.

Ich fand es sehr überraschend, als offenbart wurde, dass May bisexuell ist. In solchen Reihen werden unterschiedliche Sexualitäten ja so gut wie nie thematisiert, jedenfalls nicht bei einem Protagonistenpärchen, so dass bei mir die Spannung wirklich groß war, wen May wohl abbekommen wird. Da Sarina Bowen in ihrer „Ivy Years“-Reihe ein schwules Pärchen hatte, war es für mich nicht abwegig, dass May nun mit einer tollen Frau verkuppelt wird. Diesen Schritt hat Bowen hier aber nicht gewagt (durchaus schade!), dafür ist es Alec geworden. Eben dieser Alec ist so richtig erst im letzten Band das erste Mal in den Fokus gerückt, daher war er definitiv kein Kandidat, den ich mir sofort für May gewünscht hätte. Aber letztlich fand ich es auch nicht schlimm, weil er sich durch seine Art, durch einen Humor und seine sehr authentisch dargestellten Sorgen schnell in die Herzen der Leser spielen konnte. Bis zum Ende sind May und Alec kein Wow-Pärchen für mich geworden. Die Gründe hierfür folgen noch, aber dennoch haben sie eine solide Geschichte bekommen, die zweifellos ihre süßen Momente und heiße Szenen hatte.

Während es mit Alec so leicht ging, fiel es mir mit May überraschend schwer. Das war natürlich eine größere Enttäuschung, da meine Vorfreude auf sie so groß war. Im Vorband wurden entscheidende Momente in Zaras Geschichte, die wir nur aus Erzählungen kannten, noch einmal in Rückblenden erzählt. Das fand ich genial, weil man so alles noch einmal aus ihrer Sicht nachvollziehen konnte. Genau diese Strategie wäre nun super passend für May gewesen, da gerade der Alkoholismus und ihre Liebe zu Lark so noch einmal richtig präsent geworden wären. Aber da dies ausblieb, fiel es mir nicht immer leicht, Mays Gefühle so richtig nachzuvollziehen. Ich fand es auch sehr schade, dass sie mit Alec nie über Lark gesprochen hat, denn somit ist dieses Kapitel auch nie richtig beendet worden. Auch aus ihrer ehemaligen Sucht hätte man noch sehr viel mehr herausholen können. Insgesamt ist die Geschichte aus Mays Perspektive einfach blass geblieben.

Fazit: Band 5 der „True North“-Reihe ist unfraglich wieder ein toller Lesegenuss, aber hier bin ich wegen May mit sehr hohen Erwartungen herangegangen und bin daher durchaus auch etwas enttäuscht. Während die Liebesgeschichte ihre Höhepunkte hatte, kam mir aus Mays Perspektive zu wenig.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Interessante Erzählidee mit Vor- und Nachteilen

Songs of our past
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Bei „Songs of our Past“ habe ich aufgrund des sehr interessanten Klappentexts zugegriffen. Durch die angedeuteten 12 Liebeslieder schien die Geschichte einen sehr klaren Rahmen zu haben, was ich unbedingt ...

Bei „Songs of our Past“ habe ich aufgrund des sehr interessanten Klappentexts zugegriffen. Durch die angedeuteten 12 Liebeslieder schien die Geschichte einen sehr klaren Rahmen zu haben, was ich unbedingt erkunden wollte. Da ich ein sehr logisch denkender Mensch bin, ist für mich Struktur grundsätzlich immer sehr vielversprechend.

Schnell hat sich herausgestellt, dass die Geschichte wirklich ein klar herausgearbeitetes Konzept hat. Jedes Kapitel entspricht einem Song und jeder Song erzählt ein Teil der Geschichte von Evan und Carrie. Die jeweiligen Kapitel springen dann innerhalb der Zeit hin und her. Einerseits befinden wir uns in der Gegenwart, in der Carrie drei Jahren nachdem sie Evan verlassen hat auf einem Konzert von ihm ist. Die Songtexte, in denen er die gemeinsame Geschichte verarbeitet hat, werden immer wieder eingewoben und dann werden wir in die Vergangenheit kapituliert und erleben alles haargenau mit. Diese Idee fand ich wirklich schön, wenn sich auch im Laufe der Lektüre aufgetan hat, dass dies nicht nur Vorteile hatte.

Die Liebesgeschichte, die in der Vergangenheit dargestellt wurde, hat mich durchaus sehr berühren können, vor allem weil Carries Perspektive so deutlich dargestellt wurde. Durch sie sie konnte man alles fühlen und mitleiden. Evan war deutlich schwerer zu packen, zumal das Buch nicht dialoglastig ist, so dass man von ihm nicht viel bekommen hat. Ihn erlebt man dann eher in der Gegenwart durch seine Songtexte. Trotzdem habe ich die Liebesgeschichte mit etwas Wehmut gelesen, da ich durch die Gegenwart wusste, irgendetwas hat zum großen Knall geführt. Das hat dafür gesorgt, dass ich mich vor dem Blick in die Vergangenheit stellenweise schon fast gefürchtet habe, um diesen Schmerz nicht zu erleben. Ich wollte lieber in der Gegenwart sein, um dort das Happy End endlich mitzuerleben. Nur habe ich das in diesem Buch nicht bekommen, weil es noch einen zweiten Band gibt. Dieses Gefühl, dass man nicht das bekommt, was man sich erhofft und ersehnt, war manchmal schon erdrückend, aber ich habe mir auch bewusstgemacht, dass Emotionen auch mal durchlebt werden müssen.

Während dieser Kritikpunkt nun wirklich reine Geschmackssache war, finde ich meinen zweiten Punkt doch schon deutlich weniger diskutierwürdig. Ich fand die Erklärung, warum Carrie sich letztlich von Evan trennt, kaum nachvollziehbar. Zum einen weiß sie zunächst selbst nichts Genaues, lässt aber Hals über Kopf alles stehen und liegen, um ihn vermeintlich zu schützen. Was sie letztlich zuhause erwartet, ist dann nur noch übertrieben und diese negative Überraschung konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Hier war doch alles an den Haaren herbeigezogen, da hätte sich die Autorin definitiv eine bessere Erklärung einfallen lassen können. Schade fand ich auch, dass die Musik so eine große Rolle spielt, dass aber Carries Kunst dabei total zurückgeblieben ist. Es wird immer wieder deutlich, dass sie ein großes Talent hat, aber man erfährt nichts zu ihrem Stil, zu ihren Motiven. Hier fehlte mir einfach etwas Entscheidendes.

Fazit: „Songs of our Past“ hat wirklich ein gut durchdachtes Konzept, das der Geschichte einen wunderbaren Rahmen gibt. So sehr ich dann auch mitgefühlt und mitgelitten habe, hat sich mir doch gezeigt, dass die Erzählweise mich auch sehr belastet hat, weil ich die Katastrophe ja ahnen konnte. Zudem ist das Happy End in den zweiten Band verschoben worden, so dass das ganze Leid noch nicht mal belohnt worden ist. Aber diese Empfindung ist sehr subjektiv, denn vom Handwerk her ist das Buch allemal gelungen!

Veröffentlicht am 12.07.2019

Durchschnittliche Liebesgeschichte in tollem irischen Setting

Show me the stars
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Kyss, das neue Label von Rowohlt, ist mit Neuerscheinungen ja doch noch recht verhalten, was aber andererseits auch den Eindruck entstehen lässt, dass hier mit Sorgfalt ausgesucht wird. Zwar habe ich bisher ...

Kyss, das neue Label von Rowohlt, ist mit Neuerscheinungen ja doch noch recht verhalten, was aber andererseits auch den Eindruck entstehen lässt, dass hier mit Sorgfalt ausgesucht wird. Zwar habe ich bisher erst ein Buch aus dem Programm gelesen, das hat mich aber überzeugt. Dass es noch nicht mehr geworden ist, liegt also definitiv daran, dass ich zu wenig Zeit für zu wenig Bücher habe. Mit Kira Mohn hat man nun auch die erste deutsche Autorin unter Vertrag genommen und ich unterstütze einheimische Autoren wirklich immer gern und gerade in den letzten Jahren haben sich im NA-Genre doch einige Namen bewähren können. Mohns Auftaktband der Leuchtturmtrilogie, „Show Me the Stars“, habe ich nun in der gekürzten Hörbuchversion gehört.

Die Sprecherin, Marie-Isabel Walke, hat für mich gut auf das Buch gepasst, da sie eine Stimme hat, die wirklich gut ins Ohr geht. Zudem zeichnet sie sich durch Varianz in der Stimmfarbe aus, was doch immer wieder eine Herausforderung ist. Manches Mal wirkte sie bei den Frauenstimmen etwas aufgedreht, aber insgesamt ist sie vor allem zu Liv in meinem Ohr geworden und das ist ohnehin der wichtigste Schritt.

Das irische Setting der Geschichte finde ich wirklich traumhaft. Das Land gehört wirklich zu den Orten, die ich gerne mal mit eigenen Augen sehen würde, was für jemanden, der nicht ständig Fernweh verspürt, wirklich etwas aussagt. Diese Sehnsucht nach der grünen Insel konnte nun auch Mohn wieder in mir auflodern lassen, was definitiv aussagt, wie toll sie die Atmosphäre sprachlich kreieren konnte, die sich auch bei mir schon im Kopf eingenistet hat. Gerade der Leuchtturm und die Beschreibungen von der kleinen Insel drum herum waren greifbar und wunderschön. Eigentlich bin ich kein Fan von ausufernden Beschreibungen, aber hier hat sich jeder Satz gelohnt.

Bei der Liebesgeschichte wiederum konnte ich nicht so überzeugend abgeholt werden. Das liegt in meinen Augen vor allem an den beiden Hauptfiguren. Liz wird von der ersten Seite an unheimlich naiv dargestellt. Sei es ihre Schwärmerei für eine Schauspielerin, die sich bis ins höher Alter hineinzieht, die aber doch sehr an eine Teenagerin erinnert oder sei es ihre Unfähigkeit, sich im Haifischbecken Journalismus zu behaupten. Bei Liz ändert sich der Eindruck zum Glück auch schnell wieder, da sie der Aufenthalt auf dem Leuchtturm auch innerlich wachsen lässt. Dennoch bleibt diese naive Art immer unterschwellig bestehen. Bei Kjer wiederum finde ich es sehr schade, dass seine Vorzüge doch sehr lange über Äußerlichkeiten hergestellt werden. Er gewinnt lange kein richtiges Profil und da wir ihn nur durch Liz‘ Augen erleben, müssen wir uns eben mit ihren oberflächlichen Eindrücken zufrieden geben. Das führt zu einigen anderen Aspekten ihrer Liebesgeschichte, die jetzt schon sehr ins Detail gehen, wodurch ich mich aber nie gänzlich auf die beiden als Paar einlassen konnte. Das Ende wiederum war aber gut gemacht, das war ein Happy End, das genau das richtige Maß trifft.

Da ich das Hörbuch in einer Hörbuchrunde mitgehört habe, sind Vermutungen angestellt worden, was in der gekürzten Version alles rausgestrichen wurde. Ich kann es leider absolut nicht nachvollziehen, aber ich habe nach Beendigung der Geschichte das Gefühl, dass mir die Buchversion vielleicht besser gepasst hätte. Einige Nebenthemen wurden nicht ganz sauber beendet und gerade das Gefühl zwischen Kjer und Liz ist vielleicht auch auf der Strecke geblieben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass nur Beschreibungen von der Insel weggekürzt wurden. Vielleicht sollte man da doch besser zur ungekürzten Version oder eben zum Buch greifen.

Fazit: Mit „Show Me the Stars“ habe ich die Autorin Kira Mohn für mich entdeckt. Nach der Lektüre kann ich sagen, dass sie definitiv eine tolle Erzählerin ist, die vor allem in ihren Beschreibungen viel vor dem geistigen Auge entstehen lässt, in diesem Fall Irland und sein Leuchtturm Matthew. Leider hat es für mich an der Liebesgeschichte etwas gehapert, da das Gefühl nicht so aufkommen wollte, wie es bei NA sein sollte. Hier habe ich aber den Verdacht, dass es möglicherweise auch an der gekürzten Hörbuchversion liegen könnte. Da ich das aber nicht nachprüfen werde, muss ich mich jetzt auf das Dargebotene verlassen und das bekommt von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Einzelband oder Mehrteiler, das ist hier die Frage?!

Herz aus Schatten
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Eigentlich ist es eine Schande, dass es bei mir so lange gedauert hat, bis ich nun endlich ein Buch von Laura Kneidl gelesen habe. Ich verfolge ihre Erfolge schon länger sehr aufmerksam und gönne ihr das ...

Eigentlich ist es eine Schande, dass es bei mir so lange gedauert hat, bis ich nun endlich ein Buch von Laura Kneidl gelesen habe. Ich verfolge ihre Erfolge schon länger sehr aufmerksam und gönne ihr das als deutsche Autorin total. Ich habe immer gedacht, dass „Berühre mich. Nicht“ mein erster Roman von ihr werden würde, nun habe ich aber zu ihrem aktuellsten Buch, „Herz aus Schatten“, gegriffen, was für mich auch eher ungewöhnlich ist, da Fantasy in meinem Repertoire nicht unbedingt üblich ist. Aber der Klappentext klang wirklich vielversprechend!

Ich habe gut in das Buch hineingefunden, weil man als Leser direkt eine sehr intensive Beziehung zu Kayla aufbauen kann. Ihre Gefühle werden sehr transparent dargestellt, so dass ich schnell den Eindruck gewonnen habe, sie sehr gut zu kennen. Und ich kannte sie nicht nur, ich mochte sie auch. Kayla ist eine eigenwillige, junge Frau, die ihre eigenen Ideale hat und ihrer Vernunft vertraut. Das ist eine seltene Mischung und die hat mich wirklich sehr an ihr fasziniert. Natürlich gab es neben ihr noch zahlreiche andere Charaktere, allen voran natürlich Lilek, und auch die konnten mich schnell für sich gewinnen, aber man merkte schon deutlich, dass Kayla der Fixstern war, um den sich alles drehte und das war gut so. Manchmal ist mir aber schon aufgefallen, dass andere Figuren zwar tolle Ansätze haben, aber im Verhältnis sehr wenig Hintergrundgeschichte erhalten. Hier seien nur mal Jakub oder Marek genannt. Auch Kaylas Mutter taucht erst unheimlich spät auf und gewinnt dann wenig Profil. Aber dadurch dass die Kayla-Dominanz so eindrucksvoll umgesetzt wurde, hat mich das nicht allzu sehr gestört, weil es um die Figuren einfach weniger ging.

Die Fantasy-Welt finde ich sehr ansprechend und vom Prinzip her auch stringent aufgebaut, doch da ich eben nicht zu den fantasyerfahrenen Lesern gehöre, habe ich doch gemerkt, dass mir gerade die Erklärungen zum Bändigen und wie ich mir den Prozess genau vorzustellen habe, viel zu kurz kam. Auch die Ausbildung an der Akademie, die wirklich viel erzählerisches Potenzial gehabt hätte, wird eher kurz gehalten und an dieser Stelle habe ich mich gefragt, wie es eigentlich mit einer möglichen Fortsetzung aussieht. Ich habe dazu keine Information finden können und rätsle daher nun, ob man die Geschichte nicht viel mehr hätte aufbauschen können, um sie dann richtig gut über mindestens zwei Bücher erzählen zu können. Denn noch einmal: die Ansätze sind richtig gut, sowohl was die Welt, die Protagonistin und auch die Nebenfiguren angeht.

Das Buch endet nämlich eigentlich auch sauber. Die großen Handlungsbögen sind eigentlich alle gelöst und trotzdem schreit diese faszinierende Welt einfach nach mehr. Das liegt sicherlich zum Großteil auch am Schreibstil der Autorin, den ich mir aufgrund ihrer Erfolge zwar schon großartig vorgestellt habe, aber es jetzt noch mal selbst zu erleben, ist natürlich ein echter Gewinn. Man wird wirklich in einen unwiderstehlichen Sog gezogen und hinterher erst springen meine Gedanken an, wo ich überlege, was nicht so gut war. Bei anderen Büchern passiert mir das schon währenddessen und das ist definitiv die ärgerlichere Erfahrung.

Fazit: Fantasy von Laura Kneidl könnte immer etwas für mich sein, da mir die von ihr ausgedachte Welt sehr gefallen hat. Mir hat auch vor allem Kayla gefallen, die so eine Geschichte überzeugend anführen kann. Dennoch muss ich insgesamt sagen, dass man bei „Herz aus Schatten“ nicht so recht weiß, ob es ein Einzelband oder ein Auftakt zu etwas Großem sein soll. Denn ich denke, dass Vieles zu oberflächlich behandelt wurde und dass auch noch zu viel Potenzial in dem Ganzen steckt, um nun vorbei zu sein.

Veröffentlicht am 28.08.2024

Mehr Selbstfindung als Liebegeschichte

Zwei in einem Leben
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Nachdem es in diesem Frühjahr bei Netflix eine Serienadaption zu „Zwei an einem Tag“ gegeben hat, ist mir der Name David Nicholls nochmal richtig in Erinnerung gerufen worden. Ich habe ihn tatsächlich ...

Nachdem es in diesem Frühjahr bei Netflix eine Serienadaption zu „Zwei an einem Tag“ gegeben hat, ist mir der Name David Nicholls nochmal richtig in Erinnerung gerufen worden. Ich habe ihn tatsächlich nach seinem riesigen Erfolg etwas aus den Augen verloren, aber die Serienadaption hat mich eindeutig noch einmal darin bestätigt, dass „Zwei an einem Tag“ damals wirklich etwas Besonderes war. Nun ist „Zwei in einem Leben“ mit dem Titel ganz eindeutig auch von Marketing her eine Verbindung dazu und deswegen war es für mich jetzt an der Zeit, noch einmal bei Nicholls zuzuschlagen.

Auch wenn „Zwei an einem Tag“ schon sehr lange her ist, dass ich das Buch gelesen habe, so habe ich doch gleich einiges in „Zwei in einem Leben“ wiederentdecken können. Das sind eindeutig eckige und kantige Figuren, die viele ungewöhnliche Details mitbekommen und damit nicht sofort nahbar sind, die aber dadurch gleich im Kopf bleiben und sich langsam entfalten können. Aber es ist sicherlich auch der Humor, der Hang zu Monologen bei der Frauenfigur. Also es war definitiv so, dass ich für mich sagen konnte, ja, wo Nicholls drauf steht, da ist er auch drin. Ansonsten sind es aber dennoch zwei sehr unterschiedliche Geschichten. Während „Zwei an einem Tag“ einfach diesen besonderen Kniff hatte, dass eine Geschichte über einen speziellen Juli-Tag hinweg erzählt wurde, hat „Zwei in einem Leben“ diesen speziellen Faktor nicht. Dennoch ist sich mit der Aufmachung Mühe gegeben worden, weil die Karten, die den Wanderweg für den jeweiligen Tag zeigen, eine nette Idee ist, um sich bei entsprechendem Interesse selbst kundig zu machen, sich einen Atlas hinzuziehen etc. oder wenn man selbst schon in der Gegend war, sich zu orientieren. Abseits davon ist es aber eine gewöhnliche Liebesgeschichte.

Wobei Liebesgeschichte auch ein Begriff ist, den ich für „Zwei in einem Leben“ erst auf zweiter Ebene sehen würde. Denn für Marnie und Michael ist es jeweils keine Liebe auf den ersten Blick, dafür sind beide auch noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, weil sie ein großes Kapitel aus der Vergangenheit noch nicht beschlossen haben. Deswegen sind die ersten Begegnungen und Kontakte auch eher von Skepsis und Vorurteilen geprägt. Dann kommt hinzu, dass Marnie und Michael eben sehr speziell mit einigen Eigenschaften sind, so dass es auch wenig zu einer romantischen Stimmung beiträgt. Deswegen habe ich es lange so empfunden, dass der Wanderweg in erster Linie wirklich eine Selbstfindung war und die Liebe dann eher zufällig noch aufgesprungen ist. Dass zwischen Marnie und Michael nicht sofort eine Chemie war, hat das Buch an einigen Stellen für mich etwas zäh gemacht, was ich schade fand. Teilweise waren die inneren Monologe auch sehr lang. Ich musste mich also wirklich erst bewusst davon verabschieden, nicht in erster Linie eine Liebesgeschichte zu haben.

Mit einer etwas anderen Einstellung war es eindeutig auch leichter, Marnie und Michael für sich schätzen zu lernen. Marnies missbräuchliche Beziehung, die sie in einem sehr langen Gespräch mit Michael aufarbeitet, hat mich durchaus berührt, weil viele Menschen in solchen Beziehungen feststecken bleiben, auch weil sie glauben, dass sie es verdient haben und es da draußen nichts anderes gibt. Bei Michael wiederum ist es eine schleichend zu Ende gegangene Beziehung, bei der im Urkern aber vieles stimmte, so dass es ihm dementsprechend schwer gefallen ist, loszulassen. Es war auf jeden Fall gut, dass sie sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben und dennoch Verständnis füreinander zeigen konnten, auch weil sie letztlich der Wunsch nach Zweisamkeit geeint hat. Auch wenn die irgendwann sich im Spiel befindenden Gefühle für mich etwas zu abrupt kamen, aber ich fand das letzte Viertel noch einmal mit am stärksten. Da war dann doch das Hinfiebern, dass es diese beiden packen.

Fazit: „Zwei in einem Leben“ ist einerseits mit „Zwei in einem Tag“ auf stilistischer Ebene zu vergleichen, andererseits dann auch wieder nicht. Aber letztlich ist „Zwei in einem Leben“ vor allem mehr individuelle Selbstfindung und dann Liebesgeschichte. Neben zähen Passagen gibt es auch noch andere Aspekte zum Durchkämpfen, aber letztlich habe ich sehr gut Frieden mit diesem Buch schließen können.

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