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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Sehr gutes Wissenschaftsbuch, aber schlechter Thriller

Die Abschaffung des Todes
5

Ich lese aus verschiedenen Gründen: um mich weiterzubilden und meinen Horizont zu erweitern, meine Empathie zu schulen und natürlich auch zur Freude und Unterhaltung.

Von einem Buch, das wie "Die Abschaffung ...

Ich lese aus verschiedenen Gründen: um mich weiterzubilden und meinen Horizont zu erweitern, meine Empathie zu schulen und natürlich auch zur Freude und Unterhaltung.

Von einem Buch, das wie "Die Abschaffung des Todes" eindeutig als Thriller beworben wird, wünsche ich mir gute Unterhaltung und Spannung. Wenn ich dann noch etwas dabei lerne, ist das ein zusätzlicher Bonus.

In diesem Buch hat sich dieses Verhältnis leider umgekehrt: ich habe sehr viel über wissenschaftliche und philosophische Überlegungen zum Thema Abschaffung des Todes und ewiges Leben gelernt und das war durchaus interessant. Hätte ich ein Sachbuch zu dem Thema gelesen, würde ich für diese Ausführungen fünf Sterne geben.

Aber: vom Unterhaltungsaspekt her war das Buch für mich sehr mühsam zu lesen. Über weite Teile ist absolut keine Spannung aufgekommen und selbst die Kapitel, die etwas thrillermäßiger waren (mit Verfolgungsjagden etc.) waren sehr langatmig geschrieben, mit vielen unnötigen Details (z.B. dazu, welches französische Gebäck die Protagonisten gerade essen, ohne dass dies für die Handlung relevant war).

Das Buch hat insgesamt über 600 Seiten und nach meiner Beurteilung hätte ihm ein Kürzen auf die Hälfte gut getan. So war es über weite Strecken sehr langatmig und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wann die Handlung endlich voranschreitet. Selbst die Auflösung am Ende war für mich relativ unbefriedigend. Hier würde ich also nur einen Stern geben.

Die Charaktere sind unterschiedlich detailliert ausgearbeitet, manche sehr detailliert, andere Figuren, die durchaus Potential gehabt hätten, wie etwa die Partnerin des Hauptcharakters, sind sehr blass gezeichnet. Insgesamt ist Charakterentwicklung keine der Stärken des Buches. Drei Sterne dafür.

Ich kann das Buch also nur mit Vorbehalt empfehlen. Für typische Krimi- und Thrillerfans ist es eher nichts, dafür ist es bei weitem nicht spannend genug. Es beinhaltet aber durchaus interessante Aspekte für die, die sich für den momentanen Stand von Wissenschaft und philosophischen Debatten zu den Themen Abschaffung des Todes und ewiges Leben und etwaige soziale Konsequenzen davon interessieren.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Empfehlung nur für Menschen mit Vorwissen über die DDR und die Wende

Verlassene Nester
0

Ich habe mich sehr darauf gefreut, das Buch "Verlassene Nester" von Patricia Hempel zu lesen und gemeinsam mit anderen in einer Leserunde zu diskutieren. Über die Leserunde bin ich sehr froh, denn sonst ...

Ich habe mich sehr darauf gefreut, das Buch "Verlassene Nester" von Patricia Hempel zu lesen und gemeinsam mit anderen in einer Leserunde zu diskutieren. Über die Leserunde bin ich sehr froh, denn sonst wäre mir das Weiterlesen noch schwerer gefallen, als das eh schon der Fall ist.

Mein Hintergrund: ich sehe mich durchaus als sehr gebildet und vielfältig interessiert an, bin allerdings aus Österreich und habe kein umfangreiches Vorwissen über die DDR und die Wendezeit. Gerne hätte ich mehr darüber gelernt. Andere Bücher zu diesem Thema haben es schon geschafft, mein Wissen und Verständnis für diese spezielle Zeit zu vertiefen. Von "Verlassene Nester" habe ich mich aber tatsächlich beim Lesen oft verlassen gefühlt. Das Buch ist voll mit Andeutungen in Bezug auf die DDR-Zeit, die aber meistens so unklar bleiben, dass sie sich allein durch das Lesen, ohne zusätzliche Gespräche oder Nachgoogeln, nicht erschließen. Das hat mich immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen, weil ich einfach verwirrt war und nicht verstanden habe, worum es geht. Dazu möchte ich sagen, dass ich seit vielen Jahren unzählige Bücher aus den verschiedensten Kulturkreisen und Zeitepochen lese, und den meisten gelingt es, neuartige Konzepte wesentlich besser bzw. überhaupt zu erklären, entweder eingebettet in die jeweilige Geschichte oder mit Fußnoten oder einem Glossar. Das ist bei diesem Buch nicht der Fall, hier habe ich das Gefühl, ich hätte Brücken zwischen meinem Vorwissen und der Geschichte gebraucht, die mir von diesem Buch aber leider nicht gebaut wurden. Deshalb kann ich es nur Lesenden mit umfangreicherem DDR-Vorwissen, als ich das habe, empfehlen, und das auch nur unter Vorbehalt.

Das Buch verspricht, die Atmosphäre in der Zeit nach der Wende spürbar werden zu lassen. Das gelingt teilweise, aber eben eher, wie oben beschrieben, für Lesende, die schon einiges darüber wissen. Die Charaktere, die im Buch vorkommen, sind überwiegend unsympathisch und nicht empathisch bis richtig manipulativ und gemein gegenüber unterlegenen und schwächeren (jüngeren Kindern, Tieren, schüchterneren Kindern,..), das gilt insbesondere für die beschriebenen drei jugendlichen Mädchen. Wenn ich aus diesem Buch also etwas über die Jugendlichen, die die DDR hervorgebracht hat, herauslesen möchte, dann zeichnet das kein positives Bild. Es kommen also nur relativ wenige Menschen vor, mit denen man sich beim Lesen einigermaßen identifizieren und mitfühlen kann. Ein "schönes" Buch war es zum Lesen also nicht, und aufgrund oben erwähnter Unzulänglichkeiten auch keines, das mich auf emotionaler oder historischer Ebene weitergebracht und gebildet hätte.

2,5 Sterne, die ich hier auf 3 Runde, aufgrund der durchaus interessanten Sprache mit guten Metaphern und vereinzelten Einblicken in eine grundsätzlich sehr interessante Zeit. Dadurch, dass ich das Buch gemeinsam mit anderen hier gelesen habe, habe ich durchaus etwas für mich daraus mitnehmen können. Ich bin aber insgesamt froh, es nun hinter mir lassen zu können. Schade darum.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Wiener Eliteschule, Gaming & Coming-of-Age

Echtzeitalter
0

Hat als Buch eines österreichischen Autors heuer den deutschen Buchpreis gewonnen. Es geht um Till, der eine Eliteschule in Wien besucht und den wir dabei bis zur Matura begleiten. Sehr genau und mit schönen ...

Hat als Buch eines österreichischen Autors heuer den deutschen Buchpreis gewonnen. Es geht um Till, der eine Eliteschule in Wien besucht und den wir dabei bis zur Matura begleiten. Sehr genau und mit schönen Sprachbildern wird der Schulalltag in dieser Eliteschule geschildert. Parallel dazu erleben wir auch Tills "Karriere" als einer der weltbesten Computerspieler... die in einer Parallelwelt zum Schulalltag abzulaufen scheint und dort nichts zählt. Für mich war besonders gut zu spüren, wovon der Autor des Buches wirklich viel Ahnung hat und was er gut beschreiben kann: die Wiener Eliteschule und die Welt der jugendlichen Computerspieler. Zu einem absoluten Nebenstrang verkommt hingegen der Tod von Tills Vater... hier hat sich für mich keine glaubwürdige Auswirkung auf Till im Buch gezeigt und das ist für mich eine der Schwächen des Buches. Außerdem plätschert es handlungsmäßig so dahin, ohne wirklichen Spannungsbogen mit Höhepunkt. Insgesamt aber dennoch ein interessantes und gut geschriebenes Buch mit vielen schönen Sprachbildern.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Sehr wichtiges und aktuelles Thema - Buch leider unzureichend lektoriert

Leading Mothers: Warum sich gerade Mütter eine Führungsposition zutrauen können
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Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich erfahren habe, dass zu so einem wichtigen und längst überfälligen Thema ein Buch erschienen ist. Ein Buch, das zeigt, wie Kompetenzen, die Frauen in der Mutterschaft ...

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich erfahren habe, dass zu so einem wichtigen und längst überfälligen Thema ein Buch erschienen ist. Ein Buch, das zeigt, wie Kompetenzen, die Frauen in der Mutterschaft erwerben können, aufs Berufsleben und insbesondere auch auf eine Führungsrolle umgelegt werden können.

Das Buch von Anette Lippert ist ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung. Anhand von der persönlichen Erfahrung der Autorin sowie Interviews mit anderen Müttern in Führungspositionen legt sie dar, wie durch Kindererziehung Skills in den Bereichen Projektmanagement, Empathie, Resilienz, Weiterentwicklung und Vision entwickelt werden können - und wie diese Skills professionell so kommuniziert werden können, dass sie von der Berufswelt auch verstanden werden.

Damit inspiriert das Buch dazu, die eigene Mutterschaft mit neuen Augen zu betrachten und auch selbst weiter zu überlegen, welche Skills man dabei tagtäglich übt und wie diese beruflich einsetzbar und kommunizierbar sein könnten.

Ginge es nur um die Relevanz des Themas und den Mut, sich endlich dafür einzusetzen, würde ich dem Buch volle fünf Sterne geben.

Leider wurde aber offensichtlich ausgerechnet beim Lektorat gespart: stellenweise wimmelt das Buch nur so von Rechtschreibfehlern. Begriffe wurden falsch oder unzureichend definiert, z.B. "Empathie bedeutet, alle mit Respekt zu behandeln" (das ist ein Aspekt, aber nicht die Definition von Empathie).

Auch hätten dem Buch einige wissenschaftliche Belege und Zitate anstelle streckenweise sehr plakativer persönlicher Meinungen (z.B. dazu, dass Kinder grundsätzlich keine Lust hätten, sich anzustrengen, wenn man sie nicht dazu bringt, was in so pauschaler Form wissenschaftlich nicht belegbar ist und auf ein fragwürdiges Menschen- und Kinderbild hindeutet) gut getan.

Diese teilweise sehr subjektiven Darstellungen kombiniert mit den Rechtschreibfehlern machen das Buch deutlich unglaubwürdiger und die gute Botschaft fast zunichte - schade darum.

Ich wünsche dem Buch eine neue Auflage mit einem sorgfältigeren Lektorat, das diese Dinge berücksichtigt.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Gehyped und überbewertet, sehr düster und ohne Charakterentwicklung

Yellowface
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Dieses Buch behandelt eine interessante Idee auf originelle Weise. Es ist eine heftige und spannende Geschichte, die viele der momentanen Zeitgeist-Themen kritisch untersucht: wann ist eine Geschichte ...

Dieses Buch behandelt eine interessante Idee auf originelle Weise. Es ist eine heftige und spannende Geschichte, die viele der momentanen Zeitgeist-Themen kritisch untersucht: wann ist eine Geschichte die eigene? Wann wird eine Geschichte zu der von jemand anderem? Wo beginnt und endet geistiges Eigentum? Wie sehr ist eine Geschichte von ihrer Autorin zu trennen? Wer darf welche Geschichten erzählen? Wie unfair ist der Buchmarkt? usw.

Es geht um June, eine unbekannte Schriftstellerin, die eine Rohversion eines Manuskripts ihrer gerade verstorbenen Bekannten, der Bestsellerautorin Athena, mitnimmt, überarbeitet, als eigenes ausgibt und sich immer mehr in dieser Geschichte verstrickt.

Das Buch ist ausschließlich aus der Perspektive von June geschrieben, einer sehr unsympathischen, moralisch fragwürdigen, gehässigen und unreflektierten Protagonistin, die sich im Laufe des Buches auch nicht entwickelt und nicht dazulernt. Das habe ich im Verlauf des Buches zunehmend als unangenehm empfunden. Mir ist klar, dass nicht alle Charaktere sympathisch sein müssen und auch unsympathische Charaktere können sehr authentisch sein.

Was ich mir von einem guten Buch aber schon wünsche, ist zumindest ein Mindestmaß an Charakterentwicklung, also, dass die Charaktere sich in irgendeiner Weise glaubhaft verändern und dazulernen, das ist hier nicht der Fall. June ist die am wenigsten reflektierte Figur, die mir jemals in einem Buch begegnet ist, und leider absolut nicht lernfähig. Das führt dazu, dass es am Ende fast weh tut, die ganze Zeit in ihrem Kopf zu sein.


Insgesamt ist es ein sehr negativer Blick auf die Buch- und Verlagswelt an sich, von dem ich glaube, dass er zwar sicher etwas Wahres an sich ist, aber hoffentlich nicht alleine das gesamte Bild darstellt.

Dieses Buch wird derzeit überall gehyped und promoted, in den meisten Buchhandlungen hat es prominente Platzierungen und auch im Internet sprechen alle darüber. Ich hatte durchaus hohe Erwartungen daran, die sich aber nicht erfüllt haben. Deshalb empfehle ich es nur unter Vorbehalt: es lohnt sich, es zu lesen, um mitreden zu können. Ein angenehmes oder sogar richtig gut geschriebenes Buch ist es aber meiner Einschätzung nach nicht, und hoffentlich auch keine authentische Darstellung des Buchmarktes.

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